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Warum die Akademiker in Wirtschaftsfragen gewöhnlich versagen

Von Lyndon LaRouche - zweiter und letzter Teil

Der folgende Aufsatz von Lyndon LaRouche wurde im englischen Original am 19. Dezember 2008 veröffentlicht.

 

II. Liberalismus: Das Beispiel Paolo Sarpi

Denkt man an Beiträge wie Filippo Brunelleschis Entdeckung des Kettenlinienprinzips, nach dem er die Kuppel des Domes Santa Maria del Fiori in Florenz baute, so beruht die neuzeitliche Naturwissenschaft insbesondere auf der Leistung von Kardinal Nikolaus von Kues, angefangen mit seinem Werk De Docta Ignorantia. Cusanus, der auch Christoph Kolumbus dazu anregte, Länder und Völker auf der anderen Seite des Atlantiks zu entdecken, stieß bei der Begründung der modernen Naturwissenschaft und des souveränen Nationalstaates auf starken, anhaltenden Widerstand der venezianischen Finanziers. Im Mittelpunkt dieser Widerstände stand die Habsburg-Oligarchie, die in Österreich-Ungarn und in Spanien die imperiale Macht an sich riß. Mit der spanischen Inquisition begannen in Europa und darüber hinaus Wellen von Religionskriegen, die bis zum Westfälischen Frieden 1648 anhielten. In einer Kombination von Entwicklungen zwischen der Herrschaft Heinrich VIII. in England und dem Abschluß des Konzils von Trient erreichten diese ständigen Kriege einen kritischen Wendepunkt.

Die Bedeutung dieses Wendepunkts wird am deutlichsten, wenn man die wichtige Rolle zweier venezianischer Herren untersucht: Francesco Zorzi (alias Giorgi) und später Paolo Sarpi. Wer nicht weiß, welche entscheidende Rolle diese beiden für die gesamte neuzeitliche Geschichte spielen, der versperrt sich ein wirkliches Verständnis der charakteristischsten Aspekte der gesamten Weltgeschichte der Neuzeit bis hin zum Einsetzen der globalen Krise von heute.

Zorzi ist hauptsächlich aus zwei Gründen berühmt. Erstens unternahm er einen Angriff auf Nikolaus von Kues’ De Docta Ignorantia, der bis auf den heutigen Tag als Leitbild aller Angriffe auf die Grundprinzipien der modernen Wissenschaft dient. Zweitens spielte Zorzi, der zu seiner Zeit praktisch als Chef des venezianischen Geheimdienstes diente, in Zusammenarbeit mit venezianisch gesteuerten Schurken wie dem Plantagenet-Erben Kardinal Pole und Thomas Cromwell auch eine schicksalhafte Rolle in England als „Eheberater“ König Heinrichs VIII. Er fädelte die Serie blutiger Scheidungen Heinrichs VIII. ein, die zum Bruch der bis dahin relativ friedlichen Beziehungen zwischen den spanischen, französischen und englischen Königshäusern führten. Indem er Heinrich VIII. zur Konversion veranlaßte, definierte Zorzi die Stoßrichtung der ständigen Kriege zwischen protestantischen Kräften aus dem Norden und nominell katholischen Völkern des Mittelmeerraums. Diese kriegerischen Zeiten endeten erst mit dem Westfälischen Frieden 1648 durch das Eingreifen von Kardinal Mazarin, den sein Förderer, der Papst, als Nachfolger für Richelieu nach Frankreich geschickt hatte.

Im Anschluß an das Konzil von Trient tauchte ein neuer venezianischer Vordenker auf, Paolo Sarpi, unter dessen Einfluß ein maßgeblicher Teil der venezianischen Geldinteressen in das durch Zorzis Manipulation Heinrichs VIII. geeinte protestantische Nordeuropa verlagert wurde. Damit trug Sarpi wesentlich dazu bei, daß auf die Phase ständiger Religionskriege, die sich an den Eheschließungen Heinrichs VIII. entzündet hatten, eine neue Phase solcher Krieg folgte, der „Dreißigjährige Krieg“. Sarpi hat praktisch den Dreißigjährigen Krieg eingefädelt und setzte so die strategische Mission Francesco Zorzis unter nur leicht veränderten Vorbedingungen fort. Manchmal ist es in der Geschichte so, und so war es zwischen 1492 und 1648: Je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleiben sie sich gleich.

Doch dann taucht plötzlich eine bedeutende neue Geschichtsphase auf, deren Einfluß immer weitreichender wird, bis sie praktisch die gesamte Erde erfaßt.

Um die Religionskriege von 1492-1648 als Gesamtheit angemessen bewerten zu können, muß man von diesen Entwicklungen in der Tradition Zorzis und Sarpis während des 16. und 17. Jahrhunderts nach vorne schauen, als sich die beherrschende Machtstellung zunehmend auf die britische Monarchie verlagerte - zunächst unter Georg I., dann aber besonders in Form des im Februar 1763 entstandenen privaten, anglo-holländischen liberalen Finanzimperiums: das Britische Empire, das unter Führung von Lord Shelburne von der Britischen Ostindiengesellschaft eine lange Geschichtsperiode begründete, die bis heute andauert. In der Zeit zwischen den Tollheiten Ludwigs XIV. von Frankreich und dem Beginn des sogenannten Siebenjährigen Kriegs hatte eine neue lange Welle in der Weltgeschichte begonnen. Auch wenn einige anderen Meinungen aufgesessen sind, es gibt heute nur ein wirkliches Weltreich, das nominell als das Britische Empire bekannt ist, ein Imperium, das von Spekulanten aus dem Umkreis internationaler Finanzinteressen, darunter auch spekulativen Interessen der Wall Street in den USA, beherrscht wird. Das Empire hat seine Zentrale in London, und es stützt sich heute auf die anglo-holländischen und saudischen Oligarchien, die seit der Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy und insbesondere seit der Abfolge internationaler Finanz- und Sozialkrisen 1968-73 immer mehr die Weltherrschaft übernommen haben. Daraus entwickelten sich die heutigen imperialen Machenschaften um die zentrale Achse des heutigen internationalen Terrorismus, den anglo-holländisch-saudischen „Ölspotmarkt“ und den traditionell anglo-holländischen Drogenhandel mit Leuten wie dem größten Rauschgiftförderer von heute, dem üblen George Soros.

Warum Paolo Sarpi?

Ich sehe keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem, was Francesco Zorzi und sein bekanntester Nachfolger Paolo Sarpi im Schilde führten. Die Absicht war bei beiden im wesentlichen die gleiche. Es entstand nur durch die auf dem Konzil von Trient behandelten Fragen der Eindruck eines Meinungsunterschieds zwischen beiden auf, der aber vom Wesen her unwesentlich war. Um diesen Aspekt zu verstehen, muß man sich die Folgen der von Niccolo Machiavelli begründeten modernen Militärstrategie vor Augen führen.

