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Aus der Neuen Solidarität Nr. 38/2007

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Zur Lage der Nation: Schluß mit der Selbsttäuschung!

Von Lyndon LaRouche
- 3. August 2007 - Vierter Teil

Auszüge aus Lyndon LaRouches Entwurf eines Parteiprogramms für die Demokratische Partei im Wahljahr 2008.

2.20 Das Prinzip der Dynamik in der Wirtschaft

Jetzt wollen wir uns mit dem Thema Dynamik selbst beschäftigen.

Gehen wir an die obige Stelle zurück, wo dargestellt wurde, daß Paolo Sarpi Ockham als Ersatz für Aristoteles wählte; das sollte den erwünschten Freiraum für gewisse wirtschaftliche und andere Neuerungen in der Gesellschaft schaffen, gleichzeitig aber auch eine ideologische Barriere gegen die allgemeine Verbreitung von Wissen über wissenschaftliche Prinzipien und Methoden liefern. Daraus wurde dann die bekannte Form des organisierten Irrationalismus, die man als anglo-holländischen Liberalismus von Descartes u.a. bezeichnet. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, daran zu erinnern, daß der Spielraum, den die Ockhamsche Lehre der Gesellschaft gewährte, keineswegs zur Abschaffung der mit dem oligarchischen Modell verbundenen Regierungsformen führte - weder dem der fraktionellen Widersacher Sarpis in Venedig noch der Tradition des berüchtigten olympischen Zeus.36 Man kann Sarpis diesbezügliche Absicht treffend so beschreiben: „Lassen wir das (menschliche) Vieh aus dem Stall heraus, doch pferchen wir es im Hof des oligarchischen Gehöfts ein.“37

Sarpis Methode wurde auch als Empirismus bekannt. Die Wirkung dieser induzierten Überzeugung auf das intellektuelle und moralische Verhalten des Opfers wird häufig auch als „die menschliche Natur“ bezeichnet.

Vom Standpunkt der politischen Ökonomie bedeutete Sarpis Hinwendung zu Ockham, entweder die Anwendung wissenschaftlicher Prinzipien ganz zu verbannen oder selbst der Mehrheit des besser gebildeten Teils der Bevölkerung das Wissen um die Existenz solcher Prinzipien vorzuenthalten. Als Ersatz für die Beschäftigung mit echten Naturgesetzen benutzten Sarpis Anhänger einen listigen Trick, sie gaben statt dessen sophistische „Erklärungen“ für Entdeckungen; die dienten als Ersatz und als Vorsichtsmaßnahme gegen ein tatsächliches, bewußtes Erleben des entsprechenden Entdeckungsvorganges. Bloßes Wiederholen einer erlernten Technik trat an die Stelle des bewußten Vorgangs der Entdeckung des Naturprinzips, das dieser Technik einmal zugrunde lag.

Die Gegner der alten wie der neuen Partei Venedigs, wie Nikolaus von Kues, Kepler, Leibniz u.a., haben das Prinzip der Dynamik wiederbelebt. Leibniz selbst erklärte ausdrücklich, daß er damit ein Erkenntnisprinzip wiederbelebte, dem schon führende Schichten der griechischen Zivilisation wie die Pythagoräer und Platon gefolgt waren, bevor Aristoteles und Euklid auftraten.

Der Punkt, der an dieser Stelle des Aufsatzes zu äußern und zu entwickeln ist, wird für die meisten Leser eine geistige Herausforderung sein. Aber wenn unsere Zivilisation heil aus dem heranstürmenden Weltfinanzzusammenbruch herauskommen will, ist es äußerst wichtig, daß die Bürger, besonders jene in gesellschaftlich einflußreichen Positionen, „bei der Stange bleiben“ und sich das von mir hier dargestellte Wissen zueigen machen. Die Zukunft unseres Landes hängt davon ab, ob führende Leute das tun.

An dieser Stelle des Aufsatzes - bei der Frage der euklidischen Ideologie - richte der verantwortliche Bürger sein Augenmerk auf den Kern des ideologischen Problems, das die Hauptursache dafür war, daß die Politik, unter deren Einfluß es zu der jetzt heranstürmenden wirtschaftlichen Zusammenbruchskrise kam, durchgesetzt werden konnte.

Schauen wir auf eine Zeit nicht lange nach dem Tod des berühmten Platon im klassischen Griechenland zurück, als die europäische Zivilisation noch sehr jung war. Betrachten wir auf der Landkarte die entsprechenden Gebiete am Mittelmeer und seiner Küstenzonen, wo die europäische Zivilisation geboren wurde.38 Der historische Stoff, den ich nun betrachten werde, beschreibt die Grundlagen der europäischen Zivilisation, die schon vor der Geburt der klassischen griechischen Kultur nach Homer bekannt waren. Nicht nur die Pythagoräer und andere Freundeskreise Platons der damaligen Zeit wußten um diese Dinge. Die Grundlagen dieses Wissens wurden aus der ägyptischen Kultur an sie weitergegeben, möglicherweise ausgehend von dem Teil der ägyptischen Priesterschaft, der gewöhnlich mit Orten in der Cyrenaica verbunden war.

Man betrachte die Cyrenaica etwa zur Zeit der Pythagoräer und Platons, ein Ort auf der damaligen Landkarte, von wo der zukünftige Erzfeind des Aristoteles, der Makedonier Alexander der Große, von mütterlicher Seite herstammte.39

Wir Menschen von heute leben, wie die größten Theologen bestätigen würden, innerhalb einer riesigen, dynamischen Gleichzeitig der Ewigkeit - innerhalb einer gewaltigen physischen und geistigen Spanne der Raumzeit, in der die Beziehungen zwischen lokalen Geschichtsperioden, zwischen Kulturen und unter Menschen eine besondere dynamische Qualität annehmen - in dem wahren Sinne von Dynamik, wie die Pythagoräer, Platon und Leibniz es verstanden. Da das, was ich hier schreibe, die Frage betrifft, welche Dynamik die Kulturgeschichte der vergangenen Völker und Nationen, aus der sich die heutige amerikanische Ausprägung der europäischen Zivilisation entwickelte, geprägt hat, sollten wir Amerikaner uns, unsere Nation und die Welt in diesem Zusammenhang betrachten.

