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Neue Solidarität
Nr. 39, 29. September 2010

5. August: Lyndon LaRouche in einem außergewöhnlichen internationalen Dialog - Dritter Teil

Vor einigen Wochen veröffentlichten wir eine Mitschrift des außergewöhnlichen Dialogs, den Lyndon LaRouche am 29. April 2010 in New York über verschiedene Aspekte der von ihm vorgeschlagenen Vier-Mächte-Vereinbarung und verwandte Fragen führte. Am 5. August kam die gleiche Gruppe erneut zusammen, und es entspann sich ein ebenfalls außergewöhnlicher Dialog. Die Zusammenkunft wurde von LaRouches Sprecherin Debra Freeman moderiert. Wir dokumentieren in dieser und den nächsten Ausgaben die Diskussion.

Debra Freeman: Bevor wir zu einigen Fragen über Infrastruktur und NAWAPA kommen bzw. der Bedeutung von dem, was du gerade ausgeführt hast, habe ich hier eine Frage von der russischen Delegation und eine Frage von der chinesischen Delegation. Bevor wir weitergehen, möchte ich dir Gelegenheit geben, auf diese Fragen einzugehen.

Die Frage der russischen Delegation lautet: „Herr LaRouche, bevor Sie zugeschaltet wurden, haben wir bei unseren Beratungen heute morgen über eine Stunde lang die Frage des Kreditsystems oder Geldsystems diskutiert. Einige Ihrer amerikanischen Kollegen meinten, das Amerikanische System, wie sie es nannten, basiere nicht auf Geld, sondern auf Kredit, und Geld sei nur als Kreditinstrument relevant - wenn ich das falsch darstelle, möge man mich bitte korrigieren.

Sofern Amerika nicht ein völlig anderes System hat, dessen Ursprung sich von allen anderen auf der Welt unterscheidet, so verstehe ich das nicht. Wir sind immer davon ausgegangen - und wenn ich „wir“ sage, meine ich nicht nur mein Land, sondern viele andere Länder, einschließlich das Ihrige -, daß am Anfang eines Projekts, was immer es sein mag, als erstes die Frage nach dem Geld aufkommt. In Rußland stellte sich diese Frage mit Sicherheit spätestens nach dem Fall des Kommunismus. Dann wurde uns jedoch auch gesagt: ,O.K. Sie brauchen Geld für Ihr geplantes Vorhaben. Doch um dieses Geld zu bekommen, müßt ihr erst unsere Stiefel lecken!’

Doch unsere amerikanischen Kollegen meinen, Geld spiele gar keine Rolle. Es sei nur als Kreditinstrument relevant. Ich würde genau das Gegenteil behaupten: Geld ist ein Instrument der Macht, und in Rußland haben wir das ziemlich scharf zu spüren bekommen. Auch gibt es einige Beschwerden, wenn man sieht, wie Geld als Instrument der Macht im Entwicklungssektor, insbesondere in Afrika, eingesetzt wird.

Was haben wir hier übersehen? Stimmt es wirklich, daß die Vereinigten Staaten eine geheime Geschichte haben, die so ganz anders ist?“

LaRouche: Nein, keine geheime Geschichte, sondern eine Geschichte, die leider unbekannt ist - was wohl an den Leuten liegt, denen unsere Presse gehört. Dazu kommt der Haß der Wallstreet auf Franklin Roosevelt in den dreißiger und vierziger Jahren. Zur Frage der Macht...: Als wir unsere Nation gründeten, stützte sich unser Land laut unserer Verfassung auf ein Kreditsystem. Aber wurde immer der Verfassung gefolgt? Was war zum Beispiel mit Andrew Jackson? Das war ein britischer Agent, vollkommen korrupt. Aber einige halten ihn für einen Helden Amerikas! Für die Demokratische Partei ist Andrew Jackson offiziell einer ihrer Helden. Was für ein Quatsch! Er war ein Schwein - ein Schwein, das der Wallstreet gehörte!

Entscheidend ist: das Ziel muß die Produktion von Reichtum sein. Und man darf nicht zulassen, daß die Wallstreet oder London die Landeswährung in Gefahr bringen. Roosevelt hätte ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht, deswegen waren sie froh, als sie ihn los waren. Hätte Roosevelt länger gelebt, dann hätte er verwirklicht, was er während seiner Präsidentschaft schon immer vorhatte. Er wollte das Vermächtnis seines berühmten Vorfahren Isaac Roosevelt einlösen, der die Bank of New York gegründet hatte und ein Verbündeter Alexander Hamiltons gewesen war. Lincoln vertrat die gleiche Politik, genauso wie der große Ökonom Henry Carey.

