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Aus der Neuen Solidarität Nr. 3/2008

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Medieninszenierung im hessischen Landtagswahlkampf

Je größer die Probleme werden, mit denen die Weltwirtschaft und mit ihr die Politik konfrontiert sind, desto beflissener versucht man, diese Themen zu vermeiden und die Bürger statt dessen durch Scheindebatten von ihnen abzulenken, insbesondere in Wahlkämpfen. Und so ist es kaum verwunderlich, daß die Massenmedien ihren Teil tun, um sicher zu stellen, daß die Politiker und Bürger - insbesondere in Live-Sendungen und den von den Massenmedien veranstalteten Diskussionen - nicht mit unerwünschten Fragen und Themen konfrontiert werden.

Früher wurden die Bürger eingeladen, zu solchen Diskussionsveranstaltungen zu kommen und die Politiker zur Rede zu stellen, was insbesondere von Vertretern der BüSo immer wieder dazu genutzt wurde, Dinge wie den drohenden - und inzwischen eingetretenen - Finanzkrach anzusprechen. Das will man offenbar in diesem Landtagswahlkampf verhindern.

So werden Interessenten, die gerne an der HR-Sendung „Stadtgespräch“ mit Vertretern der Parteien teilnehmen wollen, auf der Internetseite aufgefordert: „Stellen Sie schon jetzt Ihre Fragen per Email oder als Video-Botschaft - es lohnt sich. Die besten Fragen kommen in die Sendung. Und die originellsten Fragesteller erleben die Wahl im Wiesbadener Landtag hautnah!“ Früher brauchte man bloß eine E-Mail schicken, um ins Studio zu kommen, nun kann die Redaktion unerwünschte Fragen gleich von vornherein aussortieren.

Auch die traditionelle Sendung mit Vertretern der kleinen Parteien wurde gestrichen - „weil es diesmal zu viele Gruppierungen sind, die sich bewerben“. Drei Parteien mehr, da hätte man doch glatt 15 Minuten mehr für die Sendung einplanen müssen - wo käme man da hin? Statt dessen schneidet die Redaktion sich die Kurzberichte über die Wahlkampfaktivitäten der kleinen Parteien selbst zusammen, und damit ist sichergestellt, daß nur das gesendet wird, was man dem Zuschauer zumuten will.

Daß der Wiesbadener Kurier eine namentliche Anmeldung zu seinem „Kurierforum“ verlangt, ist hingegen nichts Neues: „Sollte es zu viele Einsendungen geben, wird ausgelost.“ Sollten trotzdem aus dem Publikum unerwünschte Fragen kommen, wird dem Fragesteller erfahrungsgemäß das Wort abgeschnitten, frei nach dem Motto: „Sie haben sich nur für lokale Themen zu interessieren.“

Das wird es den anwesenden Politikern jedoch nicht ersparen, sich gewissen Fragen stellen zu müssen - nämlich denen, die nicht vom Bürger, sondern von der Realität aufgeworfen werden.

alh

 

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