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Neue Solidarität
Nr. 4, 26. Januar 2011

NAWAPA-Planung ist eine Lebensaufgabe

LPAC-TV hat am 3. Januar den amerikanischen Projektmanager Wayne Voelz interviewt, der bereits Anfang Dezember 2010 auf einer LPAC-Konferenz zur Nordamerikanischen Wasser- und Stromallianz (NAWAPA) im kalifornischen Pasadena gesprochen hatte. Im diesem Interview erläutert er im einzelnen die für das NAWAPA-Projekt erforderlichen organisatorischen Strukturen. Es folgt ein Auszug aus dem Gespräch. Das englische Original finden Sie unter http://www.larouchepac.com/node/17082.

Frage: Wenn all das in Gang kommt, welchen Nutzen wird das Land davon haben?

Voelz: Es wird sofort Schluß sein mit der Flaute, mit der wirtschaftlichen Talfahrt, in der wir uns befinden. Sobald das eintritt, wird sich die Lage vollständig ändern. Wenn die Vorbedingungen geschaffen sind, wo wir endlich sagen können: „Ah, jetzt können wir etwas anpacken und uns in eine positive Richtung bewegen!“ - das wäre meines Erachtens unmittelbar der Moment, auf den wir warten, um wieder aufatmen zu können.

Das ist so wie mit den zwei Bussarden: Zwei Bussarde sitzen irgendwo auf einem Baum, und ein Bussard sagt zu dem anderen: „Man muß nur Geduld haben.“ Der andere Bussard sieht ihn an und sagt: „Verdammte Geduld! Laß uns einfach losfliegen und etwas zur Strecke bringen!“

Ein Großteil von uns im Land ist lange geduldig gewesen, doch jetzt erkennen wir, daß das nicht die Lösung sein kann. Selbst im neuen Kongreß ist die Tendenz sichtbar, sich zurückzulehnen und abzuwarten, was passiert. Besonders aus konservativer Sicht hofft man darauf, da bin ich sicher, daß jemand hingeht und die Ausgaben zusammenstreicht und man so alles „unter Kontrolle“ bekommt. Das läuft letztlich darauf hinaus, ein massives Sparprogramm in Gang zu setzen, während die Banken uns weiter ausbluten. Vielleicht ist das nicht die beste Art es auszudrücken, aber offensichtlich kommt von ihnen keinerlei Kooperation; sie tun genau das Gegenteil.

Das wäre die kurzfristige Sicht. Aber [mit der Umsetzung von NAWAPA zu beginnen], wäre eine große Sache. Das wäre schon etwas! Allein zu sagen: „Wir kooperieren mit Kanada, und sie würden uns Wasser verkaufen.“ Mein lieber Freund, das wäre ein riesiger Umschwung.

Frage: Ich denke, man sollte damit beginnen, in der Regierung aufzuräumen. Das steht zwar nicht in diesem Diagramm [Abb. 1], ergibt sich aber daraus.

Voelz: Ja, das ist vorrangig. Man muß diese Leute weiter im Blick haben, und man muß den Bauprozeß weiter erläutern; das hilft, um ihn mit Leben zu erfüllen. Selbst diese kleine Graphik hilft, ihn mit Leben zu erfüllen. Denn Leute fragen sich: „Wie geht es los? Wie wollen wir vorgehen? Die ganze Sache ist so groß, wo fangen wir an?“

Abb. 1: Organisationschema für die Planung und Durchführung von Großprojekten.

Frage: In der Tat: Wo fangen wir an?

Voelz: Jedes Projekt braucht eine Art organisatorische Struktur. Es gibt immer eine bestimmte Abfolge von Schritten, die sich mit Hilfe der Netzplanmethode bestimmen lassen. Auf diese Weise werden die verschiedenen Komponenten und Tätigkeiten festgestellt und in eine zeitliche Abfolge eingeordnet; daraus ergibt sich die Dauer der Tätigkeiten. Man gibt ein Ziel für das Projekt vor, und letztlich wollen wir es ja funktionell so schnell wie möglich in Gang bringen.

Ein Netzplan ist somit von unschätzbarem Wert. Ich weiß nicht, ob es ein vergleichbares System gibt. Aber man braucht ein solches Organisationssystem, wenn man irgendwie effizient sein will oder verstehen will, wohin es geht und wie man dorthin kommen soll.

