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Von Abraham Lincoln
Abraham Lincoln bezeichnete die folgende Rede einmal als seine Lieblingsrede während seines Präsidentschaftswahlkampfes im Jahr 1860. Darin lokalisiert er den fundamentalen Unterschied zwischen Mensch und Tier in der Fähigkeit des Menschen, seine Arbeitsweise durch immer neue Entdeckungen und Erfindungen zu verändern: das philosophische Grundprinzip des Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie.
Die gesamte Schöpfung ist ein Bergwerk, und jeder Mensch ist ein Bergmann.
Die gesamte Erde, und alles in ihr, auf ihr und um sie herum, einschließlich seiner selbst, in seiner physischen, moralischen und intellektuellen Natur und seinen Empfänglichkeiten sind die unendliche verschiedenen „Spuren“, nach denen der Mensch von Anfang an sein Geschick ausgraben mußte.
Am Anfang war das Bergwerk noch verschlossen, und der Bergmann stand nackt und ohne Wissen über ihm.
Fische, Vögel, Tiere und kriechende Geschöpfe sind keine Bergleute, sondern bloß Fresser und Mitbewohner. Biber bauen Häuser, aber sie bauen sie heute in keiner Weise anders oder besser, als sie das vor 5000 Jahren getan haben. Ameisen und Honigbienen sorgen für Nahrung im Winter, aber in genau derselben Weise, wie sie es taten, als Salomon sie dem Faulpelz als Beispiel der Klugheit vorhielt. Der Mensch ist nicht das einzige Tier, das arbeitet, aber er ist das einzige, welches seine Kunstfertigkeit verbessert. Diese Verbesserung erreicht er durch Entdeckungen und Erfindungen.
Seine erste wichtige Entdeckung war die Tatsache, daß er nackt war; und seine erste Erfindung war der Schurz aus Feigenblättern. Dieser einfache Artikel, der aus Blättern hergestellte Schurz, scheint der Ursprung der Kleidung gewesen zu sein - jene Sache, für die seither fast die Hälfte der Arbeit und Sorge der menschlichen Gattung verwendet wurde.
Die wichtigste Verbesserung, die er je im Zusammenhang mit seiner Klaidung gemacht hat, war die Erfindung des Spinnens und des Webens. Die in moderner Zeit erfundenen Spinn- und Webmaschinen sind zwar großartige Verbesserungen, aber sie haben als Erfindungen nicht den gleichen Rang wie die alten Künste des Spinnens und des Webens. Das Spinnen und das Weben brachten in den Bereich der Kleidung einen Überfluß und Vielseitigkeit des Materials. Wolle, das Haar verschiedener Tierarten, Hanf, Flachs, Baumwolle, Seide und vielleicht noch andere Artikel sind alle dafür geeignet und liefern Kleidungsstücke, die nicht nur für Trockenheit und Nässe, Hitze und Kälte geeignet sind, sondern auch empfänglich sind sind für einen hohen Grad ornamentaler Verzierung. Wann oder wo genau das Spinnen und Weben entstand, wissen wir nicht. Beim ersten Gespräch des Allmächtigen mit Adam und Eva nach dem Sündenfall machte er „Röcke von Fellen und kleidete sie“ (1. Mose 3:21).
Die Bibel macht keine weiteren Anspielungen auf Kleidung vor der Sintflut. Schon bald nach der Sintflut bedeckten Noahs beide Söhne ihn mit einem Kleid, aber es wird nicht erwähnt, aus welchem Material dieses Kleid gemacht war. (1. Mose 9:23)
Abraham erwähnt einen „Faden“ in einem Zusammenhang, der darauf hindeutet, daß in seinen Tagen Spinnen und Weben bereits in Gebrauch waren (1. Mose 14:23), und bald danach wird diese Kunst häufig erwähnt. In 2. Mose 28:42 wird ein „Leibrock“ erwähnt, und es wird gesagt, „welche verständige Weiber waren, die spannen mit ihren Händen“ (2. Mose 35:25), und „welche Weiber solche Arbeit konnten und willig dazu waren, die spannen Ziegenhaare“ (2. Mose 35:26). Die Arbeit des „Webers“ wird in 2. Mose 35:35 erwähnt. Im Buch Hiob, einem sehr alten Buch, dessen Datum wir nicht genau kennen, wird das „Weberschiffchen“ erwähnt.
