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1956-57, nach der Suez-Krise, boten Italien und Deutschland Washington eine Zusammenarbeit bei einer antikolonialen Politik gegenüber dem Nahen Osten an, auf der Grundlage einer Aufbaupolitik, ähnlich der des Marshall-Plans. Der deutsche Vorschlag bestand in einem multilateralen Unternehmen, an dem die Vereinten Nationen und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa (OEEC, seit 1961 OECD) beteiligt werden sollten. Deutschland und Italien präsentierten sich als Länder mit „sauberen Händen“ im Nahen Osten und als ideale Partner bei der Befriedung und Entwicklung der Region.
Während die deutsche Regierung den Plan schließlich aufgab, präsentierte Italiens Außenminister Pella den Plan Washington im September 1957 offiziell. Der „Pella-Plan“ sah einen gemeinsamen Fonds vor, der von den Mitgliedstaaten der OEEC verwaltet werden und niedrig verzinste Kredite an die Staaten des Nahen Ostens vergeben sollte. Er sollte zum größten Teil dadurch finanziert werden, daß die Gelder, die die Empfänger von Marshall-Krediten an die Vereinigten Staaten zurückzahlten, für diesen Zweck wiederverwendet würden.
Der italienische Plan hatte, ähnlich wie der deutsche, einen schwachen Punkt: die größte Last würde das US-Finanzministerium zu tragen haben (das mit den Einnahmen aus der Rückzahlung der Marshall-Plan-Gelder gerechnet hatte), und Washington sollte an einem multilateralen Aufsichtsrat beteiligt sein, der über die Verwendung der Gelder entscheiden sollte. Dies nutzte der pro-britische US-Außenminister John Foster Dulles als Vorwand, den Plan letztendlich zurückzuweisen. Dulles hätte die Idee eines Marshall-Planes unterstützen und Korrekturen vorschlagen können, um die amerikanischen Interessen und Souveränität zu wahren. Statt dessen ließ er Pellas Plan unter den arabischen Staaten zirkulieren und überließ es dann den anderen Mitgliedern der OEEC, insbesondere Frankreich, Pellas Vorschlag Anfang 1958 zu stoppen.
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