Man mache sich daher zu diesem Zweck eine eigene Vorstellung der realen antiken Cyrenaica, die in diesen früheren Zeiten sehr schön gewesen sein muß. Man sollte diese Zeit immer auch damit positiv verbinden, daß sie das Erbe einer alten Navigationskunst verkörpert, deren Ursprünge so alt sind wie die Kenntnis des Menschen vom Tierkreis. Dann verfolge man die Tradition der Pythagoräer und Platons weiter bis zum Lebensende des großen Eratosthenes, der als erster den Längen-Großkreis des Planeten Erde mit Hilfe zweier Punkte in Ägypten gemessen hat. Die spezifische geschichtliche Dynamik der Gesamtregion, wo die historischen Fundamente der neuzeitlichen europäischen Zivilisation ruhen, wird uns die näheren Umstände nicht übersehen lassen: daß Eratosthenes ursprünglich aus der Cyrenaica stammte, als Mitglied der Platonischen Akademie wurde und dann nach Ägypten geholt wurde, wo er zur Spitze der damaligen Wissenschaft aufstieg. Die Besonderheiten des entsprechenden bekannten pythagoräischen und platonischen Denkens, die bei Eratosthenes zum Ausdruck kommen, hängen mit der Kenntnis einer bestimmten Art von Astronomie zusammen. Diese Astronomie spiegelte einen sehr langen Erfahrungshintergrund wider, der in kalendarischen Aufzeichnungen, die durch die Erfahrung und Mühe vieler Generationen im Zusammenhang mit der Sternennavigationskunst auf See angesammelt wurden, überliefert wurde.40

In diesem Zusammenhang erinnere man sich an meine Feststellung oben, daß die spätere Entstehung der neuzeitlichen europäischen Wissenschaft etwa 1700 Jahre später entscheidend davon abhing, daß Nikolaus von Kues den grundlegenden Fehler in den Arbeiten von Eratosthenes’ Zeitgenossen und Korrespondenten Archimedes von Syrakus zur Quadratur des Kreises entdeckte und korrigierte. Dieser Fehler, der den Einfluß Euklidischer Lehren widerspiegelt, erscheint weder in dem bekannten Werk der Pythagoräer in der Zeit vor Platons Tod noch in den mir bekannten Quellen zu Eratosthenes’ eigenem Werk.

2.21 Euklids politisches Verbrechen

Was man an dieser Stelle des Aufsatzes, wo wir uns mit der Geschichte dieses Teils der Landkarte beschäftigen, betonen muß, ist: Genauso wie Bernhard Riemann 1854 haben die Pythagoräer zu Lebzeiten Platons (und früher) die Verwendung sog. apriorischer Definitionen, Axiome und Sätze, wie sie später mit der Euklidischen Geometrie aufkamen, abgelehnt.41 Wir wissen auch, was die Gegenseite betrifft, daß Euklid unter dem Einfluß der Sophisten erzogen wurden, die die Feinde der Pythagoräer und Platons und die Vorgänger von Ockham und Sarpi im Mittelalter waren.

Wir wissen, daß das meiste, was im Euklidischen Werk noch für heute einen bedeutenden Wahrheitsgehalt hat, früheren Ursprungs ist - eine Generation oder mehr. Diese früheren Entdeckungen kamen auf ganz andere Weise zustande, hauptsächlich bei den Pythagoräern und Platons anderen Kreisen, oder wurden früher von Leuten wie Thales und Heraklit überliefert.

Heute, mehr als zweieinhalb Jahrtausende nach Sokrates, Archytas und Platon, hat die moderne Wissenschaft entdeckt, daß die apriorischen Definitionen, Axiome und Sätze der Euklidischen Geometrie - zumindest so, wie sie noch heute in den Auflagen von Euklids Elementen dargestellt sind - auf künstlich hinzugefügten, falschen Definitionen und Annahmen beruhen! Wie bedeutsam diese Neuentdeckung der Neuzeit war, hat zuerst Bernhard Riemann in entsprechenden Veröffentlichungen, vor allem seiner Habilitationsschrift von 1854, ausdrücklich erklärt, später wurde es für die Physik indirekt von Albert Einstein und auch von dem Akademiemitglied W.I. Wernadskij bestätigt.

Dennoch war Riemanns Werk auch eine Neuentdeckung der geometrischen Fundamente, die bereits in der von Nikolaus von Kues und seinen Anhängern entwickelten modernen Wissenschaft angelegt waren, wozu Einstein später besonders auch Johannes Kepler zählte.

Heute läßt sich ohne jeden Zweifel nachweisen, daß nicht nur die moderne antieuklidische physikalische Geometrie42 unmittelbar dem Denken der Pythagoräer und anderer Verbündeter Platons entspricht; wir wissen, daß die Euklidische Geometrie für die Wissenschaft eigentlich nie notwendig gewesen ist! Aber hierfür gibt es einen triftigen Grund, den jeder heutige Wissenschaftsstudent wissen sollte, um zu erkennen, welchen geistigen Schaden Euklids Apriori-Methode tatsächlich angerichtet hat.

Wir müssen uns nun also mit der Frage beschäftigen, was für ein Schwindel da von Euklid oder jedenfalls in seinem Namen verübt wurde.

