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Aus der Neuen Solidarität Nr. 39/2008

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„Wir stehen vor einem neuen finsteren Zeitalter. Alles ist möglich!“

Die folgende Rede hielt Helga Zepp-LaRouche auf einem Seminar mit Diplomaten am 17. September 2008 in Berlin.

Ich bin sehr froh, Sie anläßlich dieser Veranstaltung zu begrüßen. Die meisten Menschen sind ziemlich schockiert über das, was vor sich geht, aber wir sind es nicht. Denn wer unsere Bewegung und insbesondere die Wirtschaftsprognosen meines Ehemanns, Lyndon LaRouche kennt, der weiß, daß er wie niemand sonst prognostiziert hatte, daß dies geschehen würde. Nun hat sich gezeigt, daß er recht hatte. Alle seine Kritiker und Gegner lagen vollkommen falsch.

Die [Finanz-]Lage befindet sich in völliger Auflösung, und es gibt nichts im Universum, was diesen Prozeß aufhalten könnte. Nach der faktischen Verstaatlichung von Bear Stearns und der Hypothekenfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae ist nun Lehman Brothers untergegangen. Dann wurde AIG von der US-Regierung mit 85 Mrd. $ einstweilen verstaatlicht.

Nur zum Vergleich: 1998, als der damals größte Hedgefonds der Welt, LTCM, vor dem Untergang stand, waren es 4 Mrd. $. Und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich sagte später in ihrem Jahresbericht, daß wir damals dicht vor einer Kernschmelze standen. Wären die größten 16 Banken der Welt damals LTCM nicht zu Hilfe gekommen, hätte es  eine Kernschmelze des Systems gegeben.

Jetzt reden wir offensichtlich über Hunderte von Milliarden. Und wenn man einen noch kritischeren Aspekt betrachtet: Unter diesen Banken sprach man, speziell im Fall Lehman Brothers, über 62 Billionen Dollars an Kreditderivat-Swaps. Niemand weiß genau, wieviel es davon gibt, denn das meiste davon wird im Schalterhandel verkauft, was bedeutet, daß keine Zentralbank und keine Regierung irgendeine Kontrolle darüber hat. Die einzige Zahl über die Dimension, die dieser Markt haben könnte, die von der BIZ oder in anderen Berichten genannt wurde, lautete 600 Billionen, das sind 600.000 Milliarden. Nun, die meisten hören auf zu denken, wenn es um Zahlen mit so vielen Nullen geht. Aber das ist die Dimension der ausstehenden Schulden, der ausstehenden Zahlungsverpflichtungen.

Wenn man versucht, diese Schulden als Forderungen beizubehalten, dann geht das nur durch hyperinflationäres Gelddrucken. Natürlich druckt man solche Geldmengen heute nicht mehr, man erzeugt das Geld virtuell am Computer. Aber die Wirkung ist die gleiche.

Ich möchte, daß Sie sich jetzt anhören, was mein Ehemann am 25. Juli letzten Jahres in einem Internetforum in Washington gesagt hat. Sie können auf die LPAC-Seite gehen und sich dort die ganze Sendung anschauen.

[Frau Zepp-LaRouche spielte an dieser Stelle den folgenden kurzen Ausschnitt aus dem Mitschnitt der Rede von LaRouche:] „Es besteht keine Möglichkeit, daß das gegenwärtige Finanzsystem nicht in sich zusammenbricht. Es kann nicht weiter existieren - unter keinen Umständen, unter keinem Präsidenten, unter keiner Führung, egal welcher Nationen. Nur eine fundamentale und plötzliche Änderung des Weltwährungs- und -finanzsystems wird einen generellen, baldigen, kettenreaktionsartigen Kollaps verhindern. Wir wissen nicht, mit welcher Geschwindigkeit, aber er wird weiter voranschreiten, und er wird unaufhaltsam sein. Und je länger er voranschreitet, bevor er sein Ende erreicht, desto schlimmer werden die Dinge werden.“

Die Entwicklung der Krise

[Frau Zepp-LaRouche fuhr dann fort:] Die Krise auf den Hypothekenmärkten begann drei Tage nach dieser Rede, und eine Woche später sagten viele Leute in aller Welt, LaRouche habe prophetische Fähigkeiten. Dann, am 1. August, sagte der Leiter des Deutschen Bankenaufsicht, Herr Sanio, dies sei die schlimmste Kreditkrise seit 1931.

