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Aus der Neuen Solidarität Nr. 5/2007 |
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Von Lyndon LaRouche
- 2. Teil -
Meine derzeitige Einschätzung ist: Sollte sich der von der Hypothekenblase und Hedgefonds getriebene Zusammenbruch des US-Dollars in naher Zukunft bis zu einer relativen Entwertung um wahrscheinlich 20-30% beschleunigen, so würde dies unter den jetzt herrschenden weltweiten Bedingungen wahrscheinlich einen kettenreaktionsartigen Zerfall des bestehenden weltweiten Finanzsystems und daraufhin wahrscheinlich eine Zusammenbruchskrise des weltweiten realwirtschaftlichen Systems auslösen.
Das ist bloß eines von mehreren Szenarien, mit denen man vernünftigerweise rechnen sollte, aber alle diese Szenarien laufen auf ein ähnliches Ergebnis hinaus, und das ungefähr im gleichen Zeitrahmen.
Kein Teil der Welt hätte im Fall eines solchen Zusammenbruch des US-Dollars wirklich einen Vorteil. Alle Dollar-Eigentümer auf der Welt würden in den Strudel hineingerissen, und die Märkte, auf welche die sog. „Billiglohnländer“ angewiesen sind, erlebten einen schnellen und tiefen Absturz, aus dem, wenn überhaupt, nur ganz wenige mit unversehrter Souveränität hervorgingen.
Sogenannte Wirtschaftswissenschaftler und verwandte „Experten“, die die Umstände, für die dieser Fall nur ein Beispiel ist, und die so gut wie sicheren baldigen Folgen dieser Umstände nicht erkennen, verhalten sich schlimmer als inkompetent, wie Narren voller Illusionen.
Das Hauptproblem im Umgang mit Kongreßabgeordneten und ihren Stäben ist derzeit eine verbreitete ängstliche Tendenz, dringend notwendige Reformen auf Maßnahmen zu beschränken, die zum gleichen Ergebnis führen müssen wie ein von vornherein verlorener Krieg. Diese Art von Krieg würde verloren, weil Leute in den politischen Machtpositionen nicht bereit waren, das Nötige schnell genug zu tun, um die USA und die Welt vor einem raschen Absturz in eine weltweite Zusammenbruchskrise zu bewahren, die man in der Geschichte „neues finsteres Zeitalter“ nennt. Tatsächlich drohen uns gegenwärtig recht unmittelbar der Absturz in ein weltweites neues finsteres Zeitalter und ein daraus folgender katastrophaler Zerfall der Zivilisation.
Nichtsdestotrotz ließe sich eine solche Katastrophe objektiv abwenden, wenn die entsprechenden politischen Kräfte bereit wären, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen.
Ich teile die pessimistische Sicht, mit der ich gerade diesen Teil meiner Schrift eröffnet habe, selbst nicht. Ich berichte lediglich, was meine Mitarbeiter und ich, jedenfalls bis vor kurzem, in maßgeblichen politischen und anderen Kreisen der USA als vorherrschende Einstellung vorgefunden haben. Ich hoffe mit gutem Grund, diese Situation bald verbessern zu können, wenn man mir die entsprechenden Möglichkeiten dazu bietet.
Es besteht aber derzeit keinerlei Hoffnung auf eine wirksame Initiative der Regierungen West- und Mitteleuropas. Es gibt aber trotz des beklemmenden Mangels an Realitätsgefühl in den meisten führenden Kreisen West- und Mitteleuropas Grund zu hoffen, daß die USA sich sammeln und die notwendigen Initiativen ergreifen, von denen die Zusammenarbeit für das Überleben der Weltzivilisation abhängt.8 Eine entsprechende amerikanische Initiative muß das Grundgerüst liefern, mit Hilfe dessen ein entscheidender Teil der nationalen Systeme der Welt in die nötige Form von Zusammenarbeit, die wir alle brauchen, eintreten können.
Trotz der vielen hochrangigen Zweifler und Pessimisten in unserer heutigen Welt steht also ein Ausweg aus dem uns drohenden weltweiten Desaster offen. Dennoch bleibt es eine beunruhigende Tatsache, daß man angesichts der Gemütslage führender Kreise in der transatlantischen Gemeinschaft und darüber hinaus bislang den Eindruck erhalten kann, daß die verfügbaren Lösungsmöglichkeiten nicht rechtzeitig ergriffen werden, um einen allgemeinen, weltweiten Zusammenbruch der Zivilisation noch abzuwenden. Dies ist im Wesentlichen die irrige, pessimistische Meinung außerhalb der USA, die wir in der unmittelbar bevorstehenden Zeit ändern müssen.
