» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Aktuelle Ausgabe Diese Ausgabe Gehe zu ... Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum

Artikel als
=eMail=
weiterleiten

Aus der Neuen Solidarität Nr. 14/2008

Jetzt
Archiv-CD
bestellen!

  Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken

Meine frühe Begegnung mit Leibniz:
Über die Monadologie

Von Lyndon LaRouche
- Erster Teil -

Die folgende Schrift erschien im englischen Original am 22. Januar 2008; wir veröffentlichen sie in mehreren Teilen.

In meinem heutigen Alter von 85 Jahren habe ich mir ein freudig lebensfrohes Gefühl für meine wahrscheinlich noch verbleibenden produktiven Jahre bewahrt. Dennoch wage ich nicht, die Weisheit zu ignorieren, daß man jetzt besser sagt, was man an Wichtigem gesagt haben sollte, solange man noch die Möglichkeit dazu hat. Daher halte ich es für meine Pflicht, einige der wichtigsten tieferen Wurzeln der kostbarsten Konzepte darzustellen, die für den Gebrauch der intellektuell führenden Schicht der heutigen Generationen von Heranwachsenden und jungen Erwachsenen dringend erforderlich sind. Die zentralsten, grundlegenden und denkwürdigsten tieferen Wurzeln meiner heute erfahrenen Sicht gehen auf meine Reaktion auf die Beschäftigung mit Gottfried Leibniz’ Konzept der Monadologie seit meiner Jugend zurück.

Mit diesem Thema möchte ich mich hier im wesentlichen befassen.

Es gibt bestimmte Ideen, die ich - als wäre jede einzelne von ihnen ein Gedicht1 - als Erbe insbesondere in die Hände meiner Ehefrau Helga legen möchte, mit der ich in dieser Hinsicht etwas sehr Wertvolles teile; alle diese Fragen, wie meine Entdeckung der Bedeutung von Leibniz’ Monadologie in meiner Jugend, müssen aber auch das gemeinsame Gut insbesondere all jener meiner Mitarbeiter werden, die sich verpflichtet haben, sich im gleichen Sinne zum Wohl der gesamten heutigen und zukünftigen Menschheit einzusetzen.

Der Text der Monadologie ist für denjenigen, der ihren genialen Geist aufspüren will, natürlich verfügbar; aber wie ich ihn erlebt habe und seiner Bedeutung in den Jahrzehnten seit meiner Jugend immer weiter nachgegangen bin, das ist eine Erfahrung, die man unter lebenden Personen, deren Weltanschauung von den verbliebenen kulturellen Überresten der europäischen Zivilisation der Zeit nach 1968 geprägt ist, nur selten antrifft. Das wird auch der verbreitete Zustand bleiben, bis sich mehr unter uns so wie ich anstrengen, um anderen, besonders der sich jetzt herausbildenden jungen Führungsgeneration, ein Gefühl jenes spezifischen prometheischen Funkens zu vermitteln, mit dem sich Männer und Frauen von den Ketten des Sophismus befreien können.

* * *

Wie ich auf Riemann stieß

Meine erste bedeutsame und bleibende Begegnung mit Gottfried Leibniz’ Werk war wie eine geistige Eruption in meinen Jugendjahren, im Zusammenhang mit einer Art Guerillakrieg, den ich gegen den Kult der Euklidischen Geometrie führte. Diese Eruption fand während meines 14. und 15. Lebensjahres statt. Obwohl ich Leibniz’ Monadologie damals in englischer Übersetzung las, war sie in dem Zusammenhang das erste Werk, zu dem ich mich ernsthaft und dauerhaft hingezogen fühlte - ich ahnte, daß dort etwas vorhanden war, was mein ganzes Selbst umfaßte.

Es war dieses Thema, das in meinen Eintragungen, die ich während der Schulferien in diesen Jahren in meine Notizhefte kritzelte, die meisten Seiten füllte. Die Monadologie mit ihrer spezifischen Argumentationsweise packte mich insbesondere wegen ihrer Bedeutung für meine bereits entschiedene Ablehnung der gängigen Lehre von der sogenannten ebenen Euklidischen Geometrie, später der Körpergeometrie und noch später der sog. kartesischen („analytischen“) Geometrie und der verfälschten Cauchy-Version der Differentialrechnung.

Ich habe das in zahlreichen Vorträgen und Schriften zu diesem Thema, vor allem in den letzten vier Jahrzehnten, schon immer wieder kurz angesprochen: Meine Ablehnung Euklids bei meiner ersten Begegnung mit dieser Lehre in der Schule beruhte auf Schlußfolgerungen aus der Beschäftigung mit Bautechniken, die ich zuvor auf der Charlestown-Werft der US-Marine in Boston beobachtet hatte. Mir war auf dieser Werft besonders aufgefallen, wie Träger gestaltet wurden, um das Verhältnis des Gewichts tragender Teile zum Gesamtgewicht der getragenen Strukturen zu erhöhen, indem man die richtige Formgebung für die Träger und ihre Gesamtstruktur wählte.2

In Erinnerung an diese wichtige Erfahrung aus der Marinewerft war ich nach der ersten Stunde meines Geometrieunterrichts zu recht davon überzeugt, daß die reduktionistische Methode hinter Euklids sogenannten apriorischen Definitionen, Axiomen und Postulaten vom Wesen her (d.h. axiomatisch) falsch war. Diese Überzeugung wuchs in späteren Jahren zu der Erkenntnis, daß der Ursprung von Euklids Schwindel im Einfluß des Sophisten Aristoteles auf seinen Anhänger Euklid gesucht werden mußte.

