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Neue Solidarität
Nr. 25, 23. Juni 2010

Mit dem Massenstreik das Britische Empire besiegen

Von Lyndon H. LaRouche jr.

Den folgenden Vortrag hielt Lyndon LaRouche auf einem E.I.R.-Seminar am 10. Juni in Frankfurt am Main.

Ich bin sehr froh, hier in der Gegend von Frankfurt, was ja mal ein Finanzplatz war, mitteilen zu können, daß es einen Plan zur Rettung Europas wie auch der Vereinigten Staaten gibt. Denn wenn nicht sehr bald wichtige Dinge geschehen, ist Europa in größten Schwierigkeiten, denn es steht ein potentieller kettenreaktionsartiger Kollaps der europäischen Wirtschaft bevor.

Beginnen wir mit der Frage, was in der Macht der Vereinigten Staaten steht bzw. stehen könnte, und dabei spreche ich nicht für mich allein, sondern von einer ganzen Reihe hochrangiger Leute in den Vereinigten Staaten, die an diesem Plan beteiligt sind. Ich möchte an das anknüpfen, was bereits zuvor über die Frage des Massenstreiks in den Vereinigten Staaten gesagt wurde. Es ist äußerst wichtig, dies nicht nur als Information zur Kenntnis zu nehmen, sondern dies klar und wissenschaftlich zu verstehen.

Einige werden sich daran erinnern, daß der Begriff Massenstreik in Europa zuerst von Rosa Luxemburg aufgebracht wurde. Rosa Luxemburg war nicht irgendeine deutsche Proletin oder rote Socke, sondern eine sehr kultivierte Frau, deren Vater einer der Anführer des „Bundes“ in Litauen bzw. Polen war, und ihre Ausbildung stand in Verbindung mit führenden Kreisen in Frankreich. Ihre Darstellung des Massenstreiks war Teil einer Reihe von Artikeln und anderen Aktivitäten über das Thema Imperialismus Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie hatte als einzige damals wirklich verstanden, was Imperialismus ist.

Es gab Leute in Großbritannien, die einflußreiche Autoren zu diesem Thema waren. Auch Lenin hatte eine ganz falsche Beschreibung geliefert, und es gab viele Dummköpfe in der deutschen Sozialdemokratie, die fürchterliche Fehler gemacht haben. Sie alle versuchten, Imperialismus als Ausdehnung des Nationalstaats zu definieren. Seit der Zeit des Peloponnesischen Krieges hat es in keinem Land Europas bis auf den heutigen Tag einen nationalen Imperialismus gegeben. Seit dem griechischen Aufstand gegen das Perserreich basierten alle Imperialismen in Europa ursprünglich auf maritimen und monetären Kulturen, die immer international waren.

Den britischen Imperialismus gibt es noch heute; er ist der einzig wichtige Imperialismus in der heutigen Welt. Aber der britische Imperialismus ist kein Imperialismus des britischen Volkes. Das britische Volk ist, wie alle übrigen Opfer, nur das Schlachtvieh. Der Imperialismus liegt in der internationalen Finanzmacht und war in Europa ursprünglich eine Seemacht. Das beste Beispiel des europäischen Imperialismus der Neuzeit ist Venedig: Vor über tausend Jahren wurde der internationale See- und Geldhandel zum Monopol Venedigs. Venedig schuf das Habsburger Reich; es war ein Werkzeug der venezianischen Bankiers, die im 14. Jahrhundert das finstere Zeitalter in Europa herbeiführten.

Imperialismus wird somit immer mißverstanden, als wäre es etwas anderes als eine internationale Piraterie in Form von Finanzoperationen. Diese falsche Vorstellung herrscht bis heute vor, wenn es um Kriegsgefahr geht: zuerst nach 1890, dann vor dem Zweiten Weltkrieg, und noch heute überall auf der Welt - ganze Nationen werden durch lange Kriege ausgeblutet.

