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Neue Solidarität
Nr. 8, 23. Februar 2011

Zeit, den Sizilien-Tunesien-Tunnel zu bauen!

Ein Tunnels unter dem Mittelmeer zwischen Italien und Tunesien ist eines der Infrastrukturprojekte, die in einen „Marshallplan“ für Nordafrika aufgenommen werden sollten. Dies erklärte der Initiator des Projektes, Dr. Pietro La Mendola, am 16. Februar in einem Gespräch mit dem stellv. Movisol-Vorsitzenden Claudio Celani. Zusammen mit der geplanten Brücke über die Straße von Messina würde der Tunnel einen durchgehenden Infrastrukturkorridor von Tunesien nach Europa schaffen.

Das Tunnelprojekt wurde 2007 bei der Konferenz des Schiller-Instituts in Kiedrich von dem italienischen Ökonomen Nino Galloni vorgestellt (siehe Neue Solidarität 44/2007). Es würde in Tunesien 10.000 Arbeitsplätze schaffen, was viel dazu beitragen könnte, der Auswanderungswelle entgegenzuwirken, wegen der in Italien der Notstand ausgerufen wurde. Gegner des Tunnels argumentieren, dadurch würden Agrarprodukte aus Tunesien in Konkurrenz zu den Agrarprodukten Süditaliens treten, aber La Mendola hielt dem entgegen, schon mittelfristig würde die steigende Kaufkraft in Tunesien dies durch einen steigenden Absatz italienischer Waren in Tunesien ausgleichen.

Dank moderner Bautechniken sei es heute recht einfach geworden, einen Unterseetunnel zu bauen. Moderne Maschinen können monatlich 1,5 km Tunnel bohren, sodaß der Tunnel innerhalb von 60 Monaten fertiggestellt sein könnte. „Als Ingenieur muß ich mein Wissen über die Grabungstechniken alle drei Monate auf den neuesten Stand bringen“, sagte La Mendola, ein früherer Mitarbeiter der nationalen italienischen Forschungsbehörde ENEA. Er schlägt auch für die Straße von Messina einen Tunnel statt einer Brücke vor, weil es zehn Jahre dauern würde, eine Brücke zu bauen, während ein Tunnel schon in zehn Monaten fertiggestellt werden könne. „Aber eine Brücke ist sichtbar, den Tunnel sehen die Wähler nicht - denken die Politiker.“

Dr. La Mendola stimmte der Einschätzung zu, daß die Finanzierung eine politische Frage ist. Eine Option sei es, die Chinesen den Bau finanzieren zu lassen, wie beim Kanaltunnel zwischen England und Frankreich. Die beste Lösung wäre es jedoch, die Möglichkeiten zur Schöpfung nationalen Kredits, die durch den Euro abgeschafft wurden, wiederherzustellen. Der Euro, sagte La Mendola, sollte wieder zu einer Verrechnungseinheit werden, und man sollte den Nationen erlauben, wieder eigene Währungen auszugeben. Italien könne dann wieder an seine dirigistische Tradition der Staatsindustrien wie aus Zeit von Enrico Mattei anknüpfen.

La Mendola hat auch Projekte ausgearbeitet, wie man Teile der Sahara landwirtschaftlich erschließen könnte - u.a. für den Schott El-Dscherid in Tunesien oder das Neue Tal in Ägypten. Solche Projekte sind für die Entwicklung der jeweiligen Länder und für eine vom Menschen bewirkte Verbesserung des Klimas entscheidend.

So hat er beispielsweise ein in 1000 m Tiefe gelegenes Grundwasserreservoir in der Region Nubien in Ägypten untersucht und kam zu dem Schluß, daß man es anzapfen könnte, um auf einem Landstreifen von 200 km Länge und 50 km Breite grüne Oasen zu schaffen. Kritiker behaupten, das Reservoir würde dadurch eines Tages erschöpft, aber er ist der Meinung, daß das Wasser nicht verloren geht, sondern in den hydrologischen Zyklus gelangt, Niederschläge bewirkt und das Klima verändert. Es gebe zwei solche großen Untergrundseen, die vor 20.000 Jahren durch die Infiltration am alten Lauf des Nils entstanden seien. Diese Grundwasser-Reservoirs wurden vor allem von deutschen Experten untersucht.

Wenn solche Entwicklungsprojekte nicht sehr bald realisiert werden, sagte Dr. La Mendola, dann würde aus den jüngsten Ereignissen nur der Beginn einer Explosion Nordafrikas. Vor allem Ägypten sei zerstört worden - zuerst durch zwei verlorene Kriege, dann habe der Weltwährungsfonds dem Land den Rest gegeben.

ccc