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Auf der Konferenz des Schiller-Instituts am 25. September 2010 hat der Diplomphysiker Veit Ringel, ehemaliger Mitarbeiter des Zentralinstituts für Kernforschung Rossendorf der Akademie der Wissenschaften der DDR, den folgenden Redebeitrag gemacht. Die Abschrift wurde vom Autor leicht überarbeitet und ergänzt.
Schönen guten Abend, liebe Freunde, als erstes bedanke ich mich für die Möglichkeit, hier einige Gedanken dazu zu sagen, was mich wirklich umtreibt. Ich bin als Mitarbeiter des ehemaligen Zentralinstituts für Kernforschung Rossendorf der Akademie der Wissenschaften der DDR mein ganzes Berufsleben auf dem Gebiet der Kerntechnik tätig gewesen, und ich sehe hier ein Auditorium, das gewillt ist, zuzuhören, und das auch die Probleme erkannt hat, um die es heute geht.
Vielleicht noch eine andere Vorbemerkung: Das Thema des heutigen Tages ist ein so globales und gewaltiges, daß man sich im ersten Moment fragt: „Was kann ich als einzelner dazu tun?“ Wenn ich auf der anderen Seite jetzt für mich spreche - und ich will nur über die Dinge sprechen, die ich selbst weiß und auch vertreten kann -, so will ich darauf aufmerksam machen, was in der gegenwärtigen Politik in unserem Lande völlig verquer läuft.
Da ich noch bei den Vorbemerkungen bin, möchte ich mich zunächst noch besonders für den Vortrag von Portia Tarumbwa-Strid1 bedanken, der mich am meisten emotional bewegt hat; das war wirklich ein ganz toller Vortrag, ich danke Ihnen.
Das wichtigste Lebensmittel, das wir haben, ist Wasser, und das Wasser fehlt den Menschen, und wie es in Afrika aussieht, das haben wir gerade gehört. Das ist so deprimierend, das ist so schlimm, daß ich sage: Ist es nicht ein bißchen zu kurz gedacht, wenn wir immer nur unser eigenes Interesse in den Vordergrund stellen?
Sieht man sich aber auf der anderen Seite die Entwicklung an, die wir zur Zeit in Deutschland sehen - man braucht bloß die aktuelle Presse in die Hand zu nehmen (zeigt den Stern) oder nehmen Sie den Spiegel - so zeigt sich, was hier zur Zeit versucht wird: Es wird versucht, in der breiten Öffentlichkeit die Kerntechnik niederzureden und damit uns letztendlich ganz großen Schaden zuzufügen.
Wenn wir nicht aufwachen und unsere auf industriellem Know-how basierte Wirtschaft retten und uns gegen ideologisch gesteuerte Hysterie gegen moderne weiterentwickelte Kerntechnik verwahren sowie weiterhin in Deutschland entwickelte Spitzentechnologien oftmals nur dem Ausland zur Anwendung überlassen, dann werden wir eines Tages erleben, daß unsere Enkeltöchter einmal die T-Shirts nähen, die dann nach China verkauft werden. [Heiterkeit.] Um dies zu verhindern, brauchen wir preisgünstige Energie, und deshalb ist zur Zeit auch der Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke unverzichtbar. Also, es ist extrem wichtig, was wir zu tun haben.
Ich will Ihnen etwas zeigen, was ich in meiner Hosentasche mitgebracht habe: Das ist eine Kugel aus dem Kugelhaufen-Reaktor von Hamm-Uentrop - ohne Uran, aber in völlig äquivalenter Größe. Dieser ganz spezielle Typ eines Kernreaktors, der in Hamm-Uentrop leider nur eine ganz kurze Zeit betrieben wurde, unterscheidet sich wesentlich von den anderen 17 in Deutschland z.Z. betriebenen Druck- und Siedewasserreaktoren. Im Gegensatz zu diesen wird hier der Kernbrennstoff nicht in großen Brennelementen, sondern in ganz kleinen Einzelportionen in Form solcher 5 cm großen Kugeln eingebracht. Gerade aber dieser ehemals in den Forschungszentren Jülich und Karlsruhe in Deutschland entwickelte und inzwischen international technisch weiter ausgereifte Kugelhaufenreaktor ist es, der sich besonders auch für den Einsatz in solchen Großprojekten, von denen heute hier die Rede war, eignen würde. Er bietet eine mögliche Form der Kernreaktortechnik, mit der all die Dinge, die heute von den Gegnern ständig beanstandet werden, gelöst werden könnten.
