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Aus der Neuen Solidarität Nr. 20/2007

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Prognosen für die Endphase

Von Lyndon H. LaRouche jr.
28. April 2007

* * *

Die axiomatische Inkompetenz der heute gängigen Methoden für statistische Wirtschaftsprognosen steckt schon in der Methode selbst. Dies wird sich mit unbestreitbarer Gewalt in Form der unmittelbaren Gefahr eines völligen Zusammenbruchs eines vorhandenen Wirtschaftssystems äußern - so wie heute -, wann immer man zuläßt, daß der zugrundeliegende realwirtschaftliche Zyklus nahe an eine sog. Riemannsche Grenzbedingung heranreicht.

Damit ergeben sich zwei wesentliche Fragen, die ich den Ökonomen von heute stelle: 1. Wie definieren sich diese Grenzbedingungen? 2. Wie wirkt es sich aus, wenn man nicht wahrnehmen will, daß die von mir hier angeprangerten Systeme während des gesamten betreffenden Wirtschaftszyklus untauglich waren und daß aus den heute gemeinhin verwendeten professionellen Prognosemethoden am Ende großer, sogar irreparabler Schaden erwachsen kann - so wie heute -, selbst wenn noch nicht allgemein anerkannt wird, daß die Grenzbedingung erreicht ist?

* * *

Die heutige Welt als ganze ist in die Endphase eines Prozesses eingetreten, der nicht bloß in einer Weltwirtschaftsdepression zu enden droht, sondern in dem, was man in entsprechenden früheren Zeiten als „neues finsteres Zeitalter“ einstufte, wie jenes in Europa Mitte bis Ende des 14. Jahrhunderts. Wann genau der Zusammenbruch der jetzigen Weltzivilisation geschähe, ist, wie gewöhnlich, ungewiß; man kann nur sagen: wir müssen von der Annahme ausgehen, daß wir uns auf diesen drohenden Zusammenbruch, wenn er denn geschähe, bald, sogar sehr bald gefaßt machen müssen.

Ich sage einen solchen Zusammenbruch nicht voraus; ich will alles versuchen, ihn zu verhindern - und das noch in dieser späten Phase, wo er schon „um die Ecke“ ist, wie man manchmal sagt. Deswegen ist es hier meine Hauptaufgabe, die Wurzel des Problems zutreffend zu beschreiben - die Wurzel, die wir sehr bald vertilgen müssen. Und nach dem Gesagten will ich auf jene Maßnahmen verweisen, die ergriffen werden müssen, um zu verhindern, daß der gesamte Planet von dem drohenden neuen finsteren Zeitalter erfaßt wird.

Wenn man unter diesen Umständen gegenwärtig die amerikanische Wirtschaft betrachtet, sollte der ständig fehlinterpretierte Begriff „freier Wille“ - der Mißbrauch dieses Wortes ist unter eingefleischten Liberalen gang und gäbe - aus dem Fachwortschatz der Volkswirtschaft gestrichen werden. Alle wesentlichen Entscheidungen in Hinsicht auf eine Volkswirtschaft als ganzes, aber auch lokale Entscheidungen, selbst in relativ sehr kleinen Bereichen des Wirtschaftsprozesses, haben wissenschaftlich gesetzmäßige Folgen. Schlechte Entscheidungen auf allen diesen Ebenen können letztlich katastrophale Folgen für die Wirtschaft als ganzes haben. Und nachdem solche Fehlentscheidungen gefällt sind, liegt es nicht mehr im Ermessen des Trottels, der sie getroffen hat - auch wenn es die Führung einer ganzen Nation wie der USA heute ist -, den Folgen seiner möglicherweise fatalen Hybris zu entgehen.

Bei politischen Beschlüssen der Bundesregierung, eines Großkonzerns oder auch nur eines Bundesstaates kann eine bestimmte falsche Entscheidung also weitgehend irreversible negative Folgen für das Land, Teile der Welt oder sogar die ganze Welt haben. Genauso volkswirtschaftlich verheerend wie eine einzige grobe Fehlentscheidung einer Regierung oder eines sehr großen Privatunternehmens kann aber auch die kumulative Wirkung eines bestimmten Entscheidungsmusters bei vielen einzelnen sein, das sich unter dem Einfluß fehlerhafter Annahmen gebildet hat - und das war in den letzten drei Jahrzehnten der Fall.

