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Aus der Neuen Solidarität Nr. 12/2009

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Mit Guido in die Pleitewelle

Mit einer massiven Medienkampagne werden derzeit die Umfragewerte der FDP in die Höhe getrieben. Aber deren Politik würde die Krise nur verschlimmern.

Die FDP sieht sich derzeit im Aufwind der Meinungsumfragen und gibt sich als letzten Verteidiger des freien Marktes im Land gegen Angriffe von angeblichen  „Staatssozialisten“ von der Linkspartei bis Angela Merkel. Vor allem der Parteivorsitzende Guido Westerwelle wirbelt tagtäglich wie ein neoliberaler Tsunami durch die deutschen Fernseh-Talkshows, um wortreich Stimmung zu machen gegen die Große Koalition. Die neoliberalen Medien, denen selbst vorsichtige Überlegungen in der Bundesregierung über staatliche Maßnahmen zur Unterstützung der Industrie und zur Kontrolle und Überprüfung der Bankenpraktiken schon zu weit gehen, geben der FDP Rückendeckung. Da wird Westerwelle schon als „Mr. 18 Prozent“ vorgestellt, der den Christdemokraten bei den nächsten Wahlen massiv Stimmen abjagen und im Herbst Vizekanzler in der kommenden schwarz-gelben neuen Bundesregierung wird.

Im Bundestag legt die FDP mittlerweile eine Anfrage nach der anderen vor, um die Bundesregierung, die in Sachen Banken- und Wirtschaftskrise nicht so ganz mit der Wahrheit heraus will, ins Schwitzen zu bringen und gleich noch für ihren „Staatsinterventionismus“ an den Pranger zu stellen. Eines der jüngsten Produkte der Bundestags-FDP ist ein Antrag, in dem der „Ausstieg aus der Staatswirtschaft“ gefordert wird. Direkte Beteiligungen des Staates an Unternehmen (wie Opel) müßten unterbleiben, denn der Staat sei nicht der bessere Unternehmer, außerdem würden durch staatliche Eingriffe „in nie dagewesenem Maße die Wettbewerbsverhältnisse beeinflußt,“ und alle derartigen Absichten der Bundesregierung seien „rückwärtsgewandt,“ heißt es im Antrag der Liberalen.

Ob Guido Westerwelle, mit dessen Medienaktivitäten derzeit nur noch ein ebenso geschwätziger Herr „von und zu“ (Guttenberg)  mithalten kann, wirklich das glaubt, was aus seinem Mund sprudelt? Jedenfalls ist seine Argumentation ziemlich undurchdacht und verquer. Da behauptet er, es sei besser, dem Mittelstand zu helfen als Opel, als ob dies eine Alternative sei, denn jeder weiß, daß allein von Opel 700 mittelständische Zulieferer abhängen, die beim angeblich „marktgerechten“ Untergang von Opel sowohl Aufträge wie einige zehntausend Arbeitsplätze verlieren würden. Viele Mittelständler arbeiten auch für andere Großbetriebe der Autobranche, deren Zulieferungen dann beim Kollaps des Opel-Zulieferers mitgefährdet würden.

Westerwelle will ja nicht einmal staatliche Direkthilfe für den Mittelstand, weil das schon wieder „marktgefährdend“ wäre, und behauptet, die eigentliche  Entlastung für die mittelständischen Unternehmen seien Steuersenkungen - obwohl mögliche Steuereinsparungen vom Volumen niemals ersetzen können, was die Firmen längst durch die Kreditverweigerung der Banken verloren haben und auch jetzt nicht erhalten. Im übrigen ist das Gerede von Westerwelle und den FDP-Wirtschaftsministern in den Autoproduktionsbundesländern Bayern, Hessen, Rheinlandpfalz, Nordrheinwestfalen und Niedersachsen, staatliche Hilfen wie die derzeit diskutierten 3 Milliarden Euro für Opel seien abzulehnen, weil sie den Steuerzahler „belasteten“, absurd, weil eine Totalinsolvenz des Autoherstellers und die nachfolgenden Insolvenzen von Zulieferern mehr als 100.000 Arbeitsplätze vernichten würde, deren Arbeitslosengelder dann denselben Steuerzahler mit mindestens 8 unproduktive Milliarden Euro pro Jahr wirklich belasten würden.

Der  Parteivorsitzende der FDP sollte seinen Nachnamen in „Pleitewelle“ ändern, denn darauf läuft die marktradikale Propagandakampagne der Liberalen hinaus.

Rainer Apel

 

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