Das scheint eine gewaltige Untertreibung zu sein, da sie noch um vieles größer ist, aber es war trotzdem nützlich, weil es die Menschen daran erinnerte, daß aus der Depression die Kriegsgefahr und die Gefahr des Faschismus entstehen. Es hat die Menschen daran erinnert, daß es damals zwei Ansätze gab, denen man folgte. Den einen wählte Franklin D. Roosevelt mit dem New Deal, der die amerikanische Wirtschaft aus der Depression führte. Aber in Europa entschied man sich leider für Mussolini, Franco und Hitler und den Faschismus der Hitler-Regierung, die Lösung von Hjalmar Schacht.

Deshalb hielt ich diesen Vergleich damals für nützlich. Und dann explodierte die Lage wirklich, mit der deutschen Bankenkrise, die im August begann, mit der WestLB, der SachsenLB, der BayernLB. Die Antwort der Zentralbanken auf diese Krise war, einfach noch mehr Liquidität ins System zu gießen. Die Europäische Zentralbank und die Federal Reserve öffneten einfach die Schleusentore und gossen Hunderte von Milliarden, aus denen inzwischen Billionen geworden sein müssen, ins System. Und wenn man das tut, erzeugt man natürlich Hyperinflation.

Das Problem war folgendes: Die Banken sitzen im Giftmüll. Denn die Finanzinstrumente, die man geschaffen hat - Alan Greenspans Geschenk an unsere Zivilisation - sind eigentlich Giftmüll. Es gibt hypothekengestützte Wertpapiere, strukturierte „Investment-Vehikel“; sie werden so oft neu gebündelt und weiterverkauft, daß niemand weiß, wo das alles endet, wenn sie platzen. Und seit August letzten Jahres wissen sie, daß sie auf Bergen wertloser Papiere sitzen. Das Interbankgeschäft ist völlig zum Stillstand gekommen, denn alle wußten, daß sie selbst auf wertlosen Papieren saßen, und deshalb vermuteten sie, daß alle anderen ebenfalls auf wertlosen Papieren sitzen. Deshalb hörten die Aktivitäten auf. Trotzdem pumpten die Zentralbanken weiter Liquidität.

Dann, ab September, wurde die Inflation sichtbar bei den Preisen von Nahrungsmitteln. Denn dieses Geld bleibt, wenn es von den Zentralbanken geschaffen wurde, nicht unter den Matratzen einiger Leute, sondern es wird zur Spekulation benutzt. Das hat die Warenbörse von Chicago zugegeben - im Gegensatz zu den europäischen Finanzministern, in deren Bericht es kürzlich hieß, die Spekulationen spielten in der Preisentwicklung keine Rolle. Das ist absolut lächerlich, denn die Warenbörse von Chicago hat bereits vor einigen Monaten gesagt, daß 80% der Preisexplosion bei Nahrungsmitteln auf Spekulationen beruhen. Das wurde im letzten September auch bei den Rohstoffpreisen und den Energiepreisen sichtbar.

Die Nahrungsmittelkrise

Dann berichtete Jacques Diouf von der FAO im Oktober, daß aufgrund der Preisexplosion bei Nahrungsmitteln in 40 Nationen Hungeraufstände drohten. Dieser Bericht wurde vollkommen verschwiegen, man konnte davon in den weltweiten Medien überhaupt nichts lesen. Aber ungefähr im April dieses Jahres, gerade rechtzeitig vor der Jahreskonferenz von IWF und Weltbank, berichteten die Weltmedien plötzlich, daß es in 40  Ländern Hungeraufstände gegeben hatte. Die Regierung von Haiti wurde gestürzt. Das ist kein Scherz, denn die Menschen, die dort demonstrierten, sagten, sie hätten keine Angst vor den Gewehren der Polizei und der Armee, weil sie sowieso verhungern würden. Das zeigt das Ausmaß der Verzweiflung, die geschaffen worden war.