Unsere Anstrengungen, die amerikanische Regierung zu bewegen, nützliche Maßnahmen zur Abwendung der heranstürmenden Katastrophe zu ergreifen, wurden bis heute blockiert; schon gegen den Gedanken an sich, Maßnahmen in Betracht zu ziehen, von denen der Fortbestand unserer Zivilisation abhängt, gab es bestimmte Einwände. Diese Lage wird veranschaulicht durch Sätze wie „Nicht, solange Bush Präsident ist“ oder „Unser politisches System ist nicht dafür geschaffen.“
In Wirklichkeit ist die politische Verfassungsordnung der USA entgegen dieser und ähnlicher Einwände von ihrer Anlage her heute auf der ganzen Welt für solche Maßnahmen die am besten geeignete; die Regierung von Präsident Franklin Roosevelt beweist das. Zugegeben, die gegenwärtige Krise ist viel schwerwiegender als es die wirtschaftlichen Probleme zu Roosevelts Zeiten waren. Doch die Prinzipien, die nötig sind, um die heutige Bedrohung zu überwinden, entsprechen den verfassungsmäßigen Präzedenzfällen, wie sie vor allem die Präambel der US-Verfassung übergreifend verkörpert und die Präsident Roosevelt so erfolgreich einsetzte.
Auf meiner Internetkonferenz in Washington am 31. Oktober 2006 habe ich in meiner Rede und später in einer Antwort auf eine entsprechende Frage zusammengefaßt, welches Vorgehen ich hier vorschlage. Anschließende Reaktionen offizieller und anderer Kreise auf diese Teile des Internetforums zeigen einen wachsenden Wunsch, meine Vorschläge näher zu besprechen, während sich der Kongreß auf seine Arbeit, wahrscheinlich eine Marathonsitzung, vorbereitet. Ich komme diesem Wunsch nach und werde das auch in der nächsten Zeit weiterhin tun.
Bevor wir eine detailliertere Übersicht über die Lösung der drohenden Krise geben, sollte man betonen: Die Methoden der LaRouche-Jugendbewegung während der Schlußphase der jüngsten Kongreßwahl liefern einen Vorgeschmack, welchen Ansatz man verfolgen muß, um die nötigen politischen Kräfte für die dringend notwendigen Reformen zu organisieren.
Nachdem das gesagt ist, müssen wir unseren Überblick über die unmittelbare Lage beginnen, indem wir die Frage des Geldes an sich definieren und dazu die Vorstellung eines inhärenten asymptotischen Wertes monetärer Abläufe als solcher über Bord werfen. Mythen zu entlarven, die sich auf der Straße und an den Universitäten hartnäckig halten, ist eine unverzichtbare Voraussetzung dafür, deutlich zu machen, welche Art von Maßnahmen geeignet sind, die Zivilisation vor der herannahenden Gefahr der Zusammenbruchskrise nicht nur des US-Dollars, sondern der ganzen Weltzivilisation zu bewahren.
Überwinden läßt sich der verderbliche Glauben an solche Mythen nur mit den dynamischen Methoden, wie sie die LaRouche-Jugendbewegung vor der jüngsten Wahl an entscheidenden Orten und Zeitpunkten mit bemerkenswertem Erfolg eingesetzt hat.
Damit kommen wir zu der nötigen Diskussion über das Geld.
Geld war bis heute für jede moderne Wirtschaft eine Notwendigkeit, und das wird auch bis in die absehbare weitere Zukunft gesellschaftlicher Organisation so bleiben. Dementsprechend hat Geld per Definition einen gewissen Nutzen; aber entgegen verbreiteter akademischer und anderer Märchen hat Geld in der modernen zivilisierten Wirtschaft niemals einen Wert an sich gehabt und wird ihn nie haben. Das ist der entscheidende Punkt, der uns jetzt beschäftigen soll.
