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Forschung. 30 Staaten und mehr als 70 Institute und Organisationen in aller Welt unterzeichneten die Vereinbarung für das Globale Internationale Beobachtungssystem, die von Rußland ausging.
Nach dem verheerenden Erdbeben vom März in Japan forderten Lyndon LaRouche und seine Mitarbeiter weltweit koordinierte Anstrengungen zur Beobachtung verschiedener Erdbeben-Frühwarnzeichen und anderer Phänomene, um Erdbeben, Vulkanausbrüche und andere Naturkatastrophen besser vorhersagen zu können. Auf Betreiben Rußlands wird nun tatsächlich eine entsprechende Organisation gebildet.
In einem Interview mit EIR am Rande des Internationalen Astronautischen Kongresses in Kapstadt Anfang Oktober beschrieb der frühere Leiter der russischen Weltraumagentur Roskosmos, Anatoli Perminow, ein Programm zur systematischen Nutzung der heute verfügbaren Technologien zur Vorhersage solcher Naturkatastrophen. „Ich bin einer der Vorsitzenden der Komitees für das Globale Internationale Beobachtungssystem, das ,System der Systeme’“, sagte er. „Die Vereinbarung wurde von 30 Staaten und mehr als 70 Instituten und Organisationen in aller Welt unterzeichnet.“
Auf der Konferenz präsentierte das Komitee einen Bericht über die Fortschritte seiner Arbeit in den letzten zwei Jahren und über die Pläne für das kommende Jahr. Perminow betonte:
„Diese Arbeiten sind sehr wichtig und notwendig, denn in den letzten neun Jahren sind bei verschiedenen Katastrophen - natürlichen und von Menschen verursachten - mehr Menschen ums Leben gekommen als im ganzen 20. Jahrhundert. Können Sie sich das vorstellen? Es ist schwer zu erklären, warum das so ist. Vorhersagen sind also sehr wichtig. Es gibt fünf große Beobachtungssysteme. Alle Notstandsbehörden, auch in Rußland, beginnen mit ihrer Arbeit, nachdem der Katastrophenfall eingetreten ist - sie bergen die Toten. Darum sind Vorhersagen so wichtig.
Wir hatten eine Vorhersage für den japanischen Tsunami, sieben Stunden bevor er eintrat, aber wir wußten nicht, wen wir benachrichtigen sollten. Es gab keine solche Stelle. Aber jetzt sind alle notwendigen Abkommen zwischen russischen und japanischen Notstandsbehörden unterzeichnet. Wenn wir das vorher gehabt hätten, hätte man 82.000 Menschen retten können. Deshalb ist es wichtig, eine Methode zu schaffen, mit der man Vorhersagen machen kann, statt nur zu beobachten. 30-40 Prozent der Wissenschaftler behaupten, Vorhersagen zu machen, sei unmöglich. Wir sagen, es ist möglich, besonders im Falle solch schlimmer Ereignisse wie Erdbeben.“
Der Geophysiker Kosuke Heki von der Universität Hokkaido hat gegenüber der Webseite Our Amazing Planet Einzelheiten der Vorhersage des Tsunamis erläutert. Er sagte: „Bevor wir auf dieses Phänomen stießen, dachte ich nicht, daß man Erdbeben überhaupt vorhersagen kann. Nun denke ich, daß große Erdbeben vorhersagbar sind.“ Das Phänomen, auf das er sich bezog, waren Störungen in der Ionosphäre, die wohl schon vor dem Tohoku-Erdbeben, das Japan im März traf, ausgelöst wurden. Die Störungen durch elektrisch geladene Partikel in der Ionosphäre führten zu Anomalien in den Signalen der GPS-Satelliten an die Empfänger am Erdboden, die von Wissenschaftlern gemessen werden können. Prof. Heki analysierte die Daten von mehr als 1000 GPS-Empfängern in Japan und stellte über dem Erdbebengebiet eine Steigerung des Elektronengehalts in der Ionosphäre um 8% fest - und zwar 40 Minuten vor dem Beben. Die Veränderung war um das Epizentrum des Bebens am größten und nahm mit wachsender Entfernung davon ab. Prof. Heki schließt daraus, daß Erdbeben vorhergesagt werden können, wenn die betreffenden Nationen in der Lage sind, Veränderungen in der Ionosphäre in der Nähe der Erdbebenregion in Realzeit zu verfolgen.
Aus Rußland kommt noch ein weiterer Vorschlag für ein verwandtes Projekt, genannt die „Strategische Verteidigung der Erde“ (SDE). Nach einem Bericht der Zeitung Kommersant, den zahlreiche russische Medien aufgriffen, möchte die Regierung den Stillstand in den Verhandlungen über das geplante US-Raketenabwehrsystem in Osteuropa durch einen alternativen Plan überwinden. Dieser Plan, die SDE, sieht ein gemeinsames Abwehrsystem vor, das in der Lage ist, den ganzen Planeten sowohl vor der Bedrohung durch Raketen als auch vor Gefahren aus dem Weltraum, z.B. durch Asteroiden, zu schützen.
Das Projekt liefe auf eine umfassende wissenschaftliche und technische Zusammenarbeit hinaus, wie sie LaRouche schon 1982 in seinem Plan für eine amerikanisch-sowjetische Zusammenarbeit zur Beendigung der Ära der „Gegenseitig gesicherten Zerstörung“ (MAD) ins Auge gefaßt hatte. Die dann von US-Präsident Ronald Reagan im März 1983 vorgeschlagene Strategische Verteidigungsinitiative (SDI) war eine abgeschwächte Version von LaRouches Vorschlag.
Einzelheiten des russischen Vorschlags sind noch nicht bekannt, aber es wurde bestätigt, daß dieser im Rahmen der laufenden Gespräche Rußlands mit den USA und der NATO vom russischen Botschafter bei der NATO, Dmitrij Rogosin, auf den Tisch gebracht wurde. Die Gespräche stocken derzeit, weil Washington nicht garantieren will, daß sich die Raketenabwehrstellungen in Europa nicht gegen die russischen Atomstreitkräfte richten.
Wie Russia Today am 18. Oktober berichtete, geht es in der russischen Initiative darum, „den Fokus auf die Abwehr von Bedrohungen aus dem Weltraum zu richten, statt nur auf Raketen... Es wäre eine Verbindung der Verteidigung gegen Flugzeuge, Raketen und Weltraumgefahren. So würde sich das System gegen mögliche Bedrohungen der Erde aus dem Weltraum richten, wie Asteroiden, Kometenteile und andere Fremdkörper... Das System sollte in der Lage sein, den Weltraum zu beobachten und alle gefährlichen Objekte zu zerstören, wenn sie sich unserem Planeten nähern.“
Voice of Russia unterstützte die Verhandlungen mit der NATO. „Der europäische Raketenschutzschirm wird angeblich gegen mögliche Bedrohungen aus dem Nahen Osten und aus Nordkorea geschaffen, was viele immer noch als Stoff für Science Fiction à la ,Krieg der Sterne’ betrachten. Realer ist jedoch eine mögliche Begegnung der Erde mit einem Asteroiden oder einem Kometenfragment, und das kann durch die bestehenden Weltraumkapazitäten Rußlands und der Vereinigten Staaten gelöst werden.“
Berichten zufolge interessiert sich Präsident Dmitrij Medwedjew für den Vorschlag und hat Rogosin und den Assistenten des Präsidenten Sergej Prichodko angewiesen, die Initiative weiterzuverfolgen.
eir