Diese frühere Erfahrung sorgte dafür, daß ich die Lehre der analytischen Geometrie, wie ich sie später an der Schule und Hochschule erfuhr, geradezu allergisch ablehnte, und daß sich mein Geist weigerte, die axiomatischen, reduktionistischen Annahmen zu tolerieren, die man mir in den ersten Jahren an der Universität als Differentialrechnung eintrichtern wollte. Die Beweise verursachten eine fast allergische Reaktion gegen eine Differentialrechnung im Sinne der Lehren von Laplace und Cauchy. Erfreulicher, wenn auch bald unterbrochen, war die Erfahrung mit bestimmten Aspekten eines Kurses über Integralrechnung an der Universität im Herbst 1942 während des Krieges; er lieferte, wenn auch leider nur kurz, eine starke Bestätigung der Sicht, zu der ich einige Jahre zuvor gelangt war. Daraus entstand meine Erkenntnis der Notwendigkeit eines wirklichen Leibnizschen Kalkulus auf der Grundlage einer bewußten, wirksamen Ablehnung des axiomatisch reduktionistischen, sophistischen, aristotelischen Modells von Euklid.

Ebendiese angesammelten Erfahrungen der Zeit von 1936-42 sorgten nach dem Krieg 1946-47 für meine Reaktion auch auf andere Fragen, etwa die üblen reduktionistischen Ansichten von Verbrechern wie Aristoteles und Euklid über Grundfragen des Lebens. Schon damals sah ich im Leben eindeutig eine notwendigerweise ontologisch ganz spezifische Form der Existenz - etwa bei meiner kurzzeitigen Sympathie für Pierre Le Comte du Noüy und in meiner späteren Reaktion gegen die radikal reduktionistische3 Verpestung durch Prof. Norbert Wieners kultische Quacksalberei der „Informationstheorie“. In der Folge veranlaßten mich meine Überlegungen über die Grundfehler der „Informationstheorie“ 1953, den Standpunkt von Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854 zu übernehmen: ein Werk Riemanns, dessen ersten beiden Druckseiten damals aus wohl offensichtlichen Gründen ausreichten, meine Seele zu berühren und anzuregen, so wie auch wieder bei der Vorbereitung dieser Schrift heute.4

Diese Erfahrung führte anschließend dazu, daß ich mich zunehmend zu den griechischen Philosophen hingezogen fühlte, die von einigen akademischen Formalisten unter der oft völlig irreführenden Bezeichnung „vorsokratisch“ eingeordnet werden.5 Über die Jahre wurde daraus eine Vorliebe für die historischen Fundamente der modernen Naturwissenschaft bei Nikolaus von Kues, Kepler, Fermat, Leibniz, Riemann, Wernadskij und auch Albert Einstein in seinen späteren Jahren. Diese besondere Vorliebe betrifft auch den eigentlichen Kern der Kontinuität der voraristotelischen (nicht „vorsokratischen“!) Ansichten Platons u.a. gegen Sophisten wie Aristoteles und dessen bekannteste Anhänger in der Wissenschaftsgeschichte wie die antiken Sophisten Euklid und Claudius Ptolemäus sowie deren neuzeitliche Nachfolger, die Ockham-Liberalen des Paolo Sarpi.

Insofern ist die von mir bezogene Sicht eine anti-aristotelische, platonische; diese zeigt sich für mich besonders klar und durchgängig bei den bedeutendsten christlichen Aposteln wie Johannes und Paulus sowie in den Angriffen von Zeitgenossen dieser Apostel wie Rabbi Philon (Judäus) von Alexandria, der dem Apostel Petrus nahestand, auf Aristoteles.

So war für es mich eine höchst eindrucksvolle Erfahrung, wie mein Geist mit immer neuen Entdeckungen in Berührung kam, wenn ich zum wiederholten Male eine englische Übersetzung von Leibniz’ Monadologie las, wie in der alten Zeit, als ich zum Lernen oft im zweiten Stock der Bibliothek der English High School in Lynn (Massachusetts) saß. Zusammengenommen bildeten diese wiederholten Betrachtungen eine Erfahrung, als wenn man mit immer weiteren Schlägen ein gläsernes Gefängnis zertrümmert, eine Art geistiges Gefängnis in Form der Illusionen des damaligen „Zeitgeistes“, so daß mein Geist frei wurde, das wahre Universum jenseits der Fallgruben gängiger Indoktrinierung zu erforschen.

Die Frage der Astrophysik

Zu den Folgen meiner frühen Ablehnung Euklids gehörte, daß ich Jahrzehnte später, in den siebziger Jahren und Anfang der achtziger Jahre, zu dem Schluß gelangte, daß der menschliche Geist die Idee des „Universellen“ nur auf eine Weise zum ersten Mal hatte wahrnehmen können - indem diese Vorstellung innerhalb alter Seefahrerkulturen über lange Zeitabschnitte vieler aufeinanderfolgender Generationen im Zuge von Herausforderungen wie der Navigation auf hoher See entstand. Diese Schlußfolgerung war nicht nur schlüssig, sie war auch von entscheidender epistemologischer Bedeutung für meine gesamte Arbeit, insbesondere prägte sie den Hintergrund meiner Weiterentwicklung einer eigenen, verbesserten Form einer Wissenschaft der physischen Ökonomie.