Der oben erwähnte „Faden“ des Abraham ist die älteste überlieferte Anspielung auf Spinnen und Weben, und diese geschah ungefähr 2000 Jahre nach der Erschaffung des Menschen, vor jetzt fast 4000 Jahren. Weltliche Autoren glauben, daß diese Künste in Ägypten entstanden, und nichts, was in der Bibel steht, widerspricht dem oder macht es unwahrscheinlich, denn die erwähnte Anspielung des Abraham erfolgt erst, nachdem er sich in Ägypten aufgehalten hatte.
Die Entdeckung der Eigenschaften des Eisens und der Herstellung eiserner Werkzeuge muß zu den frühesten der wichtigen Entdeckungen und Erfindungen gehört haben. Wir können uns kaum die Möglichkeit vorstellen, irgend etwas anderes ohne den Gebrauch eiserner Werkzeuge herzustellen. Tatsächlich hätte man einen eisernen Hammer dringend gebraucht, um damit den ersten eisernen Hammer herzustellen. Wahrscheinlich diente dabei ein Stein als Ersatz. Wie sollte man das „Tannenholz“ für die Arche erhalten, wenn nicht mit einer Axt? Es scheint mir, daß dafür eine Axt, oder ein Wunder, notwendig war. In Übereinstimmung mit der dringenden Notwendigkeit des Eisens finden wir wenigstens eine sehr frühe Erwähnung davon. Thubalkain war ein „Meister in allerlei Erz- und Eisenwerk“ (1. Mose 4:22). Thubalkain war der siebte in der Reihe der Nachkommen des Adam, und seine Geburt war ungefähr 1000 Jahre vor der Sintflut. Nach der Sintflut werden Eisen und aus Eisen hergestellte Geräte häufig erwähnt, etwa „eherne Geräte“ 2. Mose 35:16, „eherne Bettstatt“ 5. Mose 3:11, „eherner Ofen“ 5. Mose 4:20, „ehernes Gerät“ 5. Mose 27:5. In 5. Mose 19:5 wird ausdrücklich von einer Axt gesprochen, um „das Holz abzuhauen“, und auch in 5. Mose 8:9 wird das gelobte Land beschrieben als „ein Land, des Steine Eisen sind, da du Erz aus den Bergen hauest“.
Aufgrund der häufigen Erwähnung des Messings in Verbindung mit dem Eisen ist es nicht unwahrscheinlich, daß das Messing - vielleicht das, was wir heute Kupfer nennen - von den Alten für einige der gleichen Zwecke verwendet wurde wie das Eisen.
Verkehr - die Bewegung von Personen und Gütern von Ort zu Ort - wäre eines der frühen Ziele, wenn nicht eine Notwendigkeit für den Menschen. Durch seine natürlichen Kräfte der Fortbewegung und ohne die Unterstützung durch Entdeckungen und Erfindungen kann er sich mit beachtlicher Leichtigkeit umherbewegen, und er kann auch geringe Lasten mit sich führen. Aber sehr bald würde er sich die Arbeit erleichtern wollen, während er vielleicht gleichzeitig die Geschäfte ausweiten und beschleunigen möchte. Zu diesem Ziel, sind Wagen mit Rädern und Wasserfahrzeuge - Wagen und Boot - die wichtigsten Erfindungen. Die Verwendung des Rades und der Achse sind schon so lange bekannt, daß es schwer ist, ihren wahren Wert ohne Überlegung richtig zu schätzen. Die älteste überlieferte Anspielung auf Rad und Achse ist die Erwähnung eines „Wagens“ (1. Mose 41:43). Das war in Ägypten, als Joseph vom Pharao zum Gouverneur ernannt wurde. Es war ungefähr 2500 Jahre nach der Erschaffung Adams: Daß der damals erwähnte Wagen ein von Tieren gezogener Räderkarren war, ist ausreichend belegt durch die Erwähnung von Rädern (2. Mose 14:25) und die Erwähnung von Wagen in Verbindung mit Pferden im gleichen Kapitel, Verse 9 und 23. Soviel jetzt zum Verkehr über Land.