Jacques Diouf hatte übrigens schon im Dezember gesagt, daß er dringend 11 Mio. $ an zusätzlichen Mitteln brauche - eine lächerlich geringe Summe -, um Saatgut für die ärmsten Farmer in den Entwicklungsländern zu kaufen. Und im April sagte er, es sei ihm nicht gelungen, dieses Geld aufzutreiben, und er müsse daraus schließen, daß die entwickelten Länder nichts tun wollten, um diese Hungerkrise zu stoppen.

An diesem Punkt veröffentlichte ich einen Aufruf, daß der einzige Weg, wie wir dieses Problem anpacken können, der ist, die Nahrungsmittelproduktion zu verdoppeln. Denn der Freihandel ist offensichtlich gescheitert. Die Idee, die armen Länder der Dritten Welt zu billiger Produktion und zum Export von Nahrungsmitteln zu zwingen, wenn sie selbst hungern, ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich sagte, man müsse sofort die Produktion von Biotreibstoffen stoppen, den Gebrauch von Nahrungsmitteln als Treibstoff, der ebenfalls ein Verbrechen an der Menschheit ist. Würde das sofort eingestellt, wäre die umgehende Ernährung von 500 Millionen Menschen möglich! Aber man müßte die Nahrungsmittelproduktion sowieso verdoppeln, denn die bestehende Erzeugung ist einfach nicht genug, und wenn man annimmt, daß es bis 2050 drei Milliarden Menschen mehr geben wird, dann ist die Idee einer Verdoppelung sehr realistisch.

Das wäre eine vollkommene, radikale Änderung. Man hätte ernsthafte wirtschaftliche Entwicklung in den Entwicklungsländern: Infrastruktur, Häfen, Eisenbahnen, Kernkraft für die Entsalzung großer Mengen von Meerwasser. Und man müßte endlich ernsthaft an die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas, Lateinamerikas und großer Teile Asiens herangehen.

Wir haben also diesen Aufruf verbreitet, der eine Menge Unterstützung erhielt. Er wurde von vielen Parlamentariern unterzeichnet, von Leitern landwirtschaftlicher Einrichtungen, usw. Aber dann, bei der Konferenz der FAO Anfang Juni, geschah nichts. Das einzige war, daß die wahren Fronten deutlich sichtbar wurden, gegenüber den Leuten, die eine völlig freie Marktwirtschaft verlangen, die Aufhebung aller Grenzen, und daß die WTO die Doha-Verhandlungsrunde in Genf abschließen solle - was im Grunde bedeutet hätte, daß sämtliche Barrieren für die Spekulanten gefallen wären und man alles den Spekulanten ausgeliefert hätte.

Weltkrieg als „Lösung“?

Dann kam der G-8-Gipfel. Da war bereits klar, daß das ganze System wirklich dabei war, zusammenzubrechen. Aber die G-8 kümmerte sich nicht darum. Sie taten nichts gegen den finanziellen Kollaps des Systems. Und vielleicht muß ich hier die Meinung von General Iwaschow zitieren, einem bekannten russischen Strategen, der eine Denkfabrik in Moskau leitet. Er sagte, vielleicht sollte man aus der Tatsache, daß die G-8 nichts gegen den Finanzkrach getan hat, schließen, daß einige Leute das Problem militärisch lösen wollen.

Und ich schließe nicht aus, daß es Leute gibt, die tatsächlich so denken, denn ich glaube nicht, daß die Regierung von Georgien wirklich eine georgische Regierung ist. Herr Saakaschwili und ein großer Teil der georgischen Regierung wurden von George Soros gefördert, der sogar einen großen Teil der Polizei in Georgien finanziert. Und George Soros ist einfach ein Arm des britischen Geheimdienstes. Er verrichtet im Grunde die Arbeit des Britischen Empire.