Insbesondere kann ein Entscheidungsmuster, etwa im Zusammenhang mit den Beschlüssen von Regierungen oder Großunternehmen, eine ganze Volkswirtschaft an den Rand des Untergangs treiben, wie man an den Haushaltsbeschlüssen in den USA seit etwa 1967-68 erkennen sollte. Die katastrophalen wirtschaftlichen Folgen treten dann irgendwann im Verlaufe einer oder mehrerer Generation ein, so wie dies jetzt der Fall ist. Ganz deutlich wird das an der Kaskade überaus schädlicher innovativer Torheiten in dem Zeitraum von 1969 bis 1981. Um das gleiche anders auszudrücken: Ähnlich wie starkes Rauchen von Tabakprodukten oder anderen „Genußmitteln“ in jungen Jahren, können Verhaltensweisen, die in vielen scheinbar ganz normalen Familien und Unternehmen angenommen werden, so wirken, wie solche Wirkungen Mitte bis Ende der 60er Jahre und danach massiv in Umlauf gesetzt wurden: Das Ergebnis können auch massenhafte, verheerende, längerfristige Konsequenzen an einem Punkt irgendwann in der Zukunft sein.

Der besonders besorgniserregende Umstand liegt darin, daß die Folgen einer expliziten oder eindeutig implizierten politischen Entscheidung einer Gesellschaft durch das eingegrenzt sind, was man als langfristige Investitionen in Kapital verschiedener Art betrachten sollte - etwa in die Produktion, in die grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur oder in die geistige Entwicklung des Individuums von der Geburt bis zum Erwachsensein. Eine Gesellschaft und ihre Geschichte werden mittel- bis langfristig tendenziell durch Zyklen bestimmt, die in halben oder ganzen Lebensspannen von der Geburt bis zur Reife von Angehörigen einer neuen Generation oder selbst zweier oder mehrerer solcher Generationen bemessen werden. Teilweise drückt sich darin der Entwicklungszyklus eines Individuums von der Empfängnis bis zum frühen Erwachsenenalter aus, so daß jede Generation, als Generation und in Hinsicht auf die Folgen ihrer Entscheidungen, der Geschichte der Gesellschaft als ganzer ihren besonderen Stempel aufdrückt.

Beispielsweise wurde die Generation meiner Großeltern in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts geboren, und die meisten meiner Vorfahren lassen sich in Nordamerika auf die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen. Das Ansammeln der entscheidenden Merkmale der neuzeitlichen europäischen Zivilisation über ein halbes Jahrtausend hinweg läßt sich in der Entwicklung ihrer Ideen, politischen und praktischen Tendenzen bis auf die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurückverfolgen. Nur zu dem Grad, wie der einzelne die Entwicklung der Kulturgeschichte nachempfindet, die zu seiner heutigen Existenz im Sinne eines persönlichen Bewußtseins der Beziehungen seiner Familie zur kulturellen Evolution in diesen Jahrhunderten geführt hat, können wir beginnen zu verstehen, was in uns selbst liegt, wie sich die jetzige Gesellschaft, unsere Familientraditionen und unser eigenes Selbst herausgebildet haben, und wie wir auf die Umstände reagieren, in denen wir unsere Nation und uns selbst heute vorfinden.

In dieser Hinsicht ist „der Punkt irgendwann in der Zukunft“, auf den ich mich in diesen einleitenden Bemerkungen bezogen habe, für die USA und auch die Welt als ganze in diesem Augenblick erreicht.

Um es noch einmal in Bezug auf die Kategorie auszudrücken, die heutzutage als „Demokratie“ durchgeht: Die kumulative Wirkung kleiner lokaler Entscheidungen, selbst einer großen Masse bloß persönlicher Entscheidungen wie dem Wahlverhalten oder Nichtwählen über eine Generation oder länger, kann in höchst verheerenden Folgen bestehen, die in der Gesellschaft erst eine Generation oder später in Erscheinung treten.

Das sind keine bloßen Möglichkeiten; alles, was ich eben beschrieben habe, ist tatsächlich geschehen.

1. Inkompetente Ökonomen

Jeder, dessen Gedächtnis länger als einen Tag zurückreicht, wird wohl vermuten oder wie ich sicher wissen, daß man dem typischen Wirtschaftsprognostiker von heute seine Zukunft nicht anvertrauen kann. Es gibt vielfältige Gründe dafür, warum praktisch alle der heute gewöhnlich konsultierten Wirtschaftsfachleute fast immer falsch liegen, besonders wenn es um mittel- bis langfristige Vorhersagen geht. Ganz gleichgültig, wer von ihnen besser oder schlechter sein mag, einen großen Fehler machen sie praktisch alle.