Die Hauptquelle der Verwirrung in dieser Frage ist, daß viele Menschen an einen Mythos vom Geld glauben statt an die Wirklichkeit des Geldes. Geld und Bankenwesen werden bei jeder erfolgreichen Organisation der gefährdeten Weltwirtschaft eine entscheidende Rolle spielen - aber es eine sein, die sich auf die hier von mir vertretene Auffassung vom Geld gründen muß.
So geht zum Beispiel eine verbreitete Illusion von der Annahme aus, Geld habe irgendeinen eigenen Wert, der sich „auf natürliche Weise“ feststellen ließe, sobald die Eingriffe des Staates in die Wirtschaft wegfielen. Diese Illusion ist in populistischen Kreisen weit verbreitet, aber sie wäre unter den Umständen der herannahenden Krise für Amerika und für die ganze Zivilisation tödlich. Geld hat keinen zurechenbaren eigenen Wert. Der einer Währung beizumessende Wert ist ein gesellschaftlich bestimmter Wert, ein physischer, kein „natürlicher“ Wert. Karl Marx und die anglo-holländischen Liberalen, die Karl Marx den Glauben an das britische System politischer Ökonomie lehrten, waren leichtgläubige Narren, so wie es ihre Lehrer wollten. Die anglo-holländische Lehre vom Geld ist ihren Anhängern induziertes Hirngespinst, und diese Täuschung soll nur dem räuberischen System nutzen, das sie zu seinem Vorteil nährt und erhält.
Die tatsächliche, notwendige Rolle von Geld bei einer vernünftigen Lösung der weltweiten Krise dürfte, zumindest in den Augen vieler, eher der Rolle ähneln, die ihm die Institutionen der USA vor den radikalen Veränderungen im Wirtschafts- und Finanzsystem zwischen 1971 und 1981 gaben. Deswegen muß man, bevor man irgendwelche Rezepte zur Veränderung des bestehenden Systems im Einzelnen darstellt, die axiomatischen Unterschiede zwischen Mythos und Realität heutiger Geldsysteme klären. Da man Lösungswege so gestalten muß, daß das Funktionieren von Geldsystemen in und zwischen Nationen sichergestellt ist, müssen wir zuerst die Begriffe klären, nach denen wir verfahren sollten.
Da wir es im Prinzip mit einer gewissen Kontinuität innerhalb der Evolution europäischer Geldsysteme von der Antike bis heute zu tun haben, ist es für eine kompetente, systematische Behandlung dieses Themas erforderlich, die Entwicklung solcher Systeme - wenn auch nur schematisch - auf die Antike zurückzuführen: auf die imperiale Rolle des internationalen Geldverleihs durch ein Kartell von Finanzinteressen beim Apollo-Tempel von Delphi und auf die Seehandelsgeschäfte im gesamten Mittelmeerraum, die dieses Zentrum koordinierte.
Seit den frühen Tagen maritimer Finanzsysteme dieser Art waren solche Finanzsysteme in Strukturen eingebunden, die man damals als das „oligarchische Gesellschaftsmodell“ bezeichnete. Dieses Modell gründet darauf, daß die Mehrheit der unterworfenen Bevölkerung wie Vieh gehalten wurde, so wie in Lykurgus’ Sparta eine Minderheit die Mehrheit wie Vieh behandelte. Die Masse wurde behandelt wie Tiere auf dem Bauernhof, so wie der bösartige Physiokrat Dr. François Quesnay die Bauern auf dem feudalen Gut des Grundbesitzers als bloßes Vieh definierte. Sie galten solchen Physiokraten nur als Vieh, das die Menge der hergestellten im Verhältnis zu den verbrauchten Produkten nicht steigern konnte. Die wirtschaftlich wirksame schöpferische Funktion des menschlichen Geistes haben Heiden wie Quesnay, Turgot, Adam Smith, Bentham und ihre Anhänger nie anerkannt.
Ähnlich zitierte Graham Lowry den prosatanischen Bernard Mandeville, dessen Bienenfabel die eigentliche Satansbibel der Mont-Pelerin-Gesellschaft ist: „Die Interessen des Staates waren nicht mehr als die angesammelte Befriedigung der hedonistischen Vergnügen seiner Individuen.“9 Oder wie ich mein eigenes Verständnis von Mandeville einmal zusammengefaßt habe: Er tat so, als würde der Wohlstand von kleinen grünen Männlein verteilt, die unter den Dielen des Universums würfeln, satanische Kreaturen, die jedesmal teuflisch kicherten, wenn der Würfel das Böse belohnte und das Gute ruinierte - ganz ähnlich wie sich die Empfehlungen der Mont-Pelerin-Gesellschaft und des American Enterprise Institute in den USA heute tatsächlich auswirken.