2.22 Sehen und Hören

Wir haben somit den Punkt erreicht, an wir damit beginnen, die Bedeutung der Dynamik aufzudecken; wir beschreiben ihre Rolle in der Naturwissenschaft als solcher, aber auch in der Untersuchung großer sozialer Prozesse, etwa volkswirtschaftlicher Prozesse, bei denen das Prinzip der Dynamik für Funktionen wie kompetente langfristige Prognosen unverzichtbar ist.

Jedesmal, wenn wir in den Genuß der Erfahrung einer wirklich fundamentalen Entdeckung kommen, sollte uns bewußt sein, daß fundamentale Entdeckungen stets elementar sind - aber das nur auf ihre Weise. Elementar in dieser Hinsicht ist die Natur der Beziehungen der Welt um uns herum zu den inneren Prozessen unseres Geistes, so wie dies über den biologischen Apparat unsere Sinnesorgane vermittelt wird. Diese Sinne lassen sich durchaus als Werkzeuge betrachten, ähnlich jenen Apparaten, die als wissenschaftliche Instrumente dienen. Im menschlichen Individuum sind diese Instrumente der Sinneswahrnehmung nach ihrem Rang vom Sehen und Hören abwärts geordnet. Für den Zweck unserer Diskussion beschränke ich mich hier auf das Sehen und Hören.

Aber wie können wir das, was wir meinen wahrgenommen zu haben, wirklich wissen? Die direkteste Antwort auf diese äußerst wichtige Frage läßt sich an einem Beispiel verdeutlichen, wo der vermeintlich beobachtete Gegenstand oder Vorgang gleichzeitig auf mindestens zwei Sinne, z.B. Sehen und Hören, einwirkt. Die einfachste und bekannteste Illustration dieser Tatsache ist Keplers Verwendung der (musikalischen) Harmonik bei seiner allgemeinen Formulierung der Gravitation des Sonnensystems - dabei kann es auch selbst unter sonst begabten Wissenschaftlern Wutausbrüche auslösen, wenn man dieses Beispiel, wo der Mangel aprioristischer „Sinnesgewißheit“ aufgedeckt wird, zur Diskussion stellt. Im Gegensatz zu den aprioristischen Praktiken Euklids darf man Sinneswahrnehmungen im wirklichen Leben nicht sprichwörtlich „für bare Münze nehmen“, d.h. sie können das fragliche Phänomen nicht wirklich abbilden. Das wahre Organ für die verläßliche Beurteilung von Sinneseindrücken ist für den Menschen der menschliche Geist, die bloße Erfahrung der Sinneswahrnehmung reicht nicht.

Den schlagenden Beweis für diese Funktion des menschlichen Geistes gegenüber den Sinnen liefert uns die funktionelle Rolle der menschlichen Schöpferkraft bei Entdeckungen, durch welche die Macht der Menschheit über die sie umgebende Welt greifbar und deutlich ansteigt, während keine Tiergattung ihre ökologische potentielle relative Bevölkerungsdichte vorsätzlich steigern kann. Deshalb ist die interessanteste Erfahrung die Erfahrung einer gültigen, beweisbaren Entdeckung eines physikalischen oder vergleichbaren Prinzips, durch das die „ökologische“ potentielle relative Bevölkerungsdichte pro Kopf und Quadratkilometer zunimmt. Diese willentliche Zunahme kommt bei keiner derzeit bekannten Gattung vor - außer beim Menschen.

Um diesen Punkt so einfach wie möglich in annähernd gültiger Form auszudrücken: Diese Fähigkeit, zu erfassen, ob ein entdecktes Prinzip (Naturgesetz) gültig und praktisch anwendbar ist, liefert jedem von uns in seiner eigenen Haut den Maßstab, nach dem der individuelle menschliche Geist ein funktionell gültiges Bild des Phänomens, das die Sinne festgestellt haben, definieren kann.

Die Bedeutung dessen, was ich hierzu gerade geschrieben habe, wird leichter verständlich, wenn man die Funktion unserer Sinne mit der anderer wissenschaftlicher Instrumente, wie etwa Laborgeräten, vergleicht.

Nehmen wir den folgenden Fall zur Verdeutlichung: In der Experimentalphysik gelangt man bei atomaren Größenverhältnissen und darunter an einen Punkt der Kleinheit, an dem die menschlichen Sinne bei ihrer direkten Erforschung des sehr, sehr Kleinen nicht weiterkommen, man muß „künstliche“ Instrumente verwenden, deren Funktion derjenigen unserer Sinne entspricht. Durch diese Instrumente erhalten wir in bestimmtem Maße Zugang zu Wissen über das, was beispielsweise im Bereich ansonsten unzugänglicher Kleinheit vorgeht - oder, im umgekehrten Fall, beim Studium von Phänomenen im Bereich des sehr Großen, wie den gewaltigen Zeitmaßstäben kohärenter Entwicklungsprozesse in Galaxien oder Supragalaxien. Man vergleiche diese beiden Beispiele auch mit einem dritten: der Entwicklung von Prothesen und Techniken, die einem Menschen den Verlust einer Sinnesfunktion ersetzen sollen.