Was sie falsch machen, läßt sich in relativ wenigen Worten benennen:

Es gibt hauptsächlich zwei Gründe dafür, daß die Vorhersagen und damit verbundenen Analysen fast aller derzeit prominenten Regierungsökonomen und anderer Volkswirtschaftler gewöhnlich untauglich sind. Der erste Grund ist, daß sie für ihre Vorhersagen eine untaugliche statistische Mathematik benutzen. Der zweite Grund ist, daß sie gewöhnlich für ihre Bemessungen die falschen Datenbereiche auswählen.

Die erste dieser beiden Ursachen für die Stümperei aller maßgeblichen statistischen Prognostiker der letzten Jahrzehnte ist, daß ihre Methode im wesentlichen in statistischer Extrapolation besteht - wie bei Descartes, was schon Leibniz als allgemein inkompetent entlarvte. Die meisten heutigen Ökonomen haben kein sichtliches Verständnis davon, wie in einer Volkswirtschaft langfristige Trends entstehen oder wie Volkswirtschaften in Zeitabschnitten von nur wenigen relativ kurzen Schritten über Jahrzehnte, Jahre oder manchmal sogar nur Monate in der Zukunft allgemein ablaufen.

Die zweite Fehlerquelle ist, daß die meisten Ökonomen und verwandten Fachleute in der neuzeitlichen europäischen Geschichte davon ausgehen, Volkswirtschaft sei primär ein Ausdruck des Geldes.

Dem muß jedoch eine Einschränkung hinzugefügt werden. Die politisch maßgeblichen Leute inner- und außerhalb von Regierungen im letzten Vierteljahrhundert in Europa und Nordamerika waren und sind noch viel inkompetenter als die üblichen Ökonomen der 30er bis 60er Jahre. Der Unterschied liegt darin, daß sich der Wirtschaftsbegriff im Verlauf der letzten etwa vier Jahrzehnte grundlegend gewandelt hat; früher sah man in der Wirtschaft vor allem die Realwirtschaft, später kam die erbärmliche falsche Vorstellung einer „nachindustriellen“ Wirtschaft. Bemaß ein Ökonom früher Preise und Einkommen überwiegend in Hinsicht auf reale physische Werte, so sehen unsere Ökonomen heute in einer Volkswirtschaft eine „nachindustrielle“ Wirtschaft oder etwas, was sofort in eine solche verwandelt werden muß.

Jede wissenschaftlich kompetente mittel- bis langfristige Wirtschaftsprognose wird sich heute auf die Methoden stützen, die mit den Entdeckungen von Bernhard Riemann, einem der größten mathematischen Physiker der Neuzeit, verbunden sind. Alle inkompetenten professionell berechneten Prognosen beruhen auf in sich untauglichen, sog. mechanistisch-statistischen Methoden, Ableitungen von modernisierten Versionen der axiomatischen Methoden des René Descartes, den Gottfried Leibniz bereits am Ende des 17. Jahrhunderts als Betrüger entlarvte.

Nachdem damit dieses Kapitel eröffnet ist, setze ich nun den Rahmen der Diskussion mit einigen Bemerkungen über die derzeit maßgeblichen Dialoge unter denjenigen, die den Konsens der heutigen Medizinmänner zum Ausdruck bringen.

Beispiel Wall Street Journal

Bevor wir zu den eben erwähnten entscheidenden naturwissenschaftlichen Fragen hinter jeder kompetenten volkswirtschaftlichen Lehre und Praxis zurückkehren, beschäftigen wir uns im verbleibenden Teil dieses Kapitels mit der derzeitigen Finanz- und Wirtschaftslage, wie sie maßgebliche Regierungs- und Fachleute heute mehr oder weniger zutreffend beschreiben würden.

Wie wir alle im August-September 1998 gesehen haben, zählt das Wall Street Journal auch zu seinen besten Zeiten eigentlich nicht. Heute, wo Geld bald weniger wert ist als Toilettenpapier, kann auch die Wall Street nicht mehr zählen, selbst wenn sie wollte. Jedenfalls gibt sie in der amerikanischen Wirtschaft nicht mehr wirklich den Ton an; das tun die imperialen Weltmetropolen der Hedgefonds, von denen die heutigen Draculas - wie die von den britischen Kaiman-Inseln (Cayman Islands) - ausschwärmen, um den größten Banken und lebenswichtigen Industriezweigen den Lebenssaft auszusaugen. Nach den jüngsten mir vorliegenden Berichten lautet die in London auf dem Tisch liegende strategische Frage immer noch: „Sollen wir den US-Dollar jetzt in den Bankrott treiben, oder erst etwas später?“

In letzter Zeit wird’s ziemlich unangenehm!