Was zuerst?

Frage: Sobald Obama aus dem Amt entfernt und ein Trennbankensystem eingerichtet ist, können die Kredite für NAWAPA zu fließen beginnen. Was soll dann zuerst geschehen?

Voelz: Um mehr Klarheit zu gewinnen, muß man meines Erachtens verstehen, daß zunächst viele Vorbedingungen erfüllt sein müssen. Natürlich muß man die einzelnen Komponenten identifizieren, denn es handelt sich um etwa 350 einzelne oder unabhängige Bauprojekte - mehr oder weniger.

Als erstes muß man diese in einen Bewertungsprozeß einbringen, d.h. eine Vorstellung davon bekommen, wie sie in das gesamte System hineinpassen. Letztlich muß man die Komponenten mit der längsten Bauzeit herausfinden, die das Tempo für alles andere vorgeben: Was dauert am längsten zu bauen? Um sich davon ein Bild zu verschaffen, braucht man zuerst einmal ein Team von Leuten. Das Ablaufdiagramm hier ist nur ein Beispiel, um ein Gefühl dafür zu entwickeln.

Aber zuallererst muß man ein Management-Team zusammenstellen. Ich denke, auf amerikanischer Seite sollte dies in erster Linie vom Pionierkorps der Armee [US Army Corps of Engineers] angeführt werden, und auch die kanadischen Pioniere werden offensichtlich eine große Rolle spielen. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, daß wir gleich am Anfang mit Kanada eine Art Abkommen schließen, Wasser an die USA und Mexiko zu verkaufen.

Dann müssen Steuerungssysteme eingerichtet werden. Zunächst braucht man eine Grundkontrolle, wobei man von einer Art zentraler Kommandostelle operieren muß. Dann muß man die Systemanbieter ausfindig machen, die vor allem die benötigte Hardware, aber auch einige Software liefern werden.

Frage: Das wären Firmen, die all das herstellen und liefern können?

Voelz: Genau. Das ist Aufgabe des Management-Teams. Seine erste Aufgabe wäre, die Systeme herauszufinden, die eingesetzt werden sollen. Es müssen Gespräche mit großen Systemlieferanten geführt werden. Ich würde mich wahrscheinlich auch um Beiträge der NASA bemühen, oder vielleicht der Autoindustrie. Es müssen ja unglaublich viele Komponenten zusammengeführt werden, was einen Prozeß „fertigungssynchroner Lagerhaltung“ [„Just-in-time“] erfordert, so daß die Dinge rechtzeitig dort ankommen, wo sie gebraucht werden.

Ich bin mir sicher, daß die Software und die Hardware verfügbar sind. Wahrscheinlich müssen sie nach Bedarf angepaßt und modifiziert werden. Ein so gewaltiges System muß auf Zusammenarbeit basieren, so daß die Mitwirkenden - die verschiedenen Zulieferer, Bauunternehmen usw. - Zugang zu bestimmten Bereichen des Systems, den Zeitabläufen, der Planung, den Daten haben.

Frage: Sie denken somit an eine lebendige, virtuelle Karte des zeitlichen Rahmens und all der unterschiedlichen physischen Prozesse, die an den Baustellen für NAWAPA zusammenkommen müssen?

Voelz: Genau. Das ist von Anfang an ein interaktiver, kollaborativer Prozeß mit Hilfe der Netzplantechnik, wenn wir im Schnellverfahren arbeiten, was wir tun sollten. Ich befürworte das Schnellverfahren. Warum auch nicht? Es gibt viele gute Gründe dafür; letztlich wollen wir doch so schnell wie möglich ans Ziel kommen. Mit dem Schnellverfahren werden außerdem mehr Leute in einem engeren Zeitrahmen Beschäftigung finden.

Natürlich müssen auch Finanzierung, Buchführung und eine Gruppe von Verwaltungsleuten vorhanden sein. Ich würde zu einer zentralen Auftragsvergabe neigen, anstatt ganze Bereiche des Projekts an einen großen Generalunternehmer zu vergeben. Ich meine, man sollte lieber dazu übergehen, direkte Verträge mit den Materiallieferanten, den Transportunternehmen usw. zu schließen, so daß die primäre Vertragsverwaltung von der zentralen Kontrollstelle ausgeht.

