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Neue Solidarität
Nr. 29, 20. Juli 2011

Ein guter Buchhalter ohne Visionen

Werner Zuse berichtet von einer Veranstaltung mit dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, Dr. Rüdiger Grube.

Der „Politische Club“ der CSU-Fraktion des Bayerischen Landtags hatte den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, Dr. Rüdiger Grube, ins Maximilianeum nach München eingeladen, um dort über die „Mobilität der Zukunft“ zu referieren. Der Plenarsaal des Landtags war mit mehreren hundert Zuhörern voll besetzt, viele der Zuhörer kamen aus ganz Bayern, um ihre Wünsche für die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur direkt vorzubringen.

Dr. Grube wurde von dem Vorsitzenden der CSU-Fraktion, Georg Schmid, begrüßt und erwiderte selbst, sehr gerne in Bayern zu sein, da man hier dem Fortschritt offen gegenüber stehe. Seine Rede war ein Lob auf die Deutsche Bahn, und er schilderte, wie er dieses Unternehmen 2009 in einem maroden Zustand übernommen habe. Er habe mit vielen Problemen gleichzeitig kämpfen müssen - den Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise und dem Defizit der Bahn von 4 Mrd. Euro, der Datenaffäre der Bahn, die zum Rücktritt seines Vorgängers Hartmut Mehdorn geführt hatte, den Achsenbrüchen bei den ICEs, den Problemen mit der Neigetechnik und dem Desaster der Berliner S-Bahn.

Er habe alle diese Probleme angegangen und es geschafft, daß die DB noch in 2009 wieder schwarze Zahlen geschrieben habe. Er habe durchgesetzt, daß die Bahn nur noch neue Züge kaufen werde, die 12 Monate lang getestet wurden, und dies nicht erst bei der Bahn geschehe - keine Käufe mehr von Siemens ohne diese Garantie. Voll des Lob war er auch für die Mitarbeiter der Bahn, die mit ihm dies alles erreicht hätten.

Mit weiteren Zahlen wurden die Zuhörer beeindruckt: Die Bahn sei einer der größten Investoren in Deutschland; 80 Mrd. Euro würden in den nächsten Jahren investiert. Sie transportiere am Tag so viele Menschen wie die Lufthansa in einem Jahr. Er setze sich für den Bau der zweiten Stammstrecke der Münchner S-Bahn ein, auch dann, falls München nicht den Zuschlag für die Winter-Olympiade 2018 bekomme.

Wer etwas aufmerksamer zuhörte, konnte aber aus den vielen genannten Zahlen auch heraushören, was das Problem der Bahn und auch von Herrn Dr. Grube ist. Von den 34.000 km Schienennetz der DB stammen 30.000 aus dem vorletzten Jahrhundert.

Wie ein Leser der Neuen Solidarität und Mitarbeiter der Bahn dem Schreiber schilderte, verkauft die Bahn viele Bahnhöfe auf dem Lande an internationale Investoren und mietet diese dann wieder zurück. Dies bringe kurzfristig eine Aufbesserung der Zahlen, koste langfristig aber viel mehr, und diese Investoren würden ihrerseits kaum Investitionen in die Bahnhöfe tätigen.

Doch Dr. Grube hat große Pläne mit der Bahn. Diese müsse ein moderner Logistikbetreiber werden. Sie sei bereits jetzt global aufgestellt und biete Mobilität sicher, günstig und umweltfreundlich an. Er berichtete stolz darüber, wie er die Bahn bis 2050 vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen plane. Schon heute betreibe er das Hamburger S-Bahnnetz ganz aus Wasserkraft. Er habe in seiner Zeit bei MBB dort die Umstellung auf alternative Energien vorangetrieben. So sei das 1000-Dächer-Programm auf seinem Mist gewachsen.