Aber uns drohte ständig Gefahr vom Empire. Das Britische Empire beherrschte die Welt! Viele haben Illusionen darüber. Gewöhnlich lehren die Historiker, die Bevölkerung des Vereinigten Königreiches sei irgendwie das Britische Empire. Das stimmt nicht. Die Einwohner Großbritanniens sind weitgehend verdummt, weil sie unter dieser Tyrannei des Empires leben müssen - und das schon seit dem Siebenjährigen Krieg, als die britische Ostindiengesellschaft zu einem Weltreich wurde. Das britische System ist ein Weltimperium! Und der einzige, der das britische System in jüngerer Zeit herausgefordert hat, waren die Vereinigten Staaten.

Aber die Vereinigten Staaten wurden geschwächt; sie wurden geschwächt durch die Französische Revolution und die Napoleonischen Kriege. Außerdem beging Lafayette einen Fehler, als er eigentlich hätte handeln müssen, aber er war zu nachgiebig mit seinem König, der wegen der Halsbandaffäre der Königin in Mißkredit geraten war - was im übrigen eine britische Geheimdienstoperation gewesen ist.

Hier liegt der Grund dafür, daß wir in der Welt durchgehend ein ganz reales Problem haben, das sich an verschiedensten Beispielen der Wirtschaftsgeschichte verdeutlichen läßt. Was geschah etwa mit der Sowjetunion? Weswegen ist sie auseinandergefallen? Sie zerfiel infolge eines britischen Komplotts. Ich habe zufällig Kenntnis davon, daß der französische Präsident Mitterrand ein britischer Agent war. Ich weiß das, weil mir hochrangige Leute in Großbritannien, die ich kenne, davon berichteten. Wie konnte ich das bestätigen? Ich kannte das gaullistische System Frankreichs; ich wußte, wer François Mitterrand wirklich war. Als jemand, der die Zeit des Zweiten Weltkriegs miterlebt hat, denkt man daran zurück, was in Frankreich vorging, als eine faschistische Regierung mit Hitler gemeinsame Sache machte und überlegene französische Streitkräfte trotz britischer Unterstützung geschlagen wurden! Das war Korruption innerhalb der französischen Regierung. Daraus erwuchs in Frankreich ein Regime, das wegen seines Faschismus berüchtigt war. Die Franzosen selbst exekutierten den Mann, der die faschistische Übereinkunft mit Hitler zustande brachte. Er hatte Frankreich nicht vollständig den Deutschen ausgeliefert, aber er stand in freundschaftlicher Beziehung zu den Nazis. Weil er ein Faschist war!

Solche Probleme gab es immer, weil das Empire ideologisch eine gewaltige Reichweite hat. Wie ist das möglich? Das ist möglich, weil die meisten unserer Bürger zwar im Grunde in dem, was sie über die Menschen denken, ehrenwerte Ansichten haben, aber nicht wirklich verstehen, was in der Welt vorgeht.

Es gab zum Beispiel Anfang des 20. Jahrhunderts nur eine Person, die wußte, was Imperialismus wirklich war. Das war Rosa Luxemburg. Sie lieferte in ihren Schriften zu diesem Thema eine richtige Definition des Imperialismus, wohingegen all die sogenannten Sozialisten und anderen Imperialismusexperten nicht wußten, wovon sie sprachen. Sie wußte es, genauso wie auch der amerikanische Historiker Herbert Feis vom State Department, der die Geschichte des Imperialismus aufarbeitete.

Die Geschichte des Imperialismus

Luxemburg hatte recht! Der Imperialismus entstand im Grunde als atlantisches System. Er entwickelte sich im Zuge des Untergangs des Persischen Reichs, wodurch sich die Machtstellung des Kults von Delphi konsolidierte - nicht der Griechen als solche, sondern des Delphikults. Es war ein seegestütztes imperiales System, wo Völker auf Inseln oder anderen befestigten Stellungen über den Handel und die Lebensweise der anderen Völker am Mittelmeer herrschen konnten. Daraus entwickelte sich später das System der großen Imperien: das Römische Reich, das Byzantinische Reich, dann das Habsburger Reich und das Britische Empire, mit der Hilfe des armseligen Heinrich VIII., der nicht wußte, wie er mit seinem Geschlechtstrieb umgehen sollte.