Beim Schnellverfahren wird man nicht die Möglichkeit haben, Wettbewerbsangebote einzuholen. Eine der Herausforderungen beim Schnellverfahren wird sein, kompetente Unternehmer zu finden, denen man vertrauen kann und mit denen man einen vernünftigen Vergütungsmechanismus vereinbart. Man wird dabei üblicherweise nach der Kostenaufschlagsmethode vorgehen, wobei die Material- und Arbeitskosten ersetzt und ein bestimmter Prozentsatz als Vergütung oder Gewinn vereinbart wird.

Anfangsphase von NAWAPA

Frage: Können die Bauvorbereitungen bereits während dieser organisatorischen Phase beginnen?

Voelz: Durchaus. Als nächstes brauchen wir natürlich die Daten, die an die Ingenieure weitergegeben werden. Das ist im Grunde ein ständiger Prozeß des Entscheidens und Planens. Bevor es mit dem Bauen los gehen kann, müssen alle Vorbedingungen erfüllt sein. Das erste, was ich tun würde - und dem würden sicherlich alle Ingenieure zustimmen -, wäre, die Daten zu sammeln. Man schickt verschiedene Gruppen los, die man als Daten-Teams bezeichnen kann. Man braucht vor allem physische Daten und Zahlen. Man braucht geologische Daten, wozu die gesamte Topographie gehört. Einzelne Teams müssen die topographischen Karten neu bestätigen, und die Hydrologen müssen sämtliche erforderlichen Volumina berechnen usw. Vermessungsspezialisten bestimmen im wesentlichen die Gebiete, die für den Landerwerb bestimmt sind. Das Gute daran ist, daß der Prozeß des Datensammelns heute weitaus ausgeklügelter ist, als es noch bei der TVA [Roosevelts Tennessestromtal-Behörde] der Fall war.

Die Geotechniker fahren los und nehmen Proben. Sie machen Probebohrungen, um die Gesteinsstrukturen zu bestimmen. Auch ein Umwelt-Team wird eingesetzt, das bestimmte Umweltdaten sammelt, die für das Projekt relevant sind, da wir sicherstellen wollen, daß die Umweltfolgen vernünftig berücksichtigt werden. Man kann meistens verschiedene Entscheidungen treffen, die bestimmten Kriterien der Landschaftserhaltung dienen. Deswegen muß ein Umwelt-Team eingeschaltet werden.

Frage: Und dann nähert man sich der Phase vor den eigentlichen Bauarbeiten?

Voelz: Sobald all diese Daten vorliegen, kann man sie an die Planungsteams weitergeben, denn die Arbeit praktisch aller basiert auf diesen physischen Daten. Besonders die Leute für die harte Infrastruktur, die Bauplaner für Dämme, Tunnel, Aquädukte, Kanäle usw. können im Grunde nicht anfangen, bevor sie diese physischen Daten haben. Ganz genauso bei den anderen Teams für die Wasser- und Kernkraftwerke, bei den Maschinenbauern für die Pumpstationen usw. Man will ja, daß all diese Bereiche von Anfang an gleichzeitig in Gang kommen. Bei der Materialproduktion sucht man u.a. nach Zementherstellern, deren Leistung hochgefahren werden muß. In einigen Fällen muß man vielleicht sogar Anstrengungen unternehmen, neue Steinbrüche zu finden und neue Fabriken aufzubauen, um genug Zement bereitzustellen. Genauso beim Stahl. Zement und Stahl sind von allem, was man braucht, die beiden Hauptbaustoffe. Natürlich müssen auch die technischen Systeme wie Maschinen und Anlagen sowie der Werkzeugmaschinenbereich in Gang gebracht und mit Leuten ausgestattet werden.

Frage: In welchen Gegenden der Vereinigten Staaten müssen wir nach Maschinenproduzenten suchen?

Voelz: Zuerst suchen wir dort, wo es diese Sektoren noch gibt: im Osten, dem Mittleren Westen, Detroit, d.h. in den Gegenden, wo es noch derartige Fabriken und Fachkräfte gibt, die wissen, wie man die Produktion wieder ankurbeln kann.

Frage: Dann müßten aber keine Autos, sondern ganz andere Sachen produziert werden.

