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Aus der Neuen Solidarität Nr. 11/2008

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Die Prinzipien der Renaissance wiederbeleben!

Ein Auszug aus der Diskussion während der Veranstaltung mit Lyndon LaRouche am 28. Februar in Rom.

Im Anschluß an die Beiträge von Helga Zepp-LaRouche, Staatssekretär Alfonso Gianni und Catia Polidori vom Verband junger Unternehmer antwortete LaRouche:

Als Antwort darauf möchte ich sagen, daß all dem eine Frage zugrunde liegt, die äußerst wichtig ist, nämlich die wahre Bedeutung der Kultur. Der Erfolg der europäischen Zivilisation - in den Zeiten, wo sie erfolgreich war - liegt in der Entwicklung der Kultur.

Es gab (trotz Dantes großartigem Werk) bis zum Beginn der Renaissance ein sehr langes finsteres Zeitalter. Das ist eine große Lücke in der europäischen Geschichte vom Zusammenbruch der Kultur um 200 vor Christus bis zur Renaissance ab 1439. Doch wir können dieses Phänomen der Kultur verstehen, wenn wir weit genug zurückschauen, sagen wir 3000 Jahre. Die europäische Kultur entstand im Zuge von Seefahrtsabkommen zwischen bestimmten Mächten des damaligen Europa - Etruskern, Ägyptern und Ioniern - vor etwa 3000 Jahren, um 1000 v. Chr. Das führte zur Entstehung einer spezifisch europäischen Kultur. Es gab frühere Wurzeln, aber das war ungefähr die Zeit, als es soweit war. Das ist die Welt nach Homer, die aus einer Zeit der Krise hervorging.

Bei allen Höhen und Tiefen der europäischen Kultur, ihren Niederlagen und Rückschlägen, war diese Kultur die Quelle aller Erfolge Europas. Allerdings war diese Kultur mit einem Problem behaftet: der Trennung in Herrscher und Beherrschte. Und die wirklich großen Perioden der europäischen Kultur waren stets Zeiten, in denen das Volk sich zu einer Einheit erhob. Schon Dante wollte das bewerkstelligen, und er hinterließ ein Erbe, das noch heute lebendig ist. Das Konzil von Florenz (1439) war in dieser Hinsicht eine bedeutende Wasserscheide.

So gab es in der europäischen Kultur aus vielen Krisenzeiten heraus großartige Entwicklungen.

Wir in den Vereinigten Staaten genossen in dieser Hinsicht einen besonderen Vorteil. Die meisten Menschen, die in die Vereinigten Staaten kamen, flohen nicht aus Europa, weil sie dort gescheitert waren. Das Motiv der Kolonisierung war, einen Ort weit weg von Europa zu finden, wo man von der Oligarchie wegkam! Der wichtige Unterschied zwischen den USA und Europa besteht darin, daß wir in den Vereinigten Staaten keine oligarchische Tradition haben. Wenn wir solche Scheußlichkeiten wollen, importieren wir sie aus England! Sie verfolgen uns von dort.

Die Kultur ist der Schlüssel, und Kultur heißt: der Unterschied zwischen Mensch und Tier. Es bedeutet, daß man versucht, Leben und Arbeit der Menschen grundsätzlich so in der Gesellschaft zu verankern, daß bei dem, was sie tun, das Schöpferische des individuellen Geistes das wichtigste ist. Z.B. bei den Arbeitskräften: Wer Menschen mit der Haltung beschäftigt, sie sollen ihre Arbeit tun und ansonsten den Mund halten, der ist kein guter Chef. Wer in der Gesellschaft oder in einer Firma zur Führung gehört, muß alles für die Weiterentwicklung der Beschäftigten tun. Tiere bleiben sich von Generation zu Generation immer gleich. Aber Menschen sind keine Tiere. (Vielleicht ein paar Politiker, die ich kenne, aber das steht auf einem anderen Blatt.) Die Funktion der Gesellschaft besteht darin, die schöpferischen Fähigkeiten des individuellen Geistes anzuregen und bei der Arbeit möglichst viel Kreativität zu wecken, damit man nicht bloß seine Arbeit erledigt, sondern die Gemeinschaft mit Ideen bereichert.

