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Schweden. Die Inter-Alpha-Bankengruppe sah sich gezwungen, auf die Vorwürfe der LaRouche-Bewegung in Schweden zu antworten.
In ihrem neuesten Pamphlet zur kommenden Parlamentswahl im September fordert die LaRouche-Bewegung in Schweden - die EAP - energisch die Wiedereinführung des Glass-Steagall-Trennbankensystems, und sie greift die Inter-Alpha-Bankengruppe als treibende Kraft hinter der größten Bankenrettungsaktion der Geschichte an. Zu dieser Bankengruppe gehört auch die Nordea-Bank, die größte Bank Skandinaviens, und wie die anderen Mitglieder der Inter-Alpha-Gruppe propagiert diese Bank drastische Sparprogramme, die die Bevölkerung treffen, während sie gleichzeitig die Spekulation gegen den Euro fördert, die die Haushalte der EU-Mitgliedstaaten so stark belastet.
In der Wahlkampf-Schrift der EAP wird ein Inserat der Nordea-Bank aufgegriffen, in dem die Bank Anleger für einen sogenannten „BRIC-Fonds“ sucht, der diese Gelder in die Währungen der BRIC-Staaten Brasilien, Rußland, Indien und China investieren - sprich: gegen den Euro spekulieren - soll. Das zweite Investitionsangebot von Nordea war ein „Rohstoff-Fonds“, der die Spekulationen der großen Rohstoffkartelle des Britischen Empire auf steigende Preise von Öl und Eisenerz verstärken soll. Es ist klar, daß das Ansteigen dieser Preise letztendlich von den Verbrauchern in aller Welt, also von der Bevölkerung, bezahlt werden muß - und die Inter-Alpha-Gruppe organisiert diese Preistreiberei.
Der wichtigste Aktionär der Nordea-Gruppe ist der finnische Versicherungskonzern Sampo, dessen Vorstandsvorsitzender Björn Wahlroos ein entschiedener Befürworter harter Sparmaßnahmen als Lösung für die Eurokrise ist - eine Politik, wie sie auch der finnische EU-Kommissar Olli Rehn vertritt. In einem Interview im staatlichen schwedischen Radiosender forderte Wahlroos am 11. Mai den Verkauf von Staatsbesitz, damit die südeuropäischen Länder ihre Staatsschulden bezahlen können. Die Chefökonomin der Nordea-Bank, Annika Winsth, rühmte am 8. Juni die erfolgreiche Erholung der baltischen Staaten als Vorbild für Südeuropa. Die Nordea-Bank gehört zu den Hauptverantwortlichen der baltischen Spekulationsblase. Winsth verwies auf das für das kommende Jahr erwartete Wirtschaftswachstum von 3% in Lettland, erwähnte jedoch die enormen sozialen Kosten dieser „Sanierung“ nicht: Die Gehälter der Staatsbediensteten wurden um ein Drittel gekürzt und die Zahl der Krankenhäuser halbiert, während die Arbeitslosenquote nun bei 20% liegt.
Als die EAP im Rahmen ihres Wahlkampfs begann, mit ihrem Wahlpamphlet auch diesen Enthüllungsbericht zu verbreiten, weckte dies das Interesse eines Journalisten von Realtid.se. Diese Internet-Tageszeitung, die sich vor allem mit Finanzfragen befaßt und so die Kontrolle durch die großen Medien zu durchbrechen versucht, brachte am 4. Juni ein Interview mit dem EAP-Vorsitzenden Hussein Askary. Im Mittelpunkt dieses Interviews stand die Nordea-Inter-Alpha-Verbindung, Askary ging aber auch auf den Kollaps des Euro, die destruktive Rolle von Finanzderivaten und ungedeckten Leerverkäufen und die Bedeutung fester Wechselkurse ein. Außerdem fragte der Journalist, was für ein Mensch Lyndon LaRouche sei und wie er zu Kommunismus, Homosexualität und Nazismus stehe.
Das gab Askary Gelegenheit, auf das Glass-Steagall-Trennbankensystem, das Amerikanische System der Ökonomie und die Realwirtschaft einzugehen und zu beschreiben, was für Investitionen eine reale Wirtschaft wirklich braucht. Das Interview war der erste ausführliche Bericht über den Wahlkampf der EAP in diesem Jahr, und einer der umfassendsten Berichte - 18 Seiten lang, wenn man es ausdruckt - über ihre Positionen in den letzten 18 Jahren, in denen die EAP in Schweden zu Wahlen angetreten ist.