Voelz: Vollkommen richtig. Wenn man das Schaubild hier betrachtet, sieht man, daß wir Baumaschinen brauchen. Wahrscheinlich gibt es sogar eine Menge Baumaschinen im ganzen Land, die derzeit ungenutzt herumstehen. Es werden aber ziemlich sicher auch ganz neue Spezialanlagen erforderlich sein: Transportfahrzeuge, Magnetbahnen, aber auch konventionelle Eisenbahnen müssen in die Gegenden verlängert werden, wo sie derzeit noch nicht fahren.

Man muß damit beginnen, Gruppen von Leuten ausfindig zu machen - das ist ausschlaggebend. Diese Leute müssen in den Bauprozeß integriert und auf das Gesamtprojekt ausgerichtet werden. Jeder soll etwas beitragen. Ich denke, das Ziel muß es sein, die Orientierung auf eine nationale Aufgabe zu richten. Es muß eine neue Kultur entstehen. Wir müssen eine ganz neue Industriekultur entwickeln, die auf das gesamte Projekt hinarbeitet.

Ich möchte es sogar mit einer Kriegsmobilisierung vergleichen. Wir brauchen eine solche Einstellung. Wir müssen sagen: „Los! Wir müssen das schaffen! Wir müssen es schaffen, daß in zehn Jahren das Wasser fließt!“

Wenn wir so loslegen und die entsprechenden Daten zusammenkommen, werden sich die neuralgischen Punkte herausstellen. Natürlich gibt es auch neuralgische Punkte. Nehmen wir allein die Zementherstellung: Wo ist hier der neuralgische Punkt? Was ist erforderlich, um im Frühjahr an die Arbeit gehen zu können? Ich vermute, wenn in Kürze, im nächsten Monat oder so das Startsignal käme, könnte alles ziemlich schnell in Gang kommen. Man könnte an einigen Stellen bereits im Frühling mit den Bodenarbeiten beginnen. In den nördlichen Abschnitten braucht man natürlich halbwegs gutes Wetter, um das Projekt zu starten. Aber wenn es einmal läuft, meine ich, kann man das ganze Jahr über weiterarbeiten. Selbst in den Dauerfrostregionen kann das auf verschiedene Weise geschehen.

Frage: Es ist also vorstellbar, selbst schon in der wichtigen Planungs- und Datenphase bestimmte bauvorbereitende Industrieprozesse in Gang zu setzen?

Voelz: Man kann damit beginnen, die Unternehmen ausfindig zu machen. Das ist eine Art synergistischer Prozeß mit ganz viel Feedback, mit ständiger Neuberechnung, Neubetrachtung, strategischer Planung und Festlegung.  Man beginnt damit, die entscheidenden Komponenten mit der längsten Bauzeit zu bestimmen, und man kann sicherlich eine Strategie finden, um zu erreichen, daß bestimmte Komponenten frühzeitig in Betrieb gehen - zum Beispiel die Wasserwege in Kanada in unmittelbarer Nähe zu den Wassersammelpunkten; man muß zusammen mit den Ingenieuren sehen, daß schnell 20% davon fertig werden. Der Ablauf muß gestaffelt sein. Man muß strategisch analysieren, wie eines nach dem anderen zusammenkommt: klick, klick, klick. Man wird sehen, welche Teile so schnell wie möglich in Betrieb gehen können.

Wie eine Kriegsmobilisierung

Frage: Ist es möglich, NAWAPA in fünf bis zehn Jahren fertigzustellen?

Voelz: Wir haben ja auch Kriege in vier oder fünf Jahren geführt. Der Zweite Weltkrieg hat für uns nur etwa vier Jahre gedauert. Aber man überlege, wieviel dabei erreicht wurde! Man überlege, wie viele Flugzeuge damals gebaut wurden. Alles hängt davon ab, mit der Einstellung einer nationalen Aufgabe an das Projekt heranzugehen. Auch die Kanadier müssen wir dazu bringen, eine ähnliche Haltung einzunehmen.

Ich denke aber, das ist möglich. Mit der Netzplanmethode läßt sich das bewerkstelligen. Besonders wenn man Neuland beschreitet, muß man analytisch vorgehen. Man kann sich ja einen Staudamm herausgreifen und auf ältere empirische Daten zurückgreifen. Dabei stellt man fest, daß es x-Jahre dauerte, um den Hoover-Damm zu bauen; wenn es sich heute um ein ähnliches Projekt handelt, wird man es sicher in weniger Zeit bauen können als damals.