Jedesmal, wenn ein Finanzkrach stattfindet, ist das nur der Beweis dafür, daß der tatsächliche, physische Wert des gesellschaftlichen Ertrages insgesamt viel, viel geringer ist als der Wert, der dem System als Geldwert zugerechnet wurde (siehe Graphik). Diese Diskrepanzen treten auf vielfältige Weise auf, haben aber alle die gleiche Wirkung. Ein typisches Beispiel hierfür sind Gewinne auf Spielschulden, die augenscheinlich die offenen Geldforderungen in der Gesellschaft vermehren, aber gleichzeitig durch damit verbundene Effekte „primitiver Akkumulation“ die Nettoerzeugung realen Wohlstands pro Kopf und pro Quadratkilometer des betreffenden Gebietes verringern.10
Die verrückteste Form von Glücksspiel, die es heute gibt, ist die Spekulation mit Finanzderivaten, die unter dem US-Zentralbankvorsitzenden Alan Greenspan legalisiert wurde - nichts anderes als eine hyperinflationäre Form „primitiver Akkumulation“. Eine solche „primitive Akkumulation“ vermehrt die Menge nomineller Finanzwerte, indem der Bestand nützlicher physischer Werte abgebaut wird. Hedgefonds zum Beispiel vermehren mit dem Kredithebel des süchtigen Glücksspielers vorübergehend den nominellen Marktwert größtenteils wertloser Finanztitel; dadurch steigen die Verbindlichkeiten des Finanzsystems einer Gesellschaft gewaltig an, während der physische Nettowert des gesellschaftlichen Gesamtprodukts drastisch sinkt. Die offiziellen USA heute, u.a. Finanzminister Paulson und Zentralbankchef Bernanke, versinken weiter im Treibsand monetaristischer Torheiten, die unter dem Regime des Ayn-Rand-Anhängers Alan Greenspan ausgeheckt wurden.
Das weltweite Finanz- und Währungssystem kann also ohne eine umfassende Streichung wirtschaftlich wertloser Ansprüche auf rein nominelle Werte, wie Finanzderivate im allgemeinen und Hedgefonds im besonderen, nicht überleben. Von hier rührt die unmittelbarste Gefahr eines Absturzes in ein weltweites neues finsteres Zeitalter.
Ein Beispiel für dieses Prinzip ist der Zusammenbruch der russischen GKO-Spekulation im Jahre 1998, den die von den Spekulanten damals (wie den Hedgefonds heute) verwendete mathematische Formel zur Erzeugung hyperinflationärer primitiver Akkumulation verursachte. Die gewaltige hyperinflationäre Ausweitung einer Blase ähnlicher Art hat in den vergangenen acht Jahren aus dem schon August-Oktober 1998 lauernden Unheil bis heute eine fast sichere finanzielle Kernschmelze gemacht. Nur wenn man die meisten Nominalwerte aus dem inhärent betrügerischen Glücksspiel der Finanzderivate einfach aus den Büchern streicht, läßt sich das Finanzsystem als Ganzes erfolgreich umstrukturieren, so daß es wieder zu realem physischen Wachstum pro Kopf und pro Quadratkilometer kommen kann.
Daran geht kein Weg vorbei. Anderenfalls ist der weltweite Absturz in ein neues finsteres Zeitalter unsere unmittelbare Zukunft. Aber es darf nicht willkürlich sein, sondern muß naturrechtlichen Prinzipien folgen. Und man muß es so anstellen, daß die Grundfunktion des rechtstaatlichen amerikanischen Systems der politischen Ökonomie unversehrt bleibt.
Wenn wir auf die ursprünglichen Seehandelsgeschäfte des Delphischen Kultes zurückblicken, sollten wir rasch erkennen, daß das System des Römischen und Byzantinischen Reiches und das mittelalterliche System Venedigs und der Kreuzritter Paradebeispiele für eine ganz bestimmte Auffassung vom Geld in imperialen Geld- und Finanzsystemen sind; ebenso ist es im neuzeitlichen anglo-holländischen System mit seinem traditionellen Sitz bei der Bank von England unter dem Hitler-Förderer Montagu Norman aus dem Umkreis des Bankhauses Brown Brothers. Diese Tatsache sollte uns darauf stoßen, daß an den Finanzsystemen, die in typischen Universitätsvorlesungen und Lehrbüchern beschrieben werden, überhaupt nichts „natürlich“ ist.
Ein heutiger Jonathan Swift würde wahrscheinlich empfehlen, einem gängigen Universitätsabschluß in Wirtschaftswissenschaft einen „Marktwert weit unter Null“ beizumessen. Und um dem abzuhelfen, hätte er wohl vorgeschlagen, derartige Absolventen mit einem Bußgeld zu belegen, wenn sie an dem verliehenen Titel festhielten.
Es ist jedoch nützlicher, hier festzustellen, daß einmal ein ganz anderer, wissenschaftlich einwandfreier Geldbegriff Grundlage des Wissens gewesen ist. Dies war und bleibt die Wissenschaft der physischen Ökonomie, wie sie Gottfried W. Leibniz im Zeitraum von 1671-1714 entwickelte, die auch als Grundlage für die Entwicklung des amerikanischen Systems der politischen Ökonomie diente, wie man es mit der Arbeit des ersten Finanzministers der USA Alexander Hamilton verbindet. Auf dieses Leibniz-Hamiltonische System bezog sich Präsident Franklin Roosevelt, als er die amerikanische Wirtschaft rechtzeitig wieder in Schwung brachte, um zu verhindern, daß Hitlers Streitkräfte ein Weltreich errichten konnten.
In der Tradition der Vereinigten Staaten ist das amerikanische System, das man mit Männern wie Alexander Hamilton, Henry C. Carey, Abraham Lincoln und Franklin D. Roosevelt verbindet, der natürliche Feind des „Freihandels“ des anglo-holländischen liberalen Imperialismus. Es gibt keine Übereinstimmungen zwischen der anglo-holländischen liberalen Ideologie und diesem Amerikanischen System der Volkswirtschaft, das aus den in der Präambel der amerikanischen Verfassung ausgedrückten Absichten erwächst. Nur deswegen können die USA, und sie allein, der Menschheit eine realistische Hoffnung auf Rettung des bedrohten Weltwirtschaftssystems geben.
In diesem historischen Licht betrachtet ist die Lösung offensichtlich: auf die Hilfsmittel zurückzugreifen, die man aus der Geschichte der amerikanischen Verfassung ableiten kann, so wie es Franklin Roosevelt tat.
Man sehe sich an, was die Regierungen der USA unter Nixon, Ford und Carter im Zeitraum von 1970-81 - von Nixons schamloser Umarmung des Scharlatans Milton Friedman bis zu den grausamen Pilotprojekten der „kontrollierten Desintegration“ der US-Wirtschaft unter Aufsicht und Anleitung der Trilateralen Kommission - alles kaputtgemacht haben. Innerhalb eines einzigen Jahrzehntes wurden das ganze System zur Stabilisierung von Währung, Handel und Investitionen und die protektionistischen Maßnahmen eines „fairen Handels“, die für Franklin Roosevelts kriegsentscheidenden Wirtschaftsaufschwung typisch waren, über Bord geworfen.
Bevor die verheerenden Wirkungen des langwierigen Krieges der USA in Indochina sichtbar wurden, erlebten die USA nach dem Zweiten Weltkrieg eine Phase wirklichen technischen Fortschritts und realwirtschaftlichen Wachstums pro Kopf und pro Quadratkilometer. Ab 1967-68 begann die Talfahrt der US-Wirtschaft, die durch die international verheerende katalytische Wirkung der britischen Regierung unter dem erbärmlichen Premier Harold Wilson noch beschleunigt wurde.
In dem Zusammenhang muß man erkennen, was es bedeutete, als Präsident Dwight Eisenhower in seiner Abschiedsrede vor einem, wie er es nannte, „militärisch-industriellen Komplex“ warnte. Entgegen vieler populistischer Mißdeutungen war die tatsächliche Gefahr, auf die sich diese Warnung bezog, nicht etwa die, daß jemand aus militärischen Abenteuern Gewinn zog, sondern daß die anglo-holländischen imperialen Interessen mit Hilfe ihrer amerikanischen Helfershelfer die US-Wirtschaft durch ruinöse Kriege und Vorstöße zur Errichtung einer Diktatur zerstören wollten. Das wurde nicht nur an der Kubakrise 1962 und später am Krieg in Indochina deutlich, sondern auch an sämtlichen „Reformen“ der amerikanischen Binnenwirtschaft und des internationalen Währungssystems seit dem Aufkommen der sog. „68er“ und der willentlichen Zerstörung des Bretton-Woods-Systems und des amerikanischen Systems des „fairen Handels“ zwischen 1970 und 1981.
Auch hinter den blutigen Wüstenkriegen, die sich seit April 1975 in ganz Südwestasien ausbreiten, steckt dieselbe Absicht: daß die USA sich selbst zerstören sollen, um so den Weg für die Weltherrschaft einer post-nationalstaatlichen Form des anglo-holländischen liberalen Utopismus, genannt „Globalisierung“, frei zu machen. Das war die Absicht, und so ist es auch geschehen: Unter der von George Shultz zusammengeschusterten Regierung Bush-Cheney regiert der „militärisch-industrielle Komplex“, vor dem Präsident Eisenhower warnte.
Unter einem geistig gesunden Präsidenten und einem moralisch gesunden Vizepräsidenten wäre der Wahnsinn der immer neuen Kriege in Südwestasien niemals begonnen worden. Dazu war eine intellektuell und moralisch korrupte Regierung unabdingbar.
Vor den Entwicklungen auf den Weltmärkten und in der US-Wirtschaft zwischen 1967 und 1981 hatten die USA unter Franklin Roosevelt eine ausbaufähige Struktur protektionistischer Regelungen errichtet. Böswillige Hohlköpfe haben behauptet, diese Regelungen seien eine Art Subvention der Faulen auf Kosten der Fleißigen. Diese Kritiker waren entweder dumm oder sie haben schlicht gelogen - so wie es Liberale des oligarchischen Raubtierkapitalismus und ihre demagogischen Lakaien gerne tun. In Wirklichkeit liefen diese „protektionistischen Reformen“ auf ein System hinaus, das unauslöschlich mit den Absichten der amerikanischen Verfassung verbunden ist. Es ist das System, das manchmal als „fairer Handel“ bezeichnet wird.
Tatsächlich wird das protektionistische System in der Präambel der amerikanischen Verfassung unausgesprochen vorgeschrieben. Die Präambel selbst ist keineswegs zufällig, sondern bewußt Ausdruck eines grundlegenden naturrechtlichen Prinzips, welches im Altgriechischen agape heißt und außerdem berühmt ist als der Grundsatz, den der Apostel Paulus in seinem 1. Brief an die Korinther, Vers 13 bekräftigt. Man kennt es auch als das Grundprinzip des Westfälischen Friedens von 1648: das Wohl des Anderen, auf dem die ganze neuzeitliche europäische Zivilisation einschließlich des Prinzips des souveränen Nationalstaates gründet.
Deshalb wird beispielsweise derjenige, der ein wirklicher Christ sein will, keine Neokonservativen unterstützen!
Dieses naturrechtliche Prinzip dient nicht bloß dem Schutz der Rechte des Individuums, sondern verpflichtet die Gesellschaft, solchen Tätigkeiten Vorrang einzuräumen, die zur Förderung des Gemeinwohls und zur wirksamen Durchsetzung der Menschenrechte als göttliche Aufgabe - wie in Genesis 1,26-30 nahegelegt - unabdingbar oder besonders dienlich sind. Auf diese Weise hat das Prinzip der Unsterblichkeit in die amerikanische Verfassung Eingang gefunden. In der Unsterblichkeit, der Hinterlassenschaft dessen, was die Lebenden tun, um ihr sterbliches Leben in der Zukunft wirken zu lassen, liegt das Fundament allen Naturrechts.
Wir Menschen sind lebender Teil eines Schöpfungsprozesses, einer Schöpfung, die nichts Feststehendes ist, keine feste und auch keine erodierende Ordnung, sondern ein wachsendes und sich ständig weiterentwickelndes Universum. Wir sind insofern einzigartig, als unser individueller Wille, ausgestattet mit der nur dem menschlichen Individuum eigenen Schöpferkraft im Sinne wissenschaftlicher und künstlerischer Kreativität, den Maßstab für das Ergebnis und damit die Übereinstimmung mit der Leitlinie des Naturrechts ausmacht.
Dies bedeutet zum Beispiel, daß die Arbeit ihren Lohn wert ist, und daß man Investitionen, die der Gesellschaft zugute kommen, fördern muß, während man solche, die das nicht tun, nicht fördert. Das bedeutet in der physischen Ökonomie, daß Investitionen in die Infrastruktur, die für die Steigerung der Produktivität einer Region und der Arbeit notwendig sind, gefördert werden müssen - häufig auf Kosten von Investitionen und Tätigkeiten, die dies nicht sind, wie zum Beispiel spekulative Aktivitäten zur Erlangung von Finanzprofiten.
Und wie uns die Geschichte zeigt, gibt es kein echtes Naturprinzip, das vorausbestimmt, daß Markttrends unter Bedingungen des „freien Handels“ auf ein erstrebenswertes Gleichgewicht relativer Preise zustreben. Die Geschichte belegt, daß das Gegenteil der Fall gewesen ist.
Das System fester Wechselkurse unter dem Bretton-Woods-System und die Anwendung von Zöllen und ähnlichen Mechanismen zur Herstellung der Bedingungen eines „fairen Handels“ waren die Merkmale der erfolgreichsten Organisation einer Volkswirtschaft, die die Welt jemals gesehen hat. Die in der Hinsicht ergriffenen protektionistischen Maßnahmen bildeten die Grundlage dieses Erfolges, so wie umgekehrt deren Abschaffung spätestens ab 1977 eine deutliche Abnahme an realer Produktivität und Lebensstandard pro Kopf und pro Quadratkilometer Landfläche in den USA verursachte. Zahlen, die das Gegenteil beweisen sollen, sind nur mutwillige Fälschungen und Erfindungen der Regierung und entsprechender privater Stellen.
Wenn sich beispielsweise die US-Wirtschaft von der ansonsten unvermeidbaren allgemeinen Zusammenbruchskrise erholen soll, müssen die produktiven Investitionen pro Kopf und Quadratkilometer bedeutend gesteigert werden. Dies kann nicht ohne entscheidende Hilfe öffentlicher Kreditquellen geschehen. Gerade angesichts der gegenwärtigen finanziellen und ähnlichen Katastrophen kann man solche Kredite aber nur bereitstellen, wenn es genügend Sicherheit gibt, daß sie innerhalb der nächsten 25-50 Jahre (d.h. innerhalb der nächsten zwei Generationen) zurückgezahlt wird. Das bedeutet, daß man die Investitions- und Produktionsverläufe regulieren muß, um verhältnismäßig stabile Währungen, Preisstabilität und Rückzahlungsfähigkeit über solche langen Zeiträume sicherzustellen. Das erfordert ein System fester Wechselkurse.
Das Ergebnis solcher vorbeugender Maßnahmen ist ein regulierter fester Wert des US-Dollars als Instrument langfristig vertraglich vereinbarten Kredits auf den Weltmärkten. Langfristig heißt hier die Erwartung, Rechnungen und Verträge über Zeiträume von einem viertel bis einem halben Jahrhundert zu begleichen. Dies kann nur mit Hilfe von Regulierungen der amerikanischen Bundesregierung und verwandter Stellen geschehen.
Diese notwendigen Maßnahmen laufen darauf hinaus, daß der US-Dollar einen verläßlichen absoluten und relativen Wert erhält.
Fortsetzung folgt
Anmerkungen
8. Ein einzelner US-Präsident mag geisteskrank sein, aber daß die Mehrheit der gewählten Mitglieder des US-Kongresses völlig blödsinnig wären, ist unwahrscheinlich. Stur, vorsichtig, ein wenig opportunistisch und so weiter - das schon. Aber dumm? Nein. Die eben eingebrachte neue Ernte von Abgeordneten gibt uns Grund zur Hoffnung.
9. a.a.O., S. 303.
10. Siehe z.B. den Aspekt, den Karl Marx im 3. Band seines Kapitals erörtert, aber nie richtig verstanden hat. Das ist die typische Folge, wenn jemand meint, mit bloßen Zahlenspielereien an der Wandtafel oder am Computer irgend etwas über die physische Realität von Werten aussagen zu können, die von physikalischen Prozessen bestimmt sind.
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