Britische Schachzüge gegen die USA

Mit dieser Art Problem haben wir es heute zu tun. Eine internationale Finanzmacht, eine monetaristische Macht kontrolliert die Weltwirtschaft. Um ein Imperium zu errichten, wie wir es heute haben, mußten die Briten bzw. das Britische Empire die Vereinigten Staaten ausschalten.

Das gelang in zwei wichtigen Schritten. Der erste war der Tod von Präsident Franklin Roosevelt, der ein Anti-Imperialist war, entschlossen, einen Verbund souveräner Nationalstaaten zu schaffen und den Kolonialismus überall auf der Welt abzuschaffen. Am Tag nach seinem Tod wurde Truman Präsident, und Truman war eine Marionette Churchills. Aber die Welt lag nach dem langen Krieg noch in Trümmern.

Zur Erinnerung: Der Krieg begann im Grunde bereits mit der Entlassung Bismarcks [1890]. Die britische Königsfamilie hatte seine Entlassung angeordnet, die Bismarck später im Privatleben selbst als den Beginn eines neuen Siebenjährigen Kriegs beschrieb.

Die britische Monarchie trieb zuerst Japan in einen Krieg gegen China. Der Prinz von Wales ging zum japanischen Mikado und sagte: „Ihr seid ein Imperium, wir sind ein Imperium. Ihr seid ein Herrscher, wir sind ein Herrscher. Wir müssen uns zusammentun!“ Dann kamen die beiden Imperien überein, militärisch gegen China, gegen Korea und gegen Rußland vorzugehen. Dieser von den Briten organisierte Krieg dauerte von 1895 bis 1945.

1922-23 verständigten sich Britannien und Japan auf einer Konferenz, eine Kriegsflotte aufzubauen, um den amerikanischen Marinestützpunkt von Pearl Harbor zu zerstören. Mit britischer Hilfe baute Japan eine Kriegsflotte auf, um gegen China und die Vereinigten Staaten loszuschlagen.

Im Zuge dieser Vorgänge entwickelte sich ein Weltkrieg, der in den heutigen Geschichtsbüchern der Erste Weltkrieg genannt wird. Vor dem Ersten Weltkrieg gefiel es dem britischen Monarchen [Edward VII.], seinen Neffen Kaiser Wilhelm II. und Zar Nikolaus II. gegeneinander auszuspielen. Das klappte gut, weil die Vereinigten Staaten die Briten in dieser Situation unterstützten, und Deutschland wurden anschließend ganz besondere Bedingungen [der Versailler Vertrag] auferlegt.

Anschließend sollte die Sowjetunion erledigt werden. Dazu diente der Zweite Weltkrieg, denn der Plan war, daß sich Franzosen und Briten zusammentun, damit Deutschland gegen die Sowjetunion vorgeht. Doch diese Rechnung ging nicht auf, denn die französische Regierung war eine faschistische Regierung, die mit Hitler gemeinsame Sache machte. Frankreich war also für Großbritannien verloren, und Churchill wandte sich flehend an Roosevelt, England beizuspringen. Doch Churchill haßte Roosevelt, und Roosevelt verabscheute Churchill, denn Churchill war ein Imperialist, und Roosevelt war ein Anti-Imperialist.

Nach dem Krieg entstand die Frage, was mit den Vereinigten Staaten geschehen solle. Vor allem ging es [ihnen] darum, Roosevelts Politik zu unterbinden und zu Churchills imperialer Politik zurückzukehren.

In der letzten Kriegsphase 1945 war ich in Asien. Ich war in Myitkyina im Norden Burmas stationiert, wo die USA damals zwei Luftwaffenstützpunkte unterhielten, die Verbindung mit China und auch mit Thailand sowie mit den Operationen in Indochina hatten. Zu dieser Zeit war Ho Chi Minh mit amerikanischer Unterstützung zum entscheidenden Mann in Indochina aufgestiegen. Doch nach dem Tod Roosevelts kamen die Briten mit amerikanischer Billigung nach Indochina zurück und gaben den Befehl aus, die japanischen Truppen, die dort in Gefangenschaft geraten waren, freizulassen und wieder zu bewaffnen. Auf diese Weise befand sich die Welt 1946, schon ein Jahr nach Roosevelts Tod, auf dem Weg zu einem neuen Krieg.