Das, was einen wirklich aufhält und Dinge hinauszögert, sind immer die Genehmigungsverfahren und die Umweltverträglichkeitsprüfungen; das sind extreme Reglementierungen für den Bauprozeß. Überdies gibt es Prüfprozesse und alle möglichen Berichtspflichten; manchmal müssen die Bauarbeiten sogar unterbrochen werden, bis jemand sein o.K. zum Weiterbauen gibt. Dieses Problem muß möglichst minimiert oder beseitigt werden, wenn man im Schnellverfahren weiterkommen will.

Arbeitsplattformen

Frage: Alle Fachleute, mit denen wir bisher gesprochen haben, die sich im Staudammbau oder im Kanalbau auskennen, betonten die umfangreichen Vorbereitungsarbeiten, die erforderlich sind, bevor man einen Tunnel bohren oder auch nur kleinste Bauarbeiten in Angriff nehmen kann. Wo genau ist der Bauplatz? Um welches Gestein handelt es sich? Mit welchem Bohrkopf kann ich den Tunnel in diesem speziellen Gestein bohren? All diese Dinge müssen durch die Datenerhebung im Vorfeld geklärt werden.

Voelz: Absolut. In einem strategischen Prozeß müssen alle physischen Bedingungen identifiziert werden, um Rückschläge zu vermeiden.

Man kann sich das wie Plattformen vorstellen, die wir errichten wollen. Selbst bei einem einfachen Bauvorhaben hat man so etwas wie eine Stadieneinteilung oder Einrüstung. Man kann sich die Datensammlung oder bereits die Steuerungszentrale als eine Plattform vorstellen: Man muß in eine Position kommen, vor der aus man die nächsthöhere Ebene erreichen kann, und genau das geschieht hier in der bauvorbereitenden Phase. Man beginnt seine Plattformen zu entwickeln, die dann dazu dienen, das Projekt real zu verwirklichen.

Einige davon nennt man weiche und einige harte Plattformen. Zu den weichen Plattformen gehören die Finanzierung, die Buchhaltung, die Kommunikation und die Datenkontrolle. Die harten Plattformen sind natürlich das Sammeln der physischen Daten, die Planung usw. Man muß den Damm planen, bevor man ihn bauen kann.

Normalerweise will man sozusagen den ganzen „verdammten Plan“ fertig haben, bevor man ihn in das Genehmigungsverfahren gibt, d.h. alle erforderlichen Analysen müssen vorliegen. Doch hier möchte man am besten ohne das auskommen. Wir setzen darauf, daß unsere Ingenieure schlau genug sind und man nach Bestimmung der Lage, der Baustelle, der geologischen Strukturen bereits den Bau der Fundamente einleiten kann, bevor die letzte Detailzeichnung vorliegt. Ich habe damit Erfahrungen, so daß die Planung der Ingenieure dem Bauprozeß parallel läuft. Jede Woche kommen sie auf die Baustelle und präsentieren den nächsten Schritt. Das ist toll. Unter den richtigen Umständen kann man auf diese Weise wahrscheinlich zwei- bis dreimal schneller vorankommen als nach den derzeitigen Gepflogenheiten.

Frage: Wo sollte die zentrale Operationsbasis für NAWAPA angesiedelt werden und welche Funktion soll sie haben?

Voelz: Idaho, wo die Sawtooth-Pumpstation liegen wird, wäre hierfür eine gute zentrale Stelle. Es müßte ein größerer Gebäudekomplex sein, und auch die führenden Leute sollten dort wohnen können. Heutzutage lassen sich ganze Bereiche auch auslagern, so daß die Finanzabteilung in San Franzisko sein könnte. Doch meines Erachtens wären wir besser dran - aber darüber läßt sich streiten -, wenn man möglichst viele Bereiche der Übersicht halber an zentraler Stelle hätte.

Frage: Das wäre so ähnlich wie Mission Control bei den Flügen der NASA?