Zwei große Werke des Nikolaus von Kues, seine Concordantia Catholica (das ökumenische Konzept des modernen, souveränen Nationalstaats) und die De Docta Ignorantia, mit der er später die moderne Wissenschaft begründete, hatten dauerhafte Folgen gehabt, wie die Errichtung der französischen Monarchie unter Ludwig XI. und die durch Ludwigs Reformen angeregten großen englischen Reformen unter Heinrich VII. Die Werke von Brunelleschi und Nikolaus sowie die ihrer Anhänger Luca Pacioli, Leonardo da Vinci und Raffael Sanzio hatten in der Wissenschaft, der Ökonomie und der klassischen Kunst eine großartige Revolution in Gang gesetzt, und die Wirkung dieser Errungenschaften wurde durch die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Reformen im Frankreich Ludwigs XI. und im England unter Heinrich VII. erheblich verstärkt. Machiavelli, der vorher eine eher zweitrangige Führungsfigur in der Republik Florenz unter dem Einfluß Leonardo da Vincis gewesen war, entwickelte sich im Zuge seines „Hausarrests“ zu dem prophetischen Historiker, der den Anstoß für die moderne Militärwissenschaft gab. Machiavellis Gründung der modernen Militärwissenschaft hatte weitreichende Folgen, und dies veranlaßte Paolo Sarpis Fraktion in Venedig zum Bruch mit Aristoteles. Dieser Bruch führte in der Folge zur Gründung des modernen, imperialen, anglo-holländischen Liberalismus durch Sarpi und seine Nachfolger.6

Das gemeinsame Prinzip der oligarchischen Widerstände gegen Nikolaus und das große ökumenische Konzil von Florenz war das oligarchische Prinzip, das sich in der beherrschenden Machtstellung der internationalen Finanzinteressen um Venedig ausdrückte. Das Konzil von Florenz, das Nikolaus von Kues mit seinem Konzept einer ökumenischen Gemeinschaft moderner souveräner Nationalstaaten entscheidend beeinflußte, war allen oligarchischen Fraktionen ein Greuel, ganz besonders aber den venezianischen Wucherinteressen, die das feudale Europa nach dem Abstieg von Byzanz dominierten und deren Wucherpraktiken ganz Europa in das „neue finstere Zeitalter“ des 14. Jahrhunderts stürzten, in dem sich die Bevölkerung Europas um ein Drittel verringerte.

Die Zunahme der Arbeitsproduktivkraft während der Renaissance des 15. Jahrhunderts, die durch das Werk Brunelleschis (1377-1446), Nikolaus von Kues’ (1401-1464) u.a. sowie durch die Reformen Ludwigs XI. in Gang gesetzt worden war, hatte die Besonderheiten der Stadtbevölkerung verändert, so daß sich die Gesellschaft insgesamt in eine prometheische Richtung des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts bewegte. Das führte u.a. auch dazu, daß sich die Bedingungen des Krieges und der Wirtschaft in Europa änderten.

In diesen veränderten sozialen Verhältnisse in Europa stießen die Vertreter der Feudaltradition auf neuartige Schwierigkeiten, als sie versuchten, mit mittelalterlichen Methoden der Kriegführung gegen diese neuen Strömungen in der Bevölkerung, besonders in und um die Städte, vorzugehen. Die revolutionären Wirtschaftsreformen in Frankreich unter Ludwig XI. und England unter Heinrich VII. sind für die Veränderungen typisch. Die verkommenen spanischen Habsburger erholten sich nie wieder von ihrem selbstverschuldeten Ruin, und die Macht der österreichischen Habsburger erwies sich im 18. Jahrhundert als unfähig, in Frankreich die Verteidigungsanlagen, die als Erbe Mazarins und seines Schützlings Jean-Baptiste Colbert errichtet worden waren, zu überwinden.7 Johannes Keplers ureigene Entdeckung des Gravitationsprinzips im Sonnensystem war ein dauerhafter, zentraler Aspekt in der weiteren Revolution von Wissenschaft und Wirtschaft. Machiavelli hatte die entsprechenden Herausforderungen für die moderne europäische Strategie definiert.

Es war dieser neue politisch-ökonomische strategische Faktor eines ständig voranschreitenden wissenschaftlichen Fortschritts, gegen den Paolo Sarpi, ein wahrer Nachfolger Zorzis, seine revolutionäre Lehre des Liberalismus stellte. Sarpis Plan bestand darin, bestimmte Neuerungen zuzulassen, aber die Existenz jedes wirklichen universellen Prinzips zu leugnen, und das war das Motiv von Agenten der Sarpi-Fraktion wie Galileo, Keplers Entdeckung der Gravitation nicht anzuerkennen, obwohl er sie genau dokumentiert hatte. Das war die politische Geburtsstunde der Newton-Legende als „Wissenschaft für Dummchen“.

Wenn wir heute die axiomatischen Annahmen hinter dem anglo-holländisch-saudischen Finanzimperium verstehen wollen, müssen wir die Lehre aus Aischylos’ Werk Der gefesselte Prometheus ziehen und dieses vor dem Hintergrund der Ilias lesen. Um ein Imperium aufzubauen und zu erhalten, ist es entscheidend, die große Masse der unterworfenen Bevölkerung auf bestimmte Weise zu verdummen. Vor allem muß sie auf bestimmte religiöse oder antireligiöse Überzeugungen heruntergezogen werden, so wie im Pantheon des byzantinischen Kaisers Julian Apostata, das dem Britischen Empire unter Lord Shelburne, Jeremy Bentham u.a. von Anfang an als Vorbild diente. Die Antikernkraft-Ideologie leichtgläubiger, geistig verwirrter Leute heute ist typisch dafür, wie die Nation eines einstmals großen Volkes mit Hilfe abstrusen heidnischen Aberglaubens dazu verleitet wird, zu verrohen. Das Hauptziel aller Imperien war immer, die wissenschaftliche und vergleichbare Entwicklung des menschlichen Geistes zu unterdrücken, so wie es Aischylos in seinem Gefesselten Prometheus offengelegt hat.

Aus einem solchen Verständnis von des Gefesselten Prometheus läßt sich erkennen, wie der sittliche Verfall unter dem Feudalismus nach Karl dem Großen in das ruinöse „neue finstere Zeitalter“ des 14. Jahrhunderts hinführte. Ein solcher Niedergang wurde im Zuge der von Venedig eingefädelten Eroberung Konstantinopels gegen den Einfluß des großen ökumenischen Konzils von Florenz bewußt erneut herbeigeführt, mit dem Ziel, die revolutionären Errungenschaften im Zusammenhang mit dem Wirken des Nikolaus von Kues auf dem Konzil von Florenz zunichte zu machen. Dies war auch Ausdruck einer langen Welle in der Geschichte der europäischen Zivilisation, die sich bis auf die Zeit nach dem Peloponnesischen Krieg zurückverfolgen läßt - eine sehr lange Welle des Kampfes zwischen dem oligarchischen Prinzip des Kults von Delphi und den entgegengesetzten, humanistischen Impulsen im Zusammenhang mit dem Vermächtnis der Pythagoräer und Platons.

Die europäische Oligarchie, wie sie durch die „Einflüsterungen“ der bösartigen Götter und Halbgötter in Homers Ilias und später durch die satanistischen Traditionen des Apollo- und Dionysoskults in den klassischen griechischen Tragödien verdeutlicht wird, war so Teil eines ständig hin- und herschwankenden Konflikts zwischen den oligarchischen Traditionen und den humanistischen Traditionen der europäischen Kultur. In all diesen Konflikten war sich die Oligarchie stets darüber im Klaren, daß ihr tödlichster Feind die schöpferischen Kräfte der menschlichen Vernunft waren, die sich in der Entdeckung universeller Prinzipien des Fortschritts in den Naturwissenschaften und der klassischen Kunst ausdrücken. Diese Prinzipien definieren die Menschheit, wie in Genesis 1, als einzigartige, eigentlich heilige Gattung, die ganz anders ist als alle Formen des Tierlebens.

