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Das NAWAPA-Projekt übertrifft die Großbauten der Tennessee Valley Authority (TVA) der dreißiger und vierziger Jahre um Größenordnungen - und es wird seit den sechziger Jahren politisch darum gekämpft.
Im Jahr 1964 veröffentlichte die Firma Ralph M. Parsons Co. aus Los Angeles die 100seitige Konzeptstudie „Die Nordamerikanische Wasser- und Strom-Allianz“. Sie enthielt die wesentlichen baulichen und finanziellen Parameter eines Vorschlags, durch ein Baugroßprojekt in Nordamerika 15-20% des Wassers, das in die Arktische See abfließt, nach Süden durch Westkanada und die Vereinigten Staaten bis nach Nordmexiko umzulenken. Zu dem Plan gehörten auch ein Kanal ins Becken der Großen Seen sowie Maßnahmen zur Nutzung des Wassers der Hudson Bay und des James River.
In der Zusammenfassung des Parsons-Berichtes heißt es: „Das NAWAPA-Konzept nutzt die geographischen und klimatischen Aspekte des nordamerikanischen Kontinents, um überschüssiges Wasser in den nordwestlichen Teilen des Kontinents aufzufangen und zu sammeln, und es in ausreichender Menge in die wasserarmen Gebiete Kanadas, der Vereinigten Staaten und Nordmexikos zu leiten, um dort für die kommenden hundert oder mehr Jahre eine angemessene Wasserversorgung sicherzustellen. Dieser Plan beruht ausschließlich auf der Nutzung von Wasser, das gegenwärtig und auf absehbare Zeit ungenutzt abfließt.“
Wir werden den NAWAPA-Plan im folgenden näher beschreiben. Hätte man damals mit dem Projekt begonnen, so wäre es nach dem vorgesehenen Zeitrahmen von 10 Jahren für Planung und Vorbereitung und 30 Jahren für den eigentlichen Bau heute, im Jahr 2010, bereits in Betrieb.
Aber NAWAPA und die darin verkörperte wissenschaftliche Weltsicht wurden schon in den sechziger Jahren sabotiert. Es gab eine massive Intervention der Londoner und New Yorker Finanzwelt in die öffentliche Meinung, Politik und Gesetze der USA, mit der Stoßrichtung, die Nationalstaaten und das Wachstum ihrer Volkswirtschaften zu sabotieren. Zu den prominenten Personen und Einrichtungen, die meist unter einem pseudo-ökologischen Deckmäntelchen arbeiten, gehören der World Wildlife Fund, William K. Reilly, Bill Gates und andere, die zum Teil ganz offen eine Entvölkerung des Planeten fordern.
Nun hat Lyndon LaRouche die NAWAPA-Perspektive als „TVA (Tennesse Valley Authority) des 21. Jahrhunderts“ in Amerika und international wieder auf die Tagesordnung gesetzt, weil sie zu den dringenden, überlebenswichtigen Maßnahmen gehört, die gebraucht werden, um die Nationen und die Wissenschaft wiederaufzubauen. Im folgenden berichten wir über die politische Geschichte und den Umfang des ursprünglichen NAWAPA-Projekts.
In den fünfziger und sechziger Jahren kam es zu akutem Wassermangel in den westlichen Staaten der USA - jenem Gebiet, das traditionell die Große Amerikanische Wüste genannt wird. Die zusätzliche Wasserversorgung aus den Bauprojekten der Ära Franklin Roosevelt, vor allem im Einzugsgebiet des Colorado River, reichte für die Wachstumsgebiete in Kalifornien, Arizona, Nevada und anderswo nicht mehr aus. Zwischen Arizona und Kalifornien tobte sogar 20 Jahre lang ein Rechtsstreit um die Rechte zur Wassernutzung, der erst 1968 beigelegt wurde.
1959 richtete der US-Senat einen Ausschuß für die Nationalen Wasserressourcen ein, um einen politischen Kurs für die nationalen und internationalen Infrastrukturprojekte abzustecken, mit denen die Probleme gelöst und der künftige Bedarf gedeckt werden sollten. In diesem Kontext arbeiteten Hydrologen an Vorschlägen für die Umleitung großer Wassermengen aus verschiedenen Flußbecken des Kontinents und für Großanlagen zur Meerwasserentsalzung an den Küsten des Pazifik und des Golfs von Mexiko, die billigen Strom aus Kernreaktoren nutzen sollten. Es war ganz offensichtlich, daß hier die Zukunft der trockenen Regionen Nordamerikas lag.