Voelz: Ganz genau. Sehr ähnlich. Das wäre der Raum der zentralen Einsatzleitung bzw. die Abteilung, wo die ständige strategische Planung und Überwachung stattfindet. Einige Projekte werden sich der Fertigstellung nähern, andere werden erst anfangen, aber natürlich wird irgendwann der Zeitpunkt erreicht sein, wo alle abgeschlossen sind. Angenommen es gäbe 350 verschiedene Bauprojekte, dann müßten 350 verschiedene Bauleiter und ihre Mitarbeiter sowie vielleicht die Verbindungsleute zu den Projekten in diesem Gebäudekomplex unterkommen. Ihr Beitrag zu dem Ganzen muß überwacht werden. Das nennt man wohl ganzheitlich.

Das erfordert strategische Planung und eine phasenweise Umsetzung. Meines Erachtens gibt es Möglichkeiten, bereits bestimmte Wassermengen zu nutzen und sie in eine bestimmte Richtung in Gang zu setzen. Normalerweise würde man sich vorstellen, daß erst alle Staubecken bis zum Rand voll sein müßten und man dann einen Hebel umlegt, um das Wasser fließen zu lassen, und sechs Monate später käme es in Mexiko an. Das ist wohl kaum realistisch. Ich glaube, John Sparlin [vom U.S. Army Corps of Engineers (i.R.)] hat erklärt, daß dies ein gestaffelter Prozeß sein müsse [siehe sein Interview auf LPAC-TV unter http://www.larouchepac.com/node/16663].

Frage: Auf diese Weise wurde in den USA auch die Transkontinentale Eisenbahn gebaut. Man nutzte die Eisenbahn, um sie zu bauen. Auf den gerade fertiggestellten Gleisen wurde der Nachschub an die Baustellen geliefert, wo die Bautrupps tätig waren.

Voelz: Ja, es gibt darüber ein großartiges Buch von Stephen Ambrose mit dem Titel Nothing Like It in the World, worin das beschrieben wird. Das macht vollkommen Sinn. Wenn man eine Bahnstrecke baut, warum bringt man sie nicht auf einem Güterzug dorthin?

Es geht hier um komplexe, zusammenhängende Systeme, und im Grunde entsteht hier die Plattform für unser neues Wirtschaftssystem. Das ist wirklich faszinierend!

Man braucht also eine ausgeklügelte organisatorische Struktur sowie ausgeklügelte Systeme zu seiner Abwicklung und Überwachung. Das wäre wie beim Bau des Space Shuttle oder etwas Ähnlichem, das in drei Jahren erstmals starten soll, und man würde ein bestimmtes Teil vergessen - vielleicht nur ein kleines Teil, das sich in noch nicht einmal sechs Monaten bauen ließe, aber jemand hat vergessen, es zu bestellen! Oder: „Wir können das Kernkraftwerk nicht anfahren, bis wir den Hauptcomputer bekommen.“ Man muß also sicherstellen, daß all diese Dinge berücksichtigt werden. Das ist Teil des Analyse- und Dokumentationsprozesses und der Zuweisung von Verantwortlichkeiten. Diese Organisationsstruktur ist vielleicht die raffinierteste, die jemals geschaffen wurde.

Frage: Wenn Sie von der Beschleunigung des ganzen Prozesses sprechen, so scheint mir eines der Hauptprobleme die große Zahl von ungelernten, unausgebildeten Jugendlichen, die es heute gibt. Gerade denen wollen wir ja die Möglichkeit geben, viele der anfallenden Arbeiten zu verrichten. Wie könnte Ihrer Meinung nach das Konzept eines Civilian Conservation Corps [CCC, Roosevelts Arbeitsbeschaffungsprogramm während der Großen Depression] hier hineinpassen, um die für NAWAPA nötigen Arbeitskräfte auszubilden? Oder was wäre der beste Weg, um die Jugendlichen für diese Arbeiten zu gewinnen?

Voelz: Ich meine, LaRouches Idee eines CCC-Programms ist genau der Weg, den man hier gehen muß. Besonders in der bauvorbereitenden Phase und bereits davor geht es um kritische Fragen wie Landerwerb und Zugangsrechte, und viele Arbeitsgruppen müssen tätig werden: Die Landvermesser oder die Straßenplaner, d.h. es wird viel „On-the-job-Training“ geben. Man muß sicherlich verschiedene „Basislager“ einrichten, wie ich sie auf der Karte hier bereits eingetragen habe (Abb. 1), wo man die Voraussetzungen dafür schafft. Man muß Zugänge zu den zukünftigen Baustellen schaffen, man braucht Strom und Wasser, die Bautrupps müssen versorgt werden, besonders in den entlegenen Gegenden dort.

