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Aus der Neuen Solidarität Nr. 40/2007 |
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Die Deutsche Bank und die Commerzbank befinden sich zunehmend in Schwierigkeiten, seitdem berichtet wurde, daß ihre tatsächlichen Verluste bedeutend höher sind als bisher offiziell bekannt gegeben wurde. Die Verluste der Deutschen Bank werden Berichten von Reuters zufolge gegenwärtig auf 1,7 Mrd. Euro geschätzt. Die Verluste der Commerzbank schätzte die Bank S. Oppenheim der Financial Times Deutschland (FTD) zufolge auf 450 Mill. Euro. Aber selbst diese Zahlen sind eher konservative Schätzungen, da sie auf den theoretischen Preisen von Anlagen gründen, die derzeit gar nicht verkäuflich sind: den berüchtigten ABC-Papieren (Asset Backed Commercial Papers).
Während der letzten Woche hatte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank Joseph Ackermann Verluste in Höhe von 2% des Gesamtkapitals der Bank (29 Mrd. Euro) bekanntgegeben. Am 25. September erhöhten jedoch zahlreiche Analysten ihre Schätzung auf 6%. Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank stürzten daraufhin an den Börsen ab.
Diese Größe wird mit Sicherheit in den nächsten Tagen noch stark ansteigen, wenn der Wert der ABC-Papiere gegen Null geht. Im Fall der Commerzbank zum Beispiel wird berichtet, daß ein Drittel ihres Portfolios aus Anlagen besteht, die gegenwärtig zu 50% des Nennwertes berechnet werden. Diese Anlagen haben jedoch eine BBB-Bewertung, und werden derzeit überhaupt nicht gehandelt. Zusätzlich dazu werden 7,5% ihrer Anlagen noch niedriger bewertet. Man erinnere sich, daß die meisten zweitklassigen Anlagen vor dem Ausbruch der Krise im August noch AAA-Bewertungen genossen.
Die Commerzbank versteckt, wie viele andere Banken, ihre realen Verluste durch eine doppelte Buchführung: die Handelsbilanzen weisen die offiziellen Zahlen aus, wohingegen die Bilanz der Bank selbst die wirklichen Verluste aufzeigt.
Die staatlichen Eigentümer der beiden größten Landesbanken Deutschlands haben Gespräche begonnnen, die zu einem Zusammenschluß und zur Schaffung der zweitgrößten deutschen Bank führen könnten.
Die Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg und Bayern trafen sich letzte Woche um die jüngsten Umwälzungen im Bankensystem zu besprechen, die von den riskanten Investitionsstrategien und den daraus hervorgehenden Verlusten herrührten. Ein zusätzliches Problem ist das Wegfallen der staatlichen Garantien, berichtete die Financial Times.
Im August hatte die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) die Sachsen LB gekauft. Wie die BüSo damals berichtete, hatte die deutsche Finanzaufsicht BaFin einen 17,3 Mrd. Euro Kredit vom Sparkassenverband organisiert, um die Sachsen LB zu retten. Diese war durch die Spekulationen ihres irischen Investitionsfonds Ormond Quay im US-Hypothekenmarkt insolvent geworden. Die LBBW ist gleichzeitig der Hauptkandidat für den Kauf der nordrhein-westfälischen West LB.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger sagte, die Landesregierung räume der Übernahme der West LB vor dem Kauf der Bayern LB höhere Priorität ein. Die bayrische Landesregierung und der regionale Sparkassenverband sind jeweils Anteilseigner der BayernLB. In Baden-Württemberg besitzt das Land 35,6%, die Stadt Stuttgart 18,9% der Bank, die restlichen Anteile werden von regionalen Banken gehalten.
Es hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Warnungen gegeben, man müsse die Landesbanken retten, indem man sie konsolidiere. Die Zusammenlegung all dieser Banken werde die zweitgrößte Bank in Deutschland mit 900 Mrd. Euro Kapital schaffen, schreibt die Financial Times.
Der Leitartikel der Financial Times vom 26. September fordert in hysterischem Ton, die englische Bank Northern Rock sofort zu verkaufen, denn „mit jeder Minute, die sie auf der Intensivstation der Zentralbank verbringt“ werde sie wertloser.
Die Bank ist ein Paradebeispiel für Banken, die durch das Platzen der Immobilienblase in den Bankrott getrieben wurden. Die Bank von England, die anfangs jede Hilfe abgelehnt hatte, machte eine Kehrtwende und bot der Northern Rock am 14. September eine Kreditlinie von 3 Mrd. US-Dollar an, nachdem tagelang in den Medien Bilder von Anlegern, die anstanden, um ihr Geld abzuheben, zu sehen waren.
Jetzt gibt es laut Financial Times zwei Möglichkeiten: Entweder die Bank zu verscherbeln und damit einer weiteren Zahlung von 30 Mrd. Pfund auszuweichen, die die Bank nicht zahlen kann. Oder man verkauft das Portfolio in einzelnen Brocken und wartet mit den gehaltenen Hypotheken am längsten. Diese sind nahezu wertlos.
Darüber hinaus schrieb die Financial Times, daß die britische Bankenaufsicht FSA letzte Woche an alle Banken einen detaillierten „Liquiditätsfragebogen“ schickte. Sie fragte darin unter anderem, wie die Banken zukünftige Verbindlichkeiten zu begleichen und Zahlungsziele einzuhalten gedächten. Der Zweck dieses Fragebogens ist laut Financial Times, den nächsten Zusammenbruch „genau zu orten“.
Die Situation wirft Fragen darüber auf, wo und wie lange noch andere kleine britische Banken wie Alliance & Leicester (A&L) oder Bradford and Bingley (B&B) und 50 weitere Bausparkassen künftig Kredit bekommen können. Wenn man bedenkt, daß die Kapitalmärkte wie leergefegt sind, weil der Bedarf an Liquidität so hoch ist, dann sind die Meldungen, daß die Newcastle Bank zu 77% für ihre Finanzierung von den Märkten abhängt, wirklich schlechte Neuigkeiten. A&L und B&B verlassen sich zu 50% auf die Kapitalmärkte, und man sagt, sie seien bis 2008 solvent. Diese Banken sowie viele der Bausparkassen in England halten große Mengen an kurzfristigem Papier und mittelfristigen Finanzierungen, die bald fällig werden.