Es lag immer in der Tradition des Oligarchismus, die schöpferischen Fähigkeiten zur Entdeckung höherer Prinzipien, die sich unverkennbar im grundlegenden wissenschaftlichen Fortschritt auswirken, gewaltsam zu unterdrücken. Diese Unterdrückung der schöpferischen Fähigkeiten in der Gesellschaft drückt sich gewöhnlich in verbreiteter kultureller Rückständigkeit aus, wo etwas, was man vielleicht fälschlich „menschliche Natur“ nennt, den vermeintlich „aggressiven“ Impulsen menschlicher Kreativität in Wissenschaft oder klassischer Kunst gegenübersteht. Der Feind, den der Satan am meisten fürchtet, ist die prometheische Seele, die das menschliche Individuum über jene Tierhaftigkeit erhebt, die Dummköpfe gern „menschliche Natur“ nennen.

So entstand das „neue finstere Zeitalter“ des 14. Jahrhunderts infolge der räuberischen Wuchermethoden der venezianischen Interessen hinter den Lombard-Bankiers jener Zeit - wie die pro-satanischen Wucherer des Finanzderivatschwindels heute überzeugte Verfechter des „jeder gegen jeden“, d.h. Feinde der grundlegendsten Interessen und Eigenschaften unserer menschlichen Gattung, die uns kategorisch von den Tieren unterscheiden.

Kultur und menschliche Unmoral

Für manche Menschen ist jedoch die Realität dieser menschlichen Natur im Unterschied zur tierischen schwer zu verstehen, solange sie sich an die irrige Vorstellung klammern, das menschliche Leben beginne mit der Geburt und ende mit dem Tod des Individuums. Die Wahrheit liegt in den Beweisen für die Einzigartigkeit des menschlichen Fortschritts gegenüber allen anderen Lebewesen; dieser Fortschritt äußert sich als ein Prozeß, wie ein Prinzip, in einer sinnvollen Abfolge von Generationen seit den entferntesten Vorfahren bis zu den entferntesten zukünftigen Generationen. Die Menschheit unterscheidet sich von den Tieren im wesentlichen durch die schöpferischen Fähigkeiten des menschlichen Geistes, die in keiner Form tierischen Lebens anzutreffen sind; beispielhaft für diese schöpferische Fähigkeiten sind Johannes Keplers ureigene Entdeckung eines durch ein allgemeingültiges Gravitationsprinzip in sich begriffenen Universums und andere, entdeckbare Prinzipien entsprechender ontologischer Bedeutung.

In diesem Kapitel genügt es, diesen Punkt an dieser Stelle nachdrücklich zu betonen: Unsere Fähigkeit, die Erfahrung von Fortschritt, wie er durch neue Entdeckungen universeller Prinzipien definiert wird, nachzuvollziehen, drückt eine Qualität menschlicher Unsterblichkeit aus, die man bei den Tieren nicht antrifft.

An dieser Ansicht ist nichts wesentlich Neues, wenn man diese Frage vom Standpunkt der antiken bis neuzeitlichen Geschichte in Astronomie und Wissenschaft generell betrachtet.

Die Frage naturwissenschaftlicher Prinzipien stellt sich hier auf zwei Ebenen:

Zuerst, unmittelbarer, die Betrachtung des physikalischen Bereiches unserer Erfahrung, ausgehend von der Untersuchung der Gegenstände der Experimentalphysik als solcher.

Zweitens, umgekehrt, die Betrachtung der besonderen Fähigkeiten des Menschen; hier konzentrieren wir uns auf das erforschen der Natur der schöpferischen Geisteskräfte des menschlichen Individuums in der Gesellschaft an sich. Es geht hier darum, zu erforschen, nach welchen beweisbaren Prinzipien der menschliche Geist als solcher Entdeckungen macht, so wie diese Fähigkeiten sich uns - etwa durch die praktischen Errungenschaften der Experimentalphysik - als eigener Gegenstand darstellen.

Die erste Aufgabe ist, wenn man sich die geistige Entwicklung für wissenschaftliche Arbeit generell ansieht, einfacher zu verstehen. Die zweite, profundere, höchst wichtige Aufgabe liegt in der besonderen Bedeutung des individuellen schöpferischen Potentials, das selbst als Wissen erforschbar wird. Diese schöpferische geistige Arbeit selbst wird erhellt, indem man die Rolle des menschlichen Geistes nicht nur beim Entdeckungsakt als solchem betrachtet, sondern auch erkennt, daß dieses Entdecken von Prinzipien sich über viele Generationen hinweg in einer stetigen Entwicklung befindet. Daraus wird für uns ein übergreifender geistiger Standpunkt: die Befähigung des menschlichen Geistes zu ständig fortschreitenden Entdeckungen als ein über Generationen anhaltender Prozeß mit immer höheren Ergebnissen bei der Erzeugung solcher physikalischer Prinzipien.

 

III. Keplers Prinzip und meines

Es gibt von mir zwei wichtige Kommentare, die nun erneut bekräftigt werden müssen, wenn wir das, was Albert Einstein erkannte und in seinem Rückblick auf Keplers Entdeckung zum Ausdruck brachte, in seiner tieferen Bedeutung verstehen wollen.

Einstein betonte, daß die kompetente moderne Naturwissenschaft sich immer daran ausrichten muß, die Implikationen von Keplers ureigener Entdeckung des Prinzips der universellen Gravitation aus Sicht der Methode Bernhard Riemanns zu erfassen. Diese Implikationen sind erstens seine Feststellung, daß die physikalische Raumzeit, die durch Keplers Entdeckung indirekt definiert wird, vom Prinzip her eine Riemannsche ist. Zweitens bedeutet seine Sicht von Keplers Entdeckung des Prinzips der universellen Gravitation im Sonnensystem, daß man das Universum, ausgehend von den Riemannschen Entdeckungen, in erster Annäherung als eine Einheit definiert, die sich selbst begrenzt; es hat keinerlei äußere Grenzen außer jenen, die in ihm selbst enthalten sind und die sich in der ihm eigenen, antientropischen, universellen physikalischen Raumzeit ausdrücken.

Das Schnittfeld dieser bislang fast unbekannten Implikationen ist die unentbehrliche Grundlage für jede wissenschaftlich strenge Definition derjenigen Eigenschaft menschlichen Verhaltens, welche allein menschlich ist - des Prinzips der Noosphäre. Damit wird auch das Grundprinzip jeglicher kompetenter wissenschaftlicher Betrachtung der Wirtschaft bestimmt.

Ich lege den Gedankengang in den folgenden aufeinanderfolgenden Schritten dar.

Zunächst: Das entscheidende an Keplers ureigener Entdeckung des Gravitationsprinzips im Sonnensystem war, daß er die Wahrnehmung der Existenz dieses Prinzips außerhalb der Wahrnehmung von Sehen oder Hören ausmachte. D.h., Kepler ließ die verbreitete, aber törichte Annahme hinter sich, die Realität liege in jener Art Sinnesgewißheit, wie sie den Apriori-Annahmen eines Euklid oder Aristoteles eigen ist. Anstatt sich auf die Sinnesgewißheit zu verlassen, behandelte Kepler bei seiner Arbeit die menschlichen Sinne in ähnlicher Weise wie die unvollkommenen, wissenschaftlichen Instrumente, die zu dem Zweck entwickelt werden, die Bedeutung eines Phänomens zu klären, welches jenseits astronomischer oder mikroskopischer bzw. submikroskopischer Größenverhältnisse liegt.