Zuallererst ist diese Art Reaktor inhärent sicher, eine Kernschmelze ist aus physikalischen Gründen generell nicht möglich. Zum zweiten geht es um die Endlagerung der ausgebrannten Brennelemente, die angeblich mit nicht beherrschbaren Risiken für die nachfolgenden Generationen verbunden seien. Es werden die dümmsten Bilder publiziert, nach dem Motto: Die Kerntechnik ist wie ein Flugzeug gestartet und weiß nicht, wo sie landen soll. Die Kerntechnik weiß, wo sie landen soll. Eine sichere Endlagerung ist möglich, man muß die zum Nachweis der Sicherheit von Endlagerstätten erforderlichen Untersuchungen nur eben durchführen und darf sie nicht verbieten, wie das von „Rot-Grün“ ehemals geschah.
Deutschland verliert immer mehr an Reputation und internationaler Anerkennung für seine ehemals führende Position auf dem Gebiet der Kernforschung und Kerntechnik. Auch wir haben in Rossendorf bei Dresden mit unserem 10-MW-Forschungsreaktor die letzten 30-40 Jahre auf diesen Gebieten unseren Beitrag geleistet. So wurden unter anderem lange Jahre radiopharmazeutische Produkte hergestellt, die wöchentlich in die Bundesrepublik geliefert wurden. Mit unserer wissenschaftlich-technischen Betreuung des Betriebes der Kernkraftwerke der DDR sowjetischer Bauart war ebenfalls viel Know-how entstanden. Deutschland hätte nach der Wiedervereinigung auf kerntechnischem Gebiet absolut in der Weltspitze weiter mitwirken können. Wir sind in Deutschland zur Zeit, was die Sicherheit und die Effektivität unserer 17 Kernkraftwerke angeht, noch immer unter den ersten zehn der etwa 440 gegenwärtig auf der Welt betriebenen Kernreaktoren.
Es ist aber zu befürchten, daß wir diese Führungsposition nicht mehr lange werden halten können. Es werden zu wenig nachfolgende Wissenschaftler ausgebildet, es werden zu wenig Techniker ausgebildet, und es wird eine Stimmung gemacht, die auf Halbwissen, auf Halbwahrheiten basiert. Und Halbwahrheiten sind wesentlich schlimmer als Lügen. Halbwahrheiten erzeugen nämlich das Gefühl: Na ja, da wird schon was dran sein, es gibt eben ein Risiko, und das wollen wir nicht. Es wird nicht mehr weiter nachgedacht.
In meinem kurzen Beitrag in Fusion2 habe ich bereits einige Erlebnisse geschildert, die ich hatte, als ich mich bemühte, herauszufinden, wes Geistes Kind denn die Leute sind, die gegen die Kernenergie sind. Was für eine Bildung haben sie? Aus welchem Grund sind die Leute dagegen? Ich hatte drei Gruppen genannt:
Die erste Gruppe sind diejenigen, denen es Spaß macht, mit der Polizei Räuber und Gendarm zu spielen, die Polizei zu reizen und dann irgendwie wegzulaufen, und solche Sachen. Über die habe ich gesagt: Die können wir vergessen, das sind letztendlich Leute, die einer psychiatrischen Behandlung bedürfen. [Heiterkeit.]
Viel wichtiger aber ist die Gruppe von Leuten in der grünen Bewegung, die wirkliche Sorgen haben. Ich kann verstehen und nachempfinden, wenn jemand sagt: „Die ganze Radioaktivität, all diese komische Strahlung, die ich weder riechen noch hören oder sehen kann, wozu ich Meßgeräte brauche, die ich nicht habe - da habe ich Sorge davor.“ Das nenne ich einen ehrlichen Grund.
Aber es ist eben gerade deshalb besonders wichtig, solche Leute, die ehrlich sind, darüber zu informieren, was es mit der Strahlung auf sich hat, denn die gesamte Menschheit, das gesamte Leben auf der Welt steht ständig unter dem Einfluß ionisierender Strahlung. Wir hätten uns ohne die Strahlung nie so entwickelt. Es gibt die terrestrische Strahlung, es gibt die Höhenstrahlung, und wenn wir hier jetzt ein Meßgerät hätten, würde es ganz gehörig ticken, denn in allen Räumen, in den Materialien, sind in geringstem Umfang radioaktive Quellen vorhanden.
Doch zurück zum Problem der Endlagerung ausgebrannter Brennelemente aus Kernkraftwerken.
Ich will hierzu etwas erwähnen, weil wir über Afrika gesprochen haben: Auch in der Natur hat es eine Art Natur-Kernreaktoren gegeben, die auf ganz natürliche Art und Weise gearbeitet haben. Man fand dieses Phänomen bereits 1972 beim Abbau von Uran im Staate Gabun, an der Westküste von Afrika, wo an dem Fluß Oklo vor etwa zwei Milliarden Jahren folgendes passiert war. Die im Erdreich vorhandenen wasserlöslichen Uranverbindungen waren durch Regeneinfluß an einzelnen Stellen in sogenannten Uranlinsen zusammengeflossen und hatten damit örtlich Urankonzentrationen gebildet, die groß genug waren, daß in ihnen durch Neutronen sich selbst erhaltende Kernspaltungskettenreaktionen stattfinden konnten. Unter dem Einfluß des Regenwassers als Moderator konnten so über eine lange Zeit von etwa 500.000 Jahren mit Unterbrechungen ganz natürliche „Reaktoren“ arbeiten.