Ich denke, die Tatsache, daß die russische Regierung so entschlossen auf den georgischen Angriff auf Südossetien reagierte, wahrscheinlich viel dazu beigetragen hat, eine Eskalation zum Dritten Weltkrieg zu stoppen. Das hat die Gefahr eines Dritten Weltkriegs nicht beseitigt, aber es hat sehr deutlich gemacht, daß Rußland eine Fortsetzung der Einkreisungspolitik der NATO und der Europäischen Union nicht hinnehmen würde. (Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen der NATO und der Europäischen Union hinsichtlich ihrer Einkreisungspolitik gegen Rußland.)

Ich denke, inzwischen kann niemand mehr bestreiten, daß das System am Ende ist. Und ich würde sogar so weit gehen, zu sagen: Wenn die Maßnahmen, die mein Ehemann, der gegenwärtig in den Vereinigten Staaten ist, vorschlägt, nicht innerhalb der nächsten beiden Wochen umgesetzt werden, wird es vielleicht nur noch die Hälfte der amerikanischen Banken geben. So schlimm ist die Lage. Momentan ist die nächste große Frage die HBOS, die Halifax Bank of Scotland, die vor dem Kollaps steht. Und in Dänemark wurden mehrere kleine Banken nationalisiert oder von anderen Banken übernommen.

Wir haben wirklich den Punkt erreicht, an dem uns potentiell Chaos bevorsteht. Die Krise ist viel größer als die der dreißiger Jahre. In den dreißiger Jahren gab es diese Finanzinstrumente nicht; das Volumen war viel geringer; es gab keine Kontinente, die in einem solchen Zustand waren wie Afrika heute. Und deshalb kann man das, was jetzt geschieht, wirklich nur mit dem Kollaps des 14. Jahrhunderts vergleichen, als die Finanzhäuser der Bardi und Peruzzi kollabierten, und Europa in einem finsteren Zeitalter versank. Und die Konsequenz war, daß ein Drittel aller Menschen in dem Gebiet zwischen Indien und Irland starb, durch die Pest. Ein Kollaps der Zivilisation. Es gab Flagellanten, es gab Hexen, es gab einen wirklichen moralischen und kulturellen Kollaps. Und das steht uns jetzt bevor, wenn wir das nicht verhindern.

LaRouches Lösungsvorschläge

Nun, Herr LaRouche hat schon im vergangenen August bestimmte Maßnahmen vorgeschlagen, die, wenn man sie ergriffen hätte, eine Menge Elend und eine Menge Konsequenzen verhindert hätten. Uns geht es dabei nicht ums Geld. Geld ist unwichtig. Aber die Konsequenz ist, daß eine Menge Menschen sterben, und das ist moralisch absolut inakzeptabel. Und deshalb sind viele von denen, die verlangen, daß dieses System erhalten bleiben muß, wirklich kriminell, und man sollte sie einsperren. Dies hat einen Punkt erreicht, wo nur ein moralischer Schwachkopf noch die Konsequenzen dessen, was jetzt geschieht, was den Völkermord angeht, bestreiten kann.

Die Frage ist also: Wo soll die Lösung herkommen? Ich glaube nicht, daß die Europäische Union zum jetzigen Zeitpunkt irgend etwas unternehmen wird. Die Wirtschafts- und Finanzminister hatten gerade ein Treffen in Nizza, zu dessen Abschluß sie lächerliche Erklärungen abgaben. Die einzige vernünftige Person dort war der italienische Wirtschaftsminister Tremonti, der wiederholt ein Neues Bretton Woods gefordert hat. Es gibt interessante Stimmen in Frankreich. Aber Deutschland ist, was das angeht, eine Wüste.