Fassen wir den gerade dargestellten Punkt folgendermaßen neu.

Man behandle menschliche Sinneswahrnehmungen so, als seien diese gewissermaßen Schatten, die durch einen Vorgang, der nicht selbst direkt sichtbar ist, auf das Medium der Sinne geworfen werden. Wie ich es schon bei früherer Gelegenheit getan habe, können wir als Veranschaulichung den Fall Helen Keller heranziehen, die blind und taub war, aber beeindruckende soziale Einblicke in die Menschheit und die Welt entwickelte, die sie weder sehen noch hören konnte. Was die Sinne dem menschlichen Verstand liefern, sind lediglich Schatten; der Verstand muß dann von dem tatsächlichen Prozeß, der diese uns als Sinneswahrnehmungen vermittelten Schatten erzeugt, ein Bild aufbauen und experimentell überprüfen. Kepler hat bei seiner Entdeckung der Anordnung der Umlaufbahnen das sichtbare Bild und das Bild des harmonisch geordneten Hörens gegenübergestellt und dann miteinander kombiniert; so konnte der erfahrene, aber unsichtbare und ungehörte Verstand die physikalische Realität dessen ableiten, was „unsichtbar“ war, aber diese Schatten der Sinneswahrnehmung erzeugt hatte.

Um das bisher Gesagte zusammenzufassen: Keplers Entdeckung der Schwerkraft bewies, daß das, was wir durch unsere Sinne vermeintlich wahrnehmen, nicht das Wesen der Wirklichkeit ist, sondern nur die Schatten, die diese Realität in Form von Sinneseindrücken wirft. Welches nicht wahrgenommene, Leibnizsche „ontologisch infinitesimale“ Objekt erzeugt diese Schatten, die als solche Wahrnehmungen in Erscheinung treten? Das ist die entscheidende ontologische Frage, von der jede kompetente moderne Wissenschaft abhängt. Albert Einstein, der Bernhard Riemanns Entdeckung als zentralen Bezugspunkt heranzog, hat dies klargestellt.

Einsteins Sicht von Keplers Werk bleibt gültig, wenn wir den Pfad der Entdeckungen von Cusas De Docta Ignorantia über jene von Kepler, Fermat, Leibniz und die Behandlung elliptischer Funktionen im 19. Jahrhundert bis zu den ergänzenden, wichtigen Entdeckungen Riemanns verfolgen.

Die wichtigste Folge der Auslegung der Sinneswahrnehmungsschatten ist das experimentelle Nachweisen der wirksamen Existenz eines Prinzips, das für den menschlichen Geist tatsächlich existiert, dessen Existenz sich aber nur im Schattenwurf der Sinneswahrnehmung widerspiegelt. Die experimentell bewiesenen, flüchtig umrissenen Existenzen von Prinzipien zeigen sich in den nicht sinnlich, aber ontologisch zurechenbaren Existenzen der Leibnizschen Infinitesimale, die der Gegenwart tatsächlich universeller physikalischer Prinzipien entsprechen.

Diese Existenzen, deren Gegenwart sich in derartigen Schatten äußert - etwa dem Infinitesimal von Keplers elliptischer Funktion für die Schwerkraft in der Planetenumlaufbahn, wie sie in Die Neue Astronomie beschrieben ist -, sind nicht mathematisch, sondern nur ontologisch infinitesimal. Sie sind keine Raummenge, sondern der Ort eines ontologisch infinitesimalen Moments eines universalen Wirkprinzips in der Raumzeit, ein infinitesimaler Ort, welcher dem unmittelbaren Schattenwurf eines universalen Wirkprinzips entspricht, das sich in seiner wirksamen Existenz als das scheinbar infinitesimal Kleine ausdrückt.8

Das entsprechende Experiment findet sich auf der Internetseite der LaRouche-Jugendbewegung (LYM) in dem Bericht über die so überaus erfolgreiche Methode, mittels derer Kepler seine allgemeine Formulierung für die harmonische Ordnung des Planetensystems entwickelte - so wie er selbst den gesamten Entdeckungsprozeß in seiner Weltharmonik dargestellt hat.

Den ersten, riesigen Schritt in diese Richtung machte Kepler indes bereits in seiner Neuen Astronomie. Nachdem er einmal die elliptische Eigenschaft der Erdbahn und auch die physikalische Bedeutung der damit verbundenen elliptischen Funktion in Hinsicht auf gleichen Winkelbereich/gleiche Zeit erkannt hatte, hatte Kepler damit bereits den Kern des Konzeptes eines ontologischen (und nicht mathematischen) Infinitesimals als Eigenschaft der elliptischen Umlaufbahn entdeckt.9

Dies erwies sich als entscheidend, als Kepler sich  in der Weltharmonik der Komposition des Sonnensystems als solchem zuwandte. Dabei ging er äußerst pädagogisch vor; nachdem er zunächst das pythagoreisch-platonische Konzept eines gesetzmäßig fortschreitenden Universums betont, geht er über zu einem harmonischen Wirkprinzip hinter den festgestellten platonischen Beziehungen, die sich in erster Annäherung in einem ironischen Nebeneinander von Sehen und harmonisch geordnetem Klang finden. Einstein betrachtete dann die Kepler-Riemann-Beziehung von jenem Standpunkt, den er mit Max Planck teilte und der ihrer gemeinsamen Argumentation gegen die positivistischen Reduktionisten entspricht, die im Gefolge der moralisch verkommenen „Quantenmechanik“ der Anhänger Ernst Machs und Bertrand Russells auftraten.

Vor allem die Rolle der Harmonik in dieser experimentellen Anordnung sorgte für Protestgeschrei der Reduktionisten (und Empiristen überhaupt) sowie der Positivisten wie den Machianern und den Anhängern Bertrand Russells. Wie der fundamentalistische Pfarrer, der in seine Bibel hineinkritzelt: „Textstelle unverständlich, schreie wie der Teufel!“, so argumentiert auch der dem Empirismus oder ähnlichem verschriebene Physiker nicht rational, sondern brüllt wie am Spieß, wenn die Diskussion auf Themen wie Keplers wahrer Entdeckung der Schwerkraft kommt - ich konnte das wiederholt persönlich beobachten.

Mein Hauptthema hier ist jedoch nicht die bekannte Physik Keplers; ich verweise hier nur auf Keplers Entdeckung, um zu der notwendigen Erkenntnis über die eigentliche Natur der schöpferischen Fähigkeiten zu gelangen, welche den Unterschied zwischen menschlichem Individuum und den Tieren ausmachen - die grundsätzliche Unterscheidung zwischen Noosphäre und Biosphäre. Das drängende Problem, das ich in diesem Bericht erörtere, ist nicht der Mensch, der sich mit einer physikalischen Fachfrage beschäftigt; vielmehr befasse ich mich damit, was es dem menschlichen Individuum in seiner Natur und seinem Wesen überhaupt ermöglicht, die Prozesse zu durchlaufen, über die solche Entdeckungen physikalischer Prinzipien geleistet werden.