Wir können es immer noch zum Besseren wenden, wenn wir wirklich wollen. Vizepräsident Dick Cheney zu stürzen, wäre ein guter Anfang, wenn sich hierfür einige Kongreßmitglieder mit etwas Mut fänden.

Wenn die USA und die Welt überleben sollen, muß Schluß sein mit dem Gefasel, das heute in den meisten Hörsälen oder in neokonservativen Bordellen wie der Mont-Pèlerin-Gesellschaft und dem American Enterprise Institute immer noch als „Volkswirtschaft“ herhält. Aber das allein reicht nicht aus. Negative Maßnahmen gegen die moralisch verwerflichen Folgen der Politik der Mont-Pèlerin-Gesellschaft und anderer sind notwendig - aber der Kern der Sache dreht sich hier darum, etwas Positives und Machbares vorzustellen, um das, was niemals zu etwas Gutem taugen kann, vollständig zu ersetzen.

In außergewöhnlichen Zeiten existentieller politischer und wirtschaftlicher Krisen wie der heutigen klammern sich Hysteriker an den Irrglauben, die von Regierungen beschlossenen Ziele oder irgendein anderer Ausdruck vermeintlich autoritativer Meinung würden quasi „zwangsläufig“ den Ausgang der gegenwärtigen Geschichtsperiode bestimmen. Äußerungen wie „Wir haben uns entschieden“, „Es ist unvermeidlich, daß...“, „Autoritäten, deren Ansichten ich teile, haben beschlossen, daß...“, „Die Geschichte lehrt uns“ usw. sind gewohnte Anklänge an die letzten Atemzüge alter Regime kurz vor ihrem Sturz, an Eroberer vor ihrer endgültigen Niederlage und an Mächte und Kulturen, die sich bald mit eigener Hand aus dem Buch der Geschichte ausradieren. Genauso sind die üblichen Torheiten von Wirtschaftsprognostikern jenes Typs, deren Arbeit ich während mehr als fünf Jahrzehnten genau verfolgt habe.

Wir müssen deshalb fragen: Was ist die geeignete Alternative zu den heute gängigen verdrehten Denkweisen?

Man hat den Eindruck, daß fast jeder Erwachsene, und auch andere, aufgefordert oder unaufgefordert eine mehr oder weniger nachdrückliche, doch wissenschaftlich absurde Meinung über Wirtschaft abgeben kann; aber wie ich zu Beginn dieses Kapitels betont habe, wissen nur ganz wenige dieser Schwätzer - auch Professoren, die ihre Karrieren auf diesem Feld betreiben -, auch nur irgend etwas von Bedeutung über diesen Bereich der Politik. Sie können aber reden, reden, reden, wie sie wollen: der Wirtschaftsprozeß läuft weiter, als wäre ihm all das akademische und andere Geschwätz egal.

Wie die Hühner im Stall, nachdem der Hahn auf seine Lieblingsstange zurückgekehrt ist, ergreift die Versammlung von Schwätzern die Gelegenheit, auch darüber weiterzuschwätzen. Hierauf eilen von weit und fern Zaungäste heran, um vom erschöpften Professor Gockel persönlich die neueste Expertenmeinung darüber einzuholen, was gerade im Hühnerstall vor sich ging.

Seit die Zahl der Landwirte und Industriearbeiter immer weiter schwindet, hat der Rest der Bevölkerung - und das ist inzwischen die überwältigende Mehrheit - praktisch jeden Realitätsbezug verloren, was die Volkswirtschaft angeht. Der Wahnsinn geht inzwischen so weit, daß viele glauben, organisiertes Glücksspiel auf Finanzmärkten oder in Kasinos sei ein bedeutender Beitrag zur Wirtschaftsleistung eines Landes. Für die Massen der heutigen „weißen Kragen“ geht es in der Wirtschaft nur noch darum, Geld zu machen, nicht, es tatsächlich zu verdienen. „Sehen Sie denn nicht, wie hart Croupiers arbeiten?! Merken, Sie nicht, wie wichtig ein solcher Beruf sein kann?! Haben Sie nicht gelernt, zu lügen und betrügen oder offen und ehrlich zu stehlen?! Haben Sie noch nie Donald Trump zugehört?!“

Die Wurzeln der USA

Dieses Problem der heutigen Welt wird deutlicher sichtbar, wenn wir einige relevante Höhepunkte in der Wirtschaftsgeschichte Amerikas betrachten.