Ich habe diesen Verweis auf die Periode von 1890 bis 1946 an den Anfang gestellt, weil ich ein Verständnis für die Geschehnisse heute erzeugen will: Wie werden Imperien errichtet und geführt? Daraus ergibt sich die weitere Frage, mit welchen Waffen wir den Imperialismus besiegen können.

Permanenter Krieg in Afghanistan

Seit der sowjetischen Invasion in Afghanistan herrscht dort ein permanenter Kriegszustand, und zwar bis auf den heutigen Tag. Und nachdem die Briten im Zusammenhang mit dem Afghanistankrieg die internationalen Moslem-Organisationen umgewandelt haben, ist in Afghanistan unter Kontrolle des britischen Außenministeriums eine großangelegte Opiumproduktion angelaufen. Das Opium und andere Drogen, die aus Afghanistan kommen, sind eine Hauptquelle für die Probleme in Transkaukasien und in Europa selbst. Und ein britischer Agent, der derzeitige Präsident der Vereinigten Staaten, Obama, unterstützt all das. Das spielt in Rußland und anderen Ländern derzeit eine ganz wesentliche Rolle, denn 30.000 Russen sterben jedes Jahr infolge des dort gehandelten Opiums; in anderen Ländern dieser Gegend ist die Lage sehr ähnlich.

Würde ich das Kommando über entsprechende Truppen führen, und die Russen würden dem zustimmen, läge die offensichtliche Lösung darin, den Afghanistankrieg in einer raschen Militäroperation zu beenden, indem jedes einzelne dieser Opiumfelder und sämtliche Verarbeitungsanlagen zerstört werden. Einige einflußreiche Kreise in den Vereinigten Staaten verfolgen genau diesen Plan und suchen dafür die Zusammenarbeit mit den Russen und Iranern.

Man muß dabei wissen, daß Imperien - wie das Römische Reich zeigt - schon immer die Welt beherrscht haben, indem sie die Menschen dazu gebracht haben, sich gegenseitig umzubringen. Genau das hat Bismarck das Syndrom des „Siebenjährigen Kriegs“ genannt. Indem Nationen dazu gebracht werden, übereinander herzufallen, können Imperien ihren Zweck erreichen.

Ein wichtiges Beispiel hierfür waren die Vereinigten Staaten unter Präsident Kennedy. London übte Druck auf die Vereinigten Staaten aus, sich an einem Krieg in Indochina zu beteiligen. Wie konnte es dazu kommen, daß die USA daraufhin über zehn Jahre Krieg in Indochina geführt haben? Präsident Kennedy hatte auf Rat von General Douglas MacArthur beschlossen, daß sich die Vereinigten Staaten niemals an einem langen Krieg in Asien beteiligen sollten. Und da Kennedy als wahrer Präsident bei seinem „Nein“ blieb, bestand die einzige Möglichkeit, einen solchen langen Krieg in Gang zu setzen, darin, Kennedy umzubringen. Daraufhin führten wir dort zehn Jahre lang Krieg, und in diesen zehn Jahren Krieg in Indochina gingen die Vereinigten Staaten verloren. Die Folgen dieses zehnjährigen unmoralischen, schrecklichen Kriegs - eines unter den schlimmsten Bedingungen geführten Krieges - haben die Vereinigten Staaten selbst soweit zerstört, daß wir zwischen 1968 und 1971 im Grunde unsere Souveränität verloren haben.

Wenn man irgend etwas von dem verstehen will, was derzeit auf der Welt geschieht, muß man zu jener Zeit des Indochinakriegs und der unmittelbaren Folgezeit zurückgehen. Er hatte auch eine Wirkung auf Deutschland, denn Deutschland war in erheblichem Maße an dem Indochinakrieg beteiligt. Und diejenigen, die in dieser Art Krieg mitkämpften, kamen nicht zurück - sie waren in den achtziger Jahren noch nicht wieder zurück.