Ich erzähle das deswegen: Bei diesem Vorgang entstanden Spaltprodukte, so wie sie in jedem Reaktor entstehen - ein ganzes Spektrum von Spaltprodukten, die natürlich an Ort und Stelle geblieben sind. Ein Mitarbeiter, der beim späteren Uranabbau dort eingesetzt war, hatte immer ganz genau die Isotopenzusammensetzung des Urans gemessen - ganz akribisch, mehr als eigentlich von ihm verlangt wurde. Er wunderte sich: Wie kann es sein, daß an diesem Ort weniger Uran-235 vorhanden ist als überall sonst in der Welt? Erst daraufhin hat man durch lange, intensive Untersuchungen herausgefunden: Ja, tatsächlich, hier hatten in der Natur Kernspaltungen stattgefunden. Es gibt in der Umgebung tatsächlich noch die Spaltprodukte - allerdings ganz wenige, die meisten waren in der Zwischenzeit zerfallen. Auch Plutonium war dort vorhanden.
Das Interessante an der Sache war, daß man jetzt genau untersuchen konnte, wie weit die Spaltprodukte von dem Ort auf natürliche Weise gewandert waren. Hatte das in der Natur große Schäden verursacht? Ist also das, was heute die Grünen erzählen - „Um Gottes willen, wir müssen die radioaktiven Stoffe Jahrtausende in Endlagern sicher lagern, und das können wir ja gar nicht!“ - wirklich eine so große Gefahr? Man konnte nachweisen, daß sich das natürliche Plutonium durch natürliche Diffusionsvorgänge nur um wenige Meter von dem Ort entfernt hat, wo es durch die Kettenreaktion entstanden war. Und dies, obwohl hier der „ausgebrannte Kernbrennstoff“ nicht in Castor-Behältern gesichert bzw. endgelagert war!
Auch dieses Beispiel ist ein Hinweis darauf, daß hier nur furchtbare Angst geschürt wird. Nur tun dies immer gerade diejenigen am meisten, die von den Dingen überhaupt keine Ahnung haben. Oder aber sie informieren ganz bewußt falsch, wobei ich die Namen Trittin oder Künast nennen will, und ich nenne auch den Vorsitzenden der SPD. Das sind alles Leute, die zur Zeit Stimmung machen und bei denjenigen Ängste zu wecken versuchen, die die Zusammenhänge nicht genau kennen. Sie wollen nicht etwa die Sicherheit vergrößern, sondern nur ihre eigenen Pfründe sichern und Stimmen fangen. Wissenschaftliche Sachverhalte werden bewußt oberflächlich und unsauber dargestellt, um damit dem ideologischen Anliegen zu dienen.
Und das ist eine ganz, ganz schlimme Sache.
Nun ein Blick zurück. Die Entdeckung der Radioaktivität selbst war ein hochinteressanter Prozeß. Es ist außergewöhnlich spannend, was im letzten Jahrhundert da alles passiert ist.
Die erste Entdeckung nutzbarer ionisierender Strahlung kam von Röntgen, der 1895 die Röntgen-Strahlung entdeckt hatte, die damals zunächst als X-Rays bezeichnet wurde. Dabei kam auch die Frage auf: Strahlung, was ist das eigentlich? Im vorliegenden Fall handelte es sich um eine elektromagnetische Strahlung.
Röntgen selber hat innerhalb von zwei Jahren festgestellt, daß man sie einerseits für positive Dinge nutzen kann, daß nämlich ein Tumor, d.h. schnell wachsendes Gewebe, durch Bestrahlung mit Röntgenstrahlung in seinem Wachstum eingeschränkt wird. Zum anderen hat er auch erkannt, daß, wenn er seine Hand zu lange in den Strahlengang hielt, auf der Haut Rötungen entstehen. Er hat dann überlegt, daß eine weitere Zuführung von Strahlung auf die Haut für die Gesundheit des bestrahlten Gewebes vermutlich nicht mehr gut sei. Damit war der allererste Dosisgrenzwert, die sog. Erythemdosis geboren.
Im ganzen vergangenen Jahrhundert ging es letztlich immer um den Begriff der Dosis, um zu entscheiden, ob etwas positiv oder negativ wirkt: Welche Dosis hat welche Wirkung zur Folge? Die Dosis-Wirkungs-Beziehung von ionisierender Strahlung immer besser kennenzulernen, war Inhalt vielseitiger Forschungen und Untersuchungen. Nur so konnten maximal zulässige Dosiswerte als Grenzwerte für den Menschen festgelegt werden.