Als Kontrast diene hier das erfreulichere Beispiel der Massachusetts Bay Colony, bevor 1688-89 aus England das Unheil kam. Das beste Beispiel sind die erfolgreichen Saugus-Eisenwerke. In jener glücklicheren Zeit vor 1688 kam die Kolonie auf die Idee, Bezugsscheine (Scrips) zu schaffen, eine Art Eigenwechsel, der innerhalb der Kolonie nach bestimmten Regeln wie ein Zahlungsmittel getauscht werden konnte. Die Kolonie blühte auf, bis die 1688-89 von London erzwungenen verheerenden Änderungen einen Großteil ihrer beneideten Erfolge zunichte machten und eine Periode relativen Niedergangs einleiteten, weil das vorher vorhandene unschätzbare öffentliche Kreditwesen fehlte.

Um diesen wichtigen Teil unserer Geschichte zu verfolgen, studiere man am besten die Schriften Cotton Mathers und seines Anhängers, des international bekannten Wissenschaftlers Benjamin Franklin, der damals die Schlüsselrolle spielte. Franklin war in England selbst der Vorreiter dabei gewesen, eine frühe Form Manchester-artiger Industriebetriebe auf der Grundlage von Kanälen für die Binnenschiffahrt und der zunehmenden Nutzung der Kohle einzuführen. Sowohl Mather als auch Franklin hatten sich für die sinnvolle Verwendung von Papiergeld eingesetzt und spielten so eine Pionierrolle beim Aufbau des anti-monetaristischen Systems staatlicher Kreditvergabe - dem Hauptmerkmal der Überlegenheit des  verfassungsmäßigen Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie von Finanzminister Alexander Hamilton und Präsident George Washington über die Wuchersysteme in England und anderen Teilen Europas.

Leider wurde die konstitutionelle Republik der Vereinigten Staaten schon bald durch die Französische Revolution und den Ruin Europas im Zuge der Napoleonischen Kriege isoliert und vor allem aus dem Ausland bedroht. Es herrschte die Welt des Wiener Kongresses von Castlereigh, Wellington „von Peterloo“1 und Metternich. Andrew Jackson verübte an den Cherokee-Indianern Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ebnete damit den Weg für die Ausbreitung der Sklaverei, um in den Gebieten, wo man Reichtum, Freiheit und Wissen des gebildeten Volks der Cherokee ausschlachtete, britische Baumwolle zu produzieren. Die Cherokee wurden von Andrew Jackson auf verschiedene Art und Weise hingemordet, wofür er später noch mit dem Amt des US-Präsidenten belohnt wurde, was er vor allem Aaron Burrs Nachfolger Martin van Buren aus Manhattan zu verdanken hatte. Van Buren war es, der dann mit Jacksons Hilfe den öffentlichen Kredit der Vereinigten Staaten zunichte machte, zugunsten der Schwindelgeschäfte mit Bodenspekulationen, die das Land in der Panik von 1837 praktisch ruinierten.

Trotzdem entwickelten sich die Vereinigten Staaten unter Abraham Lincoln, der mit dem früheren Präsidenten John Quincy Adams zusammengearbeitet hatte, als kontinentale Nation zu einer Weltmacht von Nord bis Süd und von Ozean zu Ozean, so wie Adams es vorgesehen hatte; ihr innerer Zusammenhalt wurde durch eine entschlossene Entwicklung der Binnenwirtschaft sichergestellt. Keine fremde Macht konnte die USA mehr erobern oder gewaltsam spalten; zerstören konnte man sie nur durch Korruption, die unsere englischsprachigen, imperialen Feinde in Europa in Hülle und Fülle lieferten. Die Korruption aus Europa, insbesondere aus dem britischen Empire, setzte prompt und unaufhörlich ein.

Franklin, Washington, Hamilton, John Quincy Adams, Abraham Lincoln und Franklin Roosevelt führten unsere Republik in einer Weise, daß sie jene großartigen Instrumente erhielt, die nicht nur in der Unabhängigkeitserklärung zum Ausdruck kamen, sondern auch in der Bundesverfassung mit dem Geniestreich ihres Grundgesetzes, der Präambel; in unserem einzigartigen amerikanischen System der politischen Ökonomie; in unserer Einheit als kontinentaler Nation; und in unserer Führungsrolle im Zweiten Weltkrieg, als wir den entschlossenen wirtschaftlichen Wiederaufbau der Zeit von 1933-45 ausnutzten, um die Hitler-Gefahr zu bannen und das Potential für eine neue, großartige Weltordnung völlig souveräner Nationalstaaten zu definieren, dessen Verwirklichung uns heute immer noch als Aufgabe bevorsteht.