Kanadische und mexikanische Ingenieure sahen die Dinge ganz ähnlich. So führten beispielsweise US-amerikanische und mexikanische Wissenschaftler im Auftrag der Salzwasser-Abteilung des US-Innenministeriums gemeinsame Experimente zur Entsalzung von Meerwasser durch.
Vor diesem Hintergrund griff der Senatsausschuß für öffentliche Arbeiten 1964 bei seinen Untersuchungen zur Behebung der Wasserknappheit das NAWAPA-Konzept auf. Man gründete einen Unterausschuß für die Wasserentwicklung im Westen, der im Oktober des Jahres einen Bericht gleichen Namens vorlegte. Der Bericht wurde dann überarbeitet und im Januar 1966 erneut vorgelegt (AZ 58-018 O) und enthält den NAWAPA-Plan, einschließlich etlicher Karten, Tabellen und Untersuchungen zum wirtschaftlichen Nutzen.
Im Vorwort des Berichtes heißt es: „Die Abhängigkeit des Menschen von einer ausreichenden Versorgung mit Trinkwasser ist eine unbestreitbare Tatsache. Ebenso ist es eine Tatsache, daß es einen Mangel an solchem Wasser gibt, und daß dieser Mangel insbesondere im Westen der Vereinigten Staaten zu spüren ist... Die Zeit ist vorbei, in der dieses Problem mit den traditionellen, lokalen und fragmentarischen Ansätzen gelöst werden kann. Die Lösung muß der Größe des Problems entsprechen.“ Dies schrieb der Vorsitzende des Unterausschusses, Frank E. Moss (Demokrat aus Utah), der auch Vorsitzender des Unterausschusses für Bewässerung und Landgewinnung im Innenausschuß des Senats war.
In dem Senatsbericht wurde die Ansicht vertreten, daß NAWAPA gründlich von den Ingenieuren ausgearbeitet und dann gebaut werden sollte.
Alle Institutionen der Vereinigten Staaten, die damals für Rohstoffe und Infrastruktur verantwortlich waren, stimmten mit dieser Ansicht überein: das Pionierkorps der Armee, das Amt für Landgewinnung im Innenministerium, die Elektrizitätskommission der Bundesregierung und der Dienst für Bodenerhaltung im Landwirtschaftsministerium.
Einer Erhebung zufolge gab es damals neben NAWAPA im Westen der Vereinigten Staaten insgesamt weitere 3151 hydrologische Projekte aller Größenordnungen, die von Bundesbehörden oder anderen Stellen genehmigt oder geprüft wurden und die zusammen rund 3,4 Bio. m³ („neues“) Wasser auffangen und nutzbar machen sollten. NAWAPA allein sollte dagegen in 369 Hauptprojekten zusammen rund 5,35 Bio. m³ Wasser nutzbar machen. Im Senatsbericht heißt es: „Das NAWAPA-Projekt bietet beinahe doppelt soviel Wasservorräte für die Nutzung in den Vereinigten Staaten wie die derzeitigen Pläne der Bundesregierung. Ohne NAWAPA bliebe die Wasserversorgung im Westen der Vereinigten Staaten daher deutlich hinter dem Bedarf zurück.“
Ebenso würde ohne NAWAPA auch Kanada und Mexiko Entwicklungspotential entzogen, weil das Programm nicht nur Wasser, sondern auch Strom liefern sollte.
Aber 1968 wurde NAWAPA und alles vergleichbare per Gesetz verboten - als Folge massiver Subversion von Feinden der Vereinigten Staaten aus dem heutigen Britischen Empire. Besonders hervorzuheben sind dabei die folgenden Personen und Aktivitäten:
* Der rechte Senator Henry „Scoop“ Jackson (Demokrat aus dem Staat Washington) spielte eine maßgebliche Rolle im Kampf gegen NAWAPA im Senat. Dies steht im Einklang mit seiner ganzen Karriere als Truman-Demokrat, der außen- wie innenpolitisch im Sinne der Briten arbeitete - als Scharfmacher im Kalten Krieg ebenso wie als Saboteur der Infrastrukturentwicklung. Jackson war von 1941-1952 Mitglied des Repräsentantenhauses und von 1953-1983 Mitglied des Senats.