In seinen Antworten prangerte Askary insbesondere die Aktivitäten der Nordea-Bank an und zeigte auf, wie zerstörerisch die Werbung der Nordea-Bank sei, mit der sie Kunden zu Spekulationen gegen den Euro verleiten will. Er beschrieb die kritische Finanzlage von Banken der Inter-Alpha-Gruppe, wie z.B. der Banco Santander, aufgrund ihrer Investitionen in spanische und britische Immobilien und in den brasilianischen Carry Trade - einer weit größeren Blase, als man sie in Island erlebte.
Der Journalist versuchte, mehr über die Inter-Alpha-Gruppe herauszufinden, und rief daher einige der Mitgliedsbanken der Gruppe an, wie die Royal Bank of Scotland, ING, Santander, Nordea und Rothschild, um sie danach zu befragen, aber zu seiner Überraschung konnten ihm nicht einmal die offiziellen Sprecher der Banken näheres dazu sagen: „Das ist das erste Mal, daß ich von Inter-Alpha höre“, behauptete der Sprecher von Rothschild in London. Ein anderer Bankensprecher sagte: „Ich habe schon von der Inter-Alpha-Gruppe gehört, aber ich weiß nichts über sie.“ Ein dritter meinte, das sei eine typische Verschwörungstheorie.
Auch wenn die Inter-Alpha-Gruppe keine Geheimorganisation ist und sogar eine eigene Internetseite betreibt, zeigen die Aussagen, daß ihre Tätigkeit offenbar selbst vor den Mitarbeitern der beteiligten Banken geheim gehalten wird. So gab der Journalist dem Interview mit Askary die Überschrift: „Nordea-Bank ist Teil einer geheimen Banken-Allianz“.
Nun sah sich die Inter-Alpha-Gruppe doch gezwungen, auf die Veröffentlichung zu reagieren. Adrian Simpson, Leiter der Abteilung für Unternehmenskommunikation in der Londoner Vertretung von ING, rief Realtid.se an, um Stellung zu dem Bericht zu nehmen. Realtid.se brachte daraufhin am 7. Juni einen weiteren Bericht unter der Überschrift: „Die Wahrheit über die geheime Nordea-Allianz“. Darin heißt es: „Die niederländische Bank ING ist wie die schwedische Nordea Mitglied der unbekannten Bankenallianz Inter-Alpha, und sie ist die erste, die dies bestätigt und begründet.“ Allerdings mußte auch Herr Simpson in seinen Äußerungen einräumen: „Uns ist neu, daß Rothschild daran beteiligt ist.“ Offenbar wußte er nichts über die persönliche Beteiligung Jacob Rothschilds und hatte nur die offizielle Mitgliederliste der Gruppe angesehen, in der die Rothschild-Bank nicht aufgeführt ist.
Mit einigen gezielten Fragen zu den Vorwürfen, die Askary in dem Interview gegen die Inter-Alpha-Gruppe erhoben hatte, enthüllte Realtid.se das mangelnde Wissen Simpsons über die Gruppe:
„Realtid.se: Nach dem ersten Bericht von Realtid.se beschreibt die LaRouche-Bewegung die Inter-Alpha-Gruppe als Werkzeug der mächtigen Finanziersfamilie der Rothschilds, um auf destruktive Weise Gewinne zu machen, aber sie sagen auch, daß Inter-Alpha jetzt finanzielle Probleme hat. Gibt es eine Grundlage für diese Verschwörungstheorien?
Simpson: Absolut nicht. Das ist sicherlich nicht das Motiv für die Existenz von Inter-Alpha. Sie beschreiben es so, als würden die Inter-Alpha-Banken ihre Aktivitäten koordinieren, aber so wird Inter-Alpha nicht verwendet. Das wäre ja ein klarer Verstoß gegen die Wettbewerbsgesetze.
Realtid.se: Also wird die Internetseite www.inter-alpha.com von den Mitgliedsbanken anerkannt?
Simpson: Ich kenne nicht alle Details, aber ich denke schon. Soweit ich weiß, ist das die offizielle Internetseite der Gruppe. Wir bei ING sind etwas überrascht über Ihre Bedenken gegenüber Inter-Alpha. Der Grund dafür, daß die Pressebüros der Mitgliedsbanken vielleicht Schwierigkeiten haben, Fragen zu Inter-Alpha zu beantworten, ist, daß die Gründung der Inter-Alpha-Gruppe schon so lange zurückliegt. Ich selbst mußte erst einmal einige Erkundigungen über Inter-Alpha einholen. Und oft sind es die absolut höchsten Leute in den Mitgliedsbanken, die etwas mit Inter-Alpha zu tun haben. Sie diskutieren über systemische Fragen in der Bankbranche. Das ist nichts, womit die Mitarbeiter der Mitgliedsbanken in ihrer täglichen Arbeit irgendwie zu tun hätten...