Im Falle von Keplers Entdeckung des allgemeinen Gravitationsprinzips im Sonnensystem ist es die harmonische „Wellenfunktion“, im Gegensatz zur Teilchenfunktion - ausgedrückt in der Qualität eines ontologischen statt eines bloßen mathematischen Infinitesimals -, welche den Unterschied zwischen Wahrnehmung und Wissen ausmacht. Wir fassen solche Infinitesimale nicht als bekannte Massepunkte auf; wir sehen in ihnen die Wirkursachen, welche jene Schatten werfen, die universelle physikalische Prinzipien ausdrücken, welche das bekannte Universum beherrschen. Hier liegt der wesentliche Unterschied zwischen der Mechanik, wie sie die Anhänger Ernst Machs und Bertrand Russells vertreten, und den eigentlichen physikalischen Prinzipien. Hier gibt es keine Wissenschaft ohne Moral und keine Moral ohne dieses Verständnis der Aufgaben der Wissenschaft.

Die Natur und Bedeutung dieses Unterschiedes wird deutlich, wenn man Erfahrungen dieser Art aus dem Bereich der Naturwissenschaften mit solchen aus wirklich klassischer Kunst vergleicht. Mir selbst wurde dies bewußt, als ich über den Schlußabsatz von Percy B. Shelleys Zur Verteidigung der Poesie nachdachte. Beim Nachdenken half es mir, Shelleys dort vorgebrachte Argumente auf das Gebiet empirischer Materialien anzuwenden, welche ich 1947 in der zweiten Ausgabe von William Empsons Seven Types of Ambiguity (Sieben Arten der Mehrdeutigkeit) vorfand. Shelleys Werk, wie es in Zur Verteidigung der Poesie zusammengefaßt ist, geht inhaltlich zwar weit über Empson hinaus, aber die Anwendung von Shelleys Argument auf das von Empson dargestellte Gebiet der Ironie hilft uns, das allgemeine menschliche Prinzip zu verstehen, welches die schöpferische Seite wissenschaftlicher Entdeckungen ebenso umfaßt wie die Beherrschung des gesellschaftlichen Fortschritts, der mit Hilfe des naturwissenschaftlichen Fortschritts erreicht wird. Auf diese Weise ist die wissenschaftliche Wahrheit das, was uns leitet, damit wir den moralischen Zweck menschlicher Existenz im Dienste des Schöpfers erfüllen.

An diesem Punkt versammeln sich alle wirklichen klassischen Kunstwerke auf der geistigen Bühne. Shelleys Prinzip klassischer Komposition, wie es im Schlußabsatz seines Zur Verteidigung der Poesie zusammengefaßt ist, verweist auf den Schlüssel zu allen Darstellungsformen großer klassischer Kunst auf der Bühne, sei es Poesie, Drama oder Musik, oder einfach der menschlichen Kreativität im allgemeinen.

Damit kommen wir im Sinne des Akademiemitglieds Wernadskij zum Hauptunterschied zwischen Mensch und Tier, nämlich dem zwischen Biosphäre und Noosphäre.

Die Bedeutung eines „physikalischen Prinzips“

An dieser Stelle des Berichtes wollen wir nun direkt zu dem entscheidenden Thema voranschreiten - der „spirituellen“ Bedeutung, die in dem existentiellen Unterschied zwischen den Menschen und allen niederen Lebensformen liegt. Die bohrende Frage, die hier noch deutlicher dargestellt werden muß, lautet: Ist die Menschheit nur eine andere Form tierischen Lebens, oder ist sie eine ganz andere Seinsqualität, die nur äußerlich in eine höhere Form tierischen Lebens „verpackt“ ist? Gibt es, mit anderen Worten, einen absoluten, physikalischen Unterschied zwischen allen Tierarten und den Eigenschaften der menschlichen Gattung? Wenn dies so ist, wie läßt sich dieser Unterschied unumstößlich beweisen, wenn wir bei unseren Überlegungen auf so wichtige Forscher wie Wernadskij zurückgreifen?

Für die grundlegende, experimentelle Unterscheidung zwischen dem Tierreich (das Wernadskij der Biosphäre zuordnet) und der Menschheit (die Wernadskij der Noosphäre zuordnet) muß vom Standpunkt der Dynamik ausgehen, die dem Bereich der tierischen Ökologie entspricht. Ich meine hier Dynamik, wie sie Leibniz definiert und wiederholt in den 1690er Jahren gegen Descartes verteidigt hat und später vom Standpunkt des Leibniz-Anhängers Bernhard Riemann weiter ausgearbeitet wurde.

Bevor wir in diese Richtung weiter voranschreiten, sollten wir kurz innehalten, um das Gesagte zu verdeutlichen - indem ich hervorhebe, was ich nicht sage.

Galileos Lügen und Descartes’ Dummheiten

Die Methode des Sarpi- und Galileo-Anhängers Rene Descartes kennt keine naturwissenschaftlichen Prinzipien, sondern nur mathematische Formeln oder ähnliches - dies wurde ganz deutlich, als Leibniz den Schwindel von Descartes’ neoeuklidischer Methode aufdeckte. Kartesische oder vergleichbare Formeln sind typisch für Sarpi; sie sind ein mathematischer oder mathematisch erscheinender Ersatz zur Beschreibung eines tatsächlichen physikalischen oder vergleichbaren Prinzips. Sie entsprechen bestenfalls dem Schatten, der auf den Schirm des ontologisch imaginären mathematischen Bereichs geworfen werden kann. Bei Descartes gibt es keine Physik, nur Mathematik - und das gilt auch für alles, was man Isaac Newton nennen mag. Bei der kartesischen oder vergleichbaren Methode finden im Grunde alle Vorgänge in einem Raum statt, der als solcher axiomatisch, a priori einer völlig leeren, euklidischen Raumzeit entspricht.

In einer kompetenten Physik - wie der von Cusanus oder Leibniz - werden die kartesische oder ähnliche rein mathematische Methoden von physikalischen Überlegungen beiseitegefegt. Das wirkliche Universum erscheint uns dann, experimentell, als eine Reihe sich überlappender, miteinander wechselwirkender physikalischer Phasenräume, die jeweils als in einer Prinzipienreihe ausgedrückte Wirkform definiert sind. Jeder solche Phasenraum definiert sich ontologisch durch eine bestimmte Kombination von Geometrien - nicht Geometrien an sich, sondern physikalischer Geometrien, wie Leibniz dies in seinen Schriften über Dynamik aus den 1690er Jahren beschreibt und wie in seiner Zusammenarbeit mit Jean Bernoulli der Begriff des universellen physikalischen Prinzips der geringsten Wirkung definiert wird. Jeder dieser Bereiche ist somit durch seine eigenen, deutlichen Begrenzungen definiert, nicht nur durch paarweise oder entsprechende mathematische Wechselwirkungen. Diese funktionellen Begrenzungen sind in einer Wissenschaft der physikalischen Ökonomie Ausdruck entsprechender physikalischer Prinzipien.

Vergleichen wir nun die dynamischen Eigenschaften der Biosphäre (nicht-menschliche Ökologie) mit denen der Noosphäre (menschliche Ökologie) und betrachten das Ergebnis vom Standpunkt Wernadskijs.