Und hier ist es, wo eine Gesellschaft Erfolg hat oder scheitert. Die wichtigste Quelle des Erfolges der Gesellschaft ist die möglichst größte Beteiligung des einzelnen an der Entwicklung - seiner eigenen und der der anderen. Das ist die eigentliche Ursache von Profit. Und die größten Verluste kommen aus dieser seltsamen Vorstellung, daß billige Arbeitskraft gut sei. Billige Arbeit ist nicht gut. Was bedeutet sie für die Gemeinschaft, für die Kinder? Was richtet die Verrohung durch Routine an?

Die Förderung der Kultur und der Gebrauch und die Entwicklung der Sprachkultur ist das wichtigste, was in Europa verloren geht - insbesondere seit dem Zweiten Weltkrieg.

Nehmen Sie die klassische Musik als Beispiel. Sollen wir Lärm machen wie Tiere, oder sollen wir klassische Kultur pflegen? Fördern wir solche kulturelle Aktivität bei den Menschen, die in der Gemeinschaft arbeiten? Wir brauchen Achtung vor dem Geist eines Menschen in Hinblick auf eine Kultur, die an kommende Generationen weitergegeben wird. Der Urgroßvater sagt: „Das habe ich für meine Enkel getan.“ Der Maßstab ist nicht Erfolg im gewöhnlichen Sinn, sondern die bessere Entwicklung des individuellen Geistes, die kulturelle Entwicklung, die so wertvoll ist. Wenn das der politische Verhaltenskodex wäre, würde alles glattgehen, glaube ich. In dieser Form ist das der einzige Ausdruck für die Liebe zur Menschheit.

Ein Elefant paßt nicht in eine Mausefalle

Später folgten Fragen zu mehreren Themen, die LaRouche zusammenfassend beantwortete: 1. zum Unterschied zwischen der Politik von Präsident Franklin D. Roosevelt und der von John Maynard Keynes in Bezug auf das Bretton-Woods-Abkommen, 2. zum ukrainisch-russischen Wissenschaftler W.I. Wernadskij und zur Kernkraft, 3. zur Banken- und Währungspolitik.

Zunächst einmal: Zwischen den Plänen Roosevelts und denen von Keynes gibt es keinen Zusammenhang. Keynes stellte seinen Plan ursprünglich in Deutschland in einer Ausgabe seines berühmten Buches vor, in dem er sagt, er veröffentliche dieses Buch in Deutschland, weil er glaube, daß seine Ideen unter den Nazis freundlicher aufgenommen würden als in einem demokratischen Staat. Im Prinzip hatte Keynes mit seiner Einschätzung recht.

Zum Bretton-Woods-System: Das Bretton-Woods-System war kein Keynesianisches System. Keynes hielt 1944 bei der Bretton-Woods-Konferenz einen Vortrag, und seine Rede ist dokumentiert - daran gibt es keinen Zweifel. Aber Keynes’ Konzept ist in keiner Weise mit dem von Roosevelt gleichzusetzen, genausowenig wie ein Elefant in eine Mausefalle paßt.

Ein Punkt ist für das Verständnis dieses Teils der Geschichte, die Zeit seit den zwanziger Jahren bzw. seit dem Ende des Ersten Weltkriegs, von fundamentaler Bedeutung. Die Geschichtsschreibung, die gewöhnlich gelehrt wird, ist da völliger Unsinn. Mussolini und Hitler wurden von der britischen Monarchie an die Macht gebracht. Und der größte Unterstützer Mussolinis in England war Winston Churchill - bis der Krieg anfing. In Italien beispielsweise war der entscheidende Mann hinter Mussolinis Führung ein bekannter britischer Agent, der schon an der „Jungtürken“-Operation der britischen Monarchie beteiligt gewesen war, Volpi di Misurata. Er war der Mann, der das alles während des größten Teils der zwanziger und dreißiger Jahre von innen heraus steuerte.