Wird ein Mensch mit ionisierender Strahlung bestrahlt, so kann er oberhalb einer gewissen Dosis einen somatischen Schaden erleiden. Schweren somatischen Schaden haben die bedauernswerten Opfer des Zwischenfalls von Tschernobyl am 26. April 1986 erlitten. Das waren diejenigen, die ohne Schutz und ohne Wissen von den Feuerwehrleuten im wahrsten Sinne des Wortes ins Feuer geschickt wurden und dabei eine letale Dosis abbekommen haben. Da war keine Rettung mehr möglich.
Das Extrem ist somit die letale Dosis. Doch wie hoch ist diese Strahlenmenge, die zum Tod führt, und welche Dosis führt mit Sicherheit zu keinen gesundheitlichen Schäden?
Im Laufe des Jahrhunderts wurden diese Grenzen für die vom Menschen zu tolerierende ionisierende Strahlung immer genauer untersucht. Führend dabei war vor allem eine internationale Kommission, die sog. ICRP (International Commission on Radiological Protection), die sich aus einzelnen unabhängigen Wissenschaftlern, wie z.B. Medizinern, Strahlenbiologen, Physikern und anderen Spezialisten zusammensetzte. Diese Expertenkommission veröffentlichte regelmäßig ihre Ergebnisse in Form von Empfehlungen, auf denen dann die einzelnen Staaten ihre gesetzlichen Strahlenschutzgrenzwerte festlegten.
Doch zunächst waren solche Werte ja noch nicht bekannt.
Wenn wir daran denken, wie z.B. Madame Curie tonnenweise Uran-Pechblende unter ganz primitiven Raumverhältnissen verarbeitete und dabei ein neues bis dato unbekanntes Element entdeckte, das noch viel stärker radioaktiv war als das Uran selbst, dann verstehen wir, daß sie in Unkenntnis irgendwelcher Strahlenschutz-Grenzwerte bei der chemischen Abtrennung dieses von ihr als Radium bezeichneten Elementes an ihren eigenen Schutz nur wenig dachte. Die Folge der dabei aufgetretenen unverantwortlich hohen Strahlenexposition war es dann auch, daß Marie Curie an Leukämie erkrankte und verstarb.
Ihr zu Ehren hat man dann die Einheit der Radioaktivität „Curie“ genannt. Dabei galt, daß 1 Curie diejenige Radioaktivität eines Stoffes ist, in der die gleiche Anzahl von Zerfällen pro Sekunde auftreten wie in einem Gramm Radium.
Die Auswertung vieler tragischer Ereignisse mit ionisierender Strahlung hatte im vergangenen Jahrhundert die wissenschaftliche Basis für eine immer genauere Festlegung von Grenzwerten beim Umgang mit radioaktiven Stoffen oder ionisierender Strahlung geliefert. Solche Erkenntnisse über die Dosis-Wirkungsbeziehungen erbrachten nicht nur die Leukämieerkrankung von Marie Curie, es gab z.B. auch Unfälle in der Uhrenindustrie, wo Frauen Zifferblätter mit radiumhaltiger Leuchtfarbe bemalt hatten und dabei den Pinsel mit dem Mund angespitzt hatten. Und es gab vor allem auch die riesige Anzahl der Opfer von Hiroshima und Nagasaki, deren individuelle Strahlenexpositionen und gesundheitlichen Schäden auf das genaueste erfaßt und analysiert wurden. Heute gibt es keine Zweifel mehr über die Wirkung der ionisierten Strahlung und über die dabei zu beachtenden Grenzen. Irgendwelche Ängste beim Umgang mit Radioaktivität sind völlig unbegründet, sofern man über die Dinge Bescheid weiß.
Ich selbst habe mein ganzes Berufsleben mit Radioaktivität und ionisierender Strahlung zu tun gehabt und gehörte also zur Gruppe der beruflich strahlenexponierten Personen.
Im Studium habe ich mich sehr gefreut, als mir mein Professor einen Container gab und sagte: „Herr Ringel, hier haben Sie ein Millicurie Cäsium-137, gehen Sie sorgfältig damit um, Sie wissen ja Bescheid. Passen Sie auf, daß das nicht wegkommt!“ [Heiterkeit.] Das war alles. Heute wäre das in dieser Weise nicht mehr möglich. Man konnte natürlich damit forschen, und ich war stolz darauf, damit arbeiten zu können.
