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Neue Solidarität
Nr. 33, 18. August 2010

Großprojekte zur Wasserumleitung
II. Eurasien: Transfer von Sibirien zum Aralsee

Karte: EIR/Göran Haglund

Der derzeit zunehmend austrocknende Aralsee ließe sich durch die Umleitung sibirischen Wassers, das jetzt ins Arktische Meer fließt, wieder auffüllen. Das Aralgebiet ist durch das Aufbrauchen der Wasservorkommen praktisch zu einer Salzwüste verkommen. Im Lauf der Jahre wurde immer mehr Wasser aus den beiden einspeisenden Flüsse Syr Darja und Amu Darja - die in den Gebirgszügen des „Dachs der Welt“ und auf dem tibetanischen Hochland entspringen – vor dem Erreichen des Aralsees verbraucht bzw. verdunstete. Seit langem gibt es daher Vorschläge, Teile der nach Norden fließenden sibirischen Ströme Ob und Irtysch, die zusammen das größte Flußsystem Asiens bilden, zum Aralsee umzulenken. Schon in den sechziger Jahren des 19.Jahrhunderts wurde ein solcher Kanal vorgeschlagen, 1902 wurde das Projekt prinzipiell genehmigt, war es im 20. Jahrhundert immer wieder im Gespräch, weil die Ökologie am Aralsee sich immer weiter verschlechterte.

Die Grundidee des „Sibirien-Aralsee-Kanals“ ist, einen geringen Teil (6-7%) des Ob-Irtysch nach Süden umzulenken, was ausreichen würde, die Verhältnisse an der Aralsee-Senke merklich zu verbessern. In der erste Phase soll Wasser dort gestaut werden, wo der Tobol in den Irtysch fließt, und dann in mehreren Stufen soweit auf ein höheres Niveau gepumpt werden, daß es über einen langen Kanal in ein Reservoir am Aralsee fließt. Von da aus könnte man es in die Flußbetten von Syr Darya und Amu Darya bzw. in ein Netz von Bewässerungskanälen leiten. Der Hauptkanal „Sib-Aral“ wäre 2200 km lang, 10-15 m tief und 200 m breit.

In dieser ersten Phase würden etwa 25 km3 Wasser jährlich nach Zentralasien fließen. In der zweiten Phase würde die Wassermenge verdoppelt, indem man auch Wasser des Ob umlenkt. Damit ließe sich nicht nur die Agrarproduktion massiv steigern, auch der ganze Aralsee würde wieder aufgefüllt und stabilisiert. Dann wären die Voraussetzungen dafür gegeben, die Klimaverhältnisse zu verbessern. Der Einzugsbereich des Aralsees mit 1,8 Mio. km2 erstreckt sich im Herzen Zentralasiens über sieben Nationen: Usbekistan, Kasachstan, Turkmenistan, Tadschikistan, Kirgisien, Afghanistan und Iran.

Nachdem das sowjetische Wasserministerium in Zusammenarbeit mit verschiedenen Instituten 15 Jahre lang an den technischen Plänen gearbeitet hatte, wurde im Januar 1985 mit Vorarbeiten für den Bau des Kanals begonnen. Dann aber wurden die Arbeiten nach weniger als einem Jahr unter Staatschef Michail Gorbatschow eingestellt und auch die technischen Studien abgebrochen.

Heute ist die Wiederaufnahme dieser Arbeiten ein vorrangiges Projekt von Bedeutung für die ganze Welt.


Quelle: Mary Burdman „Watering Central Asia“, in EIR, 21.5.2004.