Auch Hitler wurde von London an die Macht gebracht. Später änderten die Briten ihre Meinung, aber sie waren es, die ihn an die Macht brachten, und zwar der Chef der Bank von England persönlich, dessen Agent Hjalmar Schacht war. Was man „Faschismus in der Wirtschaft“ nennt, ist Schachtianismus. Mussolini bekam seinen Faschismus aus Großbritannien! Er war ein Produkt von Versailles!

Roosevelt und Churchill, Roosevelt und die Briten waren sich überhaupt nicht einig. Roosevelt haßte die Briten, so wie alle patriotischen Amerikaner ihr verdammtes imperiales Kolonialsystem haßten. Wir wußten, es würde niemals Frieden auf der Welt geben, bis es uns gelang, den Völkern, die Opfer in den Kolonien waren, Gerechtigkeit zu verschaffen.

Roosevelts Politik war seit Anfang des Krieges, nach dem Krieg das Empire abzuschaffen!... Ich bin in dieser Frage mein ganzes Leben lang, seit damals, auf Roosevelts Seite und gegen die andere Seite gewesen. Roosevelts Plan war - das sagte er Churchill: Wenn dieser Krieg zuende ist, wird es keine Kolonien mehr geben! „Sie müssen eines verstehen, Winston - wenn dieser Krieg zuende ist...“

Aber Roosevelt starb. Ich gehörte zur Roosevelt-Fraktion, gegen die Truman-Fraktion. Tatsächlich stand Truman auf der Seite der Fraktion in den Vereinigten Staaten, die für Hitler war, bis Roosevelt ihn zwang, damit aufzuhören!

1944 entwarf Roosevelt den Plan für Bretton Woods. Der Bretton-Woods-Entwurf und die Erklärung über die Gründung der Vereinten Nationen sind dieselbe Sache. Die Vereinten Nationen sollten eigentlich ein Staatenbündnis sein, das die Existenz von Kolonialismus verhindert. Die Absicht war, die große militärische Stärke der Vereinigten Staaten zu nutzen, indem man diese militärische Stärke wieder in technologische Stärke verwandelt und diese für ein langes, großes Aufbauprogramm für Nordafrika und die ganze Welt benutzt.

Doch sobald Roosevelt gestorben war, wendete sich die Politik in die entgegengesetzte Richtung, und deshalb interpretierte man das Bretton-Woods-Abkommen unter Truman und seinen Nachfolgern gegen Roosevelt und für Keynes!

Den Planeten mit Kernkraft organisieren

Nun zur Frage der Kernkraft: Man sollte Wernadskij studieren. Dieser große russische Wissenschaftler Wernadskij definierte, daß das Universum sich aus drei verschiedenen Qualitäten zusammensetzt: Zuerst das Nichtlebende, das von der Sonne kommt; das schließt die Kernfusion und die Kernkraft mit ein. Unser Sonnensystem ist ein Produkt der Kernkraft, alles in ihm beruht auf der Kernkraft.

Dann gibt es das zweite, das höher steht als die Kernkraft: lebende Prozesse. Und man kann keine lebenden Prozesse aus nicht-lebenden Prozessen erzeugen. Niemand hat je einen lebenden Prozeß aus einem nicht-lebenden Prozeß erzeugt, und es wird auch niemand jemals gelingen, selbst wenn Microsoft etwas anderes sagt.

Und es gibt eine dritte Qualität: Menschen sind keine Tiere. Wir haben tierische Körper, die wir recht leicht verlieren. Aber die eigentliche Qualität des Menschen ist unsterblich: die schöpferische Kraft der menschlichen Vernunft.