Das ist der Punkt, daß dieser Imperialismus immer vorherrschte. Dies hatte zwei Formen. Eine davon war in der europäischen Erfahrung das Perserreich und zuvor Babylon. Das war typisch für ein Imperium. Dann gab es das Mittelmeerimperium, das sich nach dem Untergang des Perserreichs entwickelte. Es hatte anfangs die Form einer Gruppe von mehreren imperialen Systemen, doch dann entschied man sich für Rom als Hauptsitz, und Rom beherrschte die ganze Region. Als Rom wegen seinen eigenen Schwächen unterging, sprang Byzanz als Ersatz ein, doch nur mit mäßigem Erfolg. Um 1000 n.Chr. entstand das venezianische System, das die Finanzen der gesamten Region beherrschte.

Infolgedessen kam es zur Schwarzen Pest. Dann kam die Renaissance, besonders die florentinische Renaissance, und es entstand das System, auf dem alle Errungenschaften des neuzeitlichen Europa beruhen; teilweise ging es noch weiter zurück auf Dante Alighieri u.a. All das wurde aber von den Habsburgern bzw. im Grunde von Venedig niedergeschlagen.

Dann war die Lage unhaltbar, und die Zivilisation begann, sich auf den Atlantik zu verlagern. Das Mittelmeer war kein beherrschender Faktor der imperialen Macht mehr. An diesem Punkt verschob sich der politische Hauptsitz des Imperialismus von Venedig und den Sitzen der Habsburger nach Norden in die englisch-holländische Region als atlantischem Zentrum. London wurde zusammen mit den Niederlanden zum Hauptsitz des internationalen Imperialismus, einer Form des Finanzimperialismus, der den Welthandel über die Meere beherrschte. Das ist Imperialismus!

Das hat bis heute nicht aufgehört. Der britische Imperialismus ist nach wie vor das imperialistische Weltsystem! Man muß sich nur die Inter-Alpha-Gruppe betrachten. Verdeutlichen Sie sich, welches Ausmaß die finanzielle Kontrolle der Inter-Alpha-Bankengruppe und verwandter Gruppen über das heutigen Weltgeschehen hat.

Was ist das heutige Imperium? Es ist das Britische Empire, wie es sich in dem von Lord Rothschild 1971 neu geschaffenen Britischen Empire ausdrückt. Die Vereinigten Staaten wurden damals besiegt, weil sie sich auf den Krieg in Indochina eingelassen haben. Das hat uns kaputt gemacht! Den so bewirkten Schwächezustand nutzten die Briten 1971 aus und erzwangen mit Hilfe der Nixon-Administration die Abschaffung des Systems fester Wechselkurse.

Anschließend machten sie in den Vereinigten Staaten alles kaputt, was den wirtschaftlichen Erfolg Amerikas seit Roosevelts Zeiten und zuvor ausgemacht hatte. Das System gleitender Wechselkurse und unvorstellbar korrupte Methoden wurden eingeführt. Die Infrastruktur der Vereinigten Staaten zerfiel; was den Stand der Infrastruktur angeht, befinden wir uns immer noch im Jahre 1968 oder heute sogar noch davor! Wir sind nie darüber hinaus gekommen.

Wir werden von einem weltweiten Imperialsystem beherrscht, das man richtigerweise das britische Imperialsystem nennen muß. Dieses Herrschaftssystem geht nicht von den Menschen des Vereinigten Königreichs aus, sondern es ist die Weltherrschaft einer internationalen Finanzmacht, die mit der Inter-Alpha-Gruppe und deren Hilfstruppen über ein Machtmonopol verfügt, das 70% der internationalen Bankenwelt kontrolliert. (Wenn Sie wissen wollen, wo die Inflation herkommt, dort kommt sie her!)

Sobald Sie darüber Klarheit haben, verstehen Sie, was wir mit unseren Vorschlägen zum Amerikanischen System meinen. Das ist tatsächlich das System der amerikanischen Verfassung, wobei aber die Vereinigten Staaten, bei hartnäckigem Widerstand, seit ihrem Bestehen fast immer unter der Knute des Britischen Empire standen.

Wir entstanden als ein Ableger [Europas], durch Menschen, die die Entstehung des Empire und die ständigen Kriegsbedingungen der Zeit von 1492 bis 1648 nicht mehr aushielten und hierher kamen. Auch meine Vorfahren kamen unter diesen Vorzeichen hier an, um ein Gesellschaftssystem aufzubauen, das frei von den monetaristischen imperialen und oligarchischen Systemen Europas das Beste der europäischen Zivilisation fortführen sollte.