Um den Massenstreik in den Vereinigten Staaten zu verstehen, der eine wichtige Rolle bei dem spielt, was ich hier zu berichten habe, muß man diese historischen Prozesse verstanden haben.

„Wir sind das Volk!“

Wie man weiß, ist der Geschichtsunterricht dieser Tage nicht viel wert. Es gab einmal wirkliche Historiker, die verstanden haben, wie man Geschichte darstellt. Heute gibt es bestenfalls Chronisten, die die Fakten berichten: Fakten, Fakten, Fakten. Sie verstehen die Menschen nicht; sie verstehen die Gesellschaft nicht. Wir sind doch keine Tiere! Ja, das Individuum kann denken und hat ein schöpferisches Potential, was seine souveräne Befähigung ausmacht. Aber die reale Kraft, die die Menschheit zusammenhält, nennt sich Kultur. Die Idee menschlicher Unsterblichkeit besteht im Unterschied zum Tier darin, daß der Mensch ein Kulturwesen ist und in eine lebendige Kultur eingebunden ist.

In meinem Alter habe ich ein Verständnis davon, wie die Kultur über Generationen hinweg weitergegeben wird. Meine ersten Vorfahren in den Vereinigten Staaten kamen 1620 nach Plymouth in Massachusetts. Meine Großeltern wurden Anfang der 1860er Jahre geboren, und die Erzählungen in unserer Familie drehten sich um Leute, die noch ein oder zwei Generationen davor gelebt haben.

Der Massenstreik, wie ihn Rosa Luxemburg beschrieben hat, basiert auf der Erkenntnis, daß die Kultur eines Volkes bestimmt, wie es handelt und wie es reagiert. Man erlebt, wie plötzlich Effekte aufkommen, die vor drei oder vier Generationen eine Rolle gespielt hatten. Es kommen Zeiten, wo Menschen in großer Zahl rufen: „Wir sind das Volk!“ Was in der Kultur eingebettet ist, macht oft Sprünge über Generationen hinweg.

Entscheidend dabei ist natürlich die Sprachkultur. Will man den Planeten mobilisieren, muß man die Sprachkulturen des Planeten mobilisieren. Wenn die Kulturen der Völker zueinander finden, läßt sich viel zusammen erreichen. In einer solchen Situation befinden wir uns heute.

Die Menschen reagieren. Das von der Kultur weitergegebene Gedächtnis reagiert. Wir müssen das Problem lösen, das sich heute dem Planeten stellt, d.h. Schritte einleiten, die die Kultur der Menschen zu einer gemeinsamen Sache zusammenbringt. Also nicht, wem man  beibringen kann, sich gegenseitig zu bekämpfen, sondern wie man miteinander kooperieren kann. Das darf nicht aufgesetzt, sondern es muß real sein. Es muß einen gemeinsamen Zweck auf Grundlage einer kulturellen Mobilisierung haben.

Die Vereinigten Staaten haben in diesen Krisenzeiten deshalb eine besondere Verantwortung für die Welt insgesamt. Tatsache ist, daß in den letzten Wochen 78% der politisch bewußten, erwachsenen Bevölkerung der Vereinigten Staaten sich für eine Rückkehr zu der Glass-Steagall-Reform ausgesprochen haben.

Dabei wird immer klarer der Feind erkannt: Der Feind ist in erster Linie die Wall Street, und der zweite Feind, gegen den jetzt mobilisiert wird, ist Britannien - wegen all der Sachen, die British Petroleum in der Karibik angerichtet hat. Was die Briten da treiben und was der Präsident der Vereinigten Staaten zu deren Unterstützung unternimmt, ist im Grunde nicht nur Verrat, sondern es hat die Leute wütend gemacht. Das ist also kein politischer Vorgang der gewöhnlichen Art, der diesen Prozeß bestimmt. Eine viel mächtigere Kraft ist hier am Werk: die Kraft der Kultur bzw. der Kulturgeschichte, die die Leute dazu antreibt, etwas zu tun, was sie sich sonst nicht zutrauen würden.