Im Laufe des Prozesses braucht man sicherlich immer mehr Arbeitskräfte, auch Facharbeiter, wenn die einzelnen Bauprojekte anlaufen werden. Abseits davon braucht man aber auch Möglichkeiten, Leute wie beim Militär in einem Ausbildungslager zusammenzuziehen. Das Militär kann das sehr gut. Wenn sich Freiwillige melden, kommen sie erst einmal in ein Ausbildungslager, wo sie ein körperliches Training und eine Grundausbildung bekommen. Die Technische Ausbildung erfolgt dann am besten vor Ort an den Baustellen.

Frage: Wie sollen die anderen Bereiche funktionieren, wo es um die Stromerzeugung, die Maschinenplanung und die Baukonstruktion geht?

Voelz: In einem beschleunigten Verfahren geht es, wie gesagt, darum, mit den Bauarbeiten so schnell wie möglich zu beginnen. Sobald also die Parameter soweit klar sind, daß die Planierung und Fundamentaushebung beginnen kann, dann beginnt man auch mit der Planierung und Einrichtung der Baustelle. In einigen Fällen kann die Einrichtung der Baustelle sehr umfangreich sein. Besonders bei Staudämmen hat man es mit geologischen Strukturen zu tun. Man muß große Flächen roden, man muß Maschinen herbeischaffen, Kräne aufrichten und wahrscheinlich größere Sprengungen vornehmen. Noch davor gehen die Teams der Bauplanung ans Werk - und selbst deren Arbeit läßt sich beschleunigen. All die Staudämme, Tunnel, Aquädukte, Kanäle, Wasserstraßen können schnell geplant werden. Mir schwebt vor, daß all diese Dinge so schnell wie möglich ablaufen. Wir werden anfangs noch nicht dazu kommen, einige der nachgelagerten Kanäle und Wasserwege zu bauen; das macht wahrscheinlich nicht viel Sinn, aber man muß alles analysieren. In bestimmten Gegenden werden Dinge gebaut, die dann eine Weile ungenutzt herumstehen, aber wegen der Arbeitsauslastung bzw. zur Schaffung von Arbeitsplätzen war dies nützlich - und es kann andere gute strategische Gründe dafür geben.

Ganz wichtig ist die Energieplanung: Es wird Strom gebraucht. Man sieht leicht, wie das alles zusammenhängt. Wenn man eine Baustelle einrichtet, braucht man eine Stromversorgung, die vielleicht gar nicht vorhanden ist. Eventuell muß man vorübergehend mobile, nukleare Modulsysteme benutzen oder mehrere hintereinanderschalten. An anderer Stelle braucht man eventuell ein ganzes Kernkraftwerk, um mit den Bauarbeiten beginnen zu können, weil das Mehrfache der Stromerzeugung eines Moduls erforderlich ist, um beispielsweise eine Pumpstation oder ähnliches anzutreiben.

Das alles muß geplant werden. Man muß die Vorbedingungen schaffen, damit man tatsächlich loslegen kann. Es gibt noch andere temporäre Energiesysteme, die man jeweils strategisch analysieren muß, denn jeder Fall liegt anders.

Frage: Was ist der Zweck der Basislager?

Voelz: Die Basislager vor allem in den entlegenen Gebieten sind die Einrichtungen, wo die Leute leben, wenn sie das Projekt bauen. Das können temporäre, aber auch permanente Lager sein - eigentlich eine Aufgabe für Städteplaner, die ich allerdings noch gar nicht vorgesehen habe! Im Grunde will man Basislager an einer Stelle errichten, wo später einmal Städte entstehen sollen, denn es ist ein ziemlich großer Aufwand, in einem Lager sämtliche Versorgungseinrichtungen wie Wasser- und Abwasserleitungen und alles übrige zu installieren, um vielleicht 3000 Leute zu versorgen. Es muß also temporärer Wohnraum entstehen, der eventuell einmal dauerhaft werden wird - es gibt Möglichkeiten, das zu schaffen.

Frage: Man braucht also eine bestimmte Infrastruktur für die Arbeiter selbst.

Voelz: Man braucht eine Infrastruktur, um die Infrastruktur zu bauen!