Als Vorsitzender des Ausschusses für Angelegenheiten des Inneren und der Inseln (1965-68) blockierte Jackson alle Vorstöße aus den trockenen südwestlichen Bundesstaaten auch nur für Vorstudien über Wasserumleitungen zwischen Bundesstaaten. Natürlich lehnte er Wassertransfers zwischen den großen Flußbecken oder zwischen Nationen erst recht ab. Jackson und seine Leute in seinem Heimatstaat Washington zeterten, man dürfe nicht zulassen, daß der „Süden“ das Wasser aus dem Einzugsbereich des Columbia River stiehlt und es in Kalifornien oder anderen Staaten am Colorado verbraucht wird.
* Massive Propaganda gegen NAWAPA ging von monetaristischen Kreisen und Pseudo-Umweltschützern aus. Einige „Quackademiker“ aus dem Bundesstaat Washington taten sich dabei besonders hervor. So zog James Crutchfield von der Universität von Washington im Rahmen einer Pro- und Contra-Debatte im Bulletin of the Atomic Scientists (September 1967 und September 1968) mit abstrusen monetaristischen Argumenten gegen NAWAPA zu Felde: „Der technische Fortschritt in der Landwirtschaft... hat das Wachstum der Bevölkerung und der wirksamen Nachfrage stets überholt... Es wurde auch nicht festgestellt, daß die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion [durch NAWAPA] tatsächlich notwendig wäre, um die wachsende Nachfrage bei den derzeitigen Preisen zu decken.“
Die Befürworter von NAWAPA, protestierte Crutchfield, gingen von der Annahme aus, daß in den kommenden Jahrzehnten mehr Trinkwasser gebraucht werde, aber das sei falsch. „Wir müssen wieder betonen, daß ein großer Teil der ,Wasserknappheit’ des Südens einfach verschwände, wenn man realistische Preise für Wasser, insbesondere für die Bewässerung, verlangen würde.“ Außer „realistischen“, sprich viel höheren Preisen (sozusagen die ENRON-Weltanschauung für Versorgungsbetriebe) brauche man nur Maßnahmen gegen Verschwendung und für bessere Nutzung des vorhandenen Wassers. „Leider ließen wir uns von der Sichtweise vereinnahmen, daß ein höherer Verbrauch in irgendeiner Weise wünschenswert wäre.“ Aber „in dieser Zeit knapper Haushalte“ sei diese Option viel zu teuer.
* 1968 wurde es sämtlichen Bundesbehörden für zehn Jahre untersagt, Studien über Wassertransfers zwischen verschiedenen Flußeinzugsgebieten durchzuführen. Das Verbot war Teil des Colorado River Basin Project Act von 1968. (Das Gesetz legte zeitweilig den langen Streit um die Wassernutzungsrechte zwischen Kalifornien und Arizona bei. Es wurde Arizona erlaubt, neue Infrastruktur zur Wasserregulierung innerhalb des Colorado-Beckens zu schaffen, was dann in Form des Central Arizona Project CAP geschah.)
* 1968 wurde eine neue Nationale Wasser-Kommission gebildet - die Mitglieder wählte Scoop Jackson persönlich aus -, um als einzige Bundesbehörde überregionale Wasserprojekte, einschließlich sämtlicher Projekte für Wassertransfer zwischen Flußeinzugsgebieten, zu prüfen. Die Kommission sollte innerhalb von fünf Jahren eine Studie durchführen und darüber Bericht erstatten. Das Ziel dabei war, die Tradition der Staudämme und Wassernutzung der Ära Franklin Roosevelts, die beim Amt für Landgewinnung, beim Pionierkorps der Armee, im Landwirtschaftsministerium und bei der Bundes-Elektrizitätskommission noch sehr stark war, zu zerstören.
Zu den neuen „Nichtregierungsexperten“, die in die Kommission berufen wurden, gehörten Leute wie der fanatische „Umweltschützer“ und Entvölkerungspropagandist Russell Train. Train war der erste Vizepräsident der World Wildlife Foundation, als diese 1961 gegründet wurde, später (1978-85) Präsident und von 1985-94 Vorsitzender des WWF-USA.
* Der 1973 vorgelegte Bericht der Nationalen Wasserkommission enthielt ein Sammelsurium von 250 unterschiedlichsten Projekten, wobei tatsächliche Infrastrukturprojekte nur eine untergeordnete Rolle spielten. Der Exekutivdirektor der Nationalen Wasserkommission von 1969-73 war Theodore M. Schad, der erklärte, die Verteilung der knappen Wasservorkommen könne ausreichend durch den „relativen Preis“ geregelt werden, und deshalb sei die Erschließung neuer Vorkommen nicht notwendig.
