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Neue Solidarität
Nr. 41, 7. Oktober 2009

Leserforum

IQWIG - Ein Beispiel aus der Praxis

Ich möchte hier kurz an einem Beispiel aus dem deutschen Gesundheitswesen aufzeigen, wie weit man auch bei uns bereit zu sein scheint, an sensiblen Stellen den Rotstift anzusetzen.

Eines unserer Kinder (5 Jahre) erkrankte vor 3 Jahren an Diabetes Typ I. Bislang ist die Versorgungssituation, auf modernstem Standard, durch uns nicht zu beanstanden. Dies könnte sich aber zukünftig ändern. Denn das sogenannte IQWIG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) sieht in einem Vorbericht keinen Zusatznutzen für Insulinanaloga, und somit wäre ihre Erstattungsfähigkeit gefährdet.

Diese Insulinanaloga sind kurzwirksame Insuline, welche gerade Heranwachsenden einen flexiblen, an ihren Bedürfnissen orientierten Alltag ermöglichen. Betroffen von dieser Erkrankung sind in Deutschland übrigens ca. 25.000 Kinder bis zum 18. Lebensjahr. Insulinanaloga erlauben, die Therapie den Tagesgegebenheiten am Besten anzupassen, und gewährleisten somit bei Kindern und Jugendlichen eine ständige Verbesserung der Stoffwechselsituation.

Das IQWIG kommt allerdings zu dem Schluß, daß der Nutzen dieser kurzwirksamen Analoga bei Kindern und Jugendlichen nicht ausreichend belegt sei, und diese somit nicht erstattungsfähig seien. Das völlig groteske dabei ist, daß der Bericht sich an Untersuchungen erwachsener Menschen mit Diabetes Typ I orientiert. Der Bericht blendet die Erfahrungen von pädiatrischen Diabetologen gänzlich aus. Und weil diese Erfahrungen der pädiatrischen Diabetologie in dem Bericht völlig ausgeblendet werden, kommt er zu nicht zutreffenden Ergebnissen. Gewollt oder nicht gewollt? Ein Schelm der hier nichts Böses denkt.

Und dabei geht es gerade mal um marginale Einsparungen. Ich wage mir als betroffener Elternteil auch nicht annähernd vorzustellen, was das für mein Kind und auch die ganze Familie und natürlich alle Betroffenen bedeuten würde. Es käme für alle Betroffenen einer Katastrophe gleich. Für einen Diabetiker vom Typ I - das bedeutet absoluten Insulinmangel im Körper, auf Grund einer Fehlregulation im Immunsystem - kann das vom Standpunkt der möglichen Folgekomplikationen, wie Herz-Kreislauferkrankungen, Nieren- und Augenerkrankungen u. a. eine Frage über Leben und Tod bedeuten.

Was ist also die wirkliche Absicht hinter den Empfehlungen des IQWIG? Vielleicht haben Sie bitte sogar die Möglichkeit, die dort handelnden Personen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen?

Wenn ich mir diesen hier dargestellten Sachverhalt auf dem Hintergrund dessen anschaue, was Sie aus den USA berichten, wäre ich fast geneigt zu behaupten, daß der Vorstoß des IQWIG in dieselbe Schneise schlägt. Eigentlich dreht sich mir bei solchen Gedanken der Magen schon um!!!

Ich fände es richtig und gut, dieses Thema, vielleicht zusammen mit noch anderen Beispielen, Ihrerseits aufzugreifen und weiter zu thematisieren. Für Zuarbeiten würde ich Ihnen gerne zur Verfügung stehen.

Jörg Haase, Erfurt