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Die russische Nachrichtenagentur Rosbalt aus St. Petersburg veröffentlichte am 14. Februar unter der Überschrift „Der Planet steht vor einem finsteren Zeitalter“ (www.rosbalt.ru/2011/02/14/819074.html) das folgende Interview der Journalistin Julia Netesowa mit Lyndon LaRouche.
Einleitung: In diesen Tagen gibt es viele Diskussionen über die Ursachen der Proteste im Nahen Osten und in Nordafrika. Einige verweisen auf die Fehler der herrschenden Regime, andere auf die globale Krise. Der immer noch kontroverse amerikanische Aktivist und Politiker Lyndon LaRouche, Gründer einer Reihe von Organisationen, die zusammen die LaRouche-Bewegung bilden, und früherer mehrfacher Kandidat für die amerikanische Präsidentschaft, sagte Rosbalt in einem Interview, die Aufstände seien eine Folge der Machenschaften angelsächsischer Finanzkreise.
Netesowa: Was hat, Ihrer Meinung nach, die „Revolutionen“ in Tunesien, Ägypten und jetzt die Unruhen in Indien ausgelöst?
LaRouche: Was in diesen Ländern geschieht, ist keine nationale oder religiöse Krise. Es ist eine Weltkrise im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch des transatlantischen Teils der Weltwirtschaft, die sehr wohl die gesamte Menschheit in dieser Ära vernichtend treffen könnte, ähnlich dem, was in den finsteren Zeitaltern geschah.
Die gegenwärtige weltweite, allgemeine Zusammenbruchskrise der Wirtschaft ist vor allem das Resultat der drei wichtigsten Faktoren: a) der kombinierten Wirkung der Beseitigung des 1944 in Bretton Woods geschaffenen Systems fester Wechelkurse im August 1971, einer Veränderung, die den Weg für die verheerende Wirkung des 1971 von Lord Viktor Rothschild gegründeten Inter-Alpha-Bankensystems ebnete; b) 1999 die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes von 1933, das eine strikte Trennung der Geschäftsbanken von den spekulativen „Investmentbanken“ an der Wallstreet und in London vorschrieb; c) die Entscheidungen aus den Jahren 2007-2008 in den USA, welche die gegenwärtige, weltweite hyperinflationäre Spirale in Gang setzten, die den gesamten transatlantischen Sektor der Welt in die gegenwärtig unmittelbar bevorstehende Zusammenbruchskrise des monetaristischen Weltsystems gestürzt hat.
Netesowa: Wie begründet sind die Behauptungen, daß diese Ereignisse von den Weltmächten inszeniert wurden? Welche Länder oder welche Kräftegruppen hätten Ihrer Meinung nach die Mittel und den Willen, so etwas zu tun? Warum würden sie so etwas tun? Was können sie dabei gewinnen?
LaRouche: Nur zwei Mächte sind als Ursache der gegenwärtig explodierenden, weltweiten hyperinflationäre Spirale relevant: a) das Britische Empire, typisch verkörpert im Finanzkomplex des globalen Inter-Alpha-Systems, das jetzt vor einer globalen, allgemeinen kettenreaktionsartigen Zusammenbruchskrise steht; und b) das Unfähigkeit der Vereinigten Staaten unter der Herrschaft des britisch gesteuerten Marionetten-Präsidenten Barack Obama, die dringend notwendige Wiederinkraftsetzung des von 1933-1999 gültigen Glass-Steagall-Gesetzes zu beschließen, das die Trennung der Geschäftsbanken von den Investmentbanken vorschreibt...
Wenn diese offensichtlich radikale Reform nicht sehr bald als Notmaßnahme ergriffen wird, dann wird ein kettenreaktionsartiger Kollaps wie in Deutschland 1923 für alle Teile des Planeten in den kommenden Monaten unvermeidlich. Das ist eine Entwicklung, die sich schon jetzt beschleunigt.
Die Kombination der gegenwärtigen, hyperinflationären Spirale mit dem immer rascheren Einbruch der weltweiten Nahrungsmittelversorgung pro Kopf und pro Quadratkilometer warnt uns, daß ein Absturz in eine langanhaltende Periode eines planetaren „neuen finsteren Zeitalters“ schnell herannaht, wenn die derzeit üblichen Verhaltensweisen nicht sehr bald und plötzlich abgestellt werden.
Netesowa: Wie kommt es, daß die sozialen Medien zu Komplizen der internationalen Interessengruppen wurden?
LaRouche: Die sogenannten „sozialen Medien“ spielen eine Rolle, die an die Rolle von Orléans und Jacques Necker in der Französischen Revolution erinnert, aber bei weitem nicht so bedeutend ist. Die „sozialen Medien“ gehören den führenden internationalen Finanzinteressen, unter denen die Finanzparasiten Londons und des anglophilen Manhattan vorherrschen. Die „sozialen Medien“ gehören zu den typischen Werkzeugen der Kräfte, hinter denen Leute wie der britische Agent George Soros stehen.
Netesowa: Was kann man tun, um solche Ereignisse zu verhindern?
LaRouche: Erstens den Gegner genauer identifizieren. Zweitens die angemessenen plötzlichen Änderungen in den Finanzsystemen der Welt anregen und umsetzen - weg von den gegenwärtigen, hoffnungslos bankrotten monetaristischen Systemen durch eine „Verschwörung“ für feste Wechselkurse zwischen den neu geschaffenen Kreditsystemen führender und anderer souveräner Nationalstaaten. Die „Verschwörung“ ist unter den Füchsen zu finden, nicht unter den lauten Hähnen und gluckenden Hennen des Hühnerhofs. Die Schurken, die wir besiegen müssen, gehören zu den mächtigsten Finanzkartellen der Welt, nichts geringerem.
Unterdessen herrscht in Griechenland und den Nationen des Maghreb und der Nachbarregionen großer Hunger, während die Preise für Nahrungsmittel explosionsartig steigen und die Versorgung schrumpft. Die Aufstände sind ein Ausdruck zunehmend düsterer Aussichten und, wie die gewaltsame Französische Revolution, der verzweifelten Realität des Hungers.
Ich möchte betonen, daß noch nicht alles verloren ist, und daß es in der gegenwärtigen Lage diese Lösungen gibt, die helfen würden, die Dinge unter Kontrolle zu bringen und einen Erneuerungsprozeß in Gang zu setzen. Leider muß ich aufgrund meiner Beobachtungen bei persönlichen Kontakten mit führenden Regierungsleuten und in Verbindung mit den wissenschaftlichen Aktivitäten meiner Mitarbeiter sagen, daß zwar der Wunsch und die Möglichkeit dazu existiert, daß derzeit aber der notwendige Wille fehlt, diese Chance zu nutzen, um mit den notwendigen Reformen anzufangen.
Die gegenwärtige Krise hat sicherlich ihre ganz besonderen Ursachen. Das Grundproblem reicht zurück zu der Doktrin, die Nietzsche „schöpferische Zerstörung“ nannte, zunächst durch das Naziregime verkörpert und danach durch die transatlantische Politik des Kongresses für kulturelle Freiheit, der nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen wurde und die große strategische Besonderheit dieser Zeit, den „Kalten Krieg“ vorzeichnete. Leider hängt immer noch wie früher der Geist des Römischen Reiches über Europa.