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Neue Solidarität
Nr. 47, 23. November 2011

Dritter Weltkrieg oder Pazifische Allianz?

Strategie. Vertreter der LaRouche-Bewegung intervenierten bei einem Symposium an der Nationalen Militärhochschule in Washington.

Am 8. November nahmen Cody Jones und Liona Fan-Chiang an einem Symposium der National Defense University in Washington zum Thema „Eine große Strategie für Amerika schmieden“ teil. Wir gingen dorthin in der Absicht, Lyndon LaRouches Warnungen vor dem Marsch in einen Dritten Weltkrieg zu vermitteln und dieser Gefahr das Potential für einen weltweiten Aufschwung durch eine „pazifische Orientierung“ gegenüberzustellen. LaRouche betont, daß wir in einer Ära leben, in der „normale“ Kriege gar nicht mehr möglich sind. Wir müssen deshalb unseren Ansatz ändern, indem wir den Menschen geben, was ihnen fehlt. Wir müssen sie dazu bewegen, sich an die Lage anzupassen, indem wir ihnen zeigen, welche Potentiale es gibt.

Dazu muß der bisherige militärische Schwerpunkt zum Weltraum-Schwerpunkt verändert werden. Die Frage muß dabei sein: Wie schützen wir die Menschheit? Wir müssen die Bedrohungen aus dem erdnahen Weltraum betrachten - man denke beispielsweise an den Asteroiden, der erst in der vergangenen Woche relativ dicht an der Erde vorbeigeflogen ist. Es bestand diesmal noch keine Gefahr für die Erde, aber wir wurden daran erinnert, daß irgendwann solche Bedrohungen aus dem Weltraum kommen werden. Rußland hat das mit seinem Vorschlag einer SDE („Strategische Verteidigung der Erde“) aufgegriffen. Wir brauchen dazu ein Militär mit umfassenden Fähigkeiten - vor allem mit verstärkten Möglichkeiten im Bereich der „Ingenieurstruppen“. Können wir beispielsweise eine vorübergehende Basis auf dem Mars bauen?

Wir konnten im Laufe der Veranstaltung hiervon nur einen Teil vermitteln. Cody Jones kam bei einem Essen vor Militärs, Geheimdienstexperten, Vertretern des Verteidigungsministeriums (DoD) und Akademikern zu Wort, nachdem zunächst die Staatssekretärin für politische Fragen im DoD, Michele Flournoy, die Eröffnungsrede gehalten hatte, ohne etwas Substantielles zu sagen. Jones sagte, nach dem derzeitigen Zusammenbruch des transatlantischen Finanzsystems könne man zwei verschiedene Wege einschlagen. Der bessere sei eine pazifische Allianz mit Rußland und China auf der Grundlage einer Zusammenarbeit in moderner Wissenschaft und Industrie, wofür der russische Vorschlag der SDE in der Tradition der amerikanischen SDI typisch sei - Cody sprach in dem Zusammenhang auch die Fortschritte in China an, insbesondere im Bereich der Kernkraft und der Weltraumforschung. Der andere Weg führe über eine amerikanische Unterstützung für einen Militärschlag gegen den Iran in einem direkten Konflikt mit Rußland und China und somit in einem Atomkrieg.

Die Rednerin antwortete, sie glaube nicht, daß dies die einzigen politischen Alternativen seien, und gab noch einige nichtssagende Bemerkungen von sich. Aber während das die offizielle Reaktion war, waren die Reaktionen in den privaten Gesprächen ganz andere: Die Kriegsgefahr aufgrund der wachsenden Spannungen im Zusammenhang mit dem Mord an Muammar Gaddafi und den Drohungen gegenüber dem Iran waren den Teilnehmern sehr wohl bewußt, und deshalb gab es breite Zustimmung, daß der Mangel einer öffentlichen Debatte hierüber beängstigend ist. Doch trotz dieser inoffiziellen Zustimmung lösten Codys Äußerungen vor allem schockierte Gesichter und viel Unruhe aus - so, als sei dies etwas, was niemand laut aussprechen dürfe.

Eine zweite Möglichkeit, in die Diskussion einzugreifen, bot sich nach einem Vortrag von Dr. Michael Mandelbaum, Leiter der Fakultät für amerikanische Außenpolitik an der Johns Hopkins University, der einigen Unsinn über Amerikas „gegensätzliche Identitäten“ erzählte. Seiner Meinung nach seien die USA die Weltregierung, und man müsse vor allem die Unterstützung der US-Bevölkerung für diese Rolle aufrechterhalten, während man gleichzeitig Kürzungen bei den Renten und im Gesundheitssektor vornimmt, was für den Abbau des Haushaltsdefizits unumgänglich sei.

Auch diesen Redner konnte Jones in einige Aufregung versetzen, indem er sich zunächst als Mitarbeiter LaRouches vorstellte, dann erklärte, der Vortrag sei beunruhigend, und ihn dann darauf hinwies, daß er eine entscheidende Identität der Vereinigten Staaten ausgelassen habe: daß Amerika nämlich ein Pionierland ist - von der Besiedelung des „Wilden Westens“ bis hin zur Landung auf dem Mond -, wobei man die Grenzen des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts immer weiter hinausschob. Diese Vision und Perspektive sei in dem Vortrag überhaupt nicht erwähnt worden. Mandelbaum versuchte, mit einigen sophistischen Bemerkungen schnell über die Frage hinwegzugehen. Aber etliche im Publikum, darunter sowohl Militärs als auch Vertreter anderer Regierungsinstitutionen, reagierten durchaus positiv auf diese Intervention.

Insgesamt wurde deutlich - und dies wurde in etlichen Vorträgen auch ganz direkt angesprochen -, daß „eigentlich niemand weiß, was man unter einer ,großen Strategie’ versteht oder wie man sie definiert“. Der Leiter einer der Diskussionsrunden ging sogar soweit, die Referenten zu fragen, „wer dafür zuständig ist, die große Strategie für Amerika zu definieren“, was mit peinlichem Schweigen beantwortet wurde, weil niemand darauf eine klare Antwort geben konnte. Für die Vertreter des Militärs und der Regierungsinstitutionen, die niemals unter einer wirklichen Führung gearbeitet haben und niemals von einer optimistischen Missionsorientierung für die Nation regiert wurden (wie es einst unter Lincoln, Roosevelt oder Kennedy geschah), sondern nur von einer britischen Marionette, die es für richtig hält, die Weltbevölkerung zu reduzieren, ist es kaum möglich, auf diese Frage eine Antwort zu geben.

So kam, wie in diesem Vakuum zu erwarten war, die einzige andere Perspektive für eine ,große Strategie’ von Imperialisten. Und egal, ob sie bereit waren, dies einzugestehen oder nicht: der einzige mit einer Antwort auf die wiederholte Forderung nach einer historische Strategie mit einer Entwicklungsperspektive für die kommenden 50 oder 100 Jahre ist Lyndon LaRouche. Es ist klar, daß unsere Rolle bei der Mobilisierung gegen einen Dritten Weltkrieg und für eine wirkliche Mission für Amerika und die ganze Menschheit einzigartig und unverzichtbar ist.

ccj