Herr LaRouche sagte also schon im August letzten Jahres, daß drei Maßnahmen absolut unverzichtbar sind. Eine davon ist das „Gesetz zum Schutz der Eigenheimbesitzer und Banken“. Das ist notwendig, um völliges soziales Chaos zu verhindern. Die Regierung muß einschreiten und sicherstellen, daß die Menschen, die davor stehen, ihre Häuser und Wohnungen zu verlieren, in ihren Häusern und Wohnungen bleiben können. Inzwischen haben mehr als drei Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten ihr Eigenheim verloren. Das hat enorme soziale Konsequenzen. Es gibt jetzt leere Häuser, die von Banden ausgeraubt werden, weil Kupfer sich auf dem Spotmarkt sehr gut verkauft. Alle Kommunen sind wegen des Zusammenbruchs des Eigenheim- und Hypothekenmarktes bankrott. Herr LaRouche sagte, die Regierung müsse eingreifen und praktisch alle diese Zahlungen einfrieren: Laßt die Menschen in ihren Eigenheimen, und regelt später, was ein vernünftiger Preis ist, den die Menschen auch bezahlen können.

Zweitens muß man die Banken retten - nicht die Investmentbanken, und nicht die Investment-Bankiers und alle diese Dinge, aber die regulären Banken, die öffentlichen Banken, damit die Wirtschaft nicht zusammenbricht. Die Idee war deshalb, daß der Staat einige dieser regulären Banken übernimmt, was nach der amerikanischen Verfassung völlig legal ist.

Die amerikanische Verfassung ist ganz anders als die europäischen Verfassungen, weil sie auf der Grundlage eines Kreditsystems beruht, was etwas ganz anderes ist als ein Geldsystem. In den Vereinigten Staaten haben nach der Verfassung nur die Regierung und der Kongreß das Recht, Kredit zu schöpfen, nicht die unabhängigen Banken, wie in Europa.

Das wäre also der erste Schritt. Der zweite Schritt, den er hinzufügte, ist es, ein zweigleisiges Kreditsystem zu haben und die Zinsraten in den Vereinigten Staaten anzuheben. Denn wenn es eine so große Diskrepanz zu den Zinsen der Europäischen Zentralbank gibt, die bei 4,25% liegen, denen der Bank von England, die bei 5% liegen, und denen in den Vereinigten Staaten von nur 3%, dann gibt es einen Abfluß des Geldes, der in dieser Situation überhaupt nicht zu begrüßen ist.

Die dritte Maßnahme ist die wichtigste, und wir konzentrieren jetzt alle unsere Energien darauf, daß sie auf die Tagesordnung gesetzt wird. Herr LaRouche sagt seit langem, daß all dies wegen der Verhinderungsmacht der Finanzinstitute nur funktionieren kann, wenn die vier mächtigsten Länder der Welt zusammenkommen und beschließen, ein neues Finanzsystem zu schaffen. Er sagt, die Vereinigten Staaten, Rußland, China und Indien müssen zusammenarbeiten und eine Notstandsvereinbarung treffen. Vielleicht würden sie zunächst untereinander eine Kommission zur Vorbereitung bilden, um die Einzelheiten zu klären, und dann eine Pressekonferenz abhalten, auf der verkündet wird, daß das internationale System bankrott ist und daß ein neues System in der Tradition von Franklin Roosevelts Bretton-Woods-System von 1944 geschaffen wird.

Das ist sehr wichtig, weil das damals geschaffene Bretton-Woods-System unterschiedlichen Einflüssen unterlag. Leider starb Roosevelt im April 1945, und sein Nachfolger Truman war sehr anglophil und akzeptierte Churchills Vorstellungen. Aber Roosevelts Bretton Woods von 1944 hatte ein sehr wichtiges Element. Es besagte im wesentlichen, daß das neue System kein Währungssystem, sondern ein Kreditsystem sein sollte - was sehr, sehr wichtig ist. Es sollte den Kolonialismus für immer beenden. Franklin D. Roosevelt war fest entschlossen zu einer Nachkriegsordnung, in der die wirtschaftliche Entwicklung souveräner Länder in der ganzen Welt ein integraler Bestandteil des neuen Systems wäre. Das wurde leider nie verwirklicht, weil Truman, wie schon gesagt, mehr zu Churchills Richtung neigte. Aber das ist es, was wir heute tun müssen.

