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Eine ganze Reihe afrikanischer Nationen geht daran, die Entwicklung ihrer Länder durch die Nutzung der Weltraumforschung und -technik voranzutreiben.
Kein Teil der Erde braucht Weltraumforschung und -technik dringender als Afrika. Um den katastrophalen Lebensstandard in Afrika rasch zu erhöhen, braucht man große, ehrgeizige Projekte. Man muß sozusagen die Methoden des 20. Jahrhunderts überspringen und sofort die modernste Technik einsetzen, die heute zur Verfügung steht.
Die LaRouche-Bewegung schlägt im Rahmen des weltweit erweiterten Projektes der Nordamerikanischen Wasser- und Strom-Allianz (NAWAPA) vor, als zentrales Infrastrukturprojekt zur Erschließung des wirtschaftlichen Potentials Afrikas das Transaqua-Projekt zu bauen, um den Tschadsee wiederaufzufüllen und sein Umland mit Frischwasser zu versorgen. (Siehe „Das erweiterte NAWAPA-Projekt: Die Möglichkeiten für Afrika“, Neue Solidarität 43/2010.) Für die Umgestaltung des Kontinents durch Vorhaben vom Ausmaß des Transaqua-Projektes braucht man sehr gute Landkarten, umfassende Analysen von Wasservorkommen, Geographie und Geologie, Planungen für Landnutzung und Ausbau der Landwirtschaft sowie detailliertes Wissen über die Ausbreitung von Krankheiten - alles Dinge, die sich heute sehr genau mit Hilfe der Weltraumtechnik bewerkstelligen lassen. Viele afrikanische Länder haben längst erkannt, daß Fernerkundungssatelliten ein notwendiges Werkzeug für eine auf wissenschaftliche Erkenntnisse gegründete Entwicklung darstellen.
Kommunikationssatelliten können abgelegenen ländlichen Siedlungen Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und anderen öffentlichen Dienstleistungen verschaffen und auch zur Entwicklung einer nationalen Kultur beitragen, die die Menschen eines Landes eint. Satelliten können auch dem Austausch zwischen den afrikanischen Nationen dienen und übernationale Entwicklungsprogramme ermöglichen, die dem ganzen Kontinent nutzen.
Über diese konkreten wirtschaftlichen Vorteile hinaus schaffen nationale Weltraumprogramme aber auch einen Kader von Wissenschaftlern, Ingenieuren, Technikern und hochqualifizierten Facharbeitern in Maschinen- und Anlagenbau, Produktion usw. Sie können eine Vorreiterrolle für Produktivitätssprünge der gesamten Gesellschaft übernehmen und die Grundlage für Wissensdurchbrüche der nächsten Generation von Afrikanern schaffen.
Bisher ist nur eine Handvoll afrikanischer Nationen in der Lage, die Weltraumtechnik zu nutzen, etwa durch Fernerkundungs- oder Kommunikationssatelliten. Aber der Bedarf und das Potential sind enorm.
Südafrika betreibt das größte Weltraumprogramm von allen afrikanischen Staaten. Es hat am 9. Dezember letzten Jahres die Gründung einer Südafrikanischen Nationalen Weltraumbehörde angekündigt. Sie wird die verschiedenen Raumfahrtaktivitäten im Land unter einem Dach vereinen und soll auch Einrichtungen, die in den neunziger Jahren eingemottet wurden, wiederbeleben.
Die neue Behörde wird mit eigenen Fachleuten eine Anlage für den Entwurf und Bau von Satelliten errichten, wobei man auf den Erfahrungen mit dem erfolgreichen eigenen Minisatelliten Sumbandila aufbauen kann, um die Abhängigkeit von ausländischen Satelliten abzubauen. Noch in diesem Jahr soll damit begonnen werden, die verbliebenen Einrichtungen des früheren Mittelstrecken-Raketenprogramms zu begutachten, mit der Zielsetzung, eine eigene Startrakete für Satelliten zu entwickeln. Außerdem soll die Beteiligung an internationalen Astronomieprojekten ausgeweitet werden.
In Nigeria wurde 1999 eine Nationale Behörde für Weltraumforschung gegründet. Der erste Satellit des Landes Nigeriasat-1 war Teil eines internationalen Netzes von Minisatelliten zur Katastrophen-Frühwarnung und wurde von der Firma Surrey Satellite in England gebaut. Er wurde 2003 von Rußland in den Weltraum geschossen und produziert Fernerkundungsbilder höchster Qualität. Nigerias erster Kommunikationssatellit, der von China gebaute NigComSat-1, wurde 2007 von China in den Weltraum gebracht, fiel aber nach einem Jahr aus und soll in diesem Jahr ersetzt werden. NigeriaSat-2 wird in diesem Jahr zusammen mit einem Übungsmodell gestartet, das nigerianische Wissenschaftler und Ingenieure gebaut haben.