Ich bin auch einer, der sich - viele Jahre später - einmal ein Stück Plutonium angeschaut hat. Es wird hier keinen geben, der Plutonium jemals selbst gesehen hat, weil man da heute überhaupt nicht mehr drankommt. Plutonium sieht ähnlich aus wie Aluminium, also nicht besonders interessant. Es war in einer Glasampulle eingeschmolzen. Ich wollte es einfach nur mal sehen. Zu der damaligen Zeit war so etwas unter Beachtung der erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen noch möglich. Heute gehört Plutonium zu den bestbehüteten und geschützten Stoffen und unterliegt strengen internationalen Kontrollvorschriften.
Doch nun zur Frage: Wo sind die Ursachen für viele unberechtigte Ängste in der Öffentlichkeit? Eine der Ursachen liegt schon in der Neufestlegung der Einheit der Aktivität.
Wie Sie wissen, hat die Physikalisch-Technische Bundesanstalt die Aufgabe, alle Einheiten von Meßgrößen der Physik, wie z.B. für die Länge das Meter, für die Masse das Kilogramm und für die Zeit die Sekunde im Staate einheitlich zu wahren. Durch Weitergabe dieser Größen über die Eichämter wird dann gewährleistet, daß jeder Fleischer mit der gleichen Genauigkeit das Fleisch in Gramm abwiegen kann.
Für die Einheit der Radioaktivität wurde in Paris eine internationale Vereinbarung getroffen. Anstelle der relativ künstlich festgelegten Einheit 1 Curie für die Aktivität von 1 Gramm Radium wurde als neue Einheit das Becquerel für 1 Zerfall pro Sekunde eingeführt. Damit aber ergab sich in der Praxis ein ganz neues Gefühl für die Aktivität, mit der man umgehen wollte. Denn 1 Curie Radium hat 3,7 x 1010 Zerfälle pro Sekunde. Zehn hoch zehn - also eine Eins mit zehn Nullen. Erschien der Umgang mit einem tausendstel Curie, also einem Millicurie ehemals nicht allzu viel Aktivität zu sein, sah dies nun plötzlich als 37.000.000 Becquerel anders aus. Mit dem Bezug der Aktivität auf jeden einzelnen Zerfall eines radioaktiven Stoffes verursachten die dann großen Becquerelwerte oftmals Bedenken oder gar Ängste beim Umgang mit diesen Stoffen.
Das war ein wesentlicher Moment, der bei Leuten, die nicht unmittelbar mit diesen Fragen zu tun hatten, doch eine Rolle spielte. Wenn man aber weiß, um welche Strahlung es sich handelt, und man damit sachkundig umgeht, ist dies kein Problem.
In unserem Kernforschungszentrum wurden mit dem 10-MW-Forschungsreaktor u.a. auch durch Bestrahlung von entsprechenden Stoffen Radionuklide erzeugt, die dann weiter zu radiopharmazeutischen Produkten verarbeitet wurden. Dabei mußten radioaktive Stoffe in einer Aktivitätsgröße gehandhabt werden, wie sie zum Beispiel in einem Kernkraftwerk nie auftreten können. Dort ist die Aktivität sicher in den Brennelementen eingeschlossen, während wir zum Beispiel einzelne Brennelemente chemisch vollständig auflösen mußten, um die darin enthaltenen radioaktiven Spaltprodukte für die in der Medizin benötigten Produkte zu gewinnen. Derartige Arbeiten erforderten natürlich ein sehr hohes Maß an strahlenschutztechnischer Sicherheit, Sachkenntnis und persönlicher Zuverlässigkeit der Mitarbeiter. Diese über viele Jahre betriebenen Prozesse verliefen, von einzelnen kleineren Problemen abgesehen, stets ohne ernste Zwischenfälle oder gar Unfälle. Was ich damit sagen will ist, daß man selbst mit so großen Mengen von radioaktiven Stoffen sicher und ohne Angst ganz normal umgehen kann. Aktivitäten, mit denen der normale Bürger nie jemals etwas zu tun haben wird. Ängste beruhen oft auf Unkenntnis. Ängste zu erzeugen oder zu schüren und gar für politische Zwecke zu nutzen, ist unverantwortlich und gefährlich.
Jetzt komme ich aber wieder auf die Kernkraftwerke zurück, und zu der Sorge, die wir haben. Ich zeigte Ihnen diese Kugel und sagte, damit gibt es im Grunde genommen kein Endlagerproblem mehr. Denn in dieser Kugel befindet sich ein so relativ kleiner Anteil des Kernmaterials, bezogen auf den ganzen Kugelhaufenreaktor, daß bei der Endlagerung natürlich auch in einer solchen Kugel relativ wenig Aktivität ist. Die Aktivität dieser Kugel beruht auf den Spaltprodukten, die bei der Kernspaltung des Urans entstanden sind, und reduziert sich mit dem Zerfall dieses ganzen Spektrums von Spaltprodukten.