* 1978 wurde auch das Ziel, ganz Nordamerika ausreichend Wasser zur Verfügung zu stellen, überhaupt aufgegeben, als eine von Präsident Carter in Auftrag gegebene Studie zur Wasserpolitik statt der Infrastruktur den „Umweltschutz“ zur Priorität der USA erklärte. Die Studie forderte „größere Aufmerksamkeit für die ökologische Qualität“, Bekämpfung der Umweltverschmutzung und geringeren Wasserverbrauch.
Es war eine Schande für Amerika und ein Erfolg für Russell Train, den damaligen Präsidenten des WWF. Von September 1973 bis Januar 1977 diente Train als Nachfolger des Gründungsdirektors William Ruckelshaus in der Leitung der 1970 gegründeten Umweltschutzbehörde (EPA), die für „sauberes“ Wasser, aber nicht für eine Ausweitung der Wasserversorgung eintrat. Die EPA war das Hauptinstrument zur Umsetzung des Umweltschutzgesetzes National Environmental Policy Act von 1969, das am 1. Januar 1970 in Kraft trat - ein weiterer fortschrittsfeindlicher Schlag von Scoop Jackson und anderen.
Gleichzeitig verbreiteten britische Netzwerke in Kanada unaufhörlich die Propaganda, eine kontinentale Wasserinfrastruktur bringe nichts und sei eine „US-amerikanische Verschwörung“, um Kanada sein Wasser zu stehlen.
In den 40 Jahren, die seitdem vergangen sind, führte Lyndon LaRouche beständig eine Kampagne für die Gestaltung der Erde durch den Menschen - nicht zuletzt durch solche Programme wie NAWAPA - und die entsprechende wissenschaftliche Ausrichtung. 1974 gründete LaRouche mit anderen Wissenschaftler die Fusion Energy Foundation (FEF), die sich schon bald für Meerwasserentsalzung mit Kernkraft und den NAWAPA-Plan einsetzte, um neue, vom Menschen gemachte „natürliche Rohstoffe“ zu erschaffen.
1978 griffen die FEF und die von Lyndon LaRouche angeführte U.S. Labor Party die Regierung Carter und Russell Train direkt an, weil diese NAWAPA und andere Wasserprojekte blockierten.
Im Dezember 1979 brachte das von der FEF herausgegebene Wissenschaftsmagazin Fusion ein Feature von Calvin Larson über den „Vorschlag der Nordamerikanischen Wasser- und Stromallianz: Schaffung von Wasserressourcen für das Jahr 2000“. Im Oktober 1980 veranstaltete die FEF dann in Los Angeles eine Konferenz über „Eine Hochtechnologiepolitik für die Re-Industrialisierung der USA“. Einer der Vorträge bei dieser Konferenz befaßte sich mit „Wasser aus Alaska“ - das NAWAPA-Projekt. Er wurde von Nathan W. Snyder von der Ralph M. Parsons Company gehalten.
1981 führte LaRouches politische Bewegung, angeführt vom National Democratic Policy Committee (NDPC), im ganzen Land eine Großkampagne für NAWAPA und für wirtschaftliche Entwicklung, worin sie vor allem von Landtagsabgeordneten aus den Präriestaaten, die unter dem Absinken der Ogallala-Grundwasserschicht litten, unterstützt wurden. So erklärte beispielsweise der Abg. Keith Farrar, ein Republikaner aus Hogoton/Kansas, im Oktober 1981 vor dem High Plains Study Council, nur NAWAPA sei sinnvoll, alle kleineren Pläne, Wasser aus Staaten rund um die Ogallala-Grundwasserschicht zu importieren, sei „nicht zu finanzieren und politisch nicht durchsetzbar“. Holt das Wasser aus dem hohen Norden, forderte er.
Bei einer Konferenz des NDPC am 27. Februar 1982 in Houston/Texas kamen Farrar und andere zusammen, um sich für das NAWAPA-Projekt einzusetzen. Bei dieser Konferenz präsentierte Lyndon LaRouche ein Grundsatzpapier mit dem Titel „Wollen Sie Ihren Enkeln nicht einen Schluck Trinkwasser gönnen?“ Dieses Papier wurde anschließend, zusammen mit einer Dokumentation über das NAWAPA-Projekt, als Massenbroschüre vom NDPC verbreitet.