Wir brauchen eine Sonderkonferenz dieser Kombination von Nationen, der sich dann andere souveräne Länder anschließen sollten. Nicht supranationale Institutionen wie die Europäische Union, sondern Deutschland, Frankreich, Brasilien, Japan, andere Länder sollten sich anschließen. Und es müßte klar sein, daß diese Bank auf dem Grundsatz beruht, daß die große Mehrheit der ausstehenden Schulden abgeschrieben werden muß, weil sie nicht bezahlt werden können - weder die der Dritten Welt noch die von Berlin noch die meisten anderen Schulden. Die Stadt Berlin hat 65 Mrd. Euro Schulden und keine Industrie. Das wird sowieso nie bezahlt werden, warum sollte man es nicht einfach ein für allemal vergessen? Wir müssen alle ausstehenden Derivate und anderen spekulativen Werte beseitigen. Sie haben keine Existenzberechtigung. Sie sind ohnehin nur virtuell.

Und am wichtigsten ist, daß wir ein System mit festen Wechselkursen brauchen, weil es keinen Grund gibt, zu erlauben, daß einzelne Finanziers gegen die Volkswirtschaften ganzer Nationen spekulieren. Warum sollten Herr Soros und Herr Rohatyn oder Warren Buffett oder irgendeiner dieser Leute für ihren persönlichen Profit mit dem Volksvermögen, dem Wohlstand der Menschen und der Nationen spekulieren dürfen? Dr. Mahathir aus Malaysia hat vor einigen Jahren gesagt, Soros sei ein „Krimineller“ - ich stimme da ganz mit ihm überein -, denn der habe verspekuliert, wofür das Volk Malaysias 40 Jahre lang gearbeitet hat. Wir brauchen also feste Wechselkurse.

Sehr wichtig ist auch, daß wir ein System von Nationalbanken brauchen, von souveränen Regierungen, die Kredit für ein Kreditsystem ausgeben.

Wir brauchen ein Kreditsystem!

Lassen Sie mich zum Unterschied zwischen einen Währungssystem und einem Kreditsystem folgendes sagen: Ein Währungssystem stützt sich auf die unmoralischen Ideen von Adam Smith und all seinen Anhängern - daß man billig einkaufen und teuer verkaufen müsse. Und das funktioniert nicht, zumindest langfristig nicht. Das beste Beispiel dafür, daß es nicht funktioniert, können Sie jetzt im Fall Chinas sehen. China ist leider schlechtem Rat gefolgt und ließ sich darauf ein, eine billige Produktionsstätte für Wal-Mart und viele andere Exportmärkte in den USA und Europa zu werden. Und jetzt hat China ein großes Problem mit dem Zusammenbruch des Systems, dem Kollaps des Dollars. Die bemerkenswerte Entwicklung Chinas, die im Durchschnitt bei 12% oder mehr lag, erlaubte nur, daß nur ein bestimmter Teil der Bevölkerung entwickelt wurde. Der größere Teil der Chinesen lebt immer noch in sehr armen Verhältnissen. 80% sind kaum über das Steinzeitniveau hinausgelangt. Ich habe selbst in China gesehen, daß das so ist. Jetzt stehen sie vor dem Problem, daß sie 1,2 Billionen in Dollar ausgewiesene Reserven haben - Staatsanleihen, andere Anleihen, Aktien von Fannie Mae und ähnliches. Ein großer Teil ihrer Einnahmen steckt darin.

