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Neue Solidarität
Nr. 21, 20. Mai 2009

Wichtiges kurzgefaßt

WHO: Schweinegrippe nicht verharmlosen!

Laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 8. Mai gab es 2384 bestätigte Schweinegrippeerkrankungen in 24 Ländern. In den USA gibt es in 41 Bundesstaaten 896 bestätigte Fälle; zwei Menschen starben bisher.

Der stellvertretende Generaldirektor der WHO, Dr. Keiji Fukuda, hatte alle Mühe bei seinem Lagebericht, den Ernst der Lage klarzumachen. Er wurde wiederholt gefragt, warum man diesem ungefährlichen Virus eine solche Aufmerksamkeit schenke. Fukuda erklärte, erstens hätten Grippenviren die Eigenschaft, sich zu verändern. Einige dieser Veränderungen seien nicht so entscheidend, andere aber änderten in starkem Maß die Virulenz und die Übertragbarkeit des Virus. Man verstehe noch nicht, warum das so sei, erklärte Fukuda.

Zweitens könne das Virus sich in der südlichen Hemisphäre verbreiten, wo der Winter vor der Tür steht, eine Zeit, in der sich Grippeviren stark verbreiten. Außerdem seien in vielen Entwicklungsländern die Lebensbedingungen wegen Unterernährung, Konflikten, HIV, usw. so schlecht, daß eine in Industrieländern vergleichsweise milde Grippe dort ganz andere Folgen haben könne.

Eine Pandemie, betonte er, entwickle sich über Wochen oder Monate, nicht in ein paar Tagen. Normalerweise brauche es einen Zeitraum von 2 Jahren für die Entwicklung einer Pandemie. Falls es dazu komme, sei aufgrund der bisherigen Pandemie-Erfahrungen anzunehmen, daß ein Drittel der Menschheit angesteckt werde, warnte Dr. Fukuda.

Anstatt, wie es einige der Reporter dann taten, über die Zahl der Todesopfer zu spekulieren, sollten wir lieber alle Mittel mobilisieren, um die notwendigen Medikamente zu entwickeln. Aber vor allem gilt es, dafür zu sorgen, daß die Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern, die die Menschen dort so anfällig machen, verbessert werden.

Dazu ist es notwendig, alle Kürzungen im Gesundheitsbereich zurückzunehmen! Die Globalisierung muß auf den Müllhaufen der Geschichte - und die Welt mit einem neuen Kreditsystem wieder aufgebaut werden.

Entwicklungsländern fehlen Diagnosemöglichkeiten

Laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation vom 4. Mai gibt es zur Zeit weltweit etwa 100 Laboratorien, die den neuen A/H1N1-Virus diagnostizieren können. Diese wurden mit entsprechenden Diagnose-Mitteln versorgt, da sie das nötige Personal und die Ausstattung haben. In ganz Afrika, einem Kontinent mit 53 Ländern, gibt es nur 13 Laboratorien - in Iberoamerika 13 und in ganz Asien 24!

In den Entwicklungsländern treffen mangelnde Diagnosemöglichkeiten auf eine durch die Lebensbedingungen geschwächte Bevölkerung. So warnte Jacques Diouf, der Generaldirektor der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), die Zahl der weltweit Hungernden könne als Folge der Finanzkrise dieses Jahr um über 100 Millionen auf über eine Milliarde steigen!

Verweigerung von Medikamenten aus Kostengründen

Der britische staatliche Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) kündigte an, daß Krebspatienten bestimmte lebensverlängernde Medikamente aus Kostengründen nicht mehr erhalten sollen, schrieb die britische Daily Mail. Die verantwortliche Regierungsbehörde gab an, zwei Medikamente zur Behandlung von fortgeschrittenem Brustkrebs und einer seltenen Form von Magenkrebs seien für das NHS zu teuer.

Damit dies in Kraft tritt,  muß das National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) zustimmen, wovon aber mittlerweile ausgegangen wird. Letztes Jahr  hatte das Institut, nach einem öffentlichen Aufschrei gegen eine solche Politik, noch versprochen, „flexibler“ bei der Vergabe von lebensverlängernden Medikamenten an unheilbar kranke Krebspatienten zu sein.