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Neue Solidarität
Nr. 40, 30. September 2009

In Wernadskijs Fußstapfen treten

Sky Shields und Michelle Lerner von der LaRouche-Jugendbewegung aus den USA gaben in der Ukraine mehrere Interviews, die in russischer und ukrainischer Sprache veröffentlicht wurden. Zwei davon sind hier abgedruckt. Wegen Schwierigkeiten der Übersetzer wurden einige Äußerungen etwas vereinfacht wiedergegeben.

Von der Internetseite der Demokratischen Jugendvolksbewegung (NDLM), 9.9.2009:

Aus der Ukraine, voller Hoffnung und Optimismus

Wrinchanu: Welchen Eindruck habt ihr von der Jugend und den Jugendbewegungen in der Ukraine?

Shields: Einer der Gründe für unseren Besuch in der Ukraine ist das starke Fundament der Ukraine in der reichen Tradition in der Geschichte von Naturwissenschaften und  Kultur, die sich besonders deutlich in Wladimir Wernadskij und seinen Werken ausdrückt. Vor unserer Abreise betonte Lyndon LaRouche, daß wir uns mit dieser Tradition beschäftigen müßten, um eine Grundlage für die Vier-Mächte-Vereinbarung zu schaffen. In Politik und Wirtschaft in der Ukraine versteht man die physische Ökonomie nur in dem Maße, wie sie mit dieser naturwissenschaftlichen Tradition verbunden ist, und sonst im allgemeinen nicht.

Wernadskijs Ideen und LaRouches ökonomische Ansichten stimmen überein, und aus ihrer Sicht sind sowohl die verschiedenen liberalen politischen Anschauungen in der Ukraine als auch die Abhängigkeit Rußlands von seinen Ölexporten nur ökonomische Narreteien. Nur die Entwicklung der schöpferischen Produktivkraft der Bevölkerung in Form neuer Technologien und gewaltiger Infrastrukturprojekte ist als wirtschaftspolitische Strategie wissenschaftlich sinnvoll. Viele in Ihrem Land studieren bereits LaRouches Ökonomie und versuchen seine Ideen in Begriffe zu fassen. Das ist die wissenschaftliche Grundlage für unseren Besuch.

Wrinchanu: Wie ist es mit der Studentenrepublik - hat dir die Abschlußveranstaltung gefallen?

Shields: Mir hat der Besuch der Studentenrepublik sehr gefallen, weil ich dort viele interessante Gespräche geführt und Ideen gehört habe. Es kamen viele Leute, mit denen es interessant wäre, zusammenzuarbeiten.

Wrinchanu: Wo seid ihr noch gewesen?

Shields: Diesmal haben wir es geschafft, nicht nur Kiew und Jewpatoria zu besuchen, sondern auch Odessa und Krementschuk.

Wrinchanu: Welche neuen Erkenntnisse habt ihr auf der Fahrt durch die Ukraine gewonnen?

Shields: Bekannte, die sich eingehend mit den Werken Wernadskijs befaßt haben, haben uns nach Krementschuk und Odessa eingeladen. Die meisten Menschen hier wissen etwas über Wernadskijs Schriften, wie er Biosphäre und Noosphäre definiert. Doch nur wenigen ist bekannt, daß Wernadskijs letzte Forschungen darauf abzielten, einen Beitrag zu einem grundlegenden Fortschritt des Einsteinschen Begriffs der allgemeinen Relativität zu leisten, indem man seine Arbeiten auf den Bereich des Lebens und des Denkens ausdehnt. Das war sozusagen auch der eigentliche Beweggrund unserer Reise.

Wrinchanu: Welche Gedanken und Gefühle werdet ihr nach hause mitnehmen?

Shields: Ich verlasse die Ukraine mit viel Hoffnung und Optimismus, doch gleichzeitig auch sehr beunruhigt... Einerseits leben wir in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht in einem finsteren Zeitalter, aber andererseits auch in einer Zeit, in der sich große Möglichkeiten auftun.

Und es macht mich betroffen, welches Ausmaß an geopolitischer Manipulation sich gegen die Ukraine richtet. Eine solche Organisation ist der IMF, dessen Ziel es ist, jedes Land, das er anrührt, kaputtzumachen, auch die Ukraine. Leider versucht die ukrainische Regierung, Lösungen durch Hilfe ebendieses IMF und ähnlicher Einrichtungen zu finden. Das Ergebnis ist eine gewaltige Manipulation durch Propaganda für ukrainischen Nationalismus. Dies geht immer noch weiter, gegen die wahren Interessen der Ukraine. Die Leute, die das machen, sorgen sich nicht um die Folgen für die Ukraine, die ukrainische Kultur und den Fortbestand der ganzen Nation. Ihr Ziel ist die Zerstörung der kulturellen und wissenschaftlichen Traditionen in der Ukraine, wie z.B. die reichen naturwissenschaftlichen Ideen Wernadskijs. Das alles geschieht mit voller Absicht.

Aber LaRouche sorgt sich um die Ukraine, ihm ist nicht gleichgültig, was hier geschieht. Die Ukraine ist wegen ihrer Beziehungen zu Rußland von zentraler Bedeutung für das Überleben der Menschheit. Der einzige Ausweg aus dieser Lage für die Ukraine, wie auch für andere Staaten, die von der Krise aufgezehrt werden, ist die Schaffung eines neuen globalen Finanzsystems, das auf feste Wechselkurse gründet; das ermöglicht langfristige Investitionen in die Entwicklung der Volkswirtschaft wie auch den Bau großer Infrastrukturprojekte auf der ganzen Welt und natürlich die Gründung eines Kreditsystems, das langfristige und niederverzinsliche Anleihen ausgeben könnte und nicht den Interessen von Privatbanken, sondern souveränen Regierungen unterstellt ist. Das wäre das Ende der Imperien weltweit.