LaRouche setzte diese Kampagne auch in den neunziger Jahren fort. Im Juni 1992 verbreitete sein Aktionskomitee „Democrats for Economic Recovery/LaRouche in `92“ ein weiteres Massenpamphlet über NAWAPA und die Meerwasserentsalzung „Amerika geht das Wasser aus - Baut jetzt Großprojekte!“
Im August 2002 verfaßte LaRouche den EIR-Sonderbericht „Wissenschaft und Infrastruktur“, in dem er für NAWAPA als Teil eines umfassenden Programms zum Wiederaufbau der Wirtschaft warb.
Im November 2002 forderte LaRouche bei einer Vortragsreise im nördlichen mexikanischen Bundesstaat Coahuila eine „Super-TVA“ für die Vereinigten Staaten und ganz Nordamerika, um die notwendigen Infrastrukturprojekte schnellstmöglich zu verwirklichen. Dazu gehörten neben NAWAPA auch die mexikanischen Wasserprojekte PLHINO und PLHIGON, die nach dem ursprünglichen Parsons-Plan direkt mit NAWAPA verbunden werden sollten.
Im September 2003 intervenierte die LaRouche-Bewegung nachdrücklich in den Wahlkampf gegen Arnold Schwarzeneggers Gouverneurs-Kandidatur, und der NAWAPA-Plan war auch Teil eines Massenpamphlets des Aktionskomitees LaRouche 2004, „Die souveränen Staaten Amerikas - LaRouches Programm für die Entwicklung des Kontinents“.
2007 betonte LaRouche erneut, man müsse dringend einen kontinentalen Plan für die grenzüberschreitende Entwicklung der USA und Mexikos verwirklichen - eine Art „NAWAPA-plus“ -, um durch agroindustrielle Projekte Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dies sei auch ein Mittel gegen die Grenzkonflikte infolge des wirtschaftlichen Zusammenbruchs und der damit einhergehenden Verzweiflung der Bevölkerung.
Im Januar 2009 veröffentlichte LaRouches Aktionskomitee LPAC ein Video zum Thema „NAWAPA-PLHINO - die Zukunft Amerikas“.
Als Vertreter des Unternehmens Ralph M. Parsons Co. gab Nathan W. Snyder 1980 vor der Konferenz der FEF in Los Angeles eine Zusammenfassung von NAWAPA. Er erklärte zunächst: „Das Projekt wurde Nordamerikanische Wasser- und Strom-Allianz (NAWAPA) genannt, weil dieser Name der notwendigen kooperativen Beziehung zwischen Kanada, den Vereinigten Staaten und Mexiko entspricht. Mit diesem Plan wird eine im Gegensatz zu Erdöl erneuerbare Ressource für Tausende von Jahren verfügbar gemacht. Die römischen Aquädukte stehen immer noch!“ Es folgen gleich noch weitere Zitate aus seiner Rede.
Man kann das Projekt auf einer Karte darstellen, beginnend im Nordwesten Nordamerikas (siehe nebenstehende Karte). Ein Teil des Wassers des Yukon River und des MacKenzie River, die in die Beringsee bzw. ins Arktische Meer abfließen, können in Kanada im Yukon-Territorium und im Norden von British Columbia in mehreren Stauseen aufgefangen werden, von dort aus wird das Wasser in den nördlichen Teil des Rocky-Mountain-Grabens gepumpt. Dieser Graben, ein Hochgebirgstal, erstreckt sich nach Süden bis zum Flathead-See in Montana. Dadurch entstünde „ein etwa 800 km langer, regulierender Wasserspeicher, der bis zu 500 Mrd. m³ Wasser aufnehmen kann - mehr als das dreifache des Wasserverbrauchs der 48 Bundesstaaten des amerikanischen Festlandes. Wasser aus Alaska und Kanada würde in diesen Speicher geleitet - den größten, der jemals ausgedacht wurde...
Die Wassersammlung von NAWAPA erstreckt sich vom Yukon River bis in den Norden Montanas. Das Gesamteinzugsgebiet umfaßt etwa 3,4 Mio. km2, mit sehr hohen jährlichen Niederschlägen. Von einem Abfluß von 1-1,2 Bio. m³ jährlich würde NAWAPA etwa 200 Mrd. m³ jährlich für Verbrauch und Flußregulierung ableiten.“
Dieses Wasser würde dann über ein sehr breites Netz verteilt. Südlich des Rocky-Mountain-Grabens, im mittleren Idaho und dem Südosten des Staates Washington, entständen mehrere Stauseen und Wasserkraftwerke in den Tälern des Clearwater River und des Clearwater North Fork River sowie an den Unterläufen des Salmon River und des Snake River. Von dort aus ließe sich die Wasserführung des Columbia River nach Bedarf auffüllen oder drosseln.