Für mich war daran das Entscheidende, daß sich bei diesen Seefahrerkulturen, die sich nach unserer Erkenntnis über eine Spanne vieler Generationen von Navigationserfahrung entwickelten, etwas auf einer höheren Ebene veränderte, und dieser Prozeß der Veränderung beginnt erst heute seine eigentliche Ernte abzuwerfen.

Es geht um den Prozeß, daß sich Dinge auf eine Weise verändern, die man nicht als bloße ständige Wiederholung erklären kann.

Das gesamte Universum öffnete sich so meiner Vorstellungskraft als eines, dem ausdrücklich eine qualitative Entwicklungsbewegung universeller, antientropischer Art zugrunde liegt.6  Ich sah, daß sich über lange Zeiträume, lange, lange vor meiner Zeit insbesondere in den Seefahrerkulturen, die über den Wandel vieler aufeinanderfolgender Generationen hin an der Astronavigation arbeiteten, Veränderungen vollzogen, die so geordnet waren, daß es mit dem Denken eines typischen führenden Mitglieds einer solchen Kultur übereinstimmte. Aus diesem Grund sah ich mich genötigt, die Hauptrichtung für wissenschaftliches Vorgehen von einem Begriff bloßen Beobachtens und bloßer Wiederholung von Formeln wegzubringen (wie dies auch Kepler für seine Entdeckungen getan hatte), hin zu den fortschreitenden, qualitativen Veränderungen innerhalb von etwas, das zwar in grober Annäherung als Wiederholung erscheinen könnte, in Wirklichkeit aber nicht einfache Wiederholung ist, sondern Veränderung in den charakteristischen Merkmalen von Prozessen, in denen man sonst fälschlich sich scheinbar wiederholende Vorgänge sehen würde.

Mein diesbezüglicher Ansatz orientiert und definiert sich letztlich durch den immer wiederkehrenden Gedanken, daß das menschliche Wissen über das von uns bewohnte Universum den Charakter eines großen wissenschaftlichen Experiments hat - ein Experiment, das man sinnvollerweise auf die von der realen Wirtschaft gelieferten Fakten gründet. Dieses ebengenannte Prinzip lautet richtig ausgedrückt: Die Gültigkeit unseres bestimmbaren Wissens über die Natur unseres Universums ist bedingt durch die Belege für das Ausmaß der Fähigkeit des Menschen, dieses Universum bewußt zu verändern. Ich schreibe dies im Sinne des von Aischylos verteidigten Prometheus-Prinzips: Unser Wissen über das von uns bewohnte Universum ist bedingt durch unsere Fähigkeit, die Macht menschlicher Existenz in diesem Universum willentlich zu erhöhen. Unser Wissen über die Natur des Universums beruht somit auf Beweisen der Fähigkeit des menschlichen Geistes, durch Entdeckung wirklicher physikalischer Prinzipien willentlich realwirtschaftlichen Fortschritt der menschlichen Gattung als Ganzer in diesem Universum zu schaffen. Dies ist der einzig wesentliche Beweis, der für jede gültige Entdeckung und die Anwendung jedes wissenschaftlichen Prinzips erforderlich ist.

Man betrachte in der Hinsicht die funktionelle Bedeutung der antiken Pythagoräer, die in Anlehnung an Thales das pythagoräische Konzept der Sphärik vertraten, für die heute als kompetent anzusehenden Richtungen der neuzeitlichen europäischen Naturwissenschaft, die spezifisch in diesen Entwicklungen der Antike wurzeln. Hierin kommt eine entsprechende lange vorgeschichtliche Evolution von Seefahrerkulturen zum Ausdruck, wie z.B. der Kulturen, deren Charakter die Geschichte und das Territorium des Ägyptens der Großen Pyramiden mitprägte. Aus diesem Erbe ging eine Kultur hervor, die mit ihrer kulturellen und realwirtschaftlichen Stärke pro Kopf und Quadratkilometer zur vorherrschenden Kultur in der Region wurde, und so entstand über kulturelle Synthese der Keim des Prinzips, aus dem das hervorging, was wir mit Recht die europäische (abendländische) Zivilisation nennen.

Alle kulturell definierten Teile der menschlichen Gattung besitzen so erwiesenermaßen die Fähigkeit, die potentielle relative Bevölkerungsdichte der Menschheit zu erhöhen, und zeigen dies auf eine Weise, die sich am besten vom pythagoräischen Standpunkt der Sphärik und Platons in der Antike abbilden läßt. Diese erwiesene Fähigkeit unterscheidet die menschliche Gattung grundsätzlich von allen anderen Gattungen - eine Besonderheit im Geist des menschlichen Individuums, definiert durch etwas quasi Unsterbliches im gesunden Geistesleben der Menschen, was das bloße biologische Dasein übersteigt, und diese Lebensweise existiert im Tierreich nicht.7 Entwickelte, fortschrittliche maritime Kulturformen erkennen dies eher als rein landeingeschlossene Kulturen. Man erkennt es am einfachsten an der Entwicklung der Naturwissenschaften, die sich als solche ganz natürlich auf ihre Ursprünge in vielen Jahrtausenden maritimer Kulturen zurückführen läßt. Diese Sicht liefert uns den relativ klarsten Einblick in den entscheidenden Unterschied zwischen Mensch und Tier.8

Zur Veranschaulichung sollte man die Entwicklung zur echten modernen Infinitesimalrechnung betrachten, angefangen mit dem von mir oben erwähnten Anstoß des Nikolaus von Kues bis hin zu Leonardo da Vinci, Fermat, Leibniz usw. Man beachte dabei den Gegensatz zur verfälschten Version des Kalkulus bei Empiristen wie Leonhard Euler, Joseph Lagrange, Laplace und Cauchy. Den gleichen systemischen krankhaften Einfluß dieser Empiristen sollte man an der ebenso falschen Lehre von der sog. „Thermodynamik“ erkennen, wie dies heute noch nicht nur wissenschaftsblinde alte „68er“ in der Anhängerschaft des betrügerischen ehemaligen US-Vizepräsidenten Albert Gore vertreten, sondern auch eher angesehene sog. „Reduktionisten“ der neueren Zeit wie Clausius und Grassmann oder später die noch übleren Anhänger des Mystikers Ernst Mach, des widerlichen Bertrand Russell u.a.

