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Aus der Neuen Solidarität Nr. 38/2007 |
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Nachrichten zum Finanzkrach
Britisches Finanzsystem: Loch von 113 Mrd.$
Britische Bankiers warnen, diese Woche werde die „schlimmste
Krise seit 20 Jahren“ ihren Höhepunkt erreichen, wie die Sunday Times am
9. September berichtete. 113 Mrd. $ an kurzfristigen Schuldenpapieren, sog.
ABC-Papiere (asset-backed commercial paper), werden zur Refinanzierung fällig,
die meisten davon in der Londoner City. Dies ist noch deutlich mehr als Mitte
August, als 100 Mrd. $ anstanden. Die Sunday Times zitierte den
ehemaligen Geschäftsführer einer der fünf größten britischen Handelsbanken:
„Das sind die schlimmsten Bedingungen, die ich in 20 Jahren am Geldmarkt
gesehen habe.“ Die Refinanzierung der kurzfristigen Anleihen dauert bis zum 20.
September. Die City bereite sich auf „große Markt-Preisschwankungen“ vor.
Am 5. September beriefen die Bank von England und die
Finanzaufsicht eine Konferenz über die Liquiditätsknappheit mit den größten
britischen Banken ein.
In der Sunday Times hieß es, die 113 Mrd. $ seien
„die Nachwehen der Krise im Kreditmarkt, die mit den amerikanischen
minderwertigen (Subprime-) Hypothekenschulden begann“. Der Chef der
Marktökonomen bei BNP Paribas in London, Paul Mortimer-Lee, wurde zitiert: „Die
verbrieften Forderungen rutschen von Tag zu Tag weiter ab, und die Banken
nehmen mehr und mehr davon in ihre Bilanzen auf, was Kapital verbraucht. Es
handelt sich um eine Liquiditäts- wie auch eine Kapitalkrise.“ Sogar „solide“
Banken horten Liquidität, da sie mit 380 Mrd. $ an Krediten und Anleihen aus
Geschäften mit privatem Beteiligungskapital fertig werden müssen.
IWF-Banker Rogoff: „Laßt die Banken untergehen!“
Der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds
(IWF), Kenneth Rogoff, gab in Äußerungen gegenüber der Financial Times
am Rande der Cernobbio-Konferenz in Italien Anfang September drastisch zu
verstehen, daß seine Kreise die verrückte Absicht haben, die Hedgefonds auf
Kosten des Bankensystems zu retten. Rogoff erklärte, in dem momentanen „Fenster
der Verwundbarkeit“ müsse man mit „sehr aggressiven Schritten bei den
Zinssätzen“ rechnen. Sollten die sich als nicht ausreichend erweisen, werde
eine „dramatischere regulierende Intervention“ notwendig sein. „Ein Untergang
einer mittelgroßen Bank wäre fast ein Segen“, so Rogoff, weil es den
Zentralbanken „das Vertrauen gibt, etwas dramatischeres zu tun“.
Bei der gleichen Konferenz sagte der scheidende
IWF-Vorsitzende Rodrigo de Rato der Financial Times, die momentane
Kreditkrise sei nur eine „Neubewertung der Risiken“, und auch wenn es
schmerzlich sei, sei das auf mittlere Sicht „gesund“ und gut für die
Stabilität. Es „ist wahrscheinlich zu begrüßen - was nicht heißt, daß es
schmerzlos abgehen wird“. Die akute Krise der Kreditknappheit werde dank der
Stärke der Weltwirtschaft begrenzt sein, log Rato.
Lyndon LaRouche sagte dazu, Rogoffs und Ratos Vorhaben, die
Banken untergehen zu lassen, sei völlig verrückt. Die Schulden aus den
zweitklassigen Hypotheken seien Ramsch, die durch sie besicherten
Schuldenpapiere sogar noch schlimmer; es gebe keinerlei Möglichkeit, sie zu
bezahlen oder umzuschulden. Man müsse die Schulden einfrieren und den Ramsch
aussortieren und abschreiben, nur so könne man die Banken retten. Man müsse
eine „Brandmauer“ errichten (so wie dies LaRouches Gesetzesvorlage zum Schutz
von Eigenheimbesitzern und Banken vorsieht), um die wertlosen Schuldentitel von
den notwendigen Aufgaben eines geordneten Bankensystems zu trennen.