Der uns derzeit bekannte Phasenraum, für den die Erde als Ganze steht, setzt sich aus drei grundlegenden Dynamiken zusammen: a) dem unbelebten Bereich; b) der Biosphäre; c) der Noosphäre. Betrachten wir die Änderungen in der relativen Gesamtmasse in jeder von ihnen. Läßt man einmal die Zu- oder Abnahme der Gesamtmasse des Planeten Erde beiseite, so bedeutet eine positive Evolution, daß ein Massetransfer vom unbelebten Bereich zur Biosphäre und ein vergleichbarer Massetransfer von der Biosphäre zur Noosphäre stattfindet. Komplizierend kommt hinzu, daß die Biosphäre des Planeten nur durch ein Wirkprinzip, Leben, vergrößert werden kann, welches im unbelebten Bereich fehlt, das aber unbelebte Materie in belebte Materie verwandelt oder ihr die Eigenschaften eines Produkts eines lebenden Prozesses verleiht. Vergleichbar erfolgt die Massenzunahme der Noosphäre durch eine Wirkweise, die in der belebten Materie außer dem Menschen nicht zu finden ist, die aber die Qualität der Substanz der Biosphäre so verwandelt, daß lebende Materie in menschliches kognitives Sein und dessen Produkte transformiert wird.

Dies wird durch den Umstand verkompliziert, daß die Zunahme der Noosphäre eine breitere Basis in der Entwicklung der Biosphäre erfordert. Dieser Prozeß schreitet in einer Weise voran, daß der Planet in seiner Gesamtmasse - letztlich sogar das Sonnensystem - anscheinend in die Noosphäre assimiliert wird, indem sich die Noosphäre selbst zu einem höheren Entwicklungsgrad pro (anti-entropischer) Maßeinheit entwickelt.

Vor diesem allgemein definierten Hintergrund beschäftigen wir uns nun mit dem Unterschied zwischen Biosphäre und Noosphäre.

Tierökologie

In jeder kompetenten Annäherung an eine Tierökologie definiert die dynamische Wechselwirkung zwischen den einzelnen Lebensprozessen, aus denen diese Ökologie insgesamt besteht, die relative, potentielle Populationsgröße. Man vergleiche beispielsweise die Ökologie des vor-britischen Australien, die maßgeblich von Beuteltieren bestimmt war, mit der überlegenen Säugetier-Ökologie. Die Art, wie sich die Hasen-Population nach ihrer Einführung in Australien verbreitete, veranschaulicht diesen Punkt. Australien war bis dahin von der Entwicklung von Säugetierpopulationen weitgehend isoliert und hatte daher weitgehend eine Vor-Säugetier-Evolution durchgemacht, welche mit der dynamischen Bandbreite der Säugetierarten insgesamt kaum mithalten konnte.

Wichtiger noch ist die entsprechende Unterscheidung zwischen der menschlichen Gattung und allen anderen lebenden Arten.

Entscheidend sind nicht die einzelnen Arten innerhalb eines Habitats, sondern die Dynamik aller Arten, aus denen ein Habitat insgesamt besteht. Interessant wird daher, wie sich das Hinzufügen oder Entfernen einer Art oder einer Gruppe von Arten aus dem gemeinsamen Habitat auswirkt.

Aus diesem Grund bestimmt das Auftreten der menschlichen Gattung und seine voranschreitende Entwicklung die Ökologie der Tierarten neu, läßt einige Populationen in ihrer biologischen Entwicklung stark anwachsen und andere aussterben. Die Menschheit kann zwar aus dem unbelebten Bereich kein Leben neu erschaffen, doch sie leitet aus dem lebendigen biotischen Material neue Lebensformen ab.

Nehmen wir beispielsweise Affen und Menschen. Worin besteht der wesentliche Unterschied, wenn man die Leibnizsche oder Riemannsche Dynamik zugrundelegt? Im wesentlichen darin, daß die Menschheit willentlich die potentielle relative Bevölkerungsdichte ihrer eigenen Gattung steigert, indem sie qualitative Innovationen in ihrer Umwelt, aber vor allem auch in der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte ihrer eigenen Gattung vornimmt.

Folglich sind Tierökologien, wie Julian Huxley es formuliert hätte, in ihrem relativen dynamischen Potential genetisch praktisch festgelegt. Die menschliche Gattung dagegen kann dieses relative dynamische Potential qualitativ ändern, solange diese Befähigung zum relativen Wandel nicht durch Methoden unterdrückt wird, wie jene, die Aischylos in Der Gefesselte Prometheus dargestellt hat, oder - was praktisch das gleiche ist - die tödlichen Methoden der „Umweltschützer“, wie sie vom World Wildlife Fund unter Prinz Philip und vom ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore praktiziert werden.

Diese Unterscheidung des menschlichen Individuums und der menschlichen Gattung von den Tieren ist in dem Sinne grundlegend, daß noch kein Prinzip entdeckt worden ist, welches die qualitative Überlegenheit der menschlichen Gattung (als Gattungsart) rein biologisch erklären könnte. Mit anderen Worten, es gibt eine Trennlinie zwischen Mensch und Tier, die sich mit der Trennlinie zwischen lebenden und nicht-lebenden Prozessen vergleichen läßt. Wo der physische Unterschied liegt, in dem Sinne, daß er sich in physikalischen Experimenten darstellen ließe, das wissen wir noch nicht. Es gibt gute Gründe, zu vermuten, daß das biologisch definierte menschliche Individuum in irgendeiner Weise auf ein Prinzip abgestimmt und eingestimmt ist, welches für die noetische Funktion (Erkenntniskraft) des lebenden Menschen verantwortlich ist. Wenn wir die gesamte Menschheit und ihre bekannte Geschichte betrachten und die entscheidenden historischen Prozesse berücksichtigen, wissen wir, daß es eine solche qualitative Unterscheidung in irgendeiner Weise geben muß. Wir kennen schon etliche Fakten, die mit dieser Unterscheidung zusammenhängen, aber im Augenblick sollte der nötige Respekt vor der Größe dieses Rätsels Vorrang haben.

 

IV. Das menschliche Prinzip der physischen Ökonomie

Die wichtigste Tatsache ist in diesem Zusammenhang: Ein Tier macht keine Entwicklung durch, wie etwa Menschen in wissenschaftsbasierten Kulturen es tun, und wir wissen, daß diese besondere kulturelle Eigenschaft der menschlichen Gattung ein starkes Element individueller Unsterblichkeit im Wirken aufweist. So kann zum Beispiel eine Idee, die den Charakter eines Wirkprinzips hat, durch eine unvollständige Entdeckung eines Menschen ausgelöst werden, der schon verstorben ist. In der ganzen bekannten europäischen Wissenschafts- und Kunstgeschichte - über einen Zeitraum, der auf jeden Fall noch vor dem Tod des Pythagoras beginnt - ist eine solche kausale Wirkqualität kennzeichnend für den Unterschied zwischen dem zivilisierten Menschen und dem Tier.

Große Künstler, die grundlegende wissenschaftliche Prinzipien entdeckt und entsprechende Revolutionen in der klassischen Komposition bewirkt haben, erzeugen qualitativ höhere Zustände wirksamer Existenz in diesen Medien; Beispiele sind J.S. Bach, Joseph Haydn, W.A. Mozart, Beethoven in der Musik oder Leonardo da Vinci, Raffael, Rembrandt oder Shakespeare und Friedrich Schiller. Diese Zustände bringen dann auch bei Anderen Ableger hervor. Insgesamt ergibt dies ein Muster, das der übergreifenden Vorstellung entspricht, daß im Universum immer höhere Seinsordnungen geschaffen werden, als es vorher gegeben hat. Wenn wir ernsthaft darüber nachdenken, ist es wie ein Schock, wenn wir die biblische Schöpfungsgeschichte von diesem Standpunkt nochmals lesen.