Jedes einzelne Spaltprodukt zerfällt mit der dafür jeweils geltenden Halbwertzeit. Sie kennen das vielleicht von einzelnen radioaktiven Stoffen, die Ihnen bekannt sind: Kobalt-60 (bekannt noch von der ehemals als Kobaltkanone bekannten Bestrahlungseinrichtung von Tumoren) zum Beispiel hat eine Halbwertzeit von 5,2 Jahren, Jod-131 (genutzt u.a. vor allem für die Diagnostik der Schilddrüse) hat eine Halbwertzeit von etwa 8 Tagen. Nach einer Halbwertzeit ist die Aktivität des betreffenden Radionuklids auf die Hälfte abgeklungen, nach 2 Halbwertzeiten auf ein Viertel. Nach 7 Halbwertzeiten ist von der anfänglichen Aktivität noch 1 Prozent und nach 10 Halbwertzeiten noch 1 Promille vorhanden, d.h. beim Jod-131 müßte ich 56 Tage und beim Kobalt-60 etwa 36,4 Jahre warten, um die Aktivität auf 0,01 des Anfangswertes zu reduzieren.
Beachtet man nun noch die jeweils unterschiedlichen Strahlungsenergien, die bei den einzelnen Spaltprodukten emittiert werden, so kann man berechnen, wie lange man warten muß, bis die Radioaktivität der Kugeln so weit abgeklungen ist, daß sie wieder handhabbar werden. Da der Urananteil in einer Kugel des Kugelhaufenreaktors relativ gering ist im Vergleich zu den Brennelementen der Kraftwerksreaktoren anderer Bauart, ist bereits nach einer Zeit von etwa 200 Jahren die Dosisleistung an einer einzelnen Kugel so weit abgeklungen, daß man sie wieder in die Hand nehmen kann.
Soviel zur üblichen Hysterie über die angeblich nicht beherrschbaren Risiken der Endlagerung!
Doch nochmals ein Wort zur Angst beim Umgang mit radioaktiven Stoffen. Der Einsatz von Radionukliden ist oftmals in der Medizin sehr segensreich und notwendig, solange andere Wege ohne Strahlung nicht zur Verfügung stehen. So wurden z.B. in unserem Forschungsinstitut Jod-131-Kapseln hergestellt, die für die Diagnose von Schilddrüsenfehlfunktionen zum Einsatz kamen. Die Menge, die der Patient dabei bekommt, ist relativ klein und kann gefahrlos geschluckt werden. Ich selbst habe übrigens auch einmal welches auf eigenen Wunsch aufgenommen. Warum, das will ich Ihnen kurz erzählen. Bei den „Grünen“ stieß dies immer auf Unglauben und Entsetzen.
Anlaß dafür war der Reaktorunfall in Tschernobyl am 26. April 1986. Am Tag darauf hatte ein Kollege von mir, dessen Aufgabe die Strahlenschutzüberwachung am Forschungsreaktor war, in der Luft des Reaktorgebäudes geringe Spuren von Jod-131 gemessen. Da er nicht wußte, woher diese Kontamination kam und unsere Medien am ersten Tag nach dem Unfall nicht darüber berichteten, suchte er vergeblich nach den Ursachen. Erst einen Tag später war es klar, daß wir als Folge des Unfalls in ganz Deutschland den Fall-out und den Rain-out hatten.
Als Forschungseinrichtung, die für derartige Meßaufgaben bestens ausgerüstet war, wurden wir von der Behörde beauftragt, zu untersuchen, wie es im Dresdner Raum mit der Kontamination aussah, und zu dokumentieren. Nun wie sah es aus? Es gab Kontaminationen auf den Oberflächen, sie waren geringfügig, aber meßbar.
Nun ist ja die Schilddrüse des Menschen der beste Sammler für Jod. Man kann es durch Inhalation - aus der Luft -, man kann es auch durch Ingestion - durch Essen - aufnehmen. Wenn ich also grünen Salat esse, der nicht ganz gut gewaschen ist, dann nehme ich es auf - genau, was ich wollte. Ich sagte also zu meiner Frau: „Kaufe grünen Salat!“ Die Leute, die das hörten, haben zu meiner Frau gesagt: „Liebe Frau, wissen Sie denn nicht, daß es jetzt...“ - „Ja, das will mein Mann gerade essen!“ [Heiterkeit.]
Dann ging es darum, herauszufinden, wieviel Jod-131 ich wirklich aufgenommen hatte. In meiner Schilddrüse wurde tatsächlich etwas gefunden - vermutlich aber nur über die Atemluft. Mit unserer außerordentlich empfindlichen Meßtechnik konnte man eine Kurve aufnehmen und sagen: Ja, es war am Anfang so-und-so-viel. Aber wir konnten es nicht genau ermitteln, denn das radioaktive Jod nimmt nicht nur mit der physikalischen Halbwertszeit, sondern auch mit der biologischen Halbwertszeit ab. Jede Substanz wird biologisch auf natürlichem Wege wieder ausgeschieden, und die Kombination aus physikalischer und biologischer Halbwertszeit definiert die Geschwindigkeit, wie schnell sie aus dem Körper verschwindet. Da jede Schilddrüse sich etwas anders verhält, war eine Rückrechnung auf die aufgenommene Aktivität schlecht möglich.