Die Algerische Raumfahrtagentur wurde 2002 gegründet und konnte schon bald danach ihren ersten Erderkundungssatelliten Alsat-1 starten, der ebenfalls Teil des fünf Satelliten umfassenden Surrey-Katastrophenwarnsystems ist. Im Juli 2010 wurde der in Europa gebaute Alsat-2 von Indien in die Umlaufbahn gebracht; im gleichen Rahmen haben algerische Ingenieure und Wissenschaftler ein umfassendes Ausbildungsprogramm durchlaufen.
Ägypten betreibt seit 1998 einen eigenen, in Europa gebauten Kommunikationssatelliten, und ein ähnlich gebautes Nachfolgemodell, Nilesat-2, wurde zwei Jahre später gestartet. Ein Kommunikationssatellit der nächsten Generation, Nilesat-201, wurde im August 2010 in Betrieb genommen. Beim Bau von Erderkundungssatelliten hat sich Ägypten mit dem ukrainischen Entwicklungsbüro Juschnoi zusammengetan, und der daraus hervorgegangene Satellit EgyptSat-1 wurde 2007 in eine Umlaufbahn gebracht. Zu dem Vertrag mit der Ukraine gehört auch die Ausbildung ägyptischer Satellitenfachleute, und Ägyptens Bodenstationen empfangen die Bilder des Satelliten.
Ägyptische Wissenschaftler im In- und Ausland beteiligten sich zusammen mit Wissenschaftlern der NASA und anderer Einrichtungen an Untersuchungen der nordafrikanischen Wüste zur Ortung von Grundwasservorkommen und alten unterirdischen Wasseradern. 2004 führte ein internationales Team Radaruntersuchungen an der Oase Bakareza durch, wobei Instrumente getestet wurden, mit denen einmal Wasser unter der Oberfläche des Mars aufgespürt werden sollen.
Weiter gab es verschiedene Initiativen zur Gründung überregionaler afrikanischer Weltraumorganisationen, um Afrikas begrenzte Mittel für die Weltraumtechnik wirksamer nutzen zu können. So gibt es in der kenianischen Hauptstadt Nairobi das Regionale Zentrum für die Kartierung der Entwicklungsressourcen, dem 15 afrikanische Staaten als Mitglieder angehören. Die Satellitendaten dienen als Frühwarnsystem zur Vorhersage von Überschwemmungen, der Beobachtung durch Wasser übertragener Krankheiten und Planung der kontinentalen Infrastruktur.
Im Jahre 2009 schlug der frühere Direktor des ägyptischen Raumfahrtprogramms, Dr. Mohamed Argoun, beim Global Space Technology Forum in Abu Dhabi vor, eine Panarabische Weltraumagentur einzurichten, sobald es ein konkretes multilaterales Programm unter Beteiligung von Universitäten und Industrie gebe. Die arabischen Nationen des Nahen Ostens und Afrikas sollten eine Weltraumindustrie aufbauen, um zur Entwicklung eines neuen, hochauflösenden regionalen Erderkundungssatelliten beizutragen.
Eine weitere Initiative folgte im August 2010, als die für Kommunikations- und Informationstechnik zuständigen Minister der Afrikanischen Union die Gründung einer Afrikanischen Weltraumagentur anregten, die sich vor allem mit Telekommunikationsfragen beschäftigen soll.
Jüngst hat Dr. Argoun ein Satelliten-Projekt für alle Nationen des Kontinents namens Africasat angeregt, um die Entwicklung der technischen und industriellen Kapazitäten Afrikas voranzutreiben. Nach seinem Vortrag beim 61. Internationalen Astronautischen Kongreß in Prag gab er dem EIR-Korrespondenten William Jones das nebenstehende Interview über diesen Vorschlag.
Noch kann Afrika mit Hilfe der Wissenschaft gerettet werden. Wenn die USA und die westliche Welt das alte, bankrotte Finanzsystem durch ein globales Kreditsystem für die Finanzierung großer Entwicklungsprogramme ersetzen, dann kann Afrika endlich vom Erbe jahrhundertelanger Kolonialherrschaft und jahrzehntelanger wirtschaftlicher Ausbeutung befreit werden und ganz ins Weltraumzeitalter eintreten.
Marsha Freeman