Dieser Einsatz „künstlicher Sinnesapparate“ im Labor oder bei ähnlichen Anwendungen führt manchmal zu scheinbar völlig unsinnigen Ergebnissen. Was manchen armen Zeitgenossen ängstigt oder einfach nur ärgert, ist die Tatsache, daß bestimmte atomare und subatomare Prozesse als Ausdruck von „Wellenteilchen“ verstanden werden müssen, d.h. sie sind der Form nach ebenso Teilchen wie Welle, aber strenggenommen, wie ein Schleimpilz, keines von beidem. Manchen Leuten fällt es sehr schwer, die physikalisch-experimentellen Beweise für die Existenz Planckscher „Wellenteilchen“ im subatomaren Bereich zu akzeptieren, insbesondere hartgesottenen statistischen Reduktionisten wie den Teilchenfetischisten unter den kleinkarierten Anhängern Ernst Machs. Trotzdem ist diese Erfahrung im Bereich der Mikrophysik nur ein schwacher Nachhall des Geheuls und Gebrülls, das in machen Kreisen ertönt, wenn man die Bedeutung der Harmonik bei Keplers Entdeckung des allgemeinen Prinzips der Gravitation anspricht - eine Entdeckung, die nur möglich war, indem Kepler sich auf die ableitbare harmonische Ordnung der Umlaufbahnen des Sonnensystems als Ganzem konzentrierte.

Auf jeden Fall war und ist einigen von uns klar - wie bekanntlich auch dem Apostel Paulus43 -, daß die Welt der Sinnesgewißheit nicht die Wirklichkeit, sondern nur ihr Schatten ist. Es ist nicht die wirkliche Welt in ihrer wirksamen Form tatsächlicher Existenz, sondern bestenfalls nur ein Schatten, der von dieser wirklichen Welt, die wir nicht direkt sehen können, geworfen wird. So liefert uns beispielsweise weder das Sehen noch das Hören einen Beweis dafür, daß die Sinneswahrnehmung ein direktes Abbild dessen ist, was man tatsächlich wahrnimmt; vor allem zeigt es uns nicht, warum und wie diese Erfahrung tatsächlich und notwendigerweise erzeugt wird. Betrachten wir dazu die einzigartige Leistung Johannes Keplers, die Entdeckung der universellen Gravitation.

Kepler bezieht sich zwar sehr ausführlich auf das Werk des Kopernikus und auch auf das von Tycho Brahe, aber das physikalische Gesetz, nach dem das Sonnensystem organisiert ist, hat keiner dieser beiden jemals entdeckt - das war nur Kepler. Heutige Wissenschaftler haben bestätigt, daß beispielsweise Brahes Arbeit sehr sorgfältig war, einmal abgesehen von einigen wichtigen Beobachtungsfehlern, die Kepler korrigierte. Das System des Römers Claudius Ptolemäus war ein vorsätzlicher Betrug gewesen; anders bei Kopernikus und Brahe. Die enormen Fehler in ihren Darstellungen waren im wesentlichen keine Folge fehlerhafter Beobachtungen, sondern ihrer falschen ontologischen Vorstellungen, was diese Beobachtungen tatsächlich abbildeten.

Wenn man diese relativen Fehler von Kopernikus und Brahe mit Keplers erfolgreichen Entdeckungen vergleicht, geht es um weit mehr als nur um die Grundlagen der modernen Astronomie. Wie auch Einstein zusammenfassend feststellte, bilden Keplers Entdeckungsmethoden den Ursprung sämtlicher kompetenten Unternehmungen in der neuzeitlichen Experimentalphysik, die auf ihn folgten.

Die gesamte kompetente moderne Wissenschaftspraxis und somit auch die gesamte kompetente Wirtschaftspraxis - einschließlich der Gestaltung der nationalen und internationalen Wirtschaftspolitik und sogar der Erforschung des nahen Weltraums - beruhen entscheidend auf dem Fundament, das im Zusammenhang mit den aufeinanderfolgenden Entdeckungen Keplers und Riemanns gelegt wurde; dies hat auch Einstein betont.

Kepler lieferte den unverzichtbaren Hintergrund für die gesamte moderne wissenschaftliche und wirtschaftliche Praxis. Die erfolgreiche Erforschung des nahen Weltraums wäre ohne seine Beiträge unmöglich - nicht nur wegen seiner speziellen Entdeckungen, sondern vor allem wegen seiner Denkweise.

Auch in bezug auf die oben angesprochene Frage der Wahrnehmung ist er von größter Bedeutung. Dagegen war der Mann, der am meisten dazu beigetragen hat, sophistische Verdrehungen von Keplers Entdeckungen in die europäische Wissenschaft des 17. und 18. Jh. einzuführen, Galileo Galilei, der Hausdiener Paolo Sarpis, der niemals entdeckte, was eine wirkliche Kettenlinie (funicular) ist - obwohl Brunelleschi die Kettenlinie bereits im 15. Jh. als Mittel für den vorher unmöglichen erscheinenden Bau der Kuppel des berühmten Doms von Florenz verwendet hatte.44 Hätte Galileo diese Kuppel so studiert, wie ich es bei einer entsprechenden Gelegenheit tat, dann wäre ihm das Prinzip der Kettenlinie schon aus beträchtlicher Entfernung von der Stadt an diesem Bauwerk mit bloßem Auge aufgefallen.45

Kepler machte zwei hochwichtige Entdeckungen, die besonders treffend veranschaulichen, welcher Ansatz wirtschaftlichen Denkens notwendig ist, um die Welt vor dem wirtschaftlichen Abgrund, an dem sie derzeit bedrohlich schwankt, zu bewahren. Die erste war seine Entdeckung des Prinzips der Gravitation in bezug auf die Beziehungen zwischen Sonne, Erde und Mars; die zweite war die Entdeckung der harmonischen Ordnung zwischen der Sonne und den Planeten, auf der das allgemeine Prinzip der Gravitation beruht. Diese beiden Entdeckungen Keplers sind von entscheidender Bedeutung, um allgemein darzustellen, wie Sarpis Liberalismus noch bis heute einen Großteil der wissenschaftlichen Arbeit ruiniert hat. Ich fasse diesen Punkt jetzt so kurz wie möglich zusammen und benutze das dann als Sprungbrett, um die Bedeutung der Dynamik bei der Gestaltung eines notwendigen weltwirtschaftlichen Wiederaufbauprogramms herauszustellen.

2.23 Heulen und Zähneklappen!

Während eines Treffens der Fusion Energy Foundation (FEF) Mitte der achtziger Jahre habe ich einmal angeregt, bestimmte Traditionen in der zeitgenössischen Wissenschaftslehre noch einmal zu überdenken, weil in ihr bestimmte Aspekte von Keplers Werk zu kurz kämen. Ich wies auf die Rolle der Harmonik in Keplers allgemeinem Gravitationsprinzip für das Sonnensystem hin. Einige der Wissenschaftler am Tisch gingen sofort an die Decke! Außer bei einigen wenigen, wie dem gelassenen und souveränen Professor Robert Moon, war die Wut dieser hervorragenden Wissenschaftler nicht zu besänftigen. Bei einem weiteren Treffen einige Monate später wurde diese Diskussion mit etwa den gleichen Teilnehmern wieder aufgegriffen, diesmal in etwas gemäßigterer Stimmung, aber der entscheidende Punkt wurde nur ganz nebenbei und meist nur indirekt angesprochen.

Dabei ging es mir bei meiner Intervention um die gleiche Frage, die ich hier in meinen bisherigen Bemerkungen über die Diskrepanz zwischen dem „wörtlichen“ Verständnis bloßer Sinneseindrücke und realen, experimentellen Beweisen der Wirklichkeit entwickelt habe. Der Wutausbruch, den meine Bemerkungen auslösten, war eine reflexartige Reaktion, herrührend von tiefsitzenden Emotionen nach einer jahrzehntelangen Gehirnwäsche mit reduktionistischen Ideologien von Euklid, Descartes u.a. Man könnte sagen: Der Wolf ist gefährlich, wenn er sich in tödlicher Stille an seine Beute anschleicht, aber wenn er nichts Besseres zu tun hat, dann heult er.

Diese Wut ist nicht nur eine intellektuelle Störung. Wie einige Mitglieder unserer wissenschaftlichen Vereinigung einige Jahre später im Gespräch über diesen Zwischenfall feststellten, lag die eigentliche Ursache dieses Wutgeheuls in einer häßlichen Wirklichkeit der heuten Wissenschaft: Sie steht praktisch unter der Tyrannei einer babylonischen Priesterkaste, deren Rolle in konzentrierter Form in der Funktion der Begutachtung („Peer Review“) zum Ausdruck kommt, die über gewisse „angesehene“ Einrichtungen wie Wissenschafts- und ähnliche Journale sowie die Repräsentanten dieser „Priesterkaste“ in einflußreichen wissenschaftlichen und ähnlichen Instituten läuft. Verdienstvolle Karrieren können praktisch von einem Augenblick zum anderen für immer ruiniert werden, wenn eines der entsprechenden Gutachtergremien es will. Wie bei der vox populi des imperialen römischen Zirkus kann die schlichte Geste „Daumen nach oben“ quasi aus einem i-a-brüllenden Esel einen Helden machen, und der „Daumen nach unten“ kann das Aus für die Karriere und das gesellschaftliche Leben eines Menschen bedeuten.

Deshalb geschieht es häufig, daß ein fähiger Wissenschaftler, der seine nachgewiesenen Erkenntnisse an der Tafel darstellen soll, allerlei alberne Ehrenbezeugungen für die Gutachter- Hohepriester (oder deren Hörsaalspione) einflicht, und daß seine Darstellung mit dem tatsächlichen Arbeitsprozeß, etwa im Labor, gar nicht übereinstimmt.

Der Fall des früheren US-Vizepräsidenten Al Gore, der sich auf einen angeblich breiten „Konsens“ für seine „unbequeme“ wissenschaftsfeindliche Rederei beruft, ist eine Karikatur der tiefsitzenden, weit verbreiteten Korruption, die sich selbst in tatsächlich angesehenen wissenschaftlichen Institutionen - was Gore & Co. definitiv nicht sind - durchgesetzt hat. Gores betrügerische Ergüsse sind es nicht wert, im Zusammenhang mit Naturwissenschaft erwähnt zu werden, man sollte sie lieber in Vereine für Märchenerzähler oder irgendeine finstere Ecke der Juristerei verbannen. Die Furcht, die sich bei dem erwähnten Wissenschaftlertreffen als Wut äußerte, spiegelte ein tieferliegendes Problem wider: die bewußt falsche Ausbildung nach Weisung einer babylonischen Priesterschaft, der diese Wissenschaftler - genauso wie mein eigener Freundeskreis in der Jugend und später - schon seit der Kindheit in der Schul- und Universitätsausbildung unterworfen waren. Dieses Problem muß nicht nur angesprochen werden, es ist auch von wesentlicher Bedeutung für die Gestaltung der neuen Politik, die in der heranstürmenden wirtschaftlichen und monetären Zusammenbruchskrise erforderlich ist.

Im Mittelpunkt steht dabei eine Frage, die so gestellt werden muß, wie ich es hier tue, wenn es um den qualitativen Unterschied zwischen der Sichtweise des gleichen Phänomens vom Standpunkt des Sehens bzw. des Hörens geht. Das Geschrei über die Rolle der Harmonie in Keplers Lösung des allgemeinen Prinzips der Gravitation im Sonnensystem ist auch heute noch ein Paradebeispiel dieser Frage, und es ist gleichzeitig der aufschlußreichste Ausdruck dafür, wie noch heute kartesische Trugschlüsse im Bereich der Wissenschaft und Staatskunst wirksam sind. Diese fehlgeleiteten Denkgewohnheiten, insbesondere in den Kreisen, welche die Politik unserer Gesellschaft bestimmen, müssen angesprochen und geändert werden, wenn unsere Republik in halbwegs erkennbarer Form überleben soll.

Zu dem Absatz oben sei noch hinzugefügt, daß die Wissenschaftler, die an den erwähnten Treffen teilnahmen, allesamt für solide experimentelle Leistungen bekannt waren und in ihren Kreisen hochangesehene Stellungen innehatten. Diejenigen, die vor Wut explodierten, gehörten wegen ihrer Leistungen zu den angesehensten Wissenschaftlern ihrer Zeit. Als Schlußfolgerung aus dieser und ähnlichen Erfahrungen erinnerte ich mich an den gewaltigen Unterschied zwischen einer Wissenschaft, wie sie im Versuchslabor praktiziert wird und wie sie auch für die meisten der versammelten Teilnehmer typisch war, und einer Wissenschaft, wie sie an der Wandtafel oder in vergleichbarer Weise vor einem Gutachterausschuß „erläutert“ wird.

--- hier etwa Abb. cartoon prof ---

Meine eigene besondere Autorität und Leistung in diesem Zusammenhang lag damals wie heute vor allem in der Wirtschaftsprognose und in grundsätzlichen ökonomischen Fragen im Rahmen des Hamiltonischen „Amerikanischen Systems“ als Zweig der Naturwissenschaft - im Gegensatz zu den üblichen „57 Varianten“ des Monetarismus. Mein bedeutendster Beitrag in diesem Feld bestand darin, Fragen der Wirtschaftsprognose vom Standpunkt der Riemannschen Dynamik anzugehen. Bereits Mitte der fünfziger Jahre sprach ich dabei von „dynamischen Wirtschaftsmodellen“. Die Reihe meiner einzigartig erfolgreichen langfristigen Wirtschaftsprognosen vom Ende der fünfziger Jahre bis heute beruhte auf dieser Methode, wie ich sie damals aufgegriffen und im Lauf der seither vergangenen Jahrzehnte weiterentwickelt habe.

Ich bin die einzige sichtbare Autorität in Wirtschaftsfragen, die den Prozeß, der seit den fünfziger Jahren Schritt für Schritt bis zu den heutigen Eruptionen führte, immer verstanden hat, und ich habe es nie unterlassen, die Prämissen und Methoden hinter meinen jeweiligen Argumenten offenzulegen - Argumenten, die sich auf die Reaktion meiner Begegnung mit Wieners Kybernetik im Jahr 1948 zurückverfolgen lassen. Daher haben meine Argumente immer ihr eigenes wissenschaftliches Gewicht - solange man meine Prognosen so nimmt, wie ich sie tatsächlich geäußert habe, und nicht als vereinfachte Paraphrase, wie es Zocker tun, die eine auf den Tag genaue Vorhersage haben wollen, um auf bestimmte vorzeitige Ejakulationen der Finanzmärkte setzen zu können.

Meine Leistungen in dieser Hinsicht hatten stets ein tiefes epistemologischen Fundament; sie beruhten auf Überlegungen, die jedem, der sie kennenlernen wollte, immer mehr oder weniger leicht zugänglich waren. Meine Prognosen waren die besten, die öffentlich zugänglich waren, aber es ist die Methode hinter dem gegenwärtig greifbaren, wiederholten Erfolg dieser Vorhersagen, die für die Menschen im gegenwärtigen Moment der weltweiten Krise von Bedeutung ist.

Deshalb muß ich berichten, daß der Ausgangspunkt hierfür meine Begegnung mit einem Vorabdruck von Professor Norbert Wieners Kybernetik war. Es wäre ein ganz gescheites Buch gewesen, hätte es der Verfasser bei seiner charmanten Plauderei über technische Spielereien, darunter auch einige rüstungsrelevante Dinge, belassen; aber seine Darstellung der verrückten „Informationstheorie“ stellte eindeutig eine Gefahr für den Fortschritt der Wissenschaften wie für den Fortschritt in der Produktionstechnik dar. Mit seinem nachfolgenden Buch Der menschliche Gebrauch von Menschen ließ Wiener dann die Maske vollends fallen. Ich war spätestens Anfang 1953 ein entschiedener Anhänger Bernhard Riemanns geworden, und das verschaffte mir die nötigen Einsichten, wie das Konzept der Dynamik bei wirtschaftlichen Prozessen als Systemen behandelt werden mußte.46

Meine besondere Abneigung gegen Wiener und von Neumann drehte sich vor allem um das Prinzip der menschlichen Kreativität, ein Konzept, das keiner dieser beiden Fanatiker des logischen Positivismus tolerieren konnte. Es war das gleiche Problem, das schon Carl Gauß in seiner Dissertation von 1799 behandelte, aber in seiner Extremform. Darin liegt der Schlüssel zu von Neumanns närrischer Behauptung, es spreche grundsätzlich nichts dagegen, daß man einen Digitalcomputer oder ähnliches entwickeln könne, was das menschliche Gehirn überflüssig machen würde.

Typisch für die Frage der Kreativität ist in formaler mathematisch-physikalischer Hinsicht das, was man als ontologisch infinitesimalen lokalen Ausdruck eines universellen Naturprinzips im Extrem des äußerst Kleinen bezeichnen sollte. In ebendiesem Begriff des Infinitesimalen erkannte Nikolaus von Kues den entscheidenden Denkfehler des Archimedes, der versuchte, anhand der Quadratur zu einer quasi ontologischen Erzeugung des Kreises zu gelangen. Und die Funktion des ontologisch Infinitesimalen47 veranlaßte Kepler, „zukünftige Mathematiker“ aufzufordern, einen geeigneten Kalkulus zu entwickeln, um dies darzustellen. Keplers Aufforderung brachte dann Leibniz zu seiner einzigartigen Entdeckung der Infinitesimalrechnung, die wiederum zur Entdeckung des universellen Prinzips der geringsten Wirkung führte.

Diese Wirkqualität nennt man Kreativität; aus der Funktion des ontologisch Infinitesimalen folgt das Prinzip, welches den menschlichen Geist von den Qualitäten aller tierischen Lebensformen einschließlich dem der Menschenaffen unterscheidet. Hier liegt auch die primäre Quelle nicht nur des naturwissenschaftlichen Fortschritts in der Wirtschaft, sondern auch der Besonderheit wirklicher klassischer Kompositionen und Aufführungen in der Kunst. Deutlich wird dies an der Funktion der Ironie in der klassischen Poesie und im klassischen Drama; William Empsons Buch Seven Types of Ambiguity (Sieben Arten der Mehrdeutigkeit) liefert einen Überblick für den Bereich der englischsprachigen Dichtung. Dies ist auch die Frage, die sich hinter C.P. Snows berühmten „zwei Kulturen“ verbirgt.

Das ist der Schlüssel zum Verständnis der tieferen systemischen Ursachen der heraneilenden generellen Zusammenbruchskrise des Weltfinanz- und Währungssystems, die man zutreffend auch als systemisches psychopathisches Massenverhalten beschreiben kann. Unter „systemisch“ sollte man hier auch „dynamisch“ verstehen. Das ist der Schlüssel zu dem Schicksalskonflikt der Menschheit zwischen dem olympischen Zeus und Prometheus in der Prometheus-Trilogie des Aischylos. Kreativität ist das Prinzip menschlicher Freiheit. Kreativität unterscheidet den Menschen funktionell von den Tieren. Kreativität, so verstanden, ist entscheidend für das Verständnis des Prinzips der Dynamik, das allen kompetenten wirtschaftspolitischen Entscheidungen zugrunde liegt.

Fortsetzung folgt


Anmerkungen

36. Leporello aus Mozarts Don Giovanni läßt grüßen: Sarpi hätte wahrscheinlich unterstützt, was der Lakai Gibbon Lord Shelburne vorschlug, nämlich daß er das britische Empire mit dem Erbe des oströmischen Kaisers Julian Apostata verkuppelte.

37. Siehe die Abhandlung eines damit eng verwandten Themas, der bewußten Verdrehung hinter dem heute gängigen Versuch, politische Freiheit in einer wahren Republik mit „Liberalismus“ gleichzusetzen.

38. Der Umstand, daß die wichtigsten Siedlungen einer wachsenden mediterranen Zivilisation Hafenstädte waren, die rückwärtig gegen das Hinterland befestigt waren, ist ein Ausdruck davon, daß sich die europäische Zivilisation nach den ersten zehntausend Jahren der großen Gletscherschmelze aus Seefahrerkulturen entwickelte, die sich nach anfänglicher Besiedlung der Flußmündungen die Flußläufe aufwärts ins Inland ausdehnten. Auch die ursprüngliche Besiedlung Mesopotamiens, unter dem Namen Sumer, durch Nichtsemiten aus einer Seefahrerkultur vom Indischen Ozean zeigt das. Siehe auch Herodot. Bei meinen eigenen Studien über Art und Entartung der vorsemitischen, sumerischen Besiedlung und ihrer unmittelbaren Folgeerscheinungen fand ich bereits Mitte bis Ende der 50er Jahre überzeugende Belege für ein maritimes, flußaufwärts gerichtetes Entwicklungsmuster der Zivilisation nach der großen Flut, im Gegensatz zu Spekulationen über sog. „hydraulische“ Kulturen.

39. Einige dieser später von mir bestätigten Informationen stammten ursprünglich aus Forschungen eines gewissen Criton Zoakos während einer seiner früheren politischen Inkarnationen. Er ist später auf die sprichwörtliche „andere Seite“ übergewechselt, aber gute Taten der Vergangenheit, auch etwa einige frühe Arbeiten von Leonhard Euler und Benedict Arnold, sollte man heute noch würdigen.

40. Man vergleiche dies mit den Fragen, die Bal Gangadhar Tilak in seinen Büchern The Orion und Arctic Home in the Vedas ansprach. Die von Tilak verwendeten astronomischen Daten stammten überwiegend von deutschen und anderen Fachleuten, aber Tilaks Expertenwissen in Sanskrit und Vedisch war entscheidend dafür, daß er diese Unterlagen vom Standpunkt der Kultur behandeln konnte, auf die sich die astronomischen Angaben bezogen. In The Orion geht die Datierung auf etwa 6000-4000 v.Chr. zurück, als sich die maritimen Kulturen, wie sie für ein zivilisiertes Volk unmittelbar nach der jüngsten großen Eiszeit typisch waren, flußaufwärts in das sich langsam „erholende“ Innere der Kontinente, das lange von der Gletscherlast bedeckt war, hineinbewegten. Das uralte Wissen, das beim Bau der Großen Pyramide von Giseh zum Ausdruck kam, hat ähnliche Bedeutung.

41. Bernhard Riemann, a.a.O. Ein wichtiger Vorläufer Riemanns war Carl Gauß’ Lehrer Abraham Kästner (1719-1800), der Deutschlands führender Historiker und Mathematiker wurde und nicht zufällig Gastgeber Benjamin Franklins war, als dieser in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts Göttingen besuchte. Kästner hatte immer betont, daß man in Deutschland eine antieuklidische Lehrpraxis entwickeln müsse. Doch im Zuge des raschen kulturellen Verfalls in Europa unter dem Einfluß des Jakobinerterrors in Frankreich und anschließend der Herrschaft des Räubers und Lagrange-Gönners Bonaparte über fast ganz Kontinentaleuropa wurde es für Professoren der mathematischen Physik wie Carl Gauß „politisch korrekt“, jede sichtbare Bindung an die Person Kästners zu verbergen - besonders nach dem Einwirken des Herzogs von Wellington auf die Restaurationsmonarchie in Frankreich. Kästner war die Schlüsselfigur hinter der Revolution der Klassik, die sich über Gotthold Lessing, Moses Mendelssohn u.a. bis zu Goethe, Friedrich Schiller und die Gebrüder Humboldt verbreitete. Gauß entschied sich in den Jahren der Zusammenarbeit mit seinen Lehrern Kästner und Zimmermann für eine antieuklidische Geometrie, er räumte später ein, daß er schon in seiner Jugend Vorstellungen einer antieuklidischen Geometrie entwickelt hatte. Doch er lehnte es ab, den Inhalt hiervon offenzulegen, als er später in seinem Leben von Jonas und Wolfgang Farkas und anderen Briefpartnern darauf angesprochen wurde. Betrachtet man sich Gauß’ jetzt veröffentlichtes Werk vom Standpunkt Riemanns in dessen bereits erwähnter Habilitationsschrift von 1854, so waren es Gauß’ Vorstellungen und nicht die nichteuklidischen Arbeiten von Lobatschewskij und Bolyai (die Gauß kannte), die Riemanns antieuklidische Geometrie begründeten. Siehe auch Kurt-R. Biermann, Carl Friedrich Gauß: „Der Fürst der Mathematiker“ in Briefen und Gesprächen, C.H. Beck, München 1990, wo sich eine kürzlich aktualisierte Dokumentation aus Gauß’ Briefwechsel findet.

42. Jede in sich konsistente Mathematik drückt als solche offensichtlich tiefere ontologische, axiomatische Annahmen aus, die - so sehr auch „reine“ Mathematiker dies zu verbergen suchen - „Absonderungen“ der physikalischen Geometrie der Denkprozesse des individuellen menschlichen Geistes sind. Wie Kurt Gödel auf seine Weise 1930-31 betonte, gibt es somit in einem formalen mathematischen System keine Vollständigkeit. Gauß’ Abhandlung der quadratischen Reziprozität verdeutlicht genau diesen Punkt. Eine jüngste Gelegenheit, mit einigen Mitarbeitern über Gauß’ dritten Beweis seines Begriffs der quadratischen Reziprozität (Werke II, S. 2-8) sprechen zu können, frischte diesen Punkt auf: Für mich ist offensichtlich, daß die wirkliche Grundlage für Gauß’ Argument für den überraschenden Ausdruck quadratischer Reziprozität die implizite Realität widerspiegelt, daß die Annahmen der Arithmetik nicht rein sind, sondern letztlich im Bereich der physikalischen Geometrie der Biologie und der Metabiologie menschlicher Geistesfunktionen liegen, wie viele von uns über die Generationen wiederholt betont haben. Das ist der Ursprung der physikalischen Realität hinter der quadratischen Reziprozität, die bereits der junge Gauß entdeckt hat. Das gleiche Problem klingt in dem an, was Riemann als das Dirichlet-Prinzip bezeichnete, und auch darin, was sich hinter dem dynamischen Konzept der Riemannschen Hypergeometrie verbirgt. Hier liegt der Kern des Beweises für die funktionelle Möglichkeit einer Riemannschen Physik: Deswegen ist der Einschub dieser Anmerkung hier von erheblicher Bedeutung für das Thema tatsächlicher Wirtschaftsdynamik in diesem Aufsatz.

43. 1. Korinther 13.

44. Die Funktion der Kettenlinie ist ein entscheidender Aspekt der Entdeckung des Prinzips der geringsten Wirkung durch die gemeinsame Arbeit von Gottfried Leibniz und Jean Bernoulli. Das war ein entscheidender Ausgangspunkt für die Leistungen Lazare Carnots und der Ecole Polytechnique unter der Leitung von Gaspard Monge, die wiederum durch das Erscheinen von Crelle’s Journal Ende der 1820er Jahre zur wissenschaftlichen Führungsrolle Deutschlands im 19. Jh. unter dem Einfluß der Kreise um Alexander von Humboldt, Carl F. Gauß, Wilhelm Weber, Lejeune Dirichlet und Bernhard Riemann führten.

45. Diese Einsicht kam mir erst Monate nach meiner Abreise, und die verspätete Erkenntnis versetzte mich in einen Zustand der Begeisterung. Ich teilte dies und meine Schlußfolgerung den entsprechenden Wissenschaftlern in Florenz mit, die meiner Feststellung zustimmten und mir später weitere Einzelheiten lieferten, die meine Schlußfolgerung über den Bauprozeß selbst bestätigten. Dieses Ereignis sagte mir vieles über die damalige Kultur von Florenz und damit auch das Umfeld in dieser Stadt, in dem Nikolaus von Kues wirkte, und über die Art der Einflüsse auf Leonardo da Vinci. Alle Wahrheit existiert als Ausdruck eines historischen Prozesses, nicht einzelner Ereignisse.

46. Im Laufe der fünfziger Jahre verfolgte ich die Herkunft des Schwindels und der Verrücktheit von Wiener und von Neumann (Die Theorie der Spiele und des wirtschaftlichen Verhaltens und die Yale-Vorlesung Der Computer und das Gehirn) auf eine gemeinsame Wurzel zurück: Beide waren ein Produkt Bertrand Russells, David Hilbert hatte sie beide mit gutem Grund von der Universität Göttingen verwiesen, weil sie inkompetent waren und, im Falle von Neumanns, weil der Verdacht des Plagiats aufgekommen war. Hilbert hatte zugegebenermaßen seine eigenen Probleme, aber in diesen Fällen waren die Umstände und Vorwürfe eindeutig.

47. D.h. statt eines bloß algebraischen Infinitesimals.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache

 

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