Im Rahmen dieser eben nur grob umrissenen einmaligen Geschichte unserer Republik als Gemeinwesen können wir die richtigen Konturen des volkswirtschaftlichen Systems definieren, das als einziges immer erfolgreich war und das alle anderen Länder nicht unbedingt kopieren müssen, aber dessen Prinzipien sie bedenken sollten. Man untersuche dieses System als vorbildhaften Ausdruck der Prinzipien, die einem neuen System globaler Zusammenarbeit in einer Welt souveräner nationalstaatlicher Republiken zugrunde liegen sollten, so wie es Franklin Roosevelt zum Zeitpunkt seines Todes plante, um den Planeten von Imperialismus und Kolonialismus zu befreien.

Die Prinzipien des Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie bieten, wenn man sich an sie hält, die Grundlage für die Schaffung und Erhaltung einer Wirtschaft, die niemals aus eigener Schuld in eine Depression versinken wird. In dem Sinne könnten nur „äußere Faktoren“ wie feindliche Akte der Natur oder fremder Mächte eine Wirtschaftskrise herbeiführen. Doch eine gesunde Wirtschaft läßt sich niemals so einrichten, daß sie auf „Autopilot“ läuft. Keine Wirtschaft wird überleben und frei von selbstverschuldeten Katastrophen sein, wenn sie sich nicht durch die Umsetzung wissenschaftlicher und technischer Verbesserungen auf der Grundlage der fortgesetzten Entdeckung und Nutzung neuer physikalischer Prinzipien ständig weiterentwickelt. Eine Wirtschaftsform auf der Grundlage von „technologischem Nullwachstum“ wird ihrem selbstverschuldeten katastrophalen Zusammenbruch nicht entgehen, und das war auch in der gesamten bekannten bisherigen Menschheitsgeschichte so.

Kein anderer Faktor außer Behinderung oder gar Verbot dessen, was physikalisch als kapitalintensive Umsetzung wissenschaftlich-technischen Fortschritts definiert ist, kann die morbide Wirkung erzeugen - wie es die „Globalisierung“ tut -, die sich die geistig und moralisch verkommenen Feinde des wissenschafts- und kapitalintensiven Fortschritts der Wirtschaft wünschen. Das bedeutet, daß wir ständig besonderes Gewicht auf die Steigerung der „Energieflußdichte“ pro Kopf und Quadratkilometer des gesamten Territoriums der Volkswirtschaft legen müssen.

Ich habe in der Vergangenheit wiederholt betont, daß die amerikanische Republik vor allem von ausgewanderten Europäern geschaffen wurde, deren Absicht war, die besten Ideen des neuzeitlichen Europa auf den neuen Kontinent zu bringen. Dort konnten die Grundprinzipien einer wahrhaft republikanischen Republik in verhältnismäßig sicherer Entfernung vom Übel des oligarchischen Erbes, das Europa immer noch verseuchte, eingepflanzt werden.

So beruhte das Amerikanische System der politischen Ökonomie, wie es u.a. von Benjamin Franklin definiert wurde, auf einer ständigen Betonung von Erwerb und Nutzung neuentdeckter Naturprinzipien und verbesserter Technologien, die mit grundlegenden wissenschaftlichen Fortschritten in Zusammenhang standen. Daher wird es auch heute nirgendwo auf diesem Planeten für die Menschheit eine glückliche Zukunft geben, wenn nicht unmittelbar Anstrengungen unternommen werden, die Kernspaltung als Energiequelle massiv auszubauen und die Kernfusion zur technischen Anwendbarkeit zu entwickeln.

Der kulturelle Wertewandel

In den letzten Jahrzehnten, insbesondere seit 1968, wurden die USA außerordentlich anfällig für die Risiken solcher langfristiger Wirkungen gemacht. Verursacht ist dies vor allem durch bestimmte Folgen des wachsenden Einflusses der 68er-Nachkriegsgeneration, die sich „bei der Arbeit die Hände nicht schmutzig machen“ wollte, was mit dem kulturellen Wandel einer sich entwickelnden Erwachsenengesellschaft zusammenhängt.

Ein Beispiel dafür: In vielen Ländern ist es oft schwierig, vor Ort einen katholischen Priester zu finden, der jünger als 60 Jahre ist. Dies ist vor allem ein Ausdruck des kulturellen Einflusses dieser Tradition der 68er-Generation. Der überall hochgespielte Schwindel der „globalen Erwärmung“ ist ein klarer Hinweis auf die unter den zu „Schlipsträgern“ gewordenen 68ern verbreitete kulturelle und moralische Verkommenheit. Ein besonders schlagendes Beispiel ist die teilweise sogar in Gewalt ausgeartete Kluft zwischen „Kopfarbeitern“ der 68er-Generation und „Handarbeitern“ der gleichen Altersgruppe, die im Jahr 1968 in dramatischer Weise zum Ausdruck kam.

