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Neue Solidarität
Nr. 24, 15. Juni 2011

Globalisierung macht krank

In einer EIR-Studie über „BSE, AIDS und die Gefahr des biologischen Holocaust“ von 2001 haben wir die Ursachen der Entstehung neuer Seuchen und der massiven Rückkehr alter Seuchen aufgezeigt. Es folgt ein Auszug aus der Einleitung dieser Studie.

Tatsachlich ist die Welt viel gefährlicher geworden, aber nicht nur durch BSE. Die Politik der radikalen ,,Globalisierung” und „Deregulierung” der Weltwirtschaft hat die Bedin­gungen für eine explosive Verbreitung von neuen und alten Seuchen in einem Ausmaß geschaffen, das die Welt seit der katastrophalen globalen Pandemie der „schwarzen Pest” im 14. Jahrhundert nicht mehr gekannt hat...

Auch in Europa dämmert es uns langsam, daß die zahlreichen gesundheitlichen „Schutzmauern”, die jahr­zehntelang die Bevölkerung vor gefährlichen Seuchen abgeschirmt haben, eine nach der anderen abgebaut worden sind.

Nicht zufälligerweise liegen die Schwerpunkte der jetzi­gen Explosion von Infektionskrankheiten in genau den Ländern und Regio­nen, die unter der brutalen Austeritätspolitik des Internationalen Währungsfonds (IWF), der neoliberalen „Schocktherapie” und den gna­denlosen Existenzkämpfen auf den krisengeplagten globalen Märkten am meisten gelitten haben. Doch gerade die Globalisierung hat die Verbrei­tung gefährlicher Krankheitserreger mit ungeahnter Geschwindigkeit und in ungeheurem Ausmaß begünstigt. So wird die Bevölkerung weiter Teile Afrikas, Asiens usw. praktisch zu „Brutstätten” neuer Krankheitserreger, die binnen weniger Tage oder gar Flugstunden in jedes Land der Erde verschleppt werden können.

Überall auf der Welt - auch in den sogenannten „reichen” Ländern - hat der übermäßige Einsatz von Antibiotika und anderen Medikamen­ten als „billige Lösung” und Ersatz für fehlende Investitionen in die grund­legende Gesundheitsinfrastruktur zu einer verhängnisvollen Verbreitung medikamentenresistenter Bakterienstämme geführt. Die Erosion der immunologischen Resistenz der menschlichen Bevölkerung wird durch die Schließung von Krankenhäusern, Beendigung von Impfprogrammen und Einstellung von Maßnahmen zur Schädlingskontrolle sowie eine Ver­schlechterung der Ernährungs- und Lebensbedingungen für eine Mehrzahl der Weltbevölkerung beschleunigt. Gleichzeitig hat der mörderische Preiswettbewerb auf den deregulierten globalen Märkten für Nahrungsmittel, schlachtreife Tiere und andere organische Produkte die Verwendung billi­ger, aber gesundheitspolitisch riskanter Praktiken massiv begünstigt bzw. forciert; dadurch wurde die potentielle Geschwindigkeit der Entstehung und Verbreitung von neuen Krankheitserregern bei Pflanzen und Nutztie­ren drastisch erhöht.

Auf ähnliche Weise haben wirtschaftsbedingte Faktoren die natürlichen immunologischen Barrieren zwischen Tier und Mensch geschwächt, wodurch die Entstehung neuer Krankheiten durch „Artensprünge” (von Krankheitserregern von einer Spezies auf eine andere) begünstigt wird. Ver­mutlich sind HIV/AIDS, BSE und die tödliche „neue Variante” der Creutz­feld-Jakob-Krankheit (nvCJK) durch derartige - natürliche oder künstlich hervorgerufene - „Artensprünge” entstanden. Die jetzt bekannten „Arten­sprünge” werden aber nicht die letzten ihrer Art sein. Ein Bericht des ame­rikanischen Geheimdienstes CIA warnt davor, daß in der nächsten Zeit eine ganze Reihe bisher unbekannter, z.T. tödlicher Krankheiten („emerging diseases”) auftreten konnte.

Tatsächlich besteht die Gefahr eines „Teufelskreises”, in dem die schwe­ren wirtschaftlichen Einbrüche und das allgemeine Chaos, das durch die Epidemien neuer und älterer Krankheiten verursacht wird, zu Bedingungen führen, die das Auftreten weiterer Epidemien noch beschleunigen; dadurch werden neue Seuchen hervorgerufen, die wiederum den Prozeß des wirtschaftlichen Niedergangs beschleunigen. Lyndon LaRouche hat schon 1974 vor einem solchen „biologischen Holocaust” gewarnt, als er eine Arbeitsgruppe zusammenstellte, um die wahrscheinlichen langfristigen Folgen der Austeritätspolitik von IWF und Club von Rom zu untersuchen. Leider kann man heute in Afrika und zunehmend auch in anderen Teilen der Welt die Anzeichen des vor über 25 Jahren von LaRouche beschriebe­nen Prozesses deutlich erkennen.

