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Neue Solidarität
Nr. 39, 28. September 2011

„Schöpfung bewahren“ heißt nicht Stillstand

Entgegnung zu Dr. Ulrich Fischers Wortmeldung in ideaSpektrum vom 18.2011

Die gerade in der evangelischen Kirche immer wieder aufs neue wiederholte Aussage, „die Schöpfung bewahren“ steht dem Sinn gemäß so nicht in der Bibel. Vielmehr fordert uns Gott in der Genesis auf: „Macht euch die Erde untertan“ (1.Mose 1,28), sowie in 1.Mose 2,15, daß wir den Garten Eden „bebauen und bewahren“ sollen.

Dies ist ein vollkommen anderer Auftrag; nämlich ein aktiver Veränderungsaufruf - nicht eine Kontrollfunktion des Stillstandes. Der Mensch als lebendiges Abbild Gottes, des Schöpfers, muß also ebenfalls schöpferisch tätig werden, wenn er diesem Ebenbild gerecht werden will.

Die Idee einer Veränderungsverhinderung rührt von einer falschverstandenen Schöpfungsordnung her: Die Schaffung der Welt war kein abgeschlossenes Werk, das sozusagen perfekt gelungen ist und deshalb auf keinen Fall verändert werden darf, sondern ist das Prinzip der Veränderung - ja stetigen Entwicklung und Vervollkommnung - an sich. Dies zeigt sich an der beständigen Weiterentwicklung z.B. des Lebens auf der Erde (lange bevor der Mensch naturverändernd eingreifen konnte), aber auch unseres Sonnensystems und des gesamten Universums, zumindest soweit wir es bisher durchschauen können.

Dieses Entwicklungsprinzip wurde dem Menschen inhärent eingepflanzt, um willentlich, d.h. zielgerichtet, zur Entwicklung der Schöpfung beizutragen. Und hier kommt nun die Verantwortung des Menschen für sein Handeln ins Spiel: Er hat die Aufgabe, die universellen Schöpfungsprinzipien zu erforschen und Stück um Stück in seiner Arbeit umzusetzen; zum Nutzen der Menschheit und der Natur.

Konkret bedeutet dies, nicht stumpfsinnig gegen Windmühlenflügel anzukämpfen (siehe z.B. das alberne Ziel, Klimaveränderungen unterbinden zu wollen), sondern sich die Kräfte der Natur zunutze zu machen (siehe u.a. die Kernbindungskräfte radioaktiver Substanzen), um damit die Schöpfungsordnung zu erhöhen, d.h. den Vervollkommnungsgrad unseres Universums zu steigern.

Auch die Auffassung, man müsse mit den (Energie-)Ressourcen sparsam umgehen, verfehlt eine Abbildung der Schöpfung und geht deshalb in die falsche Richtung. Die Natur ist gerade nicht sparsam, sondern enorm verschwenderisch in ihrer Vielfalt und ihrem Veränderungsdrang - wohl aber effizient.

Eine effiziente und immer wieder aufs Neue weiterentwickelte Form der Energienutzung muß sich demnach an der Energieflußdichte des jeweils verwendeten Energieträgers und seiner Umsetzung in für den Menschen verwertbare Energieformen orientieren. Sprich: die Energiedichte, die die Dampfmaschine um Größenordnungen über die Wind- oder Solarenergie setzt, ist wiederum dem Verbrennungsmotor oder gar der Kernspaltungsenergiedichte um Größenordnungen unterlegen.

Desgleichen ist die Effizienz der Photosynthese bei der Umsetzung der Sonnenenergie bei weitem der Photovoltaik überlegen, weshalb man Wüsten begrünen sollte, statt sie mit Sonnenkollektoren zu bepflastern.

Insgesamt ist die Auseinandersetzung über den Auftrag des Menschen in letzter Zeit in der Gesellschaft generell, insbesondere aber auch in den christlichen Kirchen auf ein erschreckend niedriges Bildungsniveau abgesackt. Um aus der geistes- wie naturwissenschaftlichen Lähmung der letzten Jahrzehnte herauszukommen, sollten wir uns Friedrich Schillers Anspruch der „Ausbildung aller Kräfte des Menschen, Fortschreitung“ (Briefe zur Ästhetischen Erziehung des Menschen) zum Leitbild wählen - nicht existentialistischen Gegenwartspessimismus.

Hochachtungsvoll,
Chistoph Mohs,
Landesvorsitzender BüSo Baden-Württemberg