Worauf das alles jetzt zuläuft, ist die Diskreditierung des Präsidenten: Wir müssen diesen Präsidenten los werden. Man kann ihn nicht einfach beseitigen, und wir sollten ihn auch nicht beseitigen. Man sollte ihn als abschreckendes Beispiel behalten, um die Leute daran zu erinnern, wie bösartig er war. Mehr als 80% der Amerikaner hassen diesen Präsidenten, und in diesem Haß fühlen sie sich einander verbunden. Das ist wie mit den Kegeln, die man auf der Bowlingbahn umkegelt: Genau das passiert jetzt in allen Kongreß-Wahlbezirken in den Vereinigten Staaten.

Von einem strategischen Standpunkt ist der Feldzug gegen diesen Präsidenten durchaus zu gewinnen. Wenn ein Tyrann keine Macht mehr hat, die Menschen einzuschüchtern, können die Unterdrückten gewinnen. Ich glaube, Friedrich Schiller hat zu diesem Thema einiges zu sagen.

Die Führer einer Massenbewegung brauchen also Geist und Mut, um einen Kampf dieser Art zu gewinnen. In bestimmten Schichten der Vereinigten Staaten ist durchaus genügend Geist vorhanden, um diesen Kampf zu gewinnen. Etwa 80% der Bevölkerung ist auf unserer Seite. Sie sind bereit, in einen Krieg zu ziehen, um ihre Familien zu retten, ihre Nation zu retten und wieder ein Gefühl der Gerechtigkeit für die Menschheit zu herzustellen. Sie fordern einen großen Gerichtshof und einen großen Richter, der ihnen zurückgibt, was ihnen genommen wurde. Und sie suchen einen Ort der Unsterblichkeit, einen Punkt in ihrem Leben, wo sie sagen können: „Das habe ich für die Zukunft getan!“

Wenn Menschen Unsterblichkeit so wahrnehmen, erwächst daraus eine große Kraftquelle in allen Auseinandersetzungen. Was wir brauchen, ist eine Weiterentwicklung dieses Prozesses unter der richtigen Führung in den Vereinigten Staaten, die durchaus vorhanden ist, um den Prozeß der Amtsenthebung oder der einfachen Entlassung des Präsidenten voranzutreiben, so daß er irgendwo hingestellt werden kann, wo die Leute ihn als gescheiterten Präsidenten anschauen können.

Glass-Steagall: Großreinemachen bei den Banken

Dabei geht es um etwas, was Sie anfangs vielleicht schockieren dürfte, weil Sie es nicht bis zum Ende durchgedacht haben. Deswegen werde ich es benennen und Ihnen sagen, warum Sie nicht schockiert sein brauchen.

Die Verabschiedung einer Glass-Steagall-Reform als Gesetz in den Vereinigten Staaten würde bedeuten, daß bei jeder Bank in den Vereinigten Staaten großreinegemacht wird. Die Regierung muß Gesetze erlassen, mit denen die legitimen Einlagen in Geschäftsbanken sowie die Ersparnisse in allen Banken geschützt werden, selbst in solchen Banken, die zu dem Zeitpunkt technisch bereits bankrott sind. Alle anderen Bankforderungen werden den Hunden zum Fraß vorgeworfen. An eine ganz wichtige Sache sei hier erinnert: Die Masse an Finanzschulden in den Bilanzen übersteigt jede Vorstellung!

Meine Absicht ist - und ich spreche dabei auch für andere Leute in den Vereinigten Staaten -, diesen Plan sofort umzusetzen. Das bedeutete die sofortige Schließung praktisch jeder spekulativen Bank auf der Welt sowie jedes Kontos, das nicht nach dem früheren Glass-Steagall-Standard ein solides Konto bei einer Geschäftsbank ist. So ist Roosevelt 1933 mit dem ursprünglichen Glass-Steagall-Gesetz vorgegangen, welches im Grunde so in der amerikanischen Verfassung angelegt ist.

