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Neue Solidarität
Nr. 49, 2. Dezember 2009

Schiller-Feier in Berlin: Die Kultur der Zukunft

Schillerfest. Das Schiller-Institut feierte in Berlin den 250. Geburtstag von Friedrich Schiller. Xenia Biereichelt von der LaRouche-Jugendbewegung berichtet.

Der 250. Geburtstag Friedrich Schillers schien in Deutschland kaum noch eine Bedeutung zu haben. Die Mitglieder der BüSo wollten deshalb dem Programm des Goethe-Instituts, bei dem Schillers Gedichte in Rapform vortragen werden, mit einer klassischen Darstellung der Schillerschen Ideen entgegentreten. Denn genau die humanistische Tradition, die Schiller vertrat und grundlegend weiterentwickelte, ist heute notwendiger als je zuvor.

Die Wirtschaftskrise, ihre Ursachen und ihre Konsequenzen zeigen uns, daß das politische System gescheitert ist. Anstatt die Krise als eine Chance zu sehen, versuchen die Regierungen besonders in Europa und den USA verzweifelt, die Lösung aus der Denkweise heraus zu finden, die uns in die Krise hineingebracht hat. Anstatt die Krankheit - das neoliberale System - zu heilen, wird eine Politik betrieben, die alle realen Werte im produktiven Wirtschaftsbereich zerstört und sie den Kreisen der Finanzoligarchie und ihrer Verbündeten als eine Art Opfergabe darbietet.

Immer noch akzeptieren viele Bürger dies als eine Art von Buße, die wir uns auferlegen werden „müssen“. Viele verteidigen die Dogmen, die die Krise hervorgerufen haben, obwohl die Geschwindigkeit des Zusammenbruches in den vergangenen beiden Jahren dramatisch angestiegen ist. Seit 2007 ist die Zahl der Menschen, die kurz vor dem Hungertod stehen, um 400 Mio. (!) auf 1,2 Mrd. angestiegen. Im Jahre 2007 waren es noch 800 Mio., und auf einer Konferenz der FAO hatten die Staaten darin übereingestimmt, daß sie die Zahl in den nächsten Jahren um die Hälfte, also 400 Mio., senken wollten. Genau das Gegenteil ist geschehen.

Nun geht man sogar soweit, daß in den entwickelten Staaten eine Politik besprochen und umgesetzt wird, die bestimmte Teile der Bevölkerung - Menschen! - zunehmend als sogenannte „nutzlose Esser“ und somit nicht mehr als Priorität betrachtet. Die Konsequenz ist, daß den Alten und chronisch Kranken der Zugang zum Gesundheitssystem verweigert wird. Dies geht vollkommen mit der aktuellen Diskussion über Bevölkerungsreduktion einher, die jetzt eines der Hauptthemen auf der Konferenz in Kopenhagen über den Klimawandel sein soll.

Andererseits zeigen die Entwicklungen in Rußland, China und anderen Staaten der Organisationen APEC und ASEAN, daß man aus einer Notsituation heraus Großes schaffen kann. Doch viele Bürger sagen immer noch „Das betrifft mich nicht, deshalb sorge ich mich lieber um meine eigenen Probleme.“ Das Empfindungsvermögen unserer Bevölkerung muß also erzogen und ausgebildet werden, wenn wir eine Lösung für die heutige Krise der Menschheit wollen. Friedrich Schiller widmete sein Leben der Idee der ästhetischen und moralischen Erziehung des Menschen und alle seine Werke - Dramen, Gedichte, die historischen und die theoretischen Schriften - arbeiten genau darauf hin. Deutschland kann stolz sein, solch einen Menschen in seiner Geschichte zu finden und muß sich heute auf diese Ideen beziehen.

Das Schillerfest in Berlin

Die Schiller-Feier begann mit einer kurzen Einleitung durch Wolfgang Lillge, in der er zeigte, wie man im 19. und 20. Jh. Schillers Geburtstage feierte. In Deutschland, Frankreich, Italien, den USA, Rußland und sogar China und anderen Staaten gab es mehrtägige Feiern, in denen man dem „Dichter der Freiheit“ huldigte. Zehntausende Menschen waren in seinem Gedenken auf den Straßen. Die letzte große Feier in Deutschland fand 1984 zu Schillers 225. Geburtstag statt. Schüler aus ganz Deutschland traten in einem Wettbewerb an und rezitierten Gedichte. Im gleichen Jahr schuf Helga Zepp-LaRouche das Schiller-Institut, dessen Ziel es ist, das Menschenbild Friedrich Schillers weltweit in die Politik aller Staaten einzubringen und sie somit in der Idee des Fortschritts der ganzen Menschheit zu vereinigen.

Helga Zepp-LaRouche, die inzwischen auch Bundesvorsitzende der BüSo ist, war eigens angereist, um den 250. Geburtstag Schillers in Berlin feiern zu können. Sie hielt einen Vortrag über die Bedeutung der Schillerschen Ideen in der heutigen Zeit und sprach über die persönliche Beziehung mit dem bedeutenden Dichter und seinen Ideen, die sie durch ihr Leben führten: „Ohne ihn hätte mein Leben ganz anders ausgesehen.“

Es folgte die Arabesque Opus 18 von Robert Schumann, einfühlsam gespielt von Benjamin Lylloff, und Ulrike Lillge sprach über „Friedrich Schiller und das Erhabene“. Anschließend führten zwei Mitglieder der LaRouche-Jugendbewegung, Portia Tarumbwa-Strid und Katarzyna Kruczkowsi, einen Aufzug aus Schillers Drama Maria Stuart auf. Dieses Stück spielt im 16. Jh., und in der Szene handelt es sich um die Begegnung zweier Königinnen, Elizabeth I. (Königin des protestantischen England) und Maria Stuart (Königin des katholischen Schottland). Durch Erbansprüche sieht die eine ihre Position in Gefahr und kerkert die andere ein. Das Zusammentreffen der beiden ist in der Geschichte niemals geschehen; Schiller nutzte aber diese Darstellung, um die Charaktere beider Persönlichkeiten darstellen zu können. Beide waren in ihren Gefühlen gefangen, Stolz und Angst hinderten sie an einer friedlichen Übereinkunft.

Als Zuschauer empfindet man das Verlangen, daß beide einmal die Situation aus der Vogelperspektive betrachten und sich nicht von ihren Wutausbrüchen oder anderen unkontrollierten Emotionen bestimmen lassen sollten. Man wünscht sich, daß sie über ihre individuellen Begrenzungen hinausgehen und vernünftig, als selbstbestimmte Individuen, die die Menschlichkeit repräsentieren, handeln würden. Ein solches Denken ist in der heutigen Krise sehr wichtig, da alle Nationen weltweit betroffen sind, und nur eine Orientierung am Fortschritt der Menschheit und nicht niederen Interessen uns die Krise überwinden lassen kann.

Der erste Teil der Feier wurde mit einer ergreifenden Rezitation des Gedichtes Die Kraniche des Ibykus durch Karsten Werner beendet. Der schreckliche Gesang der Erynnien klang allen noch im Ohr, als die Zuschauer aufatmend mitverfolgten, wie eine höhere Macht, das Gewissen der menschlichen Natur, die Nemesis, für Gerechtigkeit sorgte.

Im zweiten Teil sangen Petra Karlsson und Portia zwei Opernarien. Die eine, „Dove sono i bei momenti“ („Wo ist die Liebe hin?“) stammte aus Mozarts Oper Figaros Hochzeit. Diese Oper diente als „Erziehungsmittel“ für den Adel ; Mozart zeigte damit, daß jeder Mensch - egal welchen Standes - gleich geschaffen ist, und führt es soweit, daß der Graf zum Schluß vor seiner Frau auf die Knie fallen muß - im Beisein all seiner Diener!

Die zweite Arie war aus Verdis Don Carlo, die nach Schillers Tragödie Don Karlos geschrieben wurde. Prinzessin Eboli, die den König, Don Karlos und die Königin aus Ehrgeiz und Eigennutz betrogen hatte, wird sich in diesem Stück ihrer Schuld bewußt. Aus einem Zustand des Selbstmitleides wächst sie zu einer erwachsenen Persönlichkeit, die bereut und sich selbst zu einem besseren Menschen erziehen will.

Die Worte des Glaubens, rezitiert von Andreas Lelke, gaben den Zuschauern die Versicherung, daß, egal in welchem Zustand eine Gesellschaft sich befindet, der einzelne immer wieder den Glauben an die Menschheit gewinnen, die eigenen Möglichkeiten begreifen und durch Übung der eigenen Tugenden verwirklichen kann.

Mit Schillers Ideen in die Zukunft

Da Schiller nicht nur ein stolzes Gefühl gegenüber unserer eigenen Geschichte hervorrufen soll, sondern sein Denken auch wichtig für die Zukunft ist, schloß Toni Kästner mit einem Vortrag über den „Astronauten und den Dichter“ an. Wenn man über ein Projekt, wie die bemannte Raumfahrt nachdenkt, wird schnell klar, daß dies nie mit einer existentialistischen Gesellschaft zu erreichen ist. In einem Raumschiff, dessen Mannschaft die Mission hat, den Mars zu erobern, müssen erwachsene Menschen zusammenarbeiten. Sie können nicht wegen persönlicher Probleme mal eben aussteigen und einen Joint rauchen. Sie müssen ihre gesamte Kraft für die Mission geben, um sie verwirklichen zu können. So wie Friedrich Schiller sagte, daß nun das Zeitalter der Vernunft gekommen sei, meinte Kraft Ehricke, einer der Raumfahrtpioniere des Apollo-Projektes, wir seien im Zeitalter der Entdeckungen. Der Mensch muß sich weiterentwickeln, um zu verhindern, viele Jahrhunderte zurückgeworfen zu werden.

Anschließend rezitierte Xenia Biereichelt Die Bürgschaft, die eine der wundervollsten, kraftvollsten Verbindungen der Menschheit beschreibt: die Freundschaft. Schiller sagte einmal über die Freundschaft, daß sie eine bedeutende Einigung zweier denkender Wesen sei. Er selbst lebte sehr lange in einer schwierigen Situation, weit entfernt von Freiheit und Freude. In der Militärakademie, die er viele Jahre besuchen mußte, war es ihm nicht erlaubt zu schreiben, und auch nach der Flucht war er lange Zeit von Armut und der Angst geplagt, entdeckt zu werden, und mußte allein auf dem Land leben. Frau von Wolzogen ermöglichte ihm zwar, zumindest unter einem Pseudonym zu schreiben. Doch erst als er von Gottfried Körner in Dresden aufgenommen wurde, erfuhr er wahre Freundschaft und Freude. Daraufhin schrieb er die Ode an die Freude.

Mit dieser Idee endete der offizielle Teil der Schiller-Feier. Mit der Freundschaft zweier großer Persönlichkeiten, die sich zwar im Leben nie, jedoch aber im Geiste begegnet sind: Friedrich Schiller und Ludwig van Beethoven. Der Chor und das kleine Orchester der LaRouche-Jugendbewegung führten den Schlußsatz der 9. Symphonie Beethovens auf. Und so blieb kaum ein Auge tränenleer und es fanden sich viele Unterstützer, die der BüSo helfen wollen, diese Ideen nun auf die Tagesordnung zu setzen.

            Xenia Biereichelt

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- Internetseite des Schiller-Instituts