Das Problem ist also, zu verstehen, was Imperialismus ist. Wir verstehen unter Imperialismus die ständige Beherrschung von Nationen durch eine oligarchische Klasse. Das sind die „Reichen und Schönen“ von heute, die Oligarchie, für die alle übrigen als Untermenschen gelten.

Wir in den Vereinigten Staaten stehen mit unserer Verfassung für eine ganz bestimmte Errungenschaft - jedenfalls an verschiedenen, aber durchaus nicht allen Punkten in unserer Geschichte. Das lebt in uns über Generationen hinweg weiter. In gewisser Weise lebt in uns die Idee weiter, mit der man im 17. Jahrhundert in Massachusetts landete. Wir kommen immer wieder darauf zurück, weil einige von uns sich so verstehen und die Erinnerung wach halten.

Unser Ziel war immer, den Imperialismus abzuschaffen. Wir verachten ihn. Wir versuchen, uns vor ihm zu schützen. Doch hat uns der britische Imperialismus häufig zu Boden geworfen. Wer den britischen Imperialismus sehen will, der soll sich fragen, wo sich die britische Ostindiengesellschaft heute befindet, der gehe nach Boston, nach New York City oder Chicago und suche die Nachfolger der britischen Ostindiengesellschaft und von ihr ausgehende Interessen. Dort liegt das Problem. Wir müssen damit endgültig aufräumen! Dazu müssen wir lediglich unserer Verfassung Geltung verschaffen, gegen die wir so häufig verstoßen haben - besonders seit Roosevelts Tod und besonders seit den Entscheidungen von 1971.

Das ist auch unsere Empfehlung für die Welt, wie sie Roosevelt in seinen Plänen für die Nachkriegswelt ausdrückte: Wir wollen, daß jene Nationen, die die Erfahrung dieser Kriege durchgemacht haben, sich als souveräne Nationalstaaten verbünden, um die letzten Überreste des monetaristischen Imperialismus von dieser Erde zu verbannen. Beseitigen wir den Kolonialismus und errichten wir eine Weltordnung souveräner Nationalstaaten, die durch ein System fester Wechselkurse und ein Kreditsystem - kein Geldsystem - zusammengehalten werden.

Zukunftsaufgaben für China und andere

Debra Freeman: Die nächste Frage kommt von der chinesischen Delegation: „Herr LaRouche, Sie haben wahrscheinlich gehört, worüber in der letzten Woche international viel diskutiert wurde, daß nämlich China zur zweitgrößten Volkswirtschaft in der Welt aufgestiegen ist. Wir hätten gern gewußt, ob Sie dieser Bewertung nach den von Ihnen aufgestellten Regeln zustimmen, oder ob Sie diese Bewertung nur für ein Produkt monetaristischer Ansichten halten.“

LaRouche: Nein - wahrscheinlich teilweise. Generell haben Menschen, wenn es um Meinungsbildung geht, Angst vor dem Geld, vor der Macht des Geldes. Deswegen glauben sie lieber an das Geld, weil sie gerne an dessen Macht glauben. Es ist populär: „Jeder sagt es, daß China jetzt die zweitgrößte Macht auf der Welt ist. Wie wunderbar, nicht wahr?“

Das ist aber nicht die wirkliche Frage. Wir wissen, daß China große Probleme hat, und wir kennen zumindest die Hauptursachen dieser Probleme.

Es fing damit an, daß China von Nixon und seinen Leuten eingeladen wurde, bei einem System mitzumachen, unter dem das Land Billigwaren herstellen würde; und wir würden unsere Betriebe nach China verlagern, um dort und in anderen Teilen Asiens die billigen Arbeitskräfte auszunutzen, während wir unsere Industrie in den Vereinigten Staaten dicht machen. Das gleiche geschah in gewisser Weise auch von Europa aus. Seit 1971 ging es daher mit dem industriellen und landwirtschaftlichen Potential Europas und der Vereinigten Staaten bergab.

Einiges davon geschah bewußt. Der Zerstörungsprozeß unter Nixon hielt sich noch in Grenzen, aber die Zerstörung unter Carter war immens. Und die Zerstörung nach der Regierung Carter ist verheerend!

