|
|
Bei der Rüsselsheimer Konferenz des Schiller-Instituts im Februar 2009 ging Lyndon LaRouche in seiner Antwort auf eine Frage auf die Bedeutung Moses Mendelssohns und der jüdischen Renaissance für die Entwicklung der europäischen Kultur ein.
... Ich selbst hänge sehr an der Geschichte, vor allem von Moses Mendelssohn, insbesondere in diesem Land. Denn dieses Land, Deutschland - einen Teil der Zerstörung dieses Landes muß man vom Standpunkt Moses Mendelssohns betrachten.
Moses Mendelssohn war ein armer Jude, der aus einer sehr armen Familie in Dessau stammte. Sein Vater war nicht einmal Rabbiner, sondern nur ein Gelehrter. Und Moses hatte eigene Probleme, physische Probleme. Er war entfernt verwandt mit einem ziemlich religiösen, sehr reichen Juden im Osten, in Leipzig. Mendelssohn war auch eines der größten Genies, die Deutschland jemals kannte. Und zusammen mit anderen, darunter Abraham Kästner, der kein Jude war, aber aus Leipzig stammte, und weiteren, setzte er in Deutschland eine kulturelle Renaissance in Gang, die die ganze Welt beeinflußte. Und als Nebenprodukt dieses Prozesses stehen die Nachfolger von Bach - der ebenfalls mit Leipzig verbunden war - in der Schuld Mendelssohns hinsichtlich der Musik; der Einfluß von Mendelssohns Kreisen auf Mozart, das gesamte Repertoire der klassischen Musik der Nachfolger Bachs war beeinflußt von der weitverzweigten Familie Mendelssohn. Das gleiche gilt für die größten wissenschaftlichen Köpfe in Deutschland, in der Zeit der Nachfolger von Gauß!
Mit der Emanzipation der Juden - vorher brauchte man eine Sondergenehmigung, wenn man Jude war, sonst wurde man einfach nur herumgeschoben - kam es zu einer regelrechten „Explosion“ der geistigen Tätigkeit unter den Juden aus armen Familien, nicht bloß der reichen, die in Deutschland eine ganze Schicht wissenschaftlicher und anderer Leistungsträger bildeten und den Kern der Erfolge der deutschen Wirtschaft im 19. Jahrhundert darstellten!
Die Ermordung dieser Menschen in Deutschland und das, was mit ähnlicher Wirkung in anderen Teilen Europas, insbesondere in Polen, geschah, zerstörte Deutschland, in einem bedeutenden Grade! Denn durch sie waren die Deutschen eine richtige Nation geworden. Sehen Sie sich die Namen der Anhänger Moses Mendelssohns und seines Einflusses im 19. Jahrhundert an, sehen Sie seinen Einfluß in dieser Zeit! Moses Mendelssohn verteidigte die Stellung und hielt die Renaissance am Leben! Und erst danach wagte es Kant, seine Nase vorzustrecken! Er wagte das vorher nicht, weil Moses Mendelssohn ihn mit seiner Feder geschlagen hätte! Und er hätte damit Deutschland eine Menge Kopfschmerzen erspart in Bezug auf das Kant-Problem...
Aber so muß man es meiner Meinung nach betrachten - nicht bloß aus jüdischer Sicht, sondern aus menschlicher Sicht, aus menschlicher Sicht der Lage. Hier war ein Teil eines unterdrückten Volkes, der Juden Europas, die einfach hierhin und dahin verfrachtet wurden. Sehen Sie sich die Namen an. Sie wurden nach Frankreich gebracht - von wem? Aus dem Nahen Osten. Sie wurden Karl dem Großen von Harun Al-Raschid geschenkt, um zu kolonisieren und Banken einzurichten. Es war eine Schiffsladung, die im Zentrum der Entwicklung dieser Kultur stand. Sie wurden hin- und hergeschoben, vor und zurück, nach Rußland, aus Rußland nach Polen, in die slawischen Gebiete, und von dort wieder weg. Sehen Sie sich die Namen der deutschen Juden und der Familien an. Karl Marx, beispielsweise. Wer war sein Vater? Sein Vater kam aus dem Osten, und wurde nach Westen getrieben; er lebte bei Trier; Helga kennt diesen Ort.
Aber das war Teil dieser Kultur. Und die Annahme der Juden als Bürger, als deutsche Bürger - das gleiche geschah in der gleichen Zeit, aber aus anderen Gründen auch in Österreich -, das war eine großartige Errungenschaft, eine kulturelle Errungenschaft. Und der Mord an den Juden in Deutschland war ein kultureller Schaden für die deutsche Bevölkerung allgemein. Er war ein Verbrechen gegen die Menschheit, in jedem Sinne dieses Wortes. Und wir hätten heute viele Schwierigkeiten nicht, wenn das nicht geschehen wäre.
Und anstatt bloß diesen negativen Aspekt zu bedauern, der schrecklich ist, ist das einzige, was man tun kann, mit der schrecklichen Aussicht auf das, was man diesen Menschen angetan hat und wie man es getan hat, daß man an die positive Seite herangeht. Denn sie sind tot! Was werden Sie für sie tun? Sie wurden ermordet. Was werden Sie für sie tun? Man muß die Bedeutung ihres Lebens bekräftigen.
Sie müssen zur geistigen Seite gehen. Was ist die Bedeutung des Lebens? Nun, sie waren großartige Menschen. Sie leisteten große Beiträge, und sie wurden umgebracht, ermordet. Wir müssen sie ehren, ihre Ehre und die Ehre Deutschlands wiederherstellen, indem wir diesen Aspekt erkennen, nicht nur die negative Seite, sondern die positive Seite! Sie vollbrachten eine großartige Leistung, und Deutschland sollte daraus eine Lehre ziehen: Daß seine größten Errungenschaften im 19. Jahrhundert auf den Beiträgen beruhten, die im Werk Moses Mendelssohns und seiner Freunde im 18. Jahrhundert wurzelten.