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Neue Solidarität
Nr. 40, 5. Oktober 2011

„Ein Planet ist nicht genug!“

Weltraumforschung. Bei einer Pressekonferenz sprachen Weltraumfahrer der NASA, der ESA und Rußlands über die Notwendigkeit der Raumfahrt für das Überleben der Menschheit.

Mit Enthusiasmus reagierten der NASA-Astronaut Donald Pettit, der russische Kosmonaut Oleg Kononenko und der ESA-Astronaut André Kuipers - die bei einer der nächsten Missionen die Crew der Internationalen Weltraumstation ISS bilden werden - am 20. September auf einer Pressekonferenz auf die Fragen zweier Vertreter des Wissenschaftsmagazins der LaRouche-Bewegung, 21st Century Science & Technology, nach der Zukunft der Weltraumfahrt. In einer sehr lebendigen Diskussion forderten die Raumfahrer, die alle auch Wissenschaftler sind, die menschliche DNS auf andere Planeten zu bringen - das sei eine Frage des Überlebens (Pettit) -, Bergbau auf dem Mond zu betreiben, das Sonnensystem zu kolonisieren (Kuipers) und andere Galaxien zu erforschen (Kononenko).

Die drei sollen voraussichtlich am 26. Dezember an Bord einer Sojus TMA-03M vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan aus zur ISS starten. Vor ihnen soll noch eine weitere Crew zur ISS starten, die am 14. November dort eintreffen wird; einige Tage später wird dann die jetzige ISS-Crew zur Erde zurückkehren.

Allerdings sind infolge Präsident Barack Obamas krimineller Einschnitte im amerikanischen Raumfahrtprogramm und des Mangels an einsetzbaren Technologien anderer Nationen die russischen Raketen und Sojus-Module derzeit die einzige verbliebene Möglichkeit, bemannte Starts in den Weltraum durchzuführen. Wenn es beim Sojus-Start im November ein Problem gibt, dann wird die ISS zum ersten Mal nach mehr als zehn Jahren wieder unbemannt sein, sobald die derzeitige Mannschaft zur Erde zurückkehrt.

Die meisten Fragen bei der Pressekonferenz betrafen technische Fragen zum Einsatz der Crew oder über die Art und Weise ihrer Zusammenarbei. 21st Century lenkte die Diskussion dann jedoch auf die tiefergehende Frage der menschlichen Unsterblichkeit und des Überlebens unserer Gattung, das eng mit der bemannten Raumfahrt zusammenhängt.

Mit Blick auf die von Lyndon LaRouche vorgeschlagene Drei-Mächte-Allianz USA-Rußland-China fragte der 21st Century-Vertreter Ian Overton den Kosmonauten Kononenko:

„Die Vereinigten Staaten und Rußland haben eine lange Geschichte der Zusammenarbeit in nationalen strategischen Missionen, von den transkontinentalen Eisenbahnen bis - hoffentlich - noch weit in Zukunft hinein. Deshalb habe ich die folgende Frage: Was sehen Sie als Richtung der künftigen langfristigen Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten, Rußland und auch China in der Weltraumforschung und insbesondere der bemannten Raumfahrt?“

Kononenko, Ingenieur und eifriger Sportler, antwortete: „Der Weltraum war lange Zeit eine Sportarena, wo alle Beteiligten zeigten, wie schnell oder groß sie sind. Ich denke, die Zukunft der Weltraumforschung kann nur in der gemeinsamen Forschung liegen, und wir werden Missionen in die Weiten des Weltraums nur durchführen können, wenn wir zusammenarbeiten. Ich denke also, die Zukunft liegt in der Zusammenarbeit.“

Die Galaktische Frage

Die nächste Frage kam von Juliette Lamoreux, ebenfalls von 21st Century, und löste eifrige Diskussionen aus: „Wie denken Sie über die potentielle Gefahr des zyklischen Massenaussterbens von Arten alle 62 Millionen Jahre, das es auf der Erde gibt, und wie sollte die Menschheit mit dieser größeren galaktischen Frage umgehen?“

Die Frage brachte Leben in die Pressekonferenz, weil sie die große Leidenschaft der Astronauten für Entdeckungen und für das „Wunder vollbringen“ anrührte, die jeder, der das Weltraumprogramm kennt und liebt, schon oft erlebt hat. Alle drei Astronauten antworteten auf die Frage.

„Ich will auf die galaktische Frage eingehen“, meldete sich der Astronaut Pettit: „Ich bin fest davon überzeugt, daß ein Planet nicht genug ist. Und ich würde sagen, daß man den letztendlichen Grund für die Weltraumforschung von den Dinosauriern lernen kann. Wenn die Dinosaurier den Weltraum erforscht hätten, wenn sie andere Planeten kolonisiert hätten, dann lebten sie heute noch. Für mich ist das letztendlich der Grund, warum wir Menschen, wenn wir über einen Zeitraum von 10 oder 20 Millionen Jahren leben wollen, unsere DNS auf mehr als einen Planeten bringen müssen!“

Pettit, ein Chemieingenieur, hat bereits zwei Einsätze im Weltraum hinter sich, darunter einen sechsmonatigen Aufenthalt in der ISS 2002-03. Damals wurde er bekannt durch seine Filmserie „Wissenschaft am Samstagmorgen“, wo er zeigte, wie sich Flüssigkeiten in extrem geringer Schwerkraft verhalten. Er nahm auch an einer Expedition in die Antarktis zur Suche nach Meteoriten teil.

Kononenko griff Pettits Bemerkungen mit einem breiten Lächeln auf: „Ich denke, die Menschheit wird immer mit dem Problem der Ressourcen konfrontiert sein. Die Menschheit wird also nach zusätzlichen Hilfsmitteln zur Sicherung ihrer Existenz suchen müssen. Und ich denke, es wird dringend notwendig sein, andere Galaxien und andere Planeten zu erforschen.“

Kononenko ist Ingenieur und hat an der TskB-Progress-Fabrik in Samara (Kuybyschew), wo die Raketen gebaut werden, die die Sojus-Module zur ISS bringen, Teams geleitet, die Systeme für die Stromversorgung im Weltraum entwickelten. Auch er hat Weltraumerfahrung und machte während eines 199-tägigen Aufenthalts in der ISS 2008 zwei Weltraumspaziergänge.

Auch der holländische Physiker und ESA-Astronaut Kuipers lächelte und wies auf die historische Perspektive hin: „Es gibt uns [den Menschen] erst seit sehr kurzer Zeit. Und wenn wir in kosmischen Begriffen denken - ich weiß nicht, wer das zuerst gesagt hat, aber wir stehen am Ufer des Ozeans, und haben bisher nur mit unserem Zeh das Wasser berührt. Aber es gibt einen ganzen Ozean zu entdecken!“

Dann gab Kuipers einen Beweis der allein dem Menschen angehörenden Fähigkeit, über das eigene Leben hinaus zu denken, was ja durch die Weltraumforschung gefördert wird. Er sagte: „Wenn man aus der Zukunft auf unsere Zeit zurückblickt, wird man den Sputnik sehen, Gagarin, Armstrong, die erste Basis auf dem Mars - die Weltraumstation wird man übergehen, denn das wird normal sein, es wird mehrere solche Basen geben. Industrialisierung, Bergbau auf dem Mars - all das wird kommen. Ich bin sicher, daß die Menschheit sich im Sonnensystem ausbreiten wird, und wer weiß wie weit darüber hinaus.“

Die Pressekonferenz wurde über NASA-TV live übertragen und ist dort auch archiviert.

21st Century

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