China wurde also gesagt, es habe einen großen Markt mit billigen Arbeitskräften, und wenn es bereit wäre, seine Billigarbeit einzusetzen, könnten sich dort wunderbare Dinge entwickeln, es würden chinesische Milliardäre wie eine neue Obstsorte am Baum wachsen, die man bewundern, aber nicht essen könnte. So wurde die Illusion geschaffen, China befinde sich auf der Straße des Erfolgs. Aber China hat sich seine Wohltäter nicht genau angeschaut. Es hat nicht gesehen, was das Britische Empire und seine anglo-amerikanischen Freunde wirklich wollten.

Es kam, wie es kommen mußte: Die Weltwirtschaft brach, wie abzusehen war, zusammen. Der Kollaps der Weltwirtschaft war zwangsläufig. China verlor seine Märkte.

Gleichzeitig gibt es in China Gebiete im Landesinneren, die unbedingt entwickelt werden müssen, doch die Arbeitskräfte sind nach wie vor sehr billig. Und der zukünftige Fortschritt Chinas ist in großer Gefahr. Ich bin mir sicher, daß die chinesische Regierung darüber sehr besorgt ist. Was sie in öffentlichen Erklärungen sagt, ist eine Sache; aber innerlich spüren sie, daß nicht alles zum Besten bestellt ist. Sie steht vor bedrohlichen Problemen.

Befassen wir uns mit Rußland und China, da Rußland im Zusammenhang mit der Frage über China aufkam. Was ist der Unterschied zwischen beiden Ländern? Rußland wurde stark entvölkert, doch wenn man sich Rußlands Territorium und Geschichte und die Technik in den Institutionen betrachtet, ergibt das ein etwas anderes Bild. Rußland verfügt auf seinem Staatsgebiet, das nur schwach bevölkert ist, über ein großes Potential an Rohstoffen, die für die Menschen im südlichen Teil Asiens von großem Nutzen sein können. Rußland hat außerdem einen sehr kompetenten Wissenschaftskader, der weiß, wie man all diese Rohstoffe finden kann; schon der Bau der Transsibirischen Eisenbahn war Teil dieser Entwicklung. Seit damals, als zu Leibniz’ Zeiten der neue Zar [Peter I.] an die Macht kam, ist die Mineralogie in Rußland die höchstentwickelte auf der Welt. Hier gibt es einen engen Zusammenhang mit den Arbeiten Alexanders von Humboldt, der sich auch in diesen Gegenden aufgehalten hat.

Entscheidend ist, daß China wirtschaftliche Entwicklung braucht. Seine Entwicklung reicht nicht aus, um einen aus unserer Sicht akzeptablen Lebensstandard für die gesamte chinesische Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Die Chancen für die Zukunft stehen schlecht, wenn wir die physischen, soziologischen Bedingungen für die Bevölkerung Chinas insgesamt nicht verbessern - insbesondere da sich der Weltmarkt, auf den China heute weitgehend angewiesen ist, im Prozeß des Zusammenbruchs befindet.

Entwicklung durch moderne Technik

In Indien liegen die Dinge etwas anders. China hat schätzungsweise 1,4 Mrd. Menschen; Indien 1,1 Mrd. Jetzt schauen Sie sich an, wieviel extrem arme Menschen es in diesen Ländern gibt, im Verhältnis zur Zahl der Menschen, die nach europäischem Standard als einigermaßen wohlsituiert gelten können - Sie sehen sofort, daß es hier ein Problem gibt. Die Massenarmut besonders in den asiatischen Ländern muß überwunden werden. Besonders hervorstechend ist das Armutsproblem in den größten Nationen, in China und Indien. Wenn wir dieses Problem, das China und Indien bedroht, nicht lösen helfen, können wir sicher sein, daß wir auf diesem Planeten nicht glücklich sein werden.

Was folgt daraus? Es folgt daraus, daß wir in einer bestimmten Weise in China und Indien investieren müssen. Indien ist in finanzieller Hinsicht zwar in einer besseren Situation, aber was wir brauchen, ist eine weltweite technische Revolution auf der Grundlage eines Kreditsystems. Wir müssen das Hochtechnologie-Potential ankurbeln, das in der europäischen Kultur steckt, wozu auch die russische Kultur gehört.