So habe ich dann damals gesagt: „Kein Problem, machen wir alles noch einmal, diesmal aber ganz gezielt.“ Da wir Jod-131 selbst herstellten, habe ich dann noch einmal ein Gläschen Wasser mit einer ganz kleinen Probe drin getrunken, von der wir genau wußten, wieviel Aktivität es war. So wurde die Meßreihe das zweite Mal aufgenommen.
Das Ganze ist kein Problem, wenn man weiß, welche Dosis mit der aufgenommenen Aktivität verbunden ist. Das ist natürlich nicht dem Laien gestattet, das ist völlig klar, aber auch die Genehmigungsbehörde hatte damals gesagt: Ja, macht das, das ist gut, in dem Falle kriegt man bessere Werte für die Gesamtanalyse für das ganze Gebiet der DDR.
Übrigens, da ich hier den Tschernobyl-Unfall erwähnt habe, nun doch eine kurze Bemerkung hierzu. Auf die Ursachen und Fehler, die zum Unfall führten, kann ich aus Zeitgründen leider nicht eingehen. Es gibt aber genügend detaillierte Berichte, die jeder einsehen kann. Also, dieser spezielle Reaktortyp, ein sog. RBMK- oder graphitmoderierter Druckröhrenreaktor, war primär gar nicht zur Stromerzeugung entwickelt, sondern diente aufgrund seiner Möglichkeit, den Brennelementewechsel bei laufendem Betrieb durchführen zu können, vorwiegend der Gewinnung des bei Betrieb erbrüteten Plutoniums für die sowjetische Waffenproduktion. Erkauft werden mußte dieser „Vorteil“ allerdings durch ein sehr labiles Betriebsverhalten des Reaktors, was letztlich mit zu dem Unfall beitrug. Es versteht sich von selbst, daß ein derartiger Reaktor in Deutschland nicht zu finden ist!
Und noch eine Bemerkung zur Situation in Deutschland. Ich glaube, daß man über kurz oder lang erkennen wird, daß die erneuerbaren Energien hinsichtlich der Stromerstellungskosten niemals eine echte Wettbewerbsfähigkeit erlangen werden. Kein Einwand gegen ihre Entwicklung und Anwendung. Sie sind wichtig und gehören zu dem erforderlichen Energiemix, aber jedes dort, wo es die speziellen Bedingungen fordern. Es gibt Umstände, da sind sie das einzige Mittel der Wahl, schon deshalb behalten sie ihre Bedeutung. Aber lösen wird man mit ihnen das Energieproblem nicht, trotz aller Propaganda und politisch forcierter Öffentlichkeitsmeinung.
Solange der große Durchbruch zur Fusionsenergie noch nicht gelungen sein wird, ist die friedliche Nutzung der Kernenergie weltweit unverzichtbar. Es sei denn, die Menschen akzeptieren ein sukzessives Sinken des Lebensniveaus durch ständig steigende Energiekosten beim Bau von riesigen Nord-Süd-Stromtrassen z.B. für die Nutzung von Offshore-Windkraft. Eine prosperierende Industrie aber braucht möglichst billigen Strom.
Viele andere Länder haben das erkannt und denken u.a. darüber nach, die in Endlager zu verbringenden Brennelemente zu einer späteren Zeit (vielleicht erst nach 20, 30 oder viel längeren Jahren) einmal wieder zurückzuholen und einer Wiederaufarbeitung zuzuführen.
In Deutschland ist die Technologie zur Abtrennung der in den ausgebrannten Brennelementen noch enthaltenen, zum größten Teil unverbrauchten Kernbrennstoffe von den radioaktiven Spaltprodukten mitentwickelt und zu einer technischen Reife geführt worden. Die Nichtverwendung dieser Stoffe ist letztlich eine nicht zu verantwortende Verschwendung von Ressourcen. Der Weg dazu war mit der in Karlsruhe errichteten Wiederaufarbeitungsanlage gegeben, aber nicht gewollt.
Desgleichen wurde in Hanau die Technologie dafür bereitgestellt, das zurückgewonnene Uran ggf. zusammen mit Plutonium in Mischoxid-Brennelementen wieder zum Einsatz zu bringen. Auch das scheint politisch in Deutschland nicht gewollt gewesen zu sein. Und dabei bietet gerade diese Technologie einen unbezahlbaren großen Vorteil, indem sie es ermöglicht, das weltweit in riesigen Mengen in dem Atomwaffenarsenal vorhandene Plutonium schrittweise einer friedlichen Nutzung zur Stromerzeugung zuzuführen. Bedenkt man den bei diesen Waffen vorhandenen Overkill-Faktor, nach dem eine Tötung der gesamten Weltbevölkerung mehrere hundert Mal möglich ist, so scheint der Verzicht, an einem solchen Vorhaben von deutscher Seite irgendwie mitwirken zu können, einfach unglaublich!