Wenn wir unseren Planeten betrachten, gibt es dort diese drei Komponenten: Da ist die nicht-lebende Komponente, Dinge, die nicht aus lebenden Prozessen stammen. Der Planet war ursprünglich vor allem aus Dingen zusammengesetzt, die nicht aus lebenden Prozessen stammten. Dann gibt es das Zweite, das sich entwickelt hat, was wir die Biosphäre nennen. Die Biosphäre besteht zum einen aus lebenden Prozessen und zum anderen aus Dingen, die ausschließlich als Produkte lebender Prozesse entstehen. Wenn man die Isotopenstruktur der Periodentafel studiert, sieht man, daß es da einen klaren Unterschied gibt. Bestimmte Isotope sind spezifisch mit lebenden Prozessen verbunden. Tatsächlich besteht einer der wichtigsten Aspekte der Kernforschung in der Entwicklung radioaktiver Isotope, die zur Behandlung von Krebs und anderen Problemen dienen.

Und dann gibt es die dritte Kategorie, die man als „Noosphäre“ bezeichnet. Diese Entdeckung stammt ganz allein von Wernadskij.

Entsprechend gibt es drei Schichten auf der Erdkruste - die ja nur ein dünner Teil der gesamten Erde ist: nicht-lebendes Material, einen zweiten, wachsenden Teil, die Biosphäre, einschließlich der Atmosphäre, der Ozeane, Meere und Seen, und als drittes, schnell wachsendes Element die Noosphäre - Dinge, die ausschließlich als Folge der besonderen Eigenschaften des menschlichen Geistes entstehen.

Wenn wir eine Bevölkerung von mehr als sechs Milliarden Menschen auf diesem Planeten erhalten wollen, wird das nicht ohne die Kernkraft gehen. Wer dagegen ist, sollte sagen, welche Leute er umbringen will.

Die Frage ist: Schaffen wir auf diesem Planeten eine Organisation von Nationalstaaten, die diese Krise verhindert? Werden wir wie Hasen vor der Gefahr davonlaufen, oder werden wir die Verantwortung für den Planeten übernehmen? Unsere Aufgabe ist, die Nationalstaaten zusammenzubringen, um auf diesem Planeten eine Ordnung unter den Nationen zu schaffen, die für die Menschen, die darin leben, geeignet ist!

Ein neues Finanzsystem

Schließlich zur Frage der Schulden: Der größte Teil der Finanztitel, die heute existieren, wird so oder so verschwinden. Keiner kann das verhindern. Versuchen Sie nicht, den Banken auf diese Art zu helfen! Schützt nicht die Finanziers! Was wir tun müssen, ist schlicht und einfach das, was Roosevelt getan hat: Wir müssen ein neues Währungs- und Finanzsystem schaffen. Und wir müssen sicherstellen, daß das Leben für die Menschen in der Übergangszeit in geordneter Weise weitergeht.

Ich habe jetzt z.B. in den Vereinigten Staaten drei Vorschläge auf dem Tisch. Nummer 1: das Gesetz zum Schutz der Eigenheimbesitzer und Banken: keine Zwangsräumungen, Aufschiebung der Regelung aller Schulden der Privathaushalte; unbedingter Schutz der Eigenheimbesitzer durch die Regierung. Und Schutz der Banken - der Banken als Instrumente des Kredits. Wenn wir die Banken nicht schützen, werden wir alles verlieren. Man braucht Banken, die ihre Arbeit vor Ort tun und die Gemeinden am Leben erhalten.

Zweitens: Schaffung eines zweigleisigen Kreditsystems. Von der Regierung bewilligte Kredite mit nicht mehr als 1-2% Zinsen für alle Dinge, die im öffentlichen Interesse, d.h. im Interesse des Gemeinwohls sind.

Drittens: Schaffung eines neuen Weltwährungssystems. Die Vereinigten Staaten sollten sofort an Rußland, China und Indien herantreten, um ein neues Weltwährungssystem zu schaffen. Und sie müssen ein System langfristiger Kreditvereinbarungen schaffen, damit der Planet so transformiert wird, wie es notwendig ist, um mehr als sieben Milliarden Menschen darauf zu versorgen. Das bedeutet, die europäische Zivilisation wieder an die Arbeit zu schicken! Damit sie tut, was sie tun soll. Erhaltet die Nationalstaaten, aber stellt sicher, daß sie zusammenarbeiten - und nicht aufeinander schießen!

Lesen Sie hierzu bitte auch:
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