Kaum eine große Seuche hat sich unter Bedingungen allgemeiner wirt­schaftlicher Prosperität entwickelt und ausgebreitet. Historisch gesehen sind große Ausbrüche von Epidemien fast immer das Ergebnis einer lang­anhaltenden Zerstörung und Ausplünderung der Volkswirtschaft durch oli­garchische Institutionen. Die „schwarze Pest” des 14. Jahrhunderts tauch­te nach einer langanhaltenden globalen Wirtschaftsdepression auf, die dem Kollaps der großen Handelshäuser Bardi und Peruzzi folgte. Im späten 19. Jahrhundert hat die koloniale Ausplünderungspolitik des britischen Impe­riums zu verheerenden Cholera-Pandemien weltweiten Ausmaßes geführt. Nach den Verwüstungen des Ersten Weltkrieges kam es bekanntlich zu der großen Influenza-Epidemie von 1918.

Daß es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder zu einer ähnlich großen Katastrophe kam, hatte seine Ursa­che in den rigorosen Seuchenbekämpfungsmaßnahmen, die zunächst von den alliierten Streitkräften und danach von den verschiedenen Nationen im Zuge einer effektiven Gesundheitspolitik praktiziert wurden. In der Nach­kriegszeit, die von Wiederaufbau und wirtschaftlicher Entwicklung geprägt war, gab es in den meisten Ländern der Welt eine erhebliche Verbesserung der gesundheitlichen Lage der Bevölkerung. Es schien, als ob man die Leh­ren aus der Geschichte gelernt hätte. Doch seit nun 20 Jahren sind die Seuchen weltweit wieder auf dem Vormarsch. Der Hauptgrund dafür ist leicht zu erkennen...

Glücklicherweise gibt es Lösungen und Auswege. So gefährlich die welt­weite Explosion von Epidemien auch sein mag, läßt sie sich doch durch relativ einfache „klassische” Seuchenbekämpfungsmaßnahmen unter Kon­trolle bringen - vorausgesetzt, die nötige Infrastruktur wird durch forcier­te Wiederaufbauprojekte weltweit geschaffen. Dafür gibt es reichlich Vor­bilder, u.a. in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem hier in Deutschland. Infrastruktur bedeutet nicht nur Krankenhäuser, Uni-Kliniken und andere kompetente Gesundheitseinrichtungen (inkl. Schädlings­bekampfungs- und Hygienemaßnahmen), sondern auch Transport, Kom­munikation, Energie und vor allem Wasserversorgung und -entsorgung.

Zusätzlich müssen - als entscheidendes neues Mittel, um die Heraus­forderungen der neuen „unkonventionellen” Krankheitserreger (wie bei BSE) zu bestehen - die Methoden der modernen Biophysik zur Anwen­dung kommen; dazu gehört auch die „Biophotonen-Forschung”, ein spannender Forschungsbereich, der eine neue Revolution in der Biologie und Medizin erwarten läßt. Allerdings wird selbst der größte medizinische Durchbruch nur wenig nützen, wenn die unerläßlichen infrastrukturellen und wirtschaftli­chen Rahmenbedingungen für deren Einsatz fehlen.

Mit anderen Worten: Die Abwendung eines drohenden „biologischen Holocaust” wird dann - und nur dann - gelingen, wenn effektive Seu­chenbekämpfungsmaßnahmen in ein weltweites Programm für allgemei­nen wirtschaftlichen Wiederaufbau eingebettet werden. Lyndon LaRouche und seine Mitarbeiter haben dafür umfassende Programme ausgearbeitet.

Aus dem hier Gesagten geht ein bemerkenswertes Paradox hervor, das erwähnt werden soll: Wenn schon lange vorhersehbar war, daß die Politik der radikalen Deregulierung und Globalisierung der Weltwirt­schaft auf Kosten der Mehrzahl der Weltbevölkerung zu einer epidemiolo­gischen Katastrophe führen würde, warum sind dann nicht längst die not­wendigen Maßnahmen ergriffen worden, um die Menschheit vor dieser vermeidbaren Katastrophe zu schützen? Die Aussagen mehrerer führender Organisationen und Persönlichkeiten - wie z. B. der britische Prinz Philip, der Club von Rom, oder neulich sogar der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft Prof. Hubert Markl -, denen zufolge das dringendste Problem der Menschheit die angebliche „Überbevölkerung” sei, sind in dieser Beziehung außerordentlich aufschlußreich.

Die Studie „Globalisierung macht krank - BSE, AIDS und die Gefahr des biologischen Holocaust“ (150 S., 15,- Euro) ist nach wie vor lieferbar. Bestellungen bitte an E.I.R. GmbH, Bahnstraße 9A, 65205 Wiesbaden, Telefon (0611) 73650, Telefax (0611) 7365101, E-Mail: eirna@eirna.com.