Molodyozhnaya Pravda, 3.9. 2009:

Die ukrainische Jugend hat enormes Potential

Dies ist ein  Interview mit Sky Shields (USA) von der LaRouche-Jugendbewegung, der vor kurzem die Schlußveranstaltung der Studentenrepublik 2009 auf der Krim besucht hat.

Fragesteller ist Wladislaw Khmel.

Khmel: Womit beschäftigt sich Ihre Jugendorganisation?

Shields: Unser Hauptziel ist die Errichtung eines neuen, globalen Finanzsystems. Ein Hauptelement ist dabei ein internationales Abkommen, das die USA, Rußland, China und Indien einschließt, zur Einrichtung eines neuen Kreditsystems als Ablösung für das alte, todgeweihte Währungssystem. Im Unterschied zum monetaristischen System liegt beim Kreditsystem die Kreditvergabe in der Hand souveräner Regierungen und nicht privater Finanzinteressen. Die Steuerung der Kreditvergabe wird so den Zentralbanken und Privatbanken weggenommen.

Der Zweck einer solchen [staatlichen] Aufsicht ist es, die Realwirtschaft zu entwickeln. In Verbindung damit bracht man niedrige Zinssätze, um langfristige Investitionen in große Infrastrukturprojekte ermöglichen. Die Wechselkurse zwischen den Länden sollten stabilisiert werden, damit Investitionen in langfristige Projekte - 20 bis 50 Jahre - geplant werden können.

Insbesondere hat Lyndon LaRouche verlangt, daß die Zinssätze für Infrastrukturprojekte andere sein sollen als solche für Spekulationen. Die Zinssätze für Spekulationen sollten sehr hoch sein, um diese Art von Geschäften zu verdrängen.

Khmel: Was glauben Sie, wie die „Studentenrepublik“ vorankommt?

Shields: Die ukrainische Jugend hat ein enormes Potential. Wir haben viele Gespräche mit jungen Ukrainern geführt, und wir sehen, daß diese Fähigkeiten existieren. Ich habe mich sehr darüber gefreut, daß Vertreter aus anderen Ländern die Studentenrepublik besuchen konnten. Meine Hoffnung ist es, daß aus diesen Jugendlichen einst Weltbürger werden, die sich und ihre Nationen in den Fortschritt der ganzen Menschheit einbringen.

Khmel: Was glauben Sie, sollte verbessert werden?

Shields: Wir hatten in der Studentenrepublik viel Kontakt zu jungen Leuten. Einige haben uns gefragt, welche Musik die jungen Amerikaner hören. Ich habe ihnen gesagt, daß ich Brahms höre. Es stellte sich heraus, daß keiner dieser jungen Leute je seine Musik gehört hat. Sie wollten auch wissen, welche Musik Amerikaner während eines Besuches in der Ukraine hören. Ich antwortete, daß ich mir während meines letzten Besuchs zwei Veranstaltungen mit Volksmusik angehört habe. Das hat mir sehr gefallen. Ich wollte CDs mit dieser ukrainischen Musik kaufen, aber die jungen Leute sagten mir, es sei hier leider sehr schwierig, Aufnahmen dieser Musik zu bekommen. Da habe ich mir gedacht: Da wird soviel über die Schaffung einer eigenständigen ukrainischen Kultur diskutiert, und dann hören alle diese entsetzliche amerikanische Tanzmusik der neunziger Jahre! Wir wollen nicht nur an Traditionen kleben, aber große klassische Denker wie Beethoven und Brahms wußten, daß der Aufstieg einer Kultur durch die klassische Weiterentwicklung der Tradition ihrer Volksmusik erreicht werden kann.

Das Britische Empire versteht das. Deshalb scheuen sie keine Mühen, um die amerikanische Kultur durch moderne Musik und billige Unterhaltung zu zerstören. Man sollte sich ganz klar darüber sein, daß die Globalisierung heutzutage den Fortschritt aufhält. Dies wird besonders offensichtlich an der Jugend, in deren Köpfe die Rhythmen ständig wiederholter Musik und das Delirium von Rauschgift und Alkohol gehämmert werden. Das verhindert, daß man auf einer höheren Ebene denkt.

Ich möchte den gegenwärtigen Stand der Kultur mit der Tradition vergleichen, die der große Naturwissenschaftler Wernadskij hinterlassen hat, als er schon zu seinen Lebzeiten den Weg der Entwicklung aus unserer gegenwärtigen Lage in die Zukunft eröffnete - aus dem Zustand, in dem die Menschen damals waren, in das eigentliche Schicksal der Menschheit imganzen Kosmos.

Khmel: Was glauben Sie, wird die Zukunft der „Studentenrepublik“ sein?

Shields: Ich hoffe, daß sie Lyndon LaRouches Rezept folgt und eine Art kulturelle Revolution wird - nicht nur hier, sondern auf dem ganzen Planeten. Ausgehend von meinen Gesprächen mit den Teilnehmern der Studentenrepublik glaube ich, daß das möglich ist. Die ukrainische Jugend hat ein enormes Potential. Und das kann man global nutzen. Sogar in einem größeren Maßstab als nur auf dem Planeten, wenn wir an die Erforschung des Weltraums denken.