Rußlands großartiges wissenschaftliches Potential, das von der Sowjetunion und der Zeit davor als kultureller Faktor übrig geblieben ist, ist weitgehend aufgebraucht. Dennoch kann Rußland einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des Planeten leisten - zum Beispiel die Bahnverbindung unter der Beringstraße. Wenn dieses Projekt verwirklicht und mit dem NAWAPA-System verbunden werden kann, werden sich die Beziehungen zwischen den großen Kontinenten der Erde verändern, denn die Infrastrukturentwicklung wird natürlich auch nach Afrika weitergehen. Das wichtigste, das wir aufbauen werden, ist Infrastruktur! Die Infrastruktur wird nicht all die Dinge hervorbringen, die wir verbrauchen werden, aber sie wird die Produktionsmittel der Dinge erzeugen, die wir verbrauchen werden - so wie ich es im Falle von NAWAPA bereits angedeutet habe.

Deswegen müssen wir auf globaler Ebene investieren. Ein Kreditsystem auf Grundlage fester Wechselkurse muß auf globaler Ebene für den internationalen Handel und für Investitionen mobilisiert werden, um so Nationen wie China und Indien dabei zu helfen, die Kapitalintensität ihres Wachstums zu erhöhen. Es muß unsere Absicht sein, die Nationen dieser Welt auf eine bestimmte Ebene von Lebensstandard und Kultur anzuheben.

Wenn wir das nicht tun, verschieben wir die Probleme in die Zukunft.

Nach meiner Sicht müssen wir so herangehen: Wir müssen ein internationales Kreditsystem auf Grundlage fester Wechselkurse schaffen. Nur mit einem System fester Wechselkurse und sehr niedrigen Kosten der Kreditaufnahme läßt sich in Ländern wie China und Indien etwas erreichen. Das muß kommen! Wir brauchen ein internationales Investitionsabkommen mittels eines Systems fester Wechselkurse, durch das wir einen Wissenschaftsmotor in Gang setzen können, um hauptsächlich mit Infrastruktur das produktive Potential dieser Länder aufzubauen. Im Vordergrund muß dabei das produktive Potential in den Bürgern aller dieser Länder stehen. So müssen wir vorgehen.

Für die Zukunft Chinas sollte man in Asien bzw. dem transpazifischen Bereich so vorgehen - man sagt: „Hier steht China heute. Wir müssen sicherstellen, daß es sich nicht zurückentwickelt. Wir müssen China helfen, Hochtechnologie zu entwickeln und die Teile der chinesischen Bevölkerung einzusetzen, die lernen können, mit moderner Technik zu arbeiten. Sie werden innerhalb Chinas zum Fortschrittsmotor. Wir müssen das unterstützen, indem wir ihnen bei Infrastrukturinvestitionen in Schnellbahnsysteme, die Wasserwirtschaft, sanitäre Einrichtungen usw. helfen. Ganz wichtig dabei ist Wasser! Wir müssen die Niederschläge auf der Erde insgesamt besser verteilen, so wie wir es in den Vereinigten Staaten und Kanada tun werden. Wir wollen dort eine Bewegung von Niederschlagsgebieten von West nach Ost, vom Pazifik zum Atlantik erreichen; und das gleiche muß auch in anderen Teilen der Welt geschehen. Die Trockengebiete dieser Welt müssen mit Hilfe von sich selbst verstärkenden Wettersystemen bezwungen werden. Auf diese Weise kann in Zentralasien eine Feuchtigkeitszone entstehen, die die Lage dort verbessern hilft.

Das erfordert eine Vision, die sich über drei Generationen, von jeweils 25 Jahren erstreckt, und in diesem Jahrhundert werden noch drei Generationen oder mehr heranwachsen. Wir müssen uns Ziele stecken, die sich entsprechend in drei Generationen verwirklichen lassen. Wir müssen uns fragen: Wo werden wir in diesem ganzen Prozeß Generation nach Generation stehen, um die Lebensbedingungen der Menschheit zu verbessern?

Wenn wir so denken, und wir wieder ein System fester Wechselkurse einrichten, wenn sich nicht jede Nation nur um ihre eigenen Bedürfnisse kümmert, sondern wir uns in entscheidenden technologischen Investitionsbereichen gegenseitig helfen, dann können wir sicherstellen, daß Nationen wie China und Indien - oder auch Afrika, das hierfür ein zentrales Beispiel ist - eine Grundlage erhalten, um aufzuholen, während wir die ganze Welt in einen besseren Zustand versetzen. Nur so geht es: So müssen wir denken.

Wird fortgesetzt.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
5. August: Lyndon LaRouche in einem außergewöhnlichen internationalen Dialog - Erster Teil
5. August: Lyndon LaRouche in einem außergewöhnlichen internationalen Dialog - Zweiter Teil

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Ältere Schriften von Lyndon H. LaRouche aus den Jahren 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache