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Aus der Neuen Solidarität Nr. 39/2007

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„Eine neue Welt“

Ein Bericht über die Konferenzbeiträge zum Thema „Rußland: Eurasiens Schlüsselnation“.

Im Anschluß an Lyndon LaRouches Hauptrede folgte die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion am Nachmittag mit dem Schwerpunkt Rußland. Zur Einstimmung wurde die Motette Jesu, meine Freude von J.S. Bach aufgeführt. Letztere ist Bestandteil des auf klassischer Kunst und Wissenschaft ausgerichteten Lehrplans der internationalen LaRouche-Jugendbewegung; Bach veredelte damit ein geläufiges und eher bedrückendes geistliches Lied aus der Zeit des 30jährigen Krieges zu einer wahrhaft meisterlichen und erhebenden Komposition. Das ist auch die Kunst des wahren Staatsmannes: dem Zeitgeist immer einen Schritt voraus!

In diesem Sinne präsentierten die Redner einen visionären und optimistischen Ausweg aus der strategischen Krise: das Projekt des Beringstraßentunnels.

Der erste Redner Prof. Stanislaw Menschikow – nicht nur ein guter Freund von Helga und Lyndon LaRouche, sondern auch einer der führenden Ökonomen und USA-Experten Rußlands – verdeutlichte den politischen Klimawandel der Regierung Putin von einer ursprünglichen Fortführung des ungezügelten Neoliberalismus unter Jelzin hin zu einer Industrialisierungspolitik, die den zuvor angerichteten Schaden nur langsam wiedergutmachen kann. Der Professor wies hierbei direkt auf die Rolle des britischen Imperiums hin, das Leute wie Jelzin als Werkzeuge benutzte, um das Land für den Großteil der 90er Jahre wirtschaftlich auszuhöhlen. Seit kurzem erlangte Rußland den Stand der wirtschaftlichen Aktivität von 1990 zwar wieder, doch das produzierende Gewerbe ist auf nur ein Drittel der Gesamtwirtschaft geschrumpft. Der Löwenanteil setzt sich aus Öl-, Erdgas-, Stahl- und Nichteisenmetallexporten zusammen, während das Manufakturwesen vollkommen unzureichend ist.

Von diesem Standpunkt drückte Menschikow seine Begeisterung über das Beringstraßenprojekt aus, weil es die entscheidende Stoßrichtung darstelle, um Rußland die notwendigen Industriekapazitäten für die Gewährleistung eines akzeptablen Lebensstandards der gesamten Bevölkerung zu verleihen. Dazu sei die Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten erforderlich, da „ohne die USA nichts liefe“. Auch China und Indien seien in diesem Prozeß unabdinglich. Diese Politik, so Menschikow, wäre die beste Taktik, um einen „Kampf der Großmächte“ zu verhindern und politisch wie auch kulturell eine ganz „neue Welt“ zu schaffen.

Der nächste eingeladene Gastredner war Viktor Rasbegin, der jedoch wegen der laufenden Umstellung der russischen Regierung nicht persönlich kommen konnte. Als Hauptorganisator der Konferenz „Megaprojekte in Rußlands Fernem Osten“ im April diesen Jahres gilt er quasi als die Galionsfigur des Beringstraßenprojekts, er bekleidet außerdem das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden im Rat zum Studium der Produktivkräfte des russischen Ministeriums für Handel und wirtschaftliche Entwicklung und ist Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften. Sein Vortrag „Die multimodale Interkontinentalverbindung Eurasien-Nordamerika – eine Schlüsselverbindung im Transportsystem der Welt“ wurde von der EIR-Rußlandkorrespondentin Rachel Douglas vorgetragen. Er gab einen Überblick über die Entstehungsgeschichte des Projekts, welche im 19. Jh. ihren Anfang nimmt, bis hin zur Formierung der Beringstraßentunnel- und Eisenbahngruppe im Jahre 1991 und 1996 darauffolgend die internationale Kommission. Rasbegin legte die immensen Vorteile des Programms dar und setzte die Kosten, mit allen Bestandteilen wie Öl-, Erdgas- und Stromleitungen, Eisenbahnverbindungen etc. bei etwa 55-67 Mrd. Dollar an. Verglichen mit der jüngsten Welle von Kreditlinien der Zentralbanken ist das nahezu ein Taschengeld!

Der dritte Teilnehmer des Podiums, Dr. Sergej Tscherkasow vom Staatlichen Wernadskij-Museum für Erdgeschichte und der Russischen Akademie der Wissenschaften, sprach über „Infrastrukturkorridore in Rußland - Pros und Contras vom Standpunkt der Rohstoffe“. Es wurde nicht nur der unermeßliche Rohstoffreichtum des Landes klar, als u.a. von 9000 Mineralvorkommen (!) die Rede war. Betont wurde, daß die Erschließung von vielen weiteren solchen Quellen noch vor uns liegt, falls das Projekt der Eurasischen Landbrücke ernsthaft in Angriff genommen wird. Hierbei stünden allerdings nicht nur die niedrigen Temperaturen, sondern auch die niedrige Bevölkerungsdichte in Rußlands Osten im Wege; somit wären also neben dem Bau der Infrastruktur als Herausforderung an sich auch grundlegende soziale, politische und demographische Aufgaben zu lösen. Also nicht Über-, sondern tatsächliche Unterbevölkerung ist hier das Problem!

Der letzte Redebeitrag kam von Jurij Krupnow, dem Leiter des Instituts für Demographie, Migration und regionale Entwicklung. Er lautete: Das Swobodnij-Kosmodrom: Potentieller Ballungsraum für Raumfahrtindustrie und Entwicklungskorridore in der Amurregion”. Wegen einer Verpflichtung bei einer anderen Konferenz konnte Krupnow leider nicht anwesend sein, wurde aber angemessen durch ein Mitglied seiner Jugendorganisation Weltentwicklungsnetzwerk, Ilmir Batyrschin, vertreten. Dieser zeigte ähnlich wie sein Vorredner das gewaltige Potential der noch unerschlossenen und sehr dünn besiedelten Gebiete Rußlands auf und gab die ermutigende Vision einer Verzehnfachung der Bevölkerung Swobodnijs, welches dann über ein Raumfahrzentrum hinaus als Ergänzungsstück der Beringstraße und Teil der Eurasischen Landbrücke dienen könnte. Bezeichnend für die Diskussionsrunde war die Begeisterung des achtjähriges Kindes eines Konferenzteilnehmers, das wissen wollte, wer denn dieses Projekt als erstes vorgeschlagen hätte? So schlägt man die Brücke zwischen Generationen, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft!

Karsten Werner

 

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