Man muß sich fragen, ob Leute wie Grube glauben, was sie da sagen. Es sieht aber so aus, als ob sie diese Pläne auch umsetzen wollen, obwohl Dr. Grube die Zahlen für eine kWh erzeugten Strom aus den verschiedenen Energiequellen kennt, und diese auch in seinem Vortrag zitierte. Eine Kilowattstunde Strom kostet aus Kernenergie 5,2 Cent, aus Wasserkraft 6,5 Cent, aus Kohle 6-8 Cent, aus Windkraft 10-15 Cent und aus Solaranlagen 30-35 Cent - diese Zahlen nannte er selbst.

Man muß sich also fragen, warum er auf die teure erneuerbare Energie setzt. Die einfache Erklärung ist: Weil es das Volk so will. Die wahrscheinlich richtige: Weil er glaubt, daß Bürger und Staaten der Macht der City of London und Wall Street unterlegen seien, und man deren Plänen folgen müsse, falls man Karriere machen will. Wie die Neue Solidarität schon mehrmals berichtete, brauchen die Zocker aus London und New York die grüne Politik, um die Staaten zu schwächen und das Imperium des Geldes am Leben zu halten. Falls schon grüne Diktatur - das scheint inzwischen wohl auch die CSU-Führung zu glauben -, dann müsse Deutschland eben voranmarschieren.

In der anschließenden Diskussion wurde Dr. Grube vom Verfasser darauf hingewiesen, daß er keine Vision der Bahn für die Zukunft aufgezeigt habe. Die Zukunft liege im Transrapid, so wie die Zukunft der Energieversorgung in der Kernenergie liege. Politiker und Unternehmer sollten sich an dem Rat von Franz Josef Strauß orientieren: „Vox populi =  Vox Rindvieh“.

Ein Politiker müsse aber die Bevölkerung von der richtigen Politik überzeugen“. Wer aus dem Transrapid und der Kernenergie aussteige, werde zum Totengräber des Landes.

Seine Antwort machte klar, daß Dr. Grube ein typischer 68er ist, der nicht versteht, was die Bedeutung des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts für die Zukunft der Welt ist. Er erwiderte, er sei ja auch für den Transrapid gewesen, aber in den nächsten 5-10 Jahren komme er nicht nach Deutschland zurück. Wer anderes glaube, sei ein Träumer.

Andere Frager beschwerten sich über die schlechten Verkehrsverbindungen auf dem Lande. Auch gebe es nicht mal eine Bahnverbindung zwischen Deutschland und Prag, der Hauptstadt der Tschechischen Republik. Wer nach Prag fahren wolle, müsse in Nürnberg in einen Bus umsteigen, um nach Prag zu gelangen. Ein anderer Frager aus dem Raum Regensburg  betonte auch die Notwendigkeit des Transrapid. Regensburg hätte sich dafür eingesetzt, den Transrapid vom Hauptbahnhof in München über den Flughafen weiter nach Regensburg und dann weiter nach Prag fahren zu lassen.

Ein weiterer Frager betonte, daß  Stuttgart 21 nicht erst 17 Jahre alt sei, sondern vorher bereits unter dem Namen Stuttgart 2000 die Umwandlung des Kopfbahnhofs in einen Durchgangsbahnhof geplant gewesen sei. Grube ging auf Stuttgart 21 ausführlicher ein. Im Juni diese Jahres hätte weitergebaut werden müssen, da sonst die Baugenehmigungen abgelaufen wären und man neue hätte beantragen müssen, was eine erneute Verzögerung von mindestens zwei Jahren zur Folge gehabt hätte. Die Bahn habe außerdem keinen Vertrag mit der neuen Regeierung, sondern mit dem Land Baden-Württemberg geschlossen. In einem Staatsvertrag vom 19.5. 1992 zwischen Deutschland, Frankreich und Österreich hätten sich diese Länder zur Modernisierung der Strecke Paris-Wien ausgesprochen. Frankreich und Österreich hätten ihre Zusage erfüllt, nur Deutschland habe nicht den deutschen Teil der Verbindung modernisiert.

Die Veranstaltung machte wieder einmal deutlich, was die deutsche Krankheit ist:  Die 68er Ideologie. Es geht nur um mich und meine Karriere, die Zukunft des Landes ist den 68ern vollkommen egal.

Werner Zuse

Lesen Sie hierzu bitte auch:
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