Der Wissenschaftsfortschritt ist eine Abfolge von Entdeckungen, eine Abfolge, die sich über Generationen und manchmal sogar in großen Sprüngen über eine Spanne sehr vieler Generationen hinzieht. Das sterbliche Dasein des einzelnen erscheint so wie ein Medium, über das die Entwicklung einer menschlichen Kultur über Generationen hinweg aufrecht erhalten wird, indem real wirkende Ideen über Generationen weitergegeben werden. Die Theologen sprechen hier manchmal von einer Gleichzeitigkeit der Ewigkeit. Diese einzigartige Ironie der Rolle der Kreativität des menschlichen Individuums - die einzelne, sterbliche Persönlichkeit im größeren Rahmen der potentiellen Kontinuität eines sozialen Prozesses über mehrere Generationen - ist eine Besonderheit im sozialen Leben von Menschen, welche sich im Tierreich nicht findet.

Hier liegt in der Tat die große Herausforderung der Vorstellung, daß die individuelle menschliche Seele gegenüber der Spezifität jeder niederen Kategorie des Lebens ontologisch einzigartig ist.

Hierzu kann und muß gesagt werden, daß dieser scheinbar wundersame Unterschied zwischen Menschheit und niederen Lebensformen physisch wirksam ist. Revolutionäre Entwicklungen in den Naturwissenschaften und qualitativ ähnliche Wirkungen im Bereich der klassischen Kultur zeigen, daß sich die Weitergabe entdeckter Ideen, die wirksamen Ideen universeller physikalischer Prinzipien entsprechen, in ihren qualitativen Effekten physikalisch auswirkt. Deswegen ist der passionierte schöpferische menschliche Geist oft weitaus mächtiger als der menschliche Arm.

Damit sind wir wieder bei dem Rätsel Helen Keller. Auch haben wir den Begriff der Unsterblichkeit des einzelnen Menschen auf grundlegende Weise berührt.

Die Gleichzeitigkeit der Ewigkeit

Die entscheidendste Qualität am individuellen menschlichen Geist ist das nachweisbar vorhandene, charakteristische Potential, das Auftauchen zukünftiger, bisher unbekannter Geisteszustände mit einem bestimmten Grad an realer Sicherheit vorauszusehen, und das nicht nur bei einzelnen Personen, sondern bei ganzen Kulturen und selbst der ganzen Menschheit. Bei mir persönlich hat sich diese Begabung als die sozial bedeutsamste Rolle in meinem Leben erwiesen, doch auch schon viele vor mir haben verstanden, daß diese Fähigkeit existiert - darunter besonders, und nicht zufällig, die besten Theologen.

Die Entdeckung eines experimentell bestätigten universellen physikalischen Prinzips, wie bei Kepler, Fermat, Leibniz, Riemann, Planck oder Einstein, ist nur ein wichtiges Beispiel für die Eigenschaft, die in dem besonderen geistigen Potential des menschlichen Individuums steckt.

Das sind die einzig wahren Propheten; in meinem eigenen Fall wird die Frage der Prophezeiung in praktischer politischer und verwandter Hinsicht auf die Erde heruntergebracht.

Diese Idee der Prophezeiung ist genau dasselbe, was sich an jeder gültigen, wahren Entdeckung eines universellen physikalischen Prinzips aufzeigen läßt.

Der tiefere Begriff, auf den ich hier verweise, liegt einzig im Konzept einer universellen Antientropie - eine Ablehnung der menschenunwürdigen Irrtümer von empiristischen und positivistischen Clowns der neuzeitlichen Physik wie Descartes, de Moivre, D’Alembert, des späten Euler,10 Savigny, Kant, Laplace, Cauchy, Clausius, Grassmann, Helmholtz sowie der dekadenten, postmodernen Anhänger von Ernst Mach und Bertrand Russell. Das Verständnis, was tatsächlich ein universelles physikalisches Prinzip ist, macht einen fähigen Wissenschaftler oder einen kompetenten weltlichen Propheten der Neuzeit aus; dieser Maßstab trennt den wahren Propheten von den Clowns.

Schlechte neuzeitliche Wissenschaft tötet die Unsterblichkeit der menschlichen Seele auf vielerlei Arten, und davon ragen zwei Methoden besonders heraus. Eine dieser widerlichen Mixturen ist der heidnische Apollo namens Aristoteles bzw. dessen Anhänger Euklid; die andere, der heidnische Dionysos, steht für den von Paolo Sarpi übernommenen satanistischen „Heiligen“ des gesamten neuzeitlichen anglo-holländischen Liberalismus, Wilhelm von Ockham - sozusagen Paolo Sarpis „Chaostheorie“.

Der Hauptaspekt des Universums, in dem wir leben, oder einfach der menschlichen Existenz selbst, ist das vorher Unbekannte - die Entdeckungen bisher unbekannter Novae an unserem Sternenhimmel sollte in der Hinsicht unser Wissen über das Universum auffrischen. Dies sind Umstände, die eintreten bzw. anscheinend ohne unser Zutun über uns kommen, aber ganz besonders diejenigen Veränderungen in unserem Universum, die neue Produkte des Einwirkens menschlichen Willens sind. Diese vom menschlichen Willen hervorgerufenen qualitativen Veränderungen unserer gesamten Umwelt sind von größter Bedeutung dafür, ein Handeln zu entwickeln, durch das Menschheit die Geschichte gestaltet.

Die wichtigste dieser Veränderungen beruhen auf der Einsicht in die Ausbildung von Qualitäten, die noch nie vorher erfahren wurden - der einzige wahre „Zukunftsmarkt“ praktizierter menschlicher Wissenschaft. Alle gültigen fundamentalen Entdeckungen physikalischer Prinzipien fallen in diese Kategorie der Prognose.

Prognosen dieser Art haben zwei Aspekte. Der erste ist die Fähigkeit, vorherzusagen, daß eine bestimmte Wirkung, die mit einem universellen physikalischen oder vergleichbaren Prinzip zusammenhängt, erneut auftreten wird. Der zweite ist dann offensichtlich eine Wirkung, die vorher noch nicht aufgetreten ist, die aber zwangsläufig eintreten wird, wenn wir sie nicht durch unser bewußtes Eingreifen verhindern.

Meine eigenen langfristigen Wirtschaftsprognosen stehen alle - seit dem ersten „Testlauf“ einer relativ kurzfristigen Vorhersage über die US-Wirtschaft 1956-57 - für diese Art der Vorhersage. Aus Sicht der bewährten Methode neuzeitlicher europäischer Wissenschaftspraxis - und auch ihrem Vorläufer in der Antike - unterscheiden wir bei der Anwendung kompetenter Prognoseverfahren zwischen der Vorhersage von Umständen, die wahrscheinlich wieder auftreten werden, und andererseits der Vorhersage von Bedingungen, die nach unserem besten Wissen zuvor noch nie dagewesen sind. Wenn die Prognosestellung sich auf menschliches Verhalten bezieht, ist man dabei immer wieder gezwungen, neuartige Qualitäten der Vorhersage zu entdecken und zu überprüfen - etwa solchen, die mit neuem Wissen über bisher unbekannte Naturzustände zu tun haben. Letztere Untersuchungsmethode hat bei meiner Arbeit immer die bedeutendste Rolle gespielt.

