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Neue Solidarität
Nr. 25, 22. Juni 2011

Spekulation jetzt stoppen - Weltgetreidevorräte sinken!

Der am 7. Juni veröffentlichte jüngste Bericht der UN-Weltlandwirtschaftsorganisation FAO bestätigt, daß die weltweiten Getreidevorräte wegen der völlig unzureichenden Erzeugung schrumpfen. Die Preise schießen auf allen Ebenen steil nach oben - von den „virtuellen” Terminverkäufen über den Kartell-dominierten Großhandel bis zum Verbraucher vor Ort. Ähnlich ist die Lage bei Fleisch, Milchprodukten, weiteren Grundnahrungsmitteln sowie anderen Agrarerzeugnissen. Die Zahlen der FAO sprechen eine klare Sprache.

Die weltweit verfügbaren Lagerbestände an Weizen vor Beginn der Ernte werden für 2011 auf 183 Mio.t geschätzt, also noch unter dem schon schlechten Ergebnis 2010 (188 Mio.t) und weit unter den 207 Mio.t von 2009. Die weltweite Gesamterzeugung 2011 schätzt die FAO auf 674 Mio.t, gegenüber 653 Mio.t  2010 und 685 Mio.t  2009; dabei sind jedoch die absehbaren schweren Einbußen in den USA, Kanada und Frankreich noch nicht berücksichtigt!

Bei Grobgetreide (Mais, Gerste, Roggen, Hirse etc.) wird mit 168 Mio.t verfügbaren Vorräten gerechnet, etwa gleich wie 2010, aber weit unter den 195 Mio.t 2009. Der Weltverbrauch - einschließlich für Biotreibstoffe - steigt von Jahr zu Jahr, und die Erzeugung liegt seit zwei Jahren darunter. Im Rahmen der abartigen „grünen” Politik rechnet man mit 319 Mio.t Getreideproduktion für Biotreibstoffe, gegenüber 302 Mio.t 2009.

Ein kurzer Überblick über die Preisentwicklung laut FAO: Weizen wurde von Januar bis Mai 2010 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 72% teurer, Grobgetreide um 83%. Soja, Raps und andere Ölsaaten stiegen um 41%, Speiseöle und -fette um 56%, Molkereiprodukte um 15% und Fleisch um 20%.

Nach dem Beginn des Finanzkrachs im Sommer 2007 und besonders dem Platzen der Immobilienblase 2008 stürzten sich Anleger weltweit auf die Terminmärkte für Nahrungsmittel, Erdöl und andere Produkte, die auch bei einem wirtschaftlichen Absturz lebenswichtig bleiben. Nach Angaben des Spezialisten Frederick Kaufman umfaßte der Warenterminmarkt 2003 etwa 13 Mrd.$. Doch allein in den ersten beiden Monaten des Jahres 2008 wurden 55 Mrd.$ auf diesen Markt geworfen, und im Juli waren aus 13 Mrd. 318 Mrd.$ Zockerei geworden. Wesentlichen Anteil an dieser Spekulation haben Rohstoff-Fonds von Goldman Sachs, JP Morgan Chase, AIG, Barclays u.a., die mit eigenem und Kundengeld mit Rohstoffderivaten spekulieren.  Am 10. Juni sagte der Leiter der Aufsicht über die Warentermingeschäfte (CFTC) in den USA, Gary Gensler, 90% aller Leerverkäufe und Derivatgeschäfte mit Weizen an der Chikagoer Warenbörse entfielen auf Spekulanten ohne irgendwelche Verbindungen zu Produktion und Handel mit Lebensmitteln. Deshalb sind jetzt Preiskontrollen gegen die Spekulation notwendig, bevor es zu einer noch größeren Katastrophe als der von 2008 kommt. Die FAO warnt in ihrem Bericht, daß in 80 oder mehr Ländern Nahrungsmittelunruhen ausbrechen könnten.

Präsident Franklin Roosevelt führte im Januar 1942, während des Zweiten Weltkriegs, solche Kontrollen ein. „Nichts würde unseren Feinden mehr nutzen, als wenn wir Opfer von Inflation würden”, sagte Roosevelt. Er setzte einen Verwalter ein, der Obergrenzen für Lebensmittel und Mieten festlegte, um Spekulation zu unterbinden. Für fast 90% der Lebensmittel im Einzelhandel wurde der Preis auf der Höhe vom März 1942 eingefroren, um die Ernährung der Bevölkerung im Krieg zu sichern.

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