Kommen wir nun zum Verkehr auf dem Wasser. Ich habe beschlossen, vielleicht ohne zureichende Autorität, den Begriff „Boot“ als allgemeine Bezeichnung für alle Wasserfahrzeuge zu verwenden. Das Boot ist unverzichtbar für die Schiffahrt. Es ist nicht wahrscheinlich, daß das philosophische Prinzip, auf dem die Nutzung des Bootes vor allem beruht - nämlich, dem Prinzip, daß alles schwimmen wird, was nicht versinken kann, ohne mehr als sein eigenes Gewicht an Wasser zu verdrängen - bekannt war, oder daß man überhaupt daran dachte, bevor das erste Boot hergestellt wurde. Der Anblick einer Krähe, die auf einem Stück Treibholz stand, das die geschwollenen Fluten eines Flusses oder Stromes hinabtrieb, mag ausgereicht haben, um einem Wilden die Idee nahegelegt zu haben, daß er selbst auf einem Baumstamm oder zwei aneinander gebundenen Stämmen sich zum anderen Ufer dieses Stromes hinüberarbeiten konnte. Eine so aufgenommene Anregung wäre die Geburt der Navigation gewesen, und so war es wahrscheinlich auch. Die Hauptidee war damit gefaßt; und was immer danach kam, war nur eine Verbesserung und ein Hilfsmittel dazu.
Der Mensch ist ein Landtier, und so ist zu erwarten, daß er früher lernte, auf dem Land zu reisen, als auf dem Wasser. Aber auch dann wäre es für ihn bald eine Notwendigkeit gewesen, Ströme zu überqueren, die zu tief waren, um sie zu durchwaten. Wenn wir einmal die Arche übergehen, die man vielleicht eher zu den Wundern als zu den menschlichen Erfindungen zählen möchte, ist der erste Hinweis auf Wasserfahrzeuge die Erwähnung von „Schiffen“ durch Jakob (1. Mose 49:13) Erst im Buch Jesaia finden wir die Erwähnung von „Rudern“ und „Segeln“.
Die Nahrung des Menschen - seinen ersten Bedarf deckte er mit der Vegetation der Erde, und so war es nur natürlich, daß seine erste Sorge der Unterstützung dieser Vegetation galt. Und dementsprechend finden wir, daß der Mensch, sogar schon vor seinem Fall, in den Garten Eden gebracht wurde, „daß er ihn baute und bewahrte“ (1. Mose 2:15). Und als der Gattung später, als Folge der Übertretung, Arbeit auferlegt wurde, als Strafe - ein Fluch - finden wir, daß der erste geborene Mensch - der erste Erbe des Fluches - ein „Ackermann“ war.
Das war der Beginn der Landwirtschaft, und auch wenn sie, sowohl nach dem Zeitpunkt wie nach ihrer Bedeutung, an der Spitze aller Zweige des menschlichen Gewerbes steht, zieht sie weniger direkte Vorteile aus Entdeckungen und Erfindungen als fast alle anderen. Der Pflug, der sehr frühen Ursprungs ist, das Ernten, Dreschen, Maschinen oder moderne Erfindungen sind bis heute die wichtigsten Verbesserungen in der Landwirtschaft.
Und selbst die älteste von ihnen, der Pflug, hätte nicht erfunden werden können, bevor ein vorangehendes Konzept erfaßt und in die Praxis umgesetzt wurde. Ich meine das Konzept oder die Idee, andere Kräfte in der Natur zu nutzen als die eigene Muskelkraft des Menschen. Diese anderen Kräfte, wie sie jetzt genutzt werden, sind vor allem die Stärke von Tieren, und die Kraft des Windes, der fließenden Ströme und des Dampfes.
Der Gedanke, auf ein Tier zu klettern und es uns tragen zu lassen, mag nicht so leicht aufkommen. Ich denke, der Rücken eines Kamels würde das niemals nahegelegt haben. Aber es war eine Frage von großer Bedeutung. Der erste Fall, wo es erwähnt ist, lautet: „Da stand Abraham des Morgens früh auf und sattelte seinen Esel“ (1. Mose 22:3), um das Opfer Isaaks als Brandopfer vorzubereiten; aber die Anspielung auf einen Sattel deutet darauf hin, daß das Reiten schon länger in Gebrauch war. Denn es ist recht wahrscheinlich, daß sie eine Weile auf dem bloßen Rücken ritten, bevor sie Sättel erfanden.
Nachdem man erst einmal auf die Idee gekommen war, auf einer Tierart zu reiten, wird man sie sicherlich bald auch auf andere angewendet haben. Dementsprechend finden wir, daß ein Diener, als der Diener Abrahams loszog, um eine Frau für Isaak zu finden, zehn Kamele mit sich nahm, und als er auf seine Rückreise ging, „machte sich Rebekka auf mit ihren Dirnen, und sie setzten sich auf die Kamele und zogen dem Manne nach“ (1.Mose 24:61).