Ich will folgendes damit sagen: In dem Moment, wo dieses Gesetz beschlossen und sofort umgesetzt wird, hat Europa ein Problem, denn jede Bank in jedem europäischen Land muß ebenfalls ihre schmutzige Wäsche waschen. Damit taucht ein drittes wesentliches Element auf: Wir müssen alle Institutionen, auch die Bankinstitutionen, die noch etwas wert sind, retten und sicherstellen, daß sie nicht auch ihre Tore schließen.

Es müssen somit alle illegalen, anrüchigen oder unberechtigten Finanzforderungen gestrichen werden. Anstatt betrügerischen Finanzforderungen gutes Geld hinterherzuwerfen, müssen die souveränen nationalen Regierungen Kredite an das gereinigte Bankensystem vergeben.

Die europäischen Staaten können keine weiteren Belastungen mit derlei illegitimen Schulden verkraften. Allerdings sind die meisten Banken in Europa bankrott. Wie kann man sie retten? Man muß sie unterstützen. Aber wie? Mit staatlichen Krediten. Dazu werden Kredite des Staates in den Banken hinterlegt, mit denen diese wieder Bankgeschäfte betreiben können. Wenn nicht genau das geschieht, werden wir sehr bald das Ende der Zivilisation erleben, denn praktisch jede Nation sitzt auf einem Riesenberg von Schulden, deren Wert sich kaum mehr beziffern läßt. Deswegen müssen diese illegitimen Schulden gestrichen werden.

Wenn man das tut, verlieren viele Banken natürlich einen erheblichen Teil ihrer Einlagen, und wenn man sie retten will, muß man ihnen neues Kreditpotential zur Verfügung stellen. Wenn dieses neue Kreditpotential für staatlich geförderte Projekte vor allem in der Infrastruktur und für andere Vorhaben genutzt wird, läßt sich das Finanzsystem auf Grundlage des Glass-Steagall-Standards stabilisieren.

Es gibt hier aber ein weiteres reales Problem: Den industriellen Kollaps wie zum Beispiel hier in Deutschland, den Sie nur allzugut kennen. Der industrielle Kollaps hat Deutschland realwirtschaftlich unter die Rentabilitätsschwelle gedrückt. Man muß also das Potential Deutschlands - genauso wie in jedem anderen Land auch mit seinen besonderen Merkmalen - in Rechnung stellen und die Möglichkeiten herausfinden, die Wirtschaft mit den verfügbaren Fachkräften in der Bevölkerung und mit Projekten, die in den Möglichkeiten des Landes liegen, möglichst schnell wiederaufzubauen.

Grundinfrastruktur der Volkswirtschaft

Das gleiche werden wir auch in den Vereinigten Staaten und im übrigen Europa tun müssen, wo das Problem ebenfalls bereits sehr akut ist. Das gleiche gilt insbesondere auch für Rußland. Anders gesagt, man muß jedes Land wieder in die realwirtschaftliche Gewinnzone zurückbringen, und dafür braucht man Projekte.

Wirtschaftlich das beste ist, dabei mit der Grundinfrastruktur anzufangen. Wenn zum Beispiel ein großer Automobilkonzern kollabiert, so bedeutet dieser Konzern nicht nur die Produktion von Fahrzeugen, sondern vor allem Arbeitskräfte, Werkzeugmaschinen und Anlagen, mit denen auch anderes als nur Autos hergestellt werden können. Das andere Problem ist ja, daß die Bevölkerung nicht in ausreichendem Maße und genügender Qualität produktiv beschäftigt ist, um das Land aufrecht zu erhalten.

