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Aus der Neuen Solidarität Nr. 34/2008

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Rosenheim muß wieder Industriestadt werden!

Interview. Gerald Strickner ist 2. stellv. Landesvorsitzender der BüSo-Bayern, Kandidat auf Platz 4 der Wahlkreisliste der BüSo für Oberbayern.

Strickner: Eigentlich bin ich ein echter CSU´ler, denn meine beiden Großväter waren auch schon klassische CSU´ler. Früher wurde bei der CSU noch das Gemeinwohl, die Gerechtigkeit, die Menschenwürde, der Mittelstand, das Arbeiterwohl und die christlichen Werte verteidigt. Wenn du aber heute in die CSU als Mitglied eintrittst, dann sind solche Begriffe wahre Fremdwörter. Man streitet sich nur noch innerhalb der Partei und wirft einfach den anderen Parteien vor, diese wären Schuld an den ganzen Problemen. Man gibt sich mittlerweile auch als wahre Umweltpartei aus, und ich muß mich schon fragen: Warum löst man dann nicht die ganze CSU auf und tritt komplett bei den Grünen ein? Mit der Wahrheit nimmt man es auch nicht mehr so genau. Man geniest lieber das bayerische Bier, ist stolz auf das weiß-blaue Bayern und singt die bayerische Nationalhymne. Also keine Ideen und Programme mehr, die eine Antwort auf die Finanzkrise geben, die immer mehr Opfer von den Menschen verlangt. Stattdessen lobt man sich selbst, man habe das Kunststück fertig gebracht, die Arbeitslosigkeit zu senken, und eine Finanzkrise gebe es nicht.

Da ist die BüSo ganz anders. Hier gibt man nicht nur Lösungsvorschläge, sondern hier bekommt man auch ein tieferes Geschichtsverständnis vermittelt, wie man aus den Fehlern der Geschichte lernen und es diesmal besser machen kann. In der Vergangenheit gab es auch schon gute Ökonomen und Politiker, die zu ihrer Zeit ähnliche, gefährliche Krisen gelöst hatten. Ich kandidiere bei den Landtagswahlen in Bayern für die BüSo, um den Menschen im Raum Rosenheim darüber zu informieren, was der Grund für die heutige Krise ist, und wie wir sie diesmal lösen können.

Strickner: Der Aufstieg Rosenheims begann mit der Saline, die im Berchtesgadener Land zum Salzsieden große Mengen an Brennmaterial, vor allem Holz und Torf, brauchte. Als dies dort knapp wurde, verlagerte man das Werk nach Rosenheim, weil man hier große Mengen des nötigen Brennmaterials vorfand. Ende der fünfziger Jahre hat man dann die Saline wieder nach Bad Reichenhall zurückgeholt, da man jetzt auf einen anderen Brennstoff, das Öl, zurückgreifen konnte.

Mitte des 19. Jahrhunderts entstand auch eine Eisenbahnverbindung zwischen München und Salzburg und Kufstein. Damit siedelten sich neben der Saline weitere Betriebe wie die Klepperwerke an, die u. a. Faltboote, Zelte, Regenmäntel und Gewänder für militärische Zwecke produzierten. Weitere Firmen waren die Maschinenbaufabrik Beilhack, die in Rosenheim Schneeräumgeräte für Straße und Schiene produzierte. Die Firma Aicher war in der Holzbranche tätig und war ein großer Hersteller von Holzspanplatten und Parkett. Sie belieferte Kunden in der Möbelindustrie und lieferte bis nach Südeuropa. Die Firma Heinzinger war für die Herstellung von elektronischen Geräten auf dem Gebiet der Medizin und anderen Bereichen spezialisiert. Kettner produzierte Verpackungsmaschinen für Brauereien und Lebensmittelhersteller in der ganzen Welt. Stahlbau Peter Wolf beteiligte sich am Bau von Hangars, u. a. auch beim alten und neuen Flughafen von München. Die meisten dieser Firmen wurden verkauft oder ausgelagert, und Rosenheim verlor dadurch etwa 3000 Arbeitsplätze im produktiven Bereich. Keiner der Politiker vor Ort war zur Stelle, um diese Arbeitsplätze zu retten.

Heute gibt es in Rosenheim praktisch nur noch eine größere Firma im produzierenden Gewerbe, die Firma Kathrein, die Antennen, Satelliten und Kommunikationsgeräte herstellt. Der Bahnhof, der in Rosenheim zur Zeit der Industrieansiedlung sehr groß angelegt worden war, wurde nach der Privatisierung der Bahn um einiges verkleinert. Wo früher Gleise lagen, will man jetzt Investoren gewinnen, die dort neue Büroräume und Verkaufsflächen schaffen. Statt mit der Bahn Güter zu transportieren, lagert man immer mehr auf die Straße aus.

Strickner: Da muß man leider sagen, gar nichts! Rosenheim hat vor etwa 15 Jahren einen City-Manager eingestellt, der mit seinen Ideen die Stadt attraktiver machen sollte. Der versteht darunter aber nicht, neue Industriebetriebe anzusiedeln, sondern Leute aus dem Umland durch immer mehr Volksfeste und Verkaufsangebote in die Stadt zu locken. Am Stadtrand entstehen wie in vielen deutschen Städten immer größere „Einkaufsbummelanlagen“, so daß man in die Innenstadt nur noch Kaffeetrinken fährt. Damit hofft man mehr Geld in die leeren Stadtkassen zu bekommen. Es gab in der Vergangenheit einige namhafte Firmen aus dem produzierenden Bereich, die sich wegen der günstigen Verkehrslage Rosenheims hier ansiedeln wollten. Doch scheiterte dies meist an den hohen Grundstückpreisen oder an den Umweltauflagen der Stadt.