Auch das Pferd als Reittier wird natürlich schon früh erwähnt. Nachdem das Rote Meer sicher durchquert war, sagten Moses und die Kinder Israels zum Herrn: „Roß und Reiter hat er ins Meer gestürzt“ (2. Mose 15:1).
Nachdem man gesehen hatte, daß Tiere den Menschen auf ihrem Rücken tragen konnten, wird man sicher auch bald gesehen haben, daß sie auch andere Lasten tragen konnten. Dementsprechend finden wir: Josephs Geschwister, bei ihrem ersten Besuch in Ägypten,
„luden ihre Ware auf ihre Esel und zogen von dannen“ (1. Mose 42:26).
Und man kam darauf, daß man Tiere ebenso dazu veranlassen konnte, Lasten hinter sich zu ziehen, wie sie sie auf dem Rücken tragen konnten; und deshalb kamen Pflug und Wagen früh genug in Gebrauch, um in den Büchern Mose oft erwähnt zu werden (5. Mose 22:10, 1. Mose 41:43 und 46:29 sowie 2. Mose 14:25).
Von allen Kräften der Natur, hat, sollte ich meinen, der Wind die größte bewegende Kraft - d.h. die Kraft, Dinge zu bewegen. Nehmen sie jeden beliebigen Raum auf der Erde - beispielsweise Illinois, und all die Kraft, die von allen Männern und Tieren und fließendem Wasser und Dampf darin und darauf verwendet wird, wird nicht ein Hunderstel dessen erreichen, was durch das Wehen des Windes in und auf diesen Raum ausgeübt wird. Und doch hat er in der bisherigen Geschichte der Welt noch nicht in gleichem Maß einen Wert als bewegende Kraft erreicht. Sie wird umfassend und vorteilhaft in der Schiffahrt für Segelschiffe genutzt. Nehmen Sie noch einige Windmühlen und Pumpen hinzu, dann haben Sie ungefähr alles.
Daß bisher noch keine sehr erfolgreiche Methode, den Wind zu kontrollieren und zu steuern entdeckt wurde, und natürlich, daß er sich in Böen und Stößen bewegt - eben noch so sanft, daß er kaum ein Blatt bewegt, und dann gleich so rauh, daß er einen Wald umreißt - waren zweifellos unüberwindliche Schwierigkeiten. Bisher ist der Wind noch eine ungezähmte und ungenutzte Kraft, und eine der vielleicht größten Entdeckungen, die noch zu machen ist, wird es sein, ihn zu zähmen und zu nutzen. Daß die Schwierigkeiten, seine Kraft zu beherrschen, sehr groß sind, ist recht offensichtlich aufgrund der Tatsache, daß man sie schon seit mehr als 3000 Jahren wahrgenommen und mit ihr gekämpft hat, denn diese Kraft wurde wenigstens seit der Zeit des großen Propheten Jesaja für Segelschiffe genutzt.
Wenn ich von fließenden Strömen als bewegender Kraft spreche, so meine ich damit ihre Anwendung in Mühlen und anderen Maschinen mit Hilfe des „Wasserrades“ - etwas, was heute wohlbekannt und weithin genutzt ist, aber das in der Bibel nicht erwähnt wird, obwohl man glaubt, daß es von den Römern genutzt wurde. Die Worte des Erlösers, „zwei Frauen werden mahlen mit der Mühle“ etc. deuten darauf hin, daß damals selbst in der volkreichen Stadt Jerusalem Mühlen von Hand betrieben wurden, und offenbar noch keine andere als menschliche Kraft in ihnen verwendet wurde.
Die vorteilhafte Nutzung der Dampfkraft ist zweifellos eine moderne Entdeckung. Und doch wurde schon vor 2000 Jahren die Kraft des Dampfes nicht nur bemerkt, sondern man machte sogar ein einfallsreiches Spielzeug und setzte es mit Dampf in Bewegung, in Alexandria in Ägypten. Was seltsam erscheint, ist, daß noch so lange Zeit danach weder der Erfinder dieses Spielzeugs noch irgendjemand sonst erkannte, daß der Dampf auch nützlichere Dinge antreiben konnte als ein Spielzeug.