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Neue Solidarität
Nr. 30, 27. Juli 2011

In Memoriam Tibor Kovats

Am 15. Juli 2011 starb ein guter Freund, der große ungarische Patriot und Weltbürger, Tibor Kovats. Alle Menschen, die das Glück hatten, Tibor kennenzulernen, sind durch die Begegnung mit diesem wahren Humanisten beschenkt worden. Obwohl sein Leben über lange Strecken von den großen Tragödien der europäischen Geschichte überschattet war und sein gradliniger Charakter ihn wiederholt mit den wechselnden totalitären Systemen, die Ungarn unterdrückten, in Konflikt gebracht hatte, so bewahrte er sich doch seine liebenswürdige Persönlichkeit. Er demonstrierte, daß der Mensch frei ist, wenn er innerlich frei ist, mag er äußerlich auch in Ketten liegen.

Ich lernte Tibor und Judit kennen, als ich im Oktober 1990, also knapp ein Jahr nach dem Fall der Mauer, von Pofosz, der Organisation der politischen Gefangenen von 1956, zu der Revolutionsgedenkfeier eingeladen wurde. Ich hatte die Ehre, auf dieser Veranstaltung am 23. Oktober, den zehntausend Teilnehmern für den ungarischen Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung zu danken und sie mit den programmatischen Vorschlägen meines Ehemannes, Lyndon LaRouche, bekannt zu machen.

In diesem Oktober 1990 waren die politischen Verhältnisse in Ungarn noch sehr angespannt, und während mir Tibor und die anderen Vertreter von Pofosz die Stätten zeigten, an denen der Aufstand von 1956 niedergeschlagen wurde, herrschte noch eine große Unsicherheit, ob es nicht zu einer Wiederholung dieser Entwicklungen kommen könnte. Ich verstand durch die ungarischen Freunde tiefer, als es durch die Lektüre historischer Dokumente möglich gewesen wäre, wie der Freiheitskampf mutiger Menschen durch die offizielle Geschichtsschreibung gefiltert wird, wenn es den dominierenden Mächten opportun erscheint. Es herrschte damals eine große Unsicherheit, ob die gerade gekostete Freiheit von Dauer sein würde.

Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine intensive politische Zusammenarbeit ebenso wie eine persönliche Freundschaft. Tibor hatte aufgrund seiner Lebensgeschichte ein tiefes Verständnis für das Schicksal politischer Gefangener. Er besuchte die unschuldig inhaftierten Mitglieder der LaRouche-Bewegung in den USA und verlieh der Forderung nach deren sofortiger Freilassung Nachdruck, indem er eine ungarische Delegation im amerikanischen Kongreß anführte und die besuchten Abgeordneten leidenschaftlich aufforderte, den Unrechtszustand zu beheben.

Seitdem nahmen Tibor und Judit an vielen Konfenzen und Seminaren des Schiller-Instituts in Europa teil, und sie organisierten eine ganze Reihe von Veranstaltungen und Terminen in Ungarn, wo sich Tibor inzwischen als der Repräsentant des Schiller-Instituts verstand.

Tibor fühlte sich der Schillerschen Idee von der Schönheit und Würde der Menschheit verpflichtet. Er sprach ein wunderschönes klassisches Deutsch, und es war eine ganz besondere Erfahrung, diesen liebenswürdigen Ungarn alte, dem Literarischen entstammende Redewendungen benutzen zu hören, die längst nicht mehr zum Sprachgebrauch der heutigen Zeitgenossen gehören.

Ein besonderes Ereignis war es schließlich, als Tibor, Judit und die Freunde von Pofosz  Lyndon LaRouche anläßlich eines Seminars in Budapest empfingen. Tibors Erzählungen über die Puszta und viele bedeutsame Ereignisse der ungarischen Geschichte bleiben unvergessen.

Tibor war ein Mensch, dessen Charakter von Ehrlichkeit und Mut, von Freiheitsliebe und Liebe zur Menschheit gekennzeichnet war. Er war ein treuer Freund, und seine Seele wird immer mit uns sein.

Helga Zepp-LaRouche