Strickner: Die Lage hier ist eigentlich hervorragend. Österreich und Italien haben sich entschieden, den Bau des Brennerbasistunnels voranzutreiben. Leider sind aber unsere deutschen Landtags- und Bundestagsabgeordnete nur als Haferlgucker dort hingefahren, um zu schauen, was da alles passiert. Man will sich aber nicht an den Kosten beteiligen. Auch Brüssel zeigt überhaupt kein Interesse an dem Tunnel. Noch trauriger sind aber die Medien, die den Bürgern einreden, man brauche den Tunnel gar nicht, denn er werde nur noch mehr Verkehr ins Inntal ziehen und die Bürger müßten dann noch mehr Lärm ertragen.

Ich habe in Rosenheim schon seit einigen Jahren für den Bau der eurasischen Landbrücke geworben und die Vorteile für unsere Regien aufgezeigt. Die noch in Rosenheim verbliebenen kleineren Betriebe könnten dann ihre Güter schneller transportieren. Mit dem Bau des Transrapid könnte dies noch schneller geschehen als mit der heutigen Bahn, und auch die Anwohner könnten damit lärmmäßig entlastet werden.

Zusätzlich muß aber auch die Autobahn mehrspurig ausgebaut werden und auch die Rollende Landstraße muß den Transporteuren durch billigere Tarife schmackhaft gemacht werden. Diese könnte auch schon in Städten vor Rosenheim, wie z.B. Ingolstadt, beginnen.

Strickner: Wenn sie sich ein Gebäude mit hohem Energieverbrauch mit einer Dämmung von 100-250 mm isolieren wollen, müssen sie auch wissen, daß diese meist aus Rohöl hergestellt wird - also aus dem Rohstoff, den sie sparen wollen. Also es ist ein Irrglaube zu meinen, dass man damit etwas an Öl oder auch CO2-Ausstoß spart. Außerdem tun sie der Außenmauer damit auch nichts Gutes. Alte Gebäude mit guter Vorsatzschalung, das sind Mauern, die mit Vollziegeln gemauert wurden und innen einen Hohlraum von 10cm haben, haben meist einen Stärke von 50 cm. Diese Mauern haben auch heute verglichen mit einer 100 mm Dämmung die beste Isolierung.

Falls das Mauerwerk auch von unten befeuchtet ist, besteht die Gefahr, daß durch Kapillare aufsteigende Flüssigkeit nicht mehr per Diffusion nach außen verdampfen kann. Dann kann eine Art „Schwitzkasten“ entstehen, der irgendwann durch den hohen Dampfdruck die Isolierung nach außen drücken kann. Zusätzlich besteht die Gefahr, daß die Innenwände mit Schimmelbelag benetzt und dadurch die Bewohner gesundheitlich gefährdet werden.

Total verrückt ist das Projekt der Bundesregierung mit der Bezuschussung von vollisolierten alten Häusern. Den Zuschuß bekommt man aber nur, falls man einen staatlich geprüften Energieberater für das Projekt heranzieht. Diese haben aber oft keine Ahnung mit Problemmauerwerken, meist feuchtem Mauerwerk. Dieses Problem kann aber leicht behoben werden. Ich vertreibe einen Putz, der feuchtes Mauerwerk trockenlegen kann und zusätzlich auch noch einen Wärmeschutz bietet. Leider wird dies nicht vom Bund gefördert, obwohl es Rohstoffe  und  Energie  sparen würde.

Strickner: Das Holztechnikum, wie es früher hieß, war in den Anfangszeiten nach dem Zweiten Weltkrieg die einzige Fachhochschule in diesem Bereich in Deutschland, ja sogar Europa. Sie entstand durch die Holzindustrie in Stadt und Land und bildete damals Ingenieure für die Holzverarbeitung, u. a. die Möbelindustrie aus. Durch den Verlust des produzierenden Gewerbes in Rosenheim finden nun die ausgebildeten Ingenieure kaum noch Arbeitsplätze vor Ort. Es werden auch Ingenieure in Bereichen wie Informatik ausgebildet, von denen zu viele ausgebildet werden, während wir in manchen Ingenieurberufen wie im Maschinenbau sogar zu wenige ausbilden. Die Auslagerung der Produktion ins „billigere“ Ausland verschärft das Problem noch zusätzlich. Ich hoffe, daß die Bürger langsam erkennen, wer in diesem Land noch für das Gemeinwohl kämpft, und daß sie diesmal der BüSo ihre Stimme geben werden.

 

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Kernkraft: Symbol für den Wiedereintritt ins Industriezeitalter
- Neue Solidarität Nr. 32/2008
Die weltstrategische Bedeutung der Münchener Transrapidstrecke
- Neue Solidarität Nr. 9/2008
Die heutige Krise ist die Gelegenheit, die Welt wieder zur Vernunft zu bringen
- Neue Solidarität Nr. 9/2008
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- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)

 

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