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Neue Solidarität
Nr. 45, 9. November 2011

Sieben Milliarden Menschen:
Willkommen - Aber Sarkozy muß gehen!

Von Jacques Cheminade

Anläßlich der Nachricht, daß die Weltbevölkerung die 7-Milliarden-Grenze überschritten hat, veröffentlichte der französische Präsidentschaftskandidat Jacques Cheminades am 31. Oktober 2011 die folgende Erklärung.

Ich freue mich über die Geburt des siebenmilliardsten Menschen, ist das doch der Beweis für die Fortschritte von Wissenschaft, Hygiene, Medizin und Ernährung. Das immer weiter wachsende Wirken des menschlichen Geistes und seiner Schöpferkraft bei der Entwicklung der Biosphäre - der russische Biogeochemiker WladimirWernadskij nannte es eine „neue geologische Kraft“ - widerlegt die Behauptungen einer fehlgeleiteten Ökologie, die im Menschen eine Gefahr für die Natur sieht.

Ich muß jedoch zusammen mit meiner Freude auch eine Warnung aussprechen. Heutzutage beherrscht eine Finanzoligarchie die Weltwirtschaft und will überall eine zerstörerische Politik der Einschränkung durchsetzen, indem sie die Behauptung verbreitet, die begrenzten Ressourcen des Planeten machten eine Entvölkerung erforderlich. Indem diese Oligarchie die Grundlagen der produktiven Wirtschaft zerstört und eine hyperinflationäre Geldpolitik zur Rettung ihrer Finanzinstitute betreibt, steuert sie direkt auf einen Krieg aller gegen alle zu, in einer Welt, deren Ressourcen künstlich begrenzt wurden.

Wenn wir uns dieser Oligarchie nicht in den Weg stellen, wird ein mörderischer Malthusianismus über unseren Planeten herrschen. Paul Ehrlich1, Jonathan Poritt und Barack Obamas Wissenschaftsberater John P. Holdren fordern alle eine Bevölkerungskontrolle, und in Großbritannien erheben sich zahlreiche Stimmen, die sogar eine Verringerung der Weltbevölkerung auf eine oder zwei Milliarden herbeiwünschen.

Das mag manchen seltsam, vielleicht sogar unglaublich erscheinen. Aber mit einem Augenblick des Nachdenkens läßt es sich verstehen. Das Finanzimperium der City und der Wallstreet stützt sich heute auf eine Pyramide von Geld, die größtenteils aus unrechtmäßigen Schulden besteht. Eine derartige Situation bedeutete immer in der Geschichte, und besonders im 20. Jahrhundert, Krieg: Um ihre Macht zu erhalten, schürte die Finanzoligarchie immer wieder Krieg zwischen ihren potentiellen Gegnern, in der Hoffnung, daß dann keiner mehr eine Herausforderung an ihre Macht darstellen würde. Gestern war es der Balkan, heute ist Westasien der Strohballen, an dem sich die Flamme des Krieges zu entzünden droht, wie Jean Jaurès 1914 schrieb.

Der von Nicolas Sarkozy eingeschlagene Kurs, seine Europapolitik ebenso wie seine Kompromisse mit dem Britischen Empire, macht seine Macht illegitim, wenn man die von Charles de Gaulle beschworene Mission und Vision Frankreichs zum Maßstab nimmt. Die Geburt des siebenmilliardsten Menschen sollte mit seinem Sturz zusammenfallen, damit unser Augiasstall ausgemistet wird.

Es wird Zeit, daß die Politiker sich des tragischen Charakters unserer Lage bewußt werden und sich die zerstörerischen Interessen vorknöpfen, die uns in den Abgrund ziehen, statt Hyperinflation zu schüren und alles erstickende Austerität zu betreiben. Wie glücklich wäre die Welt über ein System produktiven Kredits und fester Wechselkurse, das ein Ende der Finanzdiktatur und den Aufbau langfristiger großer Infrastrukturprojekte zur Verbesserung von Mensch und Natur möglich macht! Das könnte der Beginn einer neuen Ära sein, in der wir das verlorengegangene Prinzip der Gastfreundschaft und die Freude am Einsatz der schöpferischen Fähigkeiten für das allgemeine Wohl zurückgewinnen. Dann können wir mehr als hundert Jahre alt werden, wie uns Professor Etienne-Emile Baulieu versichert, und zukünftigen Generationen in der Form grundlegender Entdeckungen von Generation zu Generation mehr als unser körperliches Dasein hinterlassen. Unser heutiger Kampf soll nicht nur die Geburt des siebenmilliardsten Erdenbürgers ehren, sondern auch die zukünftiger Generationen, die besser sein werden als wir und die sich das geistige und physische Universum jenseits der uns heute gegebenen Möglichkeiten aneignen werden. Sollten wir uns nicht dementsprechend mobilisieren können, dann wird die Menschheit sich selbst zerstören.


Anmerkung

1. Gemeint ist der 1932 geborene amerikanische Autor des Buches Die Bevölkerungsbombe, nicht der deutsche Physiologe und Mediziner (1854-1915).