Heute möchte ich, im Rückblick auf meine Erfahrungen in über sieben Jahrzehnten, den Kern von Leibniz’ Monadologie wie folgt darstellen.

1. Der menschliche Geist

Percy Bysshe Shelley erinnerte uns, z.B. in seinem Prometheus Unbound, implizit an die neuzeitliche Wiederentdeckung des antiken Prinzips kompetenter Naturwissenschaft - manchmal auch „das Feuer“ genannt: In der Renaissance des 15. Jahrhunderts wurde es als moderne Wissenschaft neu entdeckt und insbesondere von Nikolaus von Kues begründet.9 Die fortdauernde Entwicklung der neuzeitlichen Naturwissenschaft hat dem Wissen um den Einfluß des erhaltenen Fragments von Aischylos’ Prometheus-Trilogie, Der gefesselte Prometheus, auf das sich Shelley bezieht, tatsächlich viel zu verdanken. Cusas Entdeckung, daß Archimedes’ Quadratur des Kreises physikalisch inkompetent war, hat sich als der Hauptgedanke aller kompetenten Definitionen der modernen Naturwissenschaft herausgestellt. Was Cusa entdeckte und die Verbreitung des „Wissens über das Feuer“ unter den Menschen, weswegen Prometheus in Aischylos’ Drama gemartert wird, ist ein und dieselbe Vorstellung.10

Diese Vorstellung ist die einzige angemessene Grundlage für eine allgemeine angewandte Naturwissenschaft. Also: Cusas Wiederentdeckung ist der Schlüssel zu jeder kompetenten modernen Wissenschaft, zu dem Wissenschaftsprinzip, wie es sich von Luca Paciolis Freund Leonardo da Vinci über Johannes Kepler, Fermat, Leibniz und Riemann bis in die Arbeiten der erklärten Riemann-Anhänger W.I. Wernadskij und Albert Einstein verbreitete. Es ist diese Vorstellung, die in der neuzeitlichen Wissenschaft auf Nikolaus von Kues zurückgeht, die als Grundprinzip in Leibniz’ Monadologie zum Ausdruck kommt und als solches verstanden werden muß. Sie drückt das wahre, einzigartige Geheimnis des menschlichen Geistes aus.

Das Kernprinzip jeder kompetenten Naturwissenschaft läßt sich folgendermaßen zusammenfassen.

Wenn man es mit dem richtigen Verständnis im ganzen liest, wurzeln die Grundlagen der modernen Naturwissenschaft als solcher und auch der zentrale Gedanke von Leibniz’ Monadologie in Nikolaus von Kues’ Erkenntnis eines entscheidenden, axiomatischen Fehlers in Archimedes’ Quadratur des Kreises (und der Parabel). Tatsächlich hatte Nikolaus von Kues damit schon jenes ontologische Prinzip entdeckt, das Leibniz später zum Thema seiner Monadologie und damit auch zum zentralen Prinzip einer kompetenten, antieuklidischen Mathematik des ontologisch Infinitesimalen machte.

Ich selbst lernte dieses Prinzip im Ringen mit der Monadologie während meiner Jugendjahre, ausgehend von meiner kategorischen Ablehnung von Euklids Apriori-Annahmen. Aus meiner wichtigen Erfahrung 1953, als ich mir Riemanns Standpunkt zueigen machte, lernte ich es noch viel breiter und tiefer als allgemeines Prinzip wissenschaftlicher Methode kennen. Mitte bis Ende der 70er Jahre gelang es mir mit Hilfe der Cusanus-Studien meiner Frau Helga, die dabei wichtige Anleitungen von Prof. Rudolf Haubst als führendem Mitglied der Cusanus-Gesellschaft erhielt, die in Leibniz’ Werk ausgedrückte moderne Vorstellung auf ihre tieferen Ursprünge im Werk des Nikolaus von Kues zurückzuverfolgen. Dieses cusanische Werk so zu betonen, ist keine Übertreibung. Tatsächlich ist er nicht nur der Begründer einer systematischen modernen Naturwissenschaft, er war auch der Mensch, der in der Neuzeit dieses eine große Prinzip einführte, von dem seither alle gültigen wissenschaftlichen Entwicklungen direkt oder indirekt abhingen.

Zum notwendigen Nachdruck soll dieser Punkt noch einmal folgendermaßen ausgedrückt werden: Diese Entdeckung, wie bei Nikolaus von Kues und Leibniz, bringt das zentrale zugrundeliegende, ontologische Prinzip jeder kompetenten naturwissenschaftlichen Mathematik zum Ausdruck. Alle kompetenten Richtungen in der modernen Naturwissenschaft und verwandten Tätigkeiten beruhen auf diesem Aspekt des cusanischen Werks als moderne Form einer gegliederten, universellen Naturwissenschaft, wobei diese heute auf den Durchbruch, der Johannes Kepler zum Nutzen seiner Nachfolger gelang, unbedingt angewiesen ist.