Und der Hintergrund von Inter-Alpha reicht zurück bis in die siebziger Jahre, als die Banken international noch gar nicht viel miteinander zu tun hatten. Das führte zu der Notwendigkeit für die Banken, die Risiken irgendwie zu messen und ihre Aktiva auf gleiche Art zu dokumentieren. Das sind typische Fragen, mit denen sich Branchen-Organisationen befassen. Wenn die Banken z.B. untereinander Werte kaufen und verkaufen wollen, gibt es ein Problem, wenn sie alle die Risiken dieser Werte unterschiedlich bemessen. Das ist die Art von ,systemischen Fragen’, die die Inter-Alpha-Gruppe für den Bankensektor behandelt. Deshalb sind wir überrascht über diese Verschwörungstheorien um Inter-Alpha und daß es heißt, der Zweck von Inter-Alpha sei es, die Märkte irgendwie zu manipulieren. Das ist absolut nicht der Fall...
Realtid.se: Eine der Forderungen der LaRouche-Bewegung ist es, die Gesetze und Regeln für die Banken radikal zu ändern, um so Spekulationen auf den Finanzmärkten zu vermeiden, die nach Ansicht der LaRouche-Bewegung viel zu weit gehen und die Gesellschaft zerstören. Nach Aussage der Bewegung sollten sich die Banken statt dessen auf die Finanzierung von Infrastruktur-Bauprojekten wie z.B. Hochgeschwindigkeitsbahnen und Kernkraftwerken konzentrieren, die das Gemeinwohl födern.
Simpson: Aber dazu kann man sagen, wenn man sich das Kerngeschäft von ING und den anderen Mitgliedsbanken der Inter-Alpha-Gruppe anschaut, daß das zum großen Teil aus der Finanzierung solcher Projekte besteht... Oft tun sich viele Banken zusammen, um solche Infrastrukturprojekte durch eine syndizierte Anleihe zu finanzieren, um für eine bestimmte Summe Kraftwerke oder Windkraftwerke zu bauen... Wir tun also genau das, wovon die LaRouche-Bewegung sagt, daß wir es tun sollten...
Realtid.se: Ein weiteres Argument der LaRouche-Bewegung ist, daß die Inter-Alpha-Gruppe in Wirklichkeit so mächtig ist, daß es ihr gelang, die EU zur Schaffung dieses jüngsten Finanzrettungspakets zu bewegen, um Banken der Inter-Alpha-Gruppe zu retten, die in Schwierigkeiten sind...
Simpson: Absolut nicht.“
Lyndon LaRouche reagierte auf Simpsons Aussagen mit der Feststellung: „Der Preis von Mist ist gefallen. Sie streiten einfach alles ab, das ist alles. Was sollen sie sonst auch tun? Sie bestreiten es. Was soll’s? Sie tun es doch, sie tun es! Die Fakten sind da. Die Vereinigung ist da. Die Geschichte des ganzen Prozesses ist da. Sie streiten einfach alles ab, das ist alles. Sie wollen einfach nicht zugeben, daß es so ist.“
Simpson habe jedoch selbst eine Tatsache deutlich gemacht - nämlich daß er gar keine Antworten geben kann, weil die Chefs der Banken heimlich agieren, sagte LaRouche. „Natürlich ist das geheim. Es ist ein Syndikat an der Spitze, das die Zweigunternehmen steuert, und sie werden von diesen führenden Leuten, die diese Zweigunternehmen leiten, beraten und gesteuert. So wird das gesteuert.
Denn sie betreiben das ganze auf der Grundlage der Täuschung. Seht euch die Praktiken der US-Banken an, der Wall-Street-Banken. Was tun sie? Alles ist Täuschung! Nehmt [die bankrotte Versicherung] AIG als Beispiel. Das ist typisch. Und womit hängt AIG zusammen? Wer sind die Banken, die die gegenwärtige US-Regierung und vor ihr die Regierung Bush durch die Rettungspakete schützt? Diese Banken wären ohne die Rettungspakete zusammengebrochen, und deshalb haben sie alle ein gemeinsames Interesse an den Rettungspaketen. Sonst wären sie aus dem Geschäft.
Ich sehe nicht, daß mehr dazu zu sagen wäre. Sie haben durch diese Antwort gar nichts geändert. Und ING wurde vorgeschickt, um etwas dazu zu sagen, weil wir ihnen unter die Haut gehen!“
Ulf Sandmark