Auf die Verwertung vieler nutzbringender Erfindungen wird im eigenen Land verzichtet. Die Liste der Beispiele ist groß. Denken wir zurück an den anfangs erwähnten Kugelhaufenreaktor. Die Technik stammt aus Deutschland, aber andere werden sie nutzen. Der Hochtemperaturreaktor bietet die Möglichkeit, Prozeßwärme für die chemische Industrie bereitzustellen, man könnte diese beispielsweise nutzen, um damit Kohle zu verflüssigen, d.h. Benzin oder auch Kunststoffe herzustellen, was sicher viel besser wäre, als die Kohle zu verbrennen. Man könnte diesen Reaktortyp aber auch in Afrika zur Lösung der genannten dort bestehenden Probleme einsetzen. Ich denke da z.B. an eine Meerwasserentsalzung für Gebiete mit Wassermangel.
Gerade auf kerntechnischem Gebiet wurde in Deutschland Hochtechnologie entwickelt, die dann nie im eigenen Land zum Einsatz kam. Denken wir auch an den Schnellen Brüter, der durchaus in einem ressourcenarmen Land eine Berechtigung hätte. Entwickelt in Karlsruhe, gebaut in Kalkar. Die Technologie wurde verworfen, so wie vieles andere. Hunderte von Milliarden wurden so im Laufe der Zeit in den Sand gesetzt. Es ist eigentlich unfaßbar.
Aber auch in der konventionellen Technik schrecken wir vor dem Einsatz im eigenen Land zurück. Denken wir an den Transrapid. Ich hatte das Glück, ihn in Schanghai fahren zu sehen. Auf dem Flughafen wird damit geworben, indem die Fahrzeit vom Airport bis zum Zentrum der Stadt auf die Sekunde genau angegeben wird. In Deutschland ist so etwas nicht realisierbar.
Was ist los in Deutschland? Die Meinung der Massen umstimmen zu können, erscheint oftmals unmöglich zu sein. Über größere Zeitabschnitte aber ist dies ganz leicht denkbar. Manchmal reicht schon der Zeitraum einer Legislaturperiode, manchmal braucht es etwas länger. Ein Beispiel dafür liefern die jungen Leute von heute, die sich gar nicht mehr vorstellen können, daß die Deutschen einst in übergroßer Mehrheit dem Hitler zugejubelt haben, obwohl die Menschen damals doch nur mal einen Blick in dessen Buch Mein Kampf hätten tun müssen, um sich zu informieren, wessen Geistes Kind das war. So ist die Hoffnung nicht unbegründet, daß es einst auch wieder einmal zu einem Paradigmenwechsel in Sachen wissenschaftlich begründetem Umweltbewußtsein und Technikfreundlichkeit kommen wird. Wie gesagt, oft sind es mangelnde Kenntnisse auf mathematisch-naturwissenschaftlichem Gebiet, oft aber spielen eben politisch-ideologische Machtkämpfe die entscheidende Rolle.
Hören wir uns an, was einer der Greenpeace-Gründer, Herr Patric Moore in einem Interview sagte.
Er wurde gefragt: „Herr Moore, warum sind Sie 1986 aus der Organisation Greenpeace ausgetreten?“
Die Antwort: „Umweltorganisationen werden nicht immer von wissenschaftlich fundierten Kenntnissen geführt. Viele der Dinge, für die wir bei Greenpeace gekämpft haben, wie der Kampf gegen Atombombentests und der Schutz der Wale, stimmen überein mit unserem wissenschaftlichen Wissen. Aber später habe ich als einer der fünf internationalen Greenpeace-Direktoren festgestellt, daß keiner meiner Kollegen eine wissenschaftliche Ausbildung hatte. Sie waren politische Aktivisten oder Umwelt-Unternehmer. Deshalb gab es bei Greenpeace einen Trend, wissenschaftliche Objektivität zugunsten der rein politischen Tagesordnung aufzugeben. Man ist einfach gegen etwas, ohne sich wirklich wissenschaftlich-objektiv damit auseinander gesetzt zu haben. Das wollte ich einfach nicht mehr mittragen.“
Ich denke, damit bringt Herr Patrick Moore das zum Ausdruck, was auch ich sagen wollte. Die Schlußfolgerungen müssen wir alle gemeinsam ziehen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
Anmerkungen:
1. Siehe Neue Solidarität 43/2010.
2. Siehe Fusion 1/2010.