Wahre Wissenschaft ist also nicht bloße Beobachtung und Beschreibung unseres Naturerlebens. Richtig verstanden, ist Wissenschaft auch ein zentrales Prinzip hinter der menschlichen Erkenntniskraft, welches das schöpferische wissenschaftliche und künstlerische Potential des menschlichen Geistes von dem unterscheidet, was man etwas locker als das „Geistesleben“ der Tiere bezeichnen könnte. Hier zeigt sich deutlich der Unterschied zwischen einer wahrlich menschlichen Seele und dem bloßen Meinen bei den Tieren, die wir als Haustiere halten. Wie ich in den Betrachtungen über meine eigenen Erfahrungen zeigen möchte, hat Leibniz keineswegs übertrieben, als er dem Konzept der Monadologie solche Bedeutung zumaß oder als er die Untauglichkeit der von Descartes und dessen Anhängern unter den „Newtonianern“ verwendeten sophistischen Methode anprangerte.11

Die antiken Wurzeln der modernen Wissenschaft

Die erwähnte Entdeckung des Nikolaus von Kues war nicht völlig neu. Sie steckte bereits als Prinzip hinter dem Wirken der Pythagoräer (Sphärik) und darüber hinaus der früheren Entwicklung der Astronavigation, die bei den erfolgreicheren Kulturformen der „Seevölker“, die in der Mittelmeerregion zur Zeit der großen Eisschmelze vor etwa 21.000 Jahren die entwickeltste menschliche Kultur darstellten, eine wichtige Rolle spielte.

Auch wenn es in der Zwischenzeit bis zur europäischen Renaissance in der Mitte des 15. Jahrhunderts einige Fortschritte gab, beruht aller Fortschritt der neuzeitlichen Wissenschaft auf den Aspekten der Naturwissenschaft und verwandten Bereichen in der Kultur, die vor dem Tod von Eratosthenes und Archimedes existierten - vor der dunklen, bedrückenden Periode der europäischen Geschichte unter dem Römischen und Byzantinischen Reich sowie den Übeln einer mittelalterlichen Gesellschaft, die durch das Bündnis aus venezianischem Wucher und normannischem Rittertum brutal und verdorben war. Zu diesem Schluß muß man gelangen, wenn man die innerwissenschaftlichen Fakten aus der Sicht des Nikolaus von Kues und seiner geeigneten Nachfolger betrachtet. Dies ist beispielhaft in Kues’ Schrift De Docta Ignorantia („Die belehrte Unwissenheit“) dargestellt. Mit seinem Werk erneuerte Kues den Impuls zu wissenschaftlichem Fortschritt, der damals seit fast zwei Jahrtausenden12 wie erstickt gewesen war. Sein Beitrag bestand in der Hinsicht darin, das lange verloren geglaubte Erbe der Pythagoräer und Platons wiederzubeleben.

Insbesondere ist schon die Idee des „Universellen“ an sich ontologisch davon abhängig, daß man den Fortschritt menschlichen Lebens auf der Erde als eine Erweiterung der Entdeckung von wissenschaftlich und experimentell gültigen Erkenntnissen über das Sternenuniversum betrachtet - und nicht andersherum. Daher verläuft auch die Entwicklungsgeschichte der Zivilisation, die in der Mittelmeerregion begann, von den Meeren und Ozeanen flußaufwärts und nicht flußab.13

Seit dem Entstehen der einigermaßen bekannten Zivilisationsformen im Zuge des Bündnisses zwischen Ägypten (d.h. Cyrenaica), den Ioniern und Etruskern gegen die räuberische Seemacht von Tyros (und auch Entwicklungen noch vor dieser Zeit) ist der gesamte Fortschritt der europäischen Zivilisation Ausdruck einer natürlichen, nur dem Menschen eigenen Denkweise über die Entdeckung und Anwendung naturwissenschaftlicher und verwandter Prinzipien der klassischen Kunst, wofür die Errungenschaften der Pythagoräer einen typischen Maßstab darstellen.

Lange Perioden der Stagnation und selbst des Rückschritts in der menschlichen Kultur waren entweder die Folge ungünstiger natürlicher Bedingungen in Teilen oder fast der ganzen Biosphäre oder die Folge kulturellen Verfalls. Zu kulturellem Verfall kam es typischerweise immer in Zeiten weitverbreiteter Sklaverei oder Leibeigenschaft oder unter Bedingungen des Rückschritts wie nach 1945, als sich in Europa und Amerika eine neue Form des Sophismus verbreitete - insbesondere, seit unter dem Einfluß der sog. „68er“ in Amerika und Europa praktisch ein Trend hin zu einem „neuen finsteren Zeitalter“ entstand.

Die Bedeutung von Leibniz

Der Entdecker der modernen Wissenschaft nach einem langen finsteren Zeitalter vor seiner Geburt im Jahre 1401 war, wie ich oben erneut betont habe, jener Nikolaus von Kues, dem in der Wissenschaft, wie Kepler betonte, insbesondere Luca Paciolis Freund Leonardo da Vinci folgte. Aber eine wirklich universelle angewandte Wissenschaft, wie sie Cusa beabsichtigte, verwirklichte erst Kepler: Er lieferte der neuzeitlichen Wissenschaft eine praktikable, wissenschaftliche Vorstellung des astrophysikalischen Universums. Nach Kepler und Fermat war Gottfried Leibniz die zentrale, wichtigste und unverzichtbare Figur der gesamten neuzeitlichen Wissenschaft - bis zu den Arbeiten seiner Nachfolger wie Gauß, Dirichlet und Riemann.