Meine Prognosen dieser Art konzentrieren sich bewußt auf zwei eng verwandte, aber dennoch verschiedenartige Bereiche: a) neue wirtschaftliche Bedingungen der Menschheit, die sich vorhersagen lassen, indem man Präzedenzfälle studiert; b) neue Bedingungen der Menschheit, die es zuvor noch nicht gab, aber deren Herausforderung wir uns stellen müssen. Wie am Beispiel der Entdeckung transuranischer Elemente sehr dramatisch deutlich wird, geht eine intelligente Gesellschaft nie davon aus, daß sich die verantwortungsvolle Diagnose gefährlicher Entwicklungen auf die Grenzen der bekannten Präzedenzfälle oder früher für möglich gehaltenen Bedingungen begrenzen ließe. Das plötzliche Erscheinen des vollkommen Unerwarteten ist im Vorbewußten eines wahrhaft kreativen Geistes stets gewärtig, aber ohne jede Panik, in einer der Vernunft zugänglichen Form.

Man nehme als Beispiel hierfür die rational begründeten Spekulationen über konkrete Hinweise, die in Richtung auf ein Materie-Antimaterie-Wirkprinzip deuten, welches noch um mehrere Größenordnungen stärker wäre als jenes, das aus Kernfusionsreaktionen zu erwarten ist.

Der spirituelle Bereich der Physik

Für diejenigen unter uns, die weiter in die Zukunft zu blicken wagen, gibt es noch einen weiteren Bereich, über den wir nachdenken sollten.

Ich habe es im vorliegenden Kapitel bereits angedeutet: Unsere Erfahrungen mit Prognosestellungen aus jenem Bereich wissenschaftlichen Wirkens, der sich Fermat, Leibniz, Riemann und ganz besonders Johannes Kepler in seiner Weltharmonie öffnete, zwingen uns dazu, uns aus dem Griff des Denkens der Sinnesgewißheit zu befreien. Wie ich weiter oben bereits betonte, läßt sich nicht sachkundig abstreiten, was für jedes wahre universelle physikalische Prinzip zutrifft, wenn es wie bei Planck, Einstein und Wernadskij als Riemannisch definiert wird: daß jedes wahre physikalische Prinzip unseres Universums die Gegenwart durch die wirksame Gleichzeitigkeit der Zukunft begrenzt.

Wenn wir also Begriffe wie „das physikalische Universum“ verwenden, wie wir es bis heute erlebt haben, so haben wir es dabei mit realen Beweisen dafür zu tun, daß die Zukunft eine wirksame kausale Wirkung auf die Gegenwart ausübt. Dieser schlüssige Beweis nötigt uns geistig dazu, uns nicht a priori auf eine einfache zeitgerichtete Kausalität im Universum zu verlassen. Die geistige Fähigkeit, nicht nur zukünftige Entwicklungen vorherzusehen, sondern Wissen aus dieser Zukunft zur Gestaltung der Gegenwart zu nutzen, ist vielleicht der wichtigste wissenschaftliche Gedanke, der im wissenschaftlichen und wirtschaftspolitischen Denken des 21. Jahrhunderts viel größeres Gewicht haben sollte.

Der Rat, den ich hier erteile, bezieht sich auch auf unsere spirituelle Vorstellung von der Natur des menschlichen Individuums und auf die Beziehung des Individuums zu einer bewußt herrschenden Gottheit. Vom eben aufgezeigten Standpunkt ist der Schöpfer kein Opfer der Raumzeit, sondern ein wahrhaft universelles Wesen, so wie wichtige Strömungen in der christlichen Theologie die Vorstellung einer Gleichzeitigkeit der Ewigkeit vorgelegt haben. Das Entscheidende ist nach dieser Sicht die Selbstentwicklung des Universums und die eines willentlichen, ewigen Schöpfers des und im Universum, wie ihn sich Philon von Alexandria vorstellte. Es ist für uns somit, als ständen wir im All dieses anhaltenden Schöpfungsprozesses stille und erlaubten uns einen kühnen Blick auf das, was wir heute „die Zukunft“ nennen; so erlangen wir ein Gefühl davon, was unser sterbliches Selbst bedeutet, indem wir jenem Entwicklungsprozeß dienen, den man - z.B. in Raffaels Fresko Die Schule von Athen - die Gleichzeitig der Ewigkeit nennt.

Es sollte uns inzwischen aufgefallen sein, daß sich die Physik und auch die physische Ökonomie dem moralischen Imperativ unterwerfen sollten, den eine solche Vorstellung einer Gleichzeitigkeit der Ewigkeit bedeutet. Erheben wir also endlich die Menschheit - zumindest ein wenig - aus der Barbarei, die auch in der heutigen Zeit noch herrscht.

Es ist Zeit, auf diese Weise über die Menschheit nachzudenken.


Anmerkungen

6. Törichte sogenannte Historiker suchen den Ursprung von Imperien in den Nationen; alle Imperien seit der Wende des sogenannten Peloponnesischen Kriegs definierten sich nicht durch nationale, sondern durch supranationale Prinzipien, genau so wie Lord Shelburne sich an Julian Apostata orientierte, um das Britische Empire zu definieren. Das Britische Empire ist somit kein Imperium des Vereinigten Königreichs, sondern ist heute ein anglo-holländisch-saudischer liberaler Imperialismus wie der von Julian Apostata.

7. Zum Beispiel die Verteidigungsanlagen in Orten wie Belfort und Neuf-Brisach. Die großen Schwierigkeiten der preußischen Truppen unter Helmuth von Moltke in Belfort während des Preußisch-Französischen Kriegs deuten ebenfalls darauf hin. Die nach wie vor im wesentlichen intakten Befestigungsanlagen, die in Neuf-Brisach zu besichtigen waren, als ich diese vor fast zehn Jahren besuchte, sind beeindruckend und unterstreichen das Gesagte.

8. Die heutige Lehre des philosophischen Reduktionismus, die im Namen der Naturwissenschaft verbreitet wird, basiert auf einer Anregung de Moivres an D’Alembert, man solle diese offensichtlichen Diskontinuitäten („Singularitäten“) als imaginär ansehen. Ihr Anhänger Leonhard Euler griff diese Anregung in seinem berühmten, aber im wesentlichen inkompetenten Angriff auf Leibniz auf, welcher wiederum dem Betrug von Laplace und Cauchy den Weg bereitete.

9. Keplers Bezüge zu Nikolaus von Kues in seinen Schriften haben oft wichtige beweiskräftige Bedeutung, wie in Keplers Neuer Astronomie deutlich wird. Die erste neuzeitliche Quelle für Keplers Sicht der Eigenschaften der Planetenbahnen war Kues’ Entdeckung, daß Archimedes sich geirrt hatte, als er meinte, die Erzeugung der Kreisbahn ließe sich auf eine Konstruktion durch Quadratur zurückführen.

10. Daß Euler in seiner Berliner Zeit in das Lager der Empiristen des 18. Jahrhunderts überlief, ist eine Tatsache; doch wie und warum genau er das Lager von Leibniz und Jean Bernoulli verließ, ist mir nicht ganz klar. Manchmal taucht in Eulers Arbeiten seine alte, durchaus bewunderungswürdige Klugheit wieder auf, etwa in seiner geistreichen Abhandlung über den Rösselsprung im Schach, doch gleichzeitig kommt auch wieder das Schlimmste zum Vorschein. Schließlich war aber Schach selbst, sogar als Kriegsspiel, so ersonnen, daß ihm eine mangelnde Zukunft eingebaut war.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Warum die Akademiker in Wirtschaftsfragen gewöhnlich versagen - Teil 1
- Neue Solidarität 8/2009
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache

 

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