Die Nachkriegsgeneration der zwischen 1945 und 1956 Geborenen, die „68er“ aus der Mittel- und Oberschicht, fühlt sich nicht mehr für die Nachwelt verantwortlich, obwohl es gerade diese Verpflichtung ist, die im Kern die unsterbliche Seele eines wahren Menschen von einem wilden Tier unterscheidet. Das Band zwischen den Generationen, das als Ausdruck der Unsterblichkeit einer ewigen Menschheitsmission bestehen sollte, wurde zerrissen durch einen radikalen Nietzsche-artigen, sophistischen Existentialismus, wofür der Kongreß für Kulturelle Freiheit, Horkheimer, Adorno, Arendt und die Kreise um Margaret Meads Kult der „Informationstheorie“ an der Josiah Macy Stiftung typisch waren.

So erlebten und erleben wir diese Kaste der „weißen Kragen“ unter der Nachkriegsgeneration, im Unterschied zu ihren „blaumanntragenden“ Zeitgenossen. Der Einfluß dieser Kaste besteht vor allem in den langfristigen Wirkungen, die in der Zeit von 1968 bis 2007 von den „68ern“ ausgingen. Diese Wirkungen waren für die Schuldigen, die alten 68er, oft der Anlaß, zu weitreichenden, drakonischen Formen der sozialen Kontrolle zu greifen, wie z.B. den sogenannten „Umweltschutzmaßnahmen“ bei der Globalisierung. Ironischer- und tragischerweise werden diese Methoden der politischen Tyrannei gerade als angebliche „Korrektur“ des individuellen Verhaltens eingesetzt. Dabei haben z.B. jene „ökologischen“ Maßnahmen langfristig noch ruinösere Wirkungen als die Eugenik der Nazis. Diese drakonische Reaktion auf die langfristigen Folgen der Akkumulation einer bestimmten Art kurzfristigen lokalen Verhaltens ist eine Reaktion der Art, die oft oder gewöhnlich wenig oder gar nichts mit den Ursachen des Problems zu tun hat, sondern nur die tyrannische Durchsetzung einer grotesken Wahnvorstellung ist, so wie es hier der Fall ist.

Gewohnheiten, die funktionell völlig irrational sind, wurden schon oft durch eine Annäherung an faschistische oder andere oligarchische Formen der Tyrannei durchgesetzt. Man nennt das heute „Konsens“, im Dritten Reich hieß das „Gleichschaltung“.

Die Geschichte ist voller Beispiele für solche populistischen Torheiten; nichtsdestoweniger hat die katastrophale Lage in den USA, West- und Mitteleuropa heute ganz besondere historische Aspekte.

Dieser immer wiederkehrende Typ des heutigen Problems hatte seinen heute noch relevanten Ursprung und Ausdruck bereits vor Jahrhunderten in der Geschichte des „philosophischen Liberalismus“, der die innere Geschichte der weltweit verbreiteten europäischen Zivilisation, insbesondere in der englischsprachigen Welt wesentlich prägte. Dies begann schon etwa seit der Zeit der Krönung des englischen Königs James I., mehr noch aber nach dem Tod von Queen Anne und dann mit dem Triumph von Lord Shelburne von der Britischen Ostindiengesellschaft nach dem Pariser Frieden vom Februar 1763.

Der spezielle radikal-positivistische, „existentialistische“ Typ des Sophismus, dem die zwischen 1945 und 1956 geborenen „Weiße-Kragen-Schichten“ praktisch von Geburt an ausgesetzt waren, ist die besondere Teilmenge, das besondere Merkmal von etwas, das ansonsten Ausdruck der langen Welle dieses europäischen philosophischen Liberalismus ist.2 Es war vor allem die Auswirkung dieses „68er-Phänomens“, was jetzt zu der unmittelbaren Gefahr geführt hat, daß der gesamte Planet eine ganze Generation oder länger in einer allgemeinen Zusammenbruchskrise nicht nur der Weltwirtschaft, sondern jeder zivilisierten Existenzform versinken könnte.