Keplers einzigartige Entdeckung der physikalischen Bedeutung des Begriffs universell zeichnet ihn eindeutig als Wissenschaftler aus - während Claudius Ptolemäus ein Betrüger war, und Kopernikus und Brahe nicht in der Lage waren, jenes zentrale Prinzip der Astrophysik zu entdecken -, und diese Entdeckung hat die gesamte kompetente Wissenschaft, wie sie sich nach Keplers eigenem Wirken entwickelte, erst ermöglicht.

Zugegeben, es gibt viele fähige Physiker, die selbst auf ihre relativ begrenzte Weise in ihrer Arbeit kompetent waren (oder sind), und ihre Beiträge waren für bestimmte, manchmal sogar entscheidende Fortschritte unverzichtbar, obwohl sie oft darauf beharren, ihre Sicht irgendwie mit einer Rechtfertigung des Schwindlers Isaac Newton zu verbinden. Ich stand einige Zeit lang mit einigen höchst bemerkenswerten und auch weniger bemerkenswerten solcher Zeitgenossen in Verbindung, von denen die meisten aber inzwischen verstorben sind.

Leider hat jedoch der moderne europäische Sophismus - der systemische Einfluß eines Liberalismus, wie ihn Paolo Sarpi in Umlauf brachte und dem die empiristischen Nachfolger von Galileo und Descartes folgten - in den Reihen der Wissenschaft einen modernen empiristischen Kult organisiert. Man ersetzte die Methoden der experimentellen Wissenschaft durch einen Kult des reinen axiomatischen Empirismus im Stile einer „Offenbarungsreligion“, eines Kultes, der sich getreu an die antiken Einflüsse von Euklid oder Claudius Ptolemäus anlehnt, wenn auch in einer eigenen Verpackung.

Der korrumpierende Einfluß dieses Kultes des modernen Liberalismus hat die ironische Lage geschaffen, wo aktive Wissenschaftler im Labor wichtige Resultate erzielen, aber sie oft schon die bloße Anwesenheit einer Tafel im Gutachterausschuß oder bei ähnlichen Ritualen, die die moderne Wissenschaft von den babylonischen Priestern entlehnt hat, zur Ohnmacht reduziert.14

Wenn ich hier Liberalismus schreibe, meine ich damit jenes in der offen dekadenten europäischen Kultur vorherrschende Dogma, das Paolo Sarpi und sein mafiöser Glückspielexperte Galileo auf den Argumenten des mittelalterlichen Irrationalisten William von Ockham aufbauten. Sarpi und Galileo sorgten dafür, daß das Privileg von Wissenschaftlern (und anderen) darauf beschränkt blieb, lediglich „praktische“ Kenntnisse über wissenschaftsnahe Anwendungen zu finden und experimentelles Wissen nach Art der Empiristen auf rein mathematische Formulierungen zu reduzieren, die sich mit digitalen Methoden erfassen lassen. Wie der olympische Zeus im Gefesselten Prometheus des Aischylos verbietet das empiristische Dogma dem modernen Wissenschaftler (und anderen), Kenntnisse über das Prinzip des „Feuers“ als praktisches Wissen in der Gesellschaft insgesamt zu verbreiten.15 Mit dem Wegfall des Einflusses der Generation, die einmal die Mondlandung der USA möglich gemacht hatte, entstand eine Generation wie die, die dem albernen früheren US-Vizepräsidenten Al Gore und seinem Mentor, dem Prinzen von Wales, hinterherläuft. Ihr Ablehnen oder Umgehen wissenschaftlicher Prinzipien hat die Wissenschaft wie auch die Wirtschaft seit dem Aufstieg der alten „68er „16 verkrüppelt und die relative Kompetenz früherer Generationen verdrängt. Akademische oder ähnliche Hohepriester17 kultivieren den anglo-holländischen Liberalismus - die einzige Glaubensrichtung, der die Sophisten der modernen europäischen Zivilisation innerhalb oder außerhalb von Gotteshäusern wirklich treu ergeben sind: Ihre Altäre für geistige Menschenopfer sind seit jeher die Schreibtafel und die reduktionistische Hokuspokus-Theologie der „peer-review-Journale“. Wie schon beim Betrug des neoaristotelischen Sophismus von Claudius Ptolemäus im Römischen Reich tritt das aristotelische Erbe des digitalen Kauderwelsches Euklidischer Geometrie an die Stelle wirklicher Naturwissenschaft.

Im Verlauf des 17. Jahrhunderts ging das Betrügergewand von Galileo, Sir Francis Bacon und Thomas Hobbes auf Leute wie Hooke, den üblen englischen Organisator des afrikanischen Sklavenhandels, John Locke, und auf René Descartes über.