Das gleiche Problem besteht auch in den USA, ganz ähnlich wie in Europa. Europa wird von imperialistischen Mächten wie ein Kolonialgebiet behandelt. Nationen und Volkswirtschaften werden zerstört. Deswegen läßt sich kein Teil Europas ohne außergewöhnliche Maßnahmen retten - Maßnahmen, die schockierend wirken, weil sie außergewöhnlich sind. Und ohne die aktive Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten kann eine wirtschaftliche Erholung in Europa nicht funktionieren.

China ist ein weiteres, sehr wichtiges Land. Der Produktionsertrag Chinas ist so niedrig, daß man bereits von einer Rezession bzw. praktisch einer Depression sprechen muß, und je mehr andere Nationen, die chinesische Waren abnehmen, kollabieren, desto schneller wird es auch mit China bergab gehen. Indien ist in dieser Hinsicht weniger anfällig, aber es hat ähnliche Probleme. Die positive Perspektive für China und Indien ist, daß dort Kernkraftwerke und auch Massentransportsysteme gebaut werden, die für die Zukunft Chinas absolut unverzichtbar sind. Indien hat an der Oberfläche eine größere Stabilität als China. Indien verfolgt ein sehr ehrgeiziges Kernenergieprojekt und hat bereits einen großen Markt für Thoriumreaktoren, aber gleichzeitig sind etwa 80% der indischen Bevölkerung extrem arm und ohne Ausbildung.

Somit muß nicht nur die Infrastruktur der Welt aufgebaut werden, sondern wir müssen auch sicherstellen, daß die unterschiedlichen Teile der Welt auch Märkte für andere Nationen sein können.

Man muß immer die Menschheit als Ganze im Blick haben, und die Menschheit ist in souveränen Nationalstaaten organisiert. Deswegen brauchen wir nicht nur in allen Ländern einen Glass-Steagall-Standard - oder zumindest in so vielen großen Ländern, wie wir zu diesem Zweck gewinnen können -, sondern wir müssen auch ein System fester Wechselkurse entwickeln. Ohne eine Obergrenze von etwa 1,5% auf die Basiskreditvergabe lassen sich auf der Welt nicht die Märkte aufbauen, die wir brauchen. Unter diesen Voraussetzungen können wir das Problem lösen.

Ohne diese Voraussetzungen werden wir zur Hölle fahren. Es gibt keine andere Alternative, da wir soweit heruntergekommen sind, daß wir nur mit nach Intensität und Umfang geeigneten Maßnahmen wieder nach oben kommen können. Es wird zwei Generationen dauern, um dorthin zu kommen, wo wir hinkommen wollen.

Die Rolle des Mars-Programms

Ich möchte zu meinen Bemerkungen noch eines hinzufügen. Mit meinen Freunden und Mitarbeitern haben wir ein Mars-Programm begonnen, denn ein solches Programm erfordert Dinge, die bisher noch nicht richtig verstanden wurden. Im Grunde geht es dabei um ein Jahrhundertprojekt. Es wird den größten Teil dieses Jahrhunderts in Anspruch nehmen, um zum Mars zu gelangen. Aber wir wissen vom früheren amerikanischen Weltraumprogramm, daß solche Projekte wie ein Wissenschaftsmotor funktionieren und von allen Investitionen den höchsten Gewinn an Arbeitsproduktivkraft abwerfen. Das betrifft nicht nur Investitionen unmittelbar für das Raumfahrtprogramm, sondern alle Bereiche der Wirtschaft profitieren von den Technologien, die für das Raumfahrtprogramm als Wissenschaftsmotor entwickelt werden.

Und schließlich wird man ein solches Programm auch in Europa nur auf die gleiche Weise erreichen wie in den Vereinigten Staaten: „Wir sind das Volk!“ Man muß die Menschen für ein überzeugendes Ziel mobilisieren, das sie zusammenschweißt, in dem Sinne, daß sie sich für das, was sie tun, in den Augen ihre Enkelkinder nicht schämen müssen.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
„Bürger, wollt ihr die Kontrolle über euer Land zurück?“
- Neue Solidarität 24/2010
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Ältere Schriften von Lyndon H. LaRouche aus den Jahren 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache