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Neue Solidarität
Nr. 42, 14. Oktober 2009

Sterblichkeit durch Infektionen wächst schon seit 25 Jahren

Seuchenbekämpfung. Da sich die Lage der Bevölkerung immer mehr verschlechtert, und gleichzeitig an der Seuchenbekämpfung gespart wird, wächst die Zahl der Todesfälle durch Infektionskrankheiten.

Fast 100 Jahre lang war die Sterblichkeit durch Infektionskrankheiten in den Vereinigten Staaten gesunken. Sie fiel von 797 Todesfällen je 100.000 Einwohnern im Jahr 1900 (davon ein Drittel durch Tuberkulose, Lungenentzündung und Durchfallerkrankungen) bis auf 40 Todesfälle je 100.000 Einwohner Anfang der achtziger Jahre. Aber dann wendete sich der Trend: Die Sterblichkeit durch Infektionskrankheiten wuchs von Jahr zu Jahr und lag am Ende des Jahrhunderts bei 60 - eine Steigerung um 50% gegenüber 1980. Seitdem ist sie weiter gestiegen. Aber in dieser groben Lebensstatistik ist die Zahl der Todesfälle durch HIV/AIDS (der erst in den achtziger Jahren identifiziert wurde) nicht enthalten; sie würden diese Zahl noch weiter ansteigen lassen.

In diesem Anstieg zeigt sich die Zunahme der Zahl der durch Lebensmittel übertragenen Infektionen und anderer, neuer oder wiederaufkommender Infektionskrankheiten vom Hanta-Virus bis zum West-Nil-Fieber. Unter Infektionskrankheiten versteht man Krankheiten aller Art, die von Mikroben übertragen werden, wie Tuberkulose, Malaria, Zeckenfieber oder Darminfektionen.

Hinter diesen statistischen Trends steht eine Dynamik, die die Voraussetzungen für weltweite Pandemien geschaffen hat. In den Jahrzehnten, in denen die wirtschaftliche Praxis vom Amerikanischen System bestimmt war und die sanitären Bedingungen, die Wasserversorgung, die Ernährungslage und die medizinische Versorgung immer weiter verbessert wurden und ein produktives Umfeld vorherrschte, gab es auch gewaltige Verbesserungen des Gesundheitszustands und der Lebenserwartung der Bevölkerung. Im Jahr 1900 lag die Lebenserwartung in den USA zum Zeitpunkt der Geburt bei 47 Jahren, bis zum Jahr 2000 war sie auf 76 Jahre angestiegen. Aber das ist „Geschichte“, wenn der Zusammenbruchsprozeß in den USA und weltweit nicht aufgehalten wird.

Lyndon LaRouche hat schon lange vor einem drohenden biologischen Holocaust gewarnt, wenn eine entwicklungsfeindliche „Nullwachstumspolitik“ verfolgt würde, wie sie die Lobbyisten des Britischen Empire für eine Reduzierung der Weltbevölkerung - einen Völkermord - fordern. 1973 veranlaßte LaRouche die Gründung einer Arbeitsgruppe zum Studium und zur Veröffentlichung des biologischen und ökologischen Holocausts, der in Afrika und weltweit eintreten würde, wenn die infrastrukturfeindliche Freihandelspolitik - heute Globalisierung genannt - durchgesetzt würde.

Im Jahr 2000 veröffentlichte der amerikanische Geheimdienst CIA einen Bericht, der LaRouches Warnungen vor dem Aufkommen neuer und dem Wiederauftreten alter Seuchen, die 25 Jahre zuvor publiziert worden waren, voll und ganz bestätigte. „Die globale Bedrohung durch Infektionskrankheiten und ihre Implikationen für die Vereinigten Staaten“ wurde z.T. vom Medizinischen Aufklärungszentrum der Streitkräfte ausgearbeitet. Darin heißt es: „Auch wenn die von Infektionskrankheiten ausgehende Bedrohung für die Vereinigten Staaten [im Vergleich zu anderen Gebieten] relativ moderat erscheint, weist der Trend aufwärts...“

2003 wurde die Bedeutung der ansteigenden Sterblichkeitsrate in einem Bericht des Nationalen Instituts für Medizin (NIM) der Nationalen Akademie der Wissenschaften mit dem Titel: „Bedrohungen für die Gesundheit durch Mikroben - Notstand, Entdeckung und Reaktion“ behandelt. In der Zusammenfassung wird höflich betont: „Ein Zusammenbruch oder das Fehlen sanitärer Maßnahmen - insbesondere der Mangel an Trinkwasser, ungesunde Bedingungen und Mangel an Hygiene - hatte eine dramatische Wirkung auf das Aufkommen und die Hartnäckigkeit von Infektionskrankheiten in aller Welt. Der Zusammenbruch der sanitären Maßnahmen in den Vereinigten Staaten hat zu einer Zunahme der Krankenhaus-Infektionen, Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung ausreichender Vorräte an Impfstoffen in den letzten Jahren, Immunitätsraten, die für viele Bevölkerungsgruppen weit unter den nationalen Zielen liegen (z.B. die Immunität gegen Influenza und Pneumokokken bei Erwachsenen) und zu einer Armut an notwendigem Fachwissen bei der Vektorkontrolle für Krankheiten wie die West-Nil-Enzephalitis geführt.“

In den letzten 40 Jahren haben die Vereinigten Staaten Zentren zur Erforschung tropischer und anderer Infektionskrankheiten geschlossen, die vom Militär oder dem Öffentlichen Gesundheitsdienst der USA betrieben wurden. Die Überwachung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten wurde reduziert, und es wurde weniger Gewicht gelegt auf die Erforschung, Entwicklung und Produktion neuer Antibiotika und Impfstoffe.

2004 erschien ein anderer Bericht des NIM, „Die Bedrohung durch eine Grippe-Pandemie“, in dem erneut die Zunahme von Infektionskrankheiten und der Mangel an Infrastruktur für den Fall einer „bevorstehenden“ Grippe-Pandemie Gegenstand der Erörterung war. Es heißt darin: „Krankenhäuser sind der entscheidende Knotenpunkt für die Abwehrbereitschaft von Bundesstaaten und Kommunen gegen eine Influenza... [aber] die Reservekapazitäten der Krankenhäuser sind äußerst begrenzt.“ Inzwischen ist die Lage noch deutlich schlimmer geworden.

2005 veröffentlichten mehr als 750 Wissenschaftler einen Brief, in dem sie sich gegen die Politik der US-Regierung wehrten, die Forschung und Entwicklung auf nur noch sechs Pathogene (Milzbrand, Pest, Brucellose, etc.) zu beschränken und die für das öffentliche Gesundheitswesen notwendige mikrobiologische Grundlagenforschung über eine weit umfassendere Bandbreite an Bedrohungen wie z.B. Cholera, Tuberkulose und andere von weltweiter Bedeutung zu ignorieren.

Im gleichen Jahr, als gerade die Vogelgrippe H5N1 ausbrach, wurde noch eine kosmetische „Bereitschaftsübung“ des Heimatschutzes inszeniert. Inzwischen wird nur noch geraten: „denke gesund“ (tu so, als hättest du keinen Husten) - und stirb!

eir

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Großbritannien fordert Freihandel für Viren
- Neue Solidarität Nr. 24/2009
Dossier über die vorsätzliche Zerstörung der Gesundheitssysteme
- Neue Solidarität Nr. 22-23/2009
Die ökologische Katastrophe
- Neue Solidarität Nr. 20/2009