Vor diesem wissenschaftsfeindlichen Hintergrund liberalen Aberglaubens gelangen Leibniz bei seiner Verteidigung des Grundprinzips einer kompetenten modernen Wissenschaft zwei herausragende Leistungen. Die erste dieser beiden Leistungen war seine einzigartige und ursprüngliche Entdeckung der Keplerschen Infinitesimalrechnung, des einzigen kompetenten Kalkulus im Gegensatz zu dem willkürlichen Dogma bei de Moivre, D’Alembert, Euler, Lagrange, Laplace, Cauchy u.a.; die zweite war seine Wiederherstellung des alten pythagoräisch-platonischen Prinzips der dynamis unter seiner modernen Bezeichnung Dynamik. Diese beiden Leibnizschen Entdeckungen, die zu dem nichtlinearen (d.h. nichtdigitalen) universellen Naturprinzip der geringsten Wirkung führten, haben die noch weiterreichende, fundamentalere Bedeutung, den im Werk der Pythagoräer und Platons eingebetteten Begriff des Universellen wiederzubeleben: das Universum, das sich im Werk der antiken Seefahrerkulturen widerspiegelt, von denen sich die pythagoräische Wissenschaft der Sphärik ableitete, und das von Kepler definierte Universum der Astrophysik.18

Daher gibt es heute für eine kompetente Wissenschaft keine andere Bedeutung des Begriffs „Infinitesimal“ als die, die Kepler bei der Definition der Erdumlaufbahn verwendete - was mit den von Archimedes benutzten Quadraturmethoden unmöglich war - und die Leibniz verwendete, um die ontologische, nicht kartesische Bedeutung des Begriffs „Infinitesimal“ zu bestimmen. Diese letztere Alternative ist es, die wir auf diesen Seiten bestimmen müssen.

Unter Wissenschaft sollte man auf Experimenten beruhendes Wissen verstehen, welches sich von einer Vorstellung des Universums ableitet, wie es durch Keplers Entdeckungen in der Astrophysik als einzige gültige Bedeutung des Begriffs „Universum“ im Sinne der modernen Wissenschaft definiert wurde. Kepler verstand das Universum als ein Prinzip. Keplers Bedeutung in dieser Hinsicht ist absolut entscheidend für jeden kompetenten Ansatz, die vorherrschenden Annahmen der heutigen modernen Wissenschaft einer dringend notwendigen Überprüfung zu unterziehen.

Fortsetzung folgt


Anmerkungen

1. Das Prinzip der klassischen Poesie, das im Sinne von Percy Shelleys Zur Verteidigung der Dichtung verstanden werden sollte, ist eine typische Reflexion des wirklichen Begriffs des pythagoräischen Kommas. Das ist das Prinzip der Prosodie, das nicht nur die klassische Poesie leitet, sondern auch die klassische Musik im Sinne der klassischen Grundsätze von Johann Sebastian Bach und seiner Anhänger sowie die gestaltende Kunst im Sinne von Leonardo da Vinci, Raffael Sanzio und Rembrandt. Jede davon muß als eine unterschiedliche Geometrie betrachtet werden, wobei das Prinzip des Kommas, das auch das Prinzip von Leibniz’ Monadologie ist, jeweils das Merkmal des schöpferischen menschlichen Geistespotentials ausdrückt, das den Menschen von den Tieren unterscheidet.

2. Siehe in diesem Zusammenhang auch jüngste Arbeiten zur Modifizierung des Pariser Eiffelturms.

3. „Logisch positivistisch“ in der verrückten Tradition Ernst Machs und Bertrand Russells, die sich auch bei Fanatikern wie Norbert Wiener und John von Neumann äußert.

4. Siehe Bernhard Riemann, „Über die Hypothesen, welche der Geometrie zu Grunde liegen“ (1854), in Bernhard Riemanns Gesammelte Mathematische Werke, Herausgegeben von H. Weber.

5. Und manchmal vielleicht sogar absichtlich irreführend.

6. Das soll heißen, daß eine solche Entwicklungsbewegung nicht das Ergebnis von Einflüssen ist, die auf feste Daseinszustände einwirken; sondern daß jene Bewegung, die man antientropische Entwicklung innerhalb des Universums nennt, eine ontologisch primäre Qualität der bloßen Existenz des Universums ist. Deshalb auch die ontologisch infinitesimale Bewegung von Leibniz’ Monadologie.

7. D.h. Mann und Frau, wie in der Schöpfungsgeschichte beschrieben.

8. Wie ich an anderer Stelle betont habe, haben die menschlichen Geisteskräfte, die wir mit wahrer Erkenntnis in Verbindung bringen, keine einfache biologische Grundlage. Erkenntnis, wie etwa die von Johannes Kepler entdeckte Gravitation, ist Ausdruck von tatsächlich ontologisch transfiniter Geistestätigkeit. Sie ist Ausdruck eines wirklichen Prinzips des ganzen Universums, so wie auch die Gravitation ein anderes solches Prinzip ausdrückt, ein Prinzip, auf das der biologische Geistesapparat des menschlichen Individuums sozusagen „abgestimmt“ ist. (Tieren hingegen fehlt eine solche Resonanz.) Das wiederholte Lösen von Rätseln, deren Lösungen im wesentlichen nichtlinear (d.h. nicht reduktionistisch) sind, indem die entsprechende Stimmung des menschlichen Wahrnehmungsapparates gestärkt wird, verbessert die Abstimmung der individuellen Erkenntniskräfte des menschlichen Geistes genauso wie die klassische Kunst (d.h. das Erbe Johann Sebastian Bachs) - wohingegen reduktionistische Erörterungen die „Stimmung“ des menschlichen Geistes und die von Reduktionismus durchsetzte Kultur tendenziell stört und schwächt.

9. Nicht zu übersehen die wichtigen Beiträge Brunelleschis, der als erster in der Neuzeit das Kettenlinien-(Seilkurven-)Prinzip der Physik entdeckte und in zeitlicher Überschneidung in Florenz (bei der Kuppel von Santa Maria del Fiore) anwendete.

10. Das von Cusa entdeckte Konzept entsprach tatsächlich einem Prinzip, das in der Methode der Pythagoräer und Platons enthalten war. Eine kompetente Wissenschaftsmethode hat immer etwas mit rein geometrischen (d.h. analogen, nichtlinearen) und nichts mit digitalen Beziehungen zu tun. Das Problem, auf das Nikolaus von Kues im Fall des Fehlers von Archimedes stieß, spiegelte den sophistischen Einfluß von Aristoteles und Anhängern des aristotelischen Sophismus wie Euklid und Ptolemäus wider. Die Bedeutung von Cusas Entdeckung des Fehlers bei Archimedes äußerte sich ganz zentral in der ursprünglichen Entdeckung der modernen Astrophysik durch Johannes Kepler. Jede kompetente Methode in der neuzeitlichen Wissenschaft basierte danach auf diesem Keplerschen Ursprung der modernen Astrophysik.

11. Siehe die Auseinandersetzung zwischen Leibniz und Clarke (1715-16).

12. Seit etwa 200 v.Chr.

13. Aus diesem Grund gibt es eine wichtige, erstaunliche Bestätigung für das erste Kapitel der Schöpfungsgeschichte. Wenn man der Versuchung bösartiger Ignoranten (einschließlich wissenschaftlicher Einfaltspinsel unter den Theologen) widersteht, und obgleich die Bildersprache dieses Kapitels größtenteils poetisch ist, ist dieses Kapitel, wenn man es als Zugang zu einem nüchternen Schöpfungsverständnis versteht, eine wissenschaftlich bestätigte, poetische Darstellung über die Seinsbeziehung des Universums zu Ursprung und Entwicklung der Erde bis zu dem Punkt, an dem die der menschlichen Gattung zugewiesene Rolle ihren Anfang nahm. Der richtige Ablauf deckt sich mit der Sichtweise, die sich durch die jahrtausendelange Entwicklung einer transozeanischen Astronavigations-Kultur der „Seevölker“ definiert.

Wenn man das übliche Schulgeschwätz außer acht läßt, handelt es sich darum, daß die Vorstellung des „Universellen“, die sich mit dem Begriff der „Sphärik“ bei den Pythagoräern und Platon deckt, als physikalisches Konzept nur vom Standpunkt jahrtausendelanger Astronavigation im Wanderleben von „Seevölkern“ möglich gewesen ist. (Man meide lieber diejenigen Abschnitte des sog. „Alten Testaments“, die sich nach meinen eigenen Erkenntnissen - aus einer intensiven Beschäftigung mit der antiken mesopotamischen Archäologie in den 50er Jahren - eindeutig auf mesopotamische Mythen zurückführen lassen, von denen man weiß, daß sie heidnische Veränderungen oder synkretistische Hinzufügungen zum hebräischen Text sind; sie könnten aus Schriften jüdischer Gefangener unter babylonischer und persischer Gewaltherrschaft stammen.) Moses reflektiert den maritimen Einfluß der „Seevölker“ auf die Ursprünge der antiken ägyptischen Kultur, der nicht „flußab“, nicht als Entdeckung durch eine praktisch landeingeschlossene Kultur, sondern durch das Wissen aus der Seefahrt erfolgte. Zum Vergleich: Die Ansiedlung der Sumerer war eine Kolonie einer nichtsemitischen maritimen Kultur aus dem Indischen Ozean.

14. Der um sich greifende Betrug der „globalen Erwärmung“ ist ein treffendes Beispiel jener Form der Gehirnwäsche selbst an eigentlich intelligenten Menschen.

15. Der verrückte Kernkraftgegner von heute steht in der Tradition nicht nur der Malthusianer, sondern auch des delphischen Apollo-Dionysos-Kultes. Die gehirngewaschene Schicht der ideologisch liberalen Angestellten und Karrieristen, die auf beiden Seiten des Atlantiks zwischen 1945 und 1958 geboren wurden, sind typisch für jene verrückten „68er“, die eine entscheidende Rolle bei der Zerstörung der global verbreiteten europäischen Zivilisation seit 1968 spielten.

16. Die Angestelltenschicht der 68er, die in den Vorstädten der „Schlipsträger“ und ähnlichen Vierteln in Europa und Amerika in der Zeit zwischen 1945 und 1958 herangezogen wurde.

17. Solche einflußreichen degenerierten Typen, wie sie mit der Rolle verbunden sind, welche Mrs. Lynne Cheney und jener Senator Joe Lieberman, der von der Familie William F. Buckleys quasi aus dem Boden von Connecticut gestampft wurde, an den amerikanischen Hochschulen spielen.

18. Auch wenn das Prinzip der Kettenlinie (oder „Seilkurve“) schon Filippo Brunelleschi bekannt war und von ihm (für den Bau der Kuppel des Doms von Florenz) verwendet wurde, hat keiner der modernen Sophisten, besonders Galileo, das damit verbundene Naturprinzip verstanden. Hierzu gehören auch vorsätzliche Betrüger wie Leonhard Euler und die zahlreichen bloß inkompetenten und empiristischen Verbündeten und Anhänger Eulers, wie Laplace, Cauchy, Clausius und Grassmann. Der Angriff des Betrügers Euler u.a. auf Leibnizens Konzept des ontologisch Infinitesimalen wurde 1799 in der Dissertation von Carl Friedrich Gauß’ implizit zunichte gemacht, der sein Argument später als die richtige Darstellung des „Fundamentalsatzes der Algebra“ bezeichnete.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Die heutige Krise ist die Gelegenheit, die Welt wieder zur Vernunft zu bringen
- Neue Solidarität Nr. 9/2008
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache

 

Aktuelle Ausgabe Diese Ausgabe Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum