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Aus der Neuen Solidarität Nr. 49/2007

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Für eine Zukunft Berlins mit Tempelhof

Das Flughafenkonzept für die Hauptstadt wäre nur mit dem neuen BBI lächerlich. Zusätzlich müßte nicht nur Tempelhof erhalten bleiben, sondern noch zusätzlich ein internationaler Frachtflughafen entstehen.

Seit dem 15. Oktober werden in der Bundeshauptstadt Unterschriften für ein Volksbegehren gesammelt, das die Rettung des Flughafens Berlin-Tempelhof zum Ziel hat. Insgesamt 170.000 Unterschriften müssen bis Mitte Februar zusammenkommen, um einen Volksentscheid zuzulassen. Nach sechs Wochen Volksbegehren kamen immerhin schon 92.278 wahlberechtigte Berliner in die Bürgerämter, um für den Erhalt des Flughafens Tempelhof zu unterschreiben.

Über 70% der Berliner sind für eine Offenhaltung Tempelhofs als Verkehrsflughafen. Immerhin handelt es sich um den ältesten Verkehrsflughafen der Welt. 1926 nahm die Lufthansa hier ihre ersten Flüge auf. 1948-49 machte der Ort durch die Luftbrücke Geschichte. Auch wenn die historische und emotionale Bindung insbesondere im Westen der Stadt enorm ist, soll ein Offenhalten Tempelhofs vor allen Dingen eine Investition in die Zukunft Berlins sein.

Dennoch setzt der rot-rote Senat, geführt von Klaus Wowereit, alles daran, Tempelhof im Oktober 2008 zu schließen. Ein Offenhalten Tempelhofs würde den Bau des neuen Schönefelder Flughafens Berlin-Brandenburg-International (BBI) gefährden, argumentiert der Senat. Wenn BBI eines Tages fertig sein wird, dann soll auch der Flughafen Berlin-Tegel geschlossen werden, so daß Berlin dann nur noch über BBI angeflogen werden könnte.

Die Argumente des Berliner Senates sind so widersprüchlich wie schizophren. So argumentiert man mit steigenden Fluggastzahlen, um den Bau von BBI zu rechtfertigen. Wenn die entsprechenden Prognosen tatsächlich eintreten, wird man aber bald sehen, daß ein weiterer Flughafen dringend gebraucht wird, da pro Start- und Landebahn nur eine begrenzte Zahl von Flugbewegungen stattfinden kann. Hinzu kommt ein Nachtflugverbot für den neuen Flughafen Schönefeld. Außerdem gibt es überhaupt kein Konzept zur Nachnutzung des Tempelhofer Flughafengebäudes, das mit seinen ca. 300.000 qm Bruttogeschoßfläche das drittgrößte Gebäude der Welt ist, und des Tempelhofer Feldes, auf dem sich die Start- und Landebahnen befinden. Alle „neu geschaffenen Arbeitsplätze“ werden lediglich von Tempelhof und Tegel nach BBI verlagert.

Das andere Argument lautet, daß der Flughafen für die Stadt Berlin nur Defizite erwirtschafte. Dem ist entgegenzuhalten, daß die Defizite durch Leerstand und Nichtnutzung auf alle Fälle ein Millionengrab darstellen werden. Ist es denn verwunderlich, daß viele Fluggesellschaften einen Flughafen meiden, der seit Jahren immer wieder geschlossen werden soll, von dem Berliner Politiker sagen, daß die Maden aus den Wänden schauen? 

Wer dazu mehr wissen will, lese auf der recht informativen Internetseite www.icat.de nach.

Demgegenüber forderte die BüSo im Programm für die Abgeordnetenhauswahlen 2006, Berlin zur Drehscheibe der Eurasischen Landbrücke auszubauen. Dazu bräuchte Berlin einen Frachtflughafen, über den der zunehmende Frachtverkehr mit Asien, insbesondere China, abgewickelt werden könnte. Vor allem hochwertige Industriegüter würden so schneller und effektiver transportiert. Beispielsweise in Jüterbog oder Sperenberg hätte ein  solcher Flughafen entstehen können. Nun bekommt man mit BBI einen Flughafen, für den aufgrund des Nachtflugverbots Interkontinentalflüge und Frachtverkehr ausfallen.

Um das Mentalitätsproblem der Berliner Dorfpolitiker klar zu machen, soll man sich anschauen, was gerade im mecklenburgischen Parchim geschieht. Dort, auf halbem Wege zwischen Berlin und Hamburg gelegen, hat ein chinesischer Unternehmer kurz mal einen alten sowjetischen Militärflughafen gekauft, um eine Drehscheibe für die Luftfracht zwischen Europa und China aufzubauen. Im Sommer wurde der Handel bekannt gegeben. Bereits heute starten und landen die ersten Jumbojets aus China. Bald sollen auch Flugzeuge auf dem Weg zwischen China und Afrika in Parchim zwischenlanden.

Sogar die chinesische Eisenbahn, Ministerium und Staatsunternehmen in einem, hat ihre Europarepräsentanz in Berlin. Anstatt Berlin totzusparen, sollten wir uns über die weltweite Wirtschaftsrevolution klar werden, die vom Aufbau der eurasischen Landbrücke ausgeht. Berlin kann nur eine Zukunft haben, wenn es sich seiner Lage als Drehkreuz bewußt wird und entsprechend handelt. Im Ausland genießt Deutschland immer noch ein hohes Ansehen, das mit dem Verhalten der Entscheidungsträger hierzulande allerdings wenig gemein hat.

Daniel Buchmann

 

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