„Fernleitungen und Staubecken von NAWAPA würden die Hänge der Rocky Mountains sprenkeln und lieferten über die bestehenden Flüsse Wasser bis zur Ebene des Llano Estacado und dem unteren Becken des Rio Grande in Mexiko und zu den US-Staaten New Mexiko, Texas, Colorado, Kansas, Nebraska und Oklahoma.
Der Abfluß aus dem Rocky-Mountain-Graben und dem Untersystem des Clearwater würde auch die US-Staaten Idaho, Oregon, Utah, Nevada, Kalifornien und Arizona sowie die mexikanischen Bundesstaaten Baja California, Chihuahua und Sonora versorgen...
In Kanada würde das NAWAPA-Wasser einen schiffbaren Wasserweg durch die Prärie-Provinzen schaffen, welcher den Fraser River mit den Großen Seen verbindet und Wasser in die Großen Ebenen leitet. Ein schiffbarer Kanal würde zum Oberlauf des Mississippi und des Minnesota führen und die Wasserführung dieser beiden Ströme stabilisieren.
Dank der Verbindung zu den Großen Seen könnte man mit bis zu 60 Mrd. m³ Wasser jährlich den Wasserstand der Seen stabilisieren und, wenn nötig, durch ein Netz neuer und bestehender Kanäle und Fernleitungen Trockengebiete mit Wasser versorgen, in Vermont, New Hampshire, Massachusetts, Rhode Island, New York, New Jersey, Pennsylvania, Delaware, West Virginia, Ohio, Indiana und Illinois.“
Der direkte Nutzen im Form zusätzlicher Mengen an Wasser und Strom wurde für die drei beteiligten Nationen ausgerechnet: Von den insgesamt gut 200 Mrd. m³ Wasser, die pro Jahr zusätzlich zur Verfügung stünden, würden rund 100 Mrd. m³ direkt in 23 US-Bundesstaaten geleitet, vor allem nach Kalifornien, Arizona, Texas und Nord- und Süd-Dakota. In Kanada würden rund 70 Mrd. m³ in die Provinzen Alberta, Saskatchewan, Manitoba und ins Becken der Großen Seen fließen, und rund 37 Mrd. m³ gingen in sieben mexikanische Bundesstaaten, der größte Teil davon nach Sonora, Baja California und Chihuahua.
Die Menge nutzbarer Elektrizität aus Wasserkraft, nach Abzug des Bedarfs der Pumpstationen, beliefe sich auf bis zu 70 000 MW Strom; davon gingen 35 000 MW an Kanada, 30 000 MW in die USA und möglicherweise 2 000 MW an Mexiko.
Das bedeutet in der Praxis: stark ausgeweitete, bewässerte Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Verkehr, Industrien, Gemeinden und Städte - die Landschaft wird völlig verändert. In den USA allein könnten rund 20 Mio. ha zusätzliche landwirtschaftliche Nutzfläche bewässert werden - fast doppelt soviel, wie in den sechziger Jahren bewässert wurde. Die prozentuale Steigerung in den kanadischen Prärieprovinzen wäre sogar noch größer.
1979 schrieb die FEF über die Bedeutung von NAWAPA: „Neben dem Schutz gegen Dürren, den der Plan durch sein integriertes Netz von Staubecken, Kanälen und Tunneln böte, wäre dieses kontinentale System auch ein riesiges, praktisches Experiment, das Wetter des gesamten Kontinents zu verändern. Die Wirkung der stärkeren Verdunstung, der Atmung von Tieren und der verstärkten Wolkenbildung über den großen Wasserreservoirs in der Wildnis wird wertvolle Informationen darüber liefern, wie man das Wetter weltweit steuern kann.“
Auch wenn sich der ursprünglichen NAWAPA-Vorschlag von 1964 noch auf zwei Hauptaspekte konzentrierte - die Bauvorhaben für die Lieferung von Wasser und Strom sowie die Kostenrechnung (auf Grundlage der damaligen Preise) -, hat das Vorhaben seiner Natur und seines Umfanges nach auch das Potential, die gesamte Umwelt zu verändern.
Snyder beendete seinen Vortrag 1980 mit den Worten: „Aber die fesselndste Vorstellung ist die, daß man vor einem wunderschönen neuen See steht und dabei bedenkt, daß dank dieses monumentalen Werks der Ingenieure Millionen Menschen in der Umgebung sichere Arbeitsplätze haben und menschenwürdig leben können.“