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Aus der Neuen Solidarität Nr. 6/2009 |
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Seit der Gründung der Vereinigten Staaten haben amerikanische Patrioten für die wirtschaftliche Entwicklung Iberoamerikas gekämpft, wie an der Politik von John Quincy Adams, Henry Clay und Abraham Lincoln deutlich wird.
Hal Coopers Vorschlag im nebenstehenden Interview, einen Eisenbahnverbindungen unter der Beringstraße und durch den Darien-Urwald zu bauen, berührt eine Frage, die seit 125 Jahren im Mittelpunkt des Interesses führender Amerikaner steht: den Bau einer interkontinentalen Eisenbahn, die Nord- und Südamerika miteinander verbindet. Leute wie Henry Meiggs und Gen. William Palmer bauten Ende des 19. Jahrhunderts Eisenbahnen in China und Peru bzw. in Mexiko, oft gegen den erbitterten Widerstand der anglo-holländischen, imperialen Opposition.
Im Oktober 1889 berief einer der größten Patrioten Amerikas, US-Außenminister James G. Blaine, in Washington eine Konferenz führender Vertreter von 17 iberoamerikanischen Staaten, Hawaii und den USA ein. Auf dieser sechs Monate langen Konferenz planten Ingenieure des Pionierkorps der US-Armee zusammen mit Fachleuten und Regierungsvertretern aus Iberoamerika den Bau von mehr als 8700 km neuer Bahnstrecken, die mit schon bestehenden Schienenwegen verbunden werden sollten. Die meisten dieser Bahnstrecken sollten an den südamerikanischen Küsten des Atlantik und Pazifik verlaufen und alle politisch und wirtschaftlich wichtigen Zentren Nord- und Südamerikas miteinander verbinden (siehe Abb. 4). 1898 veröffentlichte das Pionierkorps der US-Armee einen achtbändigen Bericht, der Hunderte von Karten und Illustrationen mit genauen geographischen Beschreibungen der Routen enthielt.
Am 2. Oktober 1889 erklärte Blaine vor dieser Konferenz:
„Die Gesamtfläche der hier vertretenen Nationen liegt knapp unter 12 Mio. Quadratmeilen, das ist mehr als das Dreifache der Fläche ganz Europas, aber etwas weniger als ein Viertel der Fläche der Erde; was die Fähigkeit angeht, die für das menschliche Leben notwendigen Waren zu produzieren,... repräsentieren sie einen sogar noch größeren Teil der gesamten Welt...
Wir glauben, daß wir durch die Hauptschiffahrtswege enger miteinander verbunden werden sollten, und daß die Eisenbahnsysteme des Nordens und des Südens sich in nicht allzu ferner Zukunft auf der Landenge [von Panama] berühren und die politischen und wirtschaftlichen Hauptstädte ganz Amerikas miteinander verbinden werden...
Wir glauben, daß der Geist der Gerechtigkeit, des gemeinsamen und gleichberechtigten Interesses zwischen den amerikanischen Staaten keinen Raum für ein künstliches Mächtegleichgewicht lassen wird, wie jenes, das zu vielen Kriegen führte und Europa mit Blut durchtränkte...“
Am 12. Mai 1890 legte Blaine dem amerikanischen Präsidenten und dem Kongreß den Plan vor, auf den man sich auf der Konferenz geeinigt hatte, nämlich ein „Gutachten für den Bau einer Eisenbahnstrecke zu erstellen, welche die großen Handelsstädte der amerikanischen Hemisphäre miteinander verbindet.“ Er sagte, dieser große Eisenbahnplan sei „ein Unternehmen, das der Förderung und der Mitarbeit dieser Regierung würdig ist“.
Blaine schlug auch vor, eine Interamerikanische Bank zu gründen, die über genügend Kredit verfügt, um die kapitalintensive Entwicklung der westlichen Hemisphäre zu fördern.
Blaine starb 1893. 1901 wurde US-Präsident William McKinley, Blaines Freund und enger Verbündeter in dem Eisenbahnprojekt, von einem in England gedungenen Mörder umgebracht. McKinley hatte sich zu jener Zeit auf der Panamerika-Ausstellung in Buffalo/New York für diesen und ähnliche Pläne eingesetzt. McKinleys Nachfolger war der anglophile Teddy Roosevelt, der alle diese Projekte sofort einstellte.
Seither liegen die Pläne für ein interkontinentales Eisenbahnprojekt auf Eis.
Richard Freeman
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