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Aus der Neuen Solidarität Nr. 32/2008 |
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Überall in der britischen Presse konnte man nach dem 27. Juli lesen: Premierminister Gordon Brown - es ist Zeit zu gehen. Der Hintergrund dafür liegt in der überraschenden und vollständigen Niederlage der Labour Party bei einer parlamentarischen Nachwahl am 24. Juli im schottischen Wahlkreis Glasgow East, wo der Kandidat der Scottish National Party (SNP) gewann. Dieser Bezirk war seit Jahrzehnten sicher in den Händen der Labour Party.
John Rentoul vom Independent schrieb dazu, es sei nur noch eine Frage der Zeit, wann Brown seinen Hut nehmen werde. „Das Resultat der Wahl in Glasgow East ist das schlimmste Ergebnis für Brown, aber das beste für die Labor Party, denn es macht seinen baldigen Abgang wahrscheinlicher.“ Rentoul versucht in seinem Artikel, die politischen Fehler von Labour Brown persönlich in die Schuhe zu schieben. Bei einer Wahlumfrage hätte der konservative Premierministerkandidat mit 22% vor Brown in Führung gelegen, wohingegen es bei der Frage nach der Partei nur 3% waren. Schon stehen Außenminister Davis Miliband und der ehemalige Außenminister Jack Straw bereit, Brown abzulösen. Miliband wird zitiert, es sei nur die Frage, ob Brown bei seinem Abgang die ganze Partei mitnehmen oder lieber gleich abtreten wolle.
Alle diese Analysen lassen jedoch außer acht, daß das britische Empire dabei ist, sich aufzulösen, wie Lyndon LaRouche am selben Tag in einer ausführlichen Stellungnahme anmerkte, die jetzt in Schottland zirkuliert und die wir auf dieser Seite abdrucken.
Der britische Establishment-Insider Simon Jenkins brachte das auf den Punkt, als er am 27. Juli in einem Artikel in der Sunday Times schrieb: „Glasgow kündigt das Ende der 300-jährigen Union an.“ Der Verlust eines Wahlkreises an sich sei zwar nichts ungewöhnliches für eine Partei, die sich im Niedergang befinde. Aber die Größenordnung und der Grund dieser Ereignisse seien neu. Es gehe um den Verlust von Schottland [das immer eine Hochburg der Labour Party war, d. Red.] Man habe das Phänomen des schottischen Nationalismus kürzlich noch abgetan, als die SNP bei den Wahlen zum schottischen Parlament stärkste Partei wurde. Das wurde u.a. als Protest gegen Tony Blair und gegen den Irakkrieg gewertet.
Jenkins dazu: „Was niemand in England oder in der schottischen Labourpartei eingestehen wollte, war, daß die Schotten sich sehr spezifisch dafür ausgesprochen hatten, unabhängiger von England zu sein.“ Was mit begrenzter Autonomie begonnen hatte, sei nun auf Entscheidungen bei Gesundheitspolitik, höherer Bildung, Umwelt und Transportfragen ausgeweitet worden. Jenkins betrachtet es als unausweichlich, daß die Schotten als nächstes auch die Kontrolle über die Steuereinnahmen übernehmen werden. Ein „befreites Schottland“ sollte dann auch „die englische Politik befreien...
Glasgow East hat viel mehr getan, als nur dem schottischsten aller modernen Premierminister [Gordon Brown] eine blutige Nase zu verpassen. Es hat einen Prozeß beschleunigt, der bald die politischen und geographischen Komponenten des Vereinigten Königreiches umgruppieren könnte. Das ist nicht nur das beste. Es ist real.“
Spätestens 2010 soll nach dem jetzigen Ministerpräsidenten Schottlands, Alex Salmond, der gleichzeitig Vorsitzender der SNP ist, ein Referendum über die schottische Unabhängigkeit stattfinden. Die politischen Bande mit England lösen sich, denn nur die bisherige Vorherrschaft von Labour in Schottland konnte diese garantieren; die Tories haben dort nie einen Fuß auf den Boden bekommen, und bei den Liberalen sieht es auch nicht viel besser aus.
Der Wahlkampf der SNP in East Glasgow, hatte Gordon Brown, Labour und seine Politik aufs Korn genommen und diese mit der Sparpolitik von Margaret Thatcher gleichgestellt. U.a. ging es auch um die Öleinnahmen, denn die meisten dieser Vorkommen befinden sich in schottischen Gewässern; die Einkünfte bleiben jedoch nicht in Schottland, sondern sie werden zur Finanzierung des britischen imperialen Engagements im Irak und Afghanistan verwandt. Auch die Londoner Olympischen Spiele sind nicht sehr populär, denn die werden noch mehr Gelder nach London abzweigen.
Ein langjähriger schottischer LaRouche-Sympathisant schrieb dazu in seiner eigenen Wahlanalyse: „Die Union mit England wurde den schottischen Einwohnern gegen ihren erklärten Willen 1707 von einer oligarchischen Elite aufgezwungen, und sie war nie populär. Diese Verbindung überlebte durch die imperialistische Expansion im 19.Jahrhundert, an der sich viele Schotten beteiligten und durch die zwei Weltkriege im 20. Jahrhundert. Jetzt sind die Tage von ,Groß’-Britannien gezählt. Es ist nicht mehr die Frage ob, sondern wann sich die Trennung vollzieht.“
efi
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