Deshalb muß das neue System ein Kreditsystem sein, dessen Zweck nicht ist, Profit zu machen, sondern die Erkenntniskräfte der Bevölkerung zu entwickeln. Denn die wahre Quelle des Wohlstands ist nicht etwa billig kaufen und teuer verkaufen. Die einzige Quelle des Wohlstands ist die Kreativität der Bevölkerung. Denn sie ermöglicht es der Wirtschaft, zu wachsen, wissenschaftlichen und technischen Fortschritt umzusetzen und dadurch den materiellen Wohlstand der Bevölkerung zu erhöhen.

All das hat Herr LaRouche in vielen Schriften im einzelnen beschrieben. Ich kann Sie nur ermuntern, sie zu lesen, weil das eine sehr komplexe Angelegenheit ist, der ich im Rahmen dieser Bemerkungen nicht gerecht werden kann.

Rußland ist kein Problem, denn es gibt derzeit in Rußland eine große Debatte über ein neues Bretton-Woods-System. Ich bin mir ganz sicher, daß man in China sich sehr ernsthafte Sorgen darüber macht, wie man aus der Krise herauskommt, und ich weiß, daß LaRouches Ideen dort zumindest in einigen Kreisen angenommen werden. Das gleiche gilt für Indien, wo wir gute Kontakte zu vielen wichtigen Leuten halten.

Der Kampf um die Vereinigten Staaten

Die große offene Frage ist offensichtlich, was die Vereinigten Staaten tun.

Die Kräfte des britischen Empire um George Soros haben wirklich sehr viel getan, um die einzige Präsidentschaftskandidatur, die das Problem hätte angehen können, nämlich die von Hillary Clinton, zunichte zu machen. Hillary Clinton hat in ihrem Wahlkampf viel von Franklin Roosevelt aufgegriffen, indem sie die Bedürfnisse der einkommensschwächeren 80% der Bevölkerung in den Mittelpunkt stellte. Und es gab eine enorme Anstrengung der Medien und einiger korrupter Elemente in der Demokratischen Partei, um sie aus dem Rennen zu werfen, obwohl sie die meisten Stimmen hatte. Sie hatte 18 Millionen Stimmen, mehr als Obama, mehr als irgendein Kandidat in der Geschichte der Vorwahlen in den USA. Aber offenbar hatte sie den Eindruck, daß sie sich in der gegebenen Situation nicht durchsetzen konnte.

Und jetzt haben die beiden Kandidaten, McCain und Obama, es mit der Kernschmelze des Systems zu tun, und keiner von beiden hat irgendeine Ahnung. Herr McCain ist berühmt für seinen Ausspruch, die Wirtschaft sei nicht seine Stärke. Wenn in dieser Krisenzeit jemand Präsidentschaftskandidat ist, der selbst zugibt, daß er nichts von Wirtschaft versteht, ist das nicht besonders gut. Und Obama ist ein „Dünnbrettbohrer“. Er hat rein gar nichts gesagt, das mich oder die meisten anderen davon überzeugt hätte, daß er weiß, was er tut. Herr LaRouche hat deshalb gesagt, daß in den sechs oder sieben Wochen bis zur Wahl noch viel passieren kann. Vielleicht würde jemand anderes Kandidat. Das ist jetzt schwer zu sagen, aber auszuschließen ist es nicht.

Auf jeden Fall sind wir jetzt in den Vereinigten Staaten dabei, zu mobilisieren. Wir sammeln Kräfte in der Demokratischen Partei, und wir bemühen uns darum, daß auch Kräfte aus anderen Institutionen zur Politik von Franklin D. Roosevelt zurückkehren. Es wäre besser, wenn Hillary Clinton Kandidatin wäre, dann wären wir in einer besseren Ausgangslage. Aber Herr LaRouche hat jetzt auch gesagt, wenn Rußland, China und Indien gemeinsam ankündigen würden, daß sie ein neues System auf der Grundlage der Ideen von Roosevelt haben wollen, würde das in den Vereinigten Staaten einen positiven Schock auslösen. Und ich bin mir ganz sicher, daß die durch den Zusammenbruch des Systems erfahrene Not ein Element sein wird, das ermutigt, in diese Richtung zu gehen.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
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