Liberalismus als Krankheit

Die Wurzel dieses kulturellen Einflusses, der diese Gefahr der weltweiten Katastrophe in die heutigen transatlantischen und weltweiten Systeme hineingetragen hat, ist der sogenannte Liberalismus, der über den Einfluß des venezianischen Reformers Paolo Sarpi Einzug in die transatlantische Zivilisation der Neuzeit hielt. Durch die Sarpischen Reformen entstanden die zutiefst irrationalen Verhaltensweisen, die man seither mit der Entwicklung der anglo-holländischen liberalen Weltanschauung und Praxis verbindet. Sie lassen sich auf die Anhänger und Nachfolger Sarpis und seines Lakaien Galileo Galilei im 18. und 19. Jahrhundert zurückverfolgen, z.B. auf Thomas Hobbes, René Descartes, John Locke, Bernard Mandeville, François Quesnay, David Hume und die Kreise um das britische Außenamt und Jeremy Benthams Haileybury-Schule. Der mit dem Pariser Frieden 1763 verbundene Aufstieg der Britischen Ostindiengesellschaft zur quasi imperialen Macht und die anschließende formelle Errichtung des britischen Empires unter Königin Viktoria und Prinz Edward Albert prägten aus den Eigenarten des anglo-holländischen Dogmas die ruinösen Gewohnheiten, die heute in der Wirtschafts- und Geldpolitik der Welt wieder vorherrschen.

Um soziale Verhaltensweisen zu verstehen, muß man zuerst erkennen, was deren tiefere, oft scheinbar verborgene Grundeigenschaften, ihre Systemeigenschaften, sind. Man muß erkennen, wodurch die Denk- und Reaktionsweisen, die für arglose Menschen und ihre Regierungen „ganz natürlich“ und „zwangsläufig“ sind, tatsächlich geprägt sind. Eben deshalb gehen große Nationen und Kulturen unter, weil sie nicht sehen wollen, was ihren Geist und ihre Hände lenkt und was sie als etwas scheinbar Unvermeidliches hinnehmen.

Die Auswirkungen dieses anglo-holländischen liberalen Systems und seiner Evolutionsgeschichte bilden also das praktische Thema, mit dem man sich befassen muß, um die systemischen Ursprünge und Folgen der gegenwärtigen Überlebenskrise der Welt zu verstehen.

Um die uns allen drohende Katastrophe zu verhindern, müssen wir begreifen, daß wir diesen klassisch tragischen Aspekt der neuzeitlichen Geschichte beseitigen müssen, solange es noch möglich ist. Man muß zwei verschiedene Bereiche berücksichtigen. Wir müssen uns näher mit der ideologisch getriebenen, zutiefst destruktiven Praxis des philosophischen Liberalismus beschäftigen, wie sie bis heute durch die Dogmen des Venezianers Paolo Sarpi definiert ist. Zweitens müssen wir uns auch mit der tieferen Wurzel der Umstände beschäftigen: dem sogenannten „oligarchischen Prinzip“, das sich im Einfluß des Sarpischen Liberalismus bis in jüngste Zeit auf seine besondere Art ausdrückt.

Der vom Venezianer Paolo Sarpi hervorgebrachte anglo-holländische Liberalismus hat heute die ganze Welt soweit gebracht, daß das Weltfinanzsystem einem Konkursverfahren durch ein Konzert führender und anderer nationaler Mächte unterzogen werden muß. Da die wahnsinnige Anhäufung der unter dem gewöhnlich inkohärent daherplappernden früheren US-Zentralbankvorsitzenden Alan Greenspan geschaffenen fiktiven Schulden unbezahlbar ist, muß mehr oder weniger sofort eine generelle Konkursreorganisation des Weltwährungs- und -finanzsystems eingeleitet werden, damit es nicht zu einer Kettenreaktion kommt, die schon bald und schnell weltweit zu einem langen neuen finsteren Zeitalter führen würde.

Der vorhandene US-Dollar, so angeschlagen er auch ist, muß das Instrument sein, mit dem die notwendigen plötzlichen und radikalen Reformen der jetzigen unbrauchbaren Weltfinanzordnung durchgeführt werden und eine neue, dauerhafte Ordnung entstehen kann. In dem Moment, wo der US-Dollar nicht mehr Weltreservewährung wäre, würde die ganze Welt praktisch unmittelbar in ein massenmörderisches finsteres Zeitalter stürzen.

Die dringend notwendige, allgemeine Reform ist in dieser ungeheuren Krise der Welt nur denkbar, wenn man die Schlüsselnationen Rußland, China, Indien und andere mit der Regierung der Vereinigten Staaten zusammenbringt. Um diesen Kern könnten sich die vernünftigen Nationen der Welt sammeln, um das hoffnungslos bankrotte Weltfinanz- und -währungssystem unter Kontrolle zu bringen und die notwendigen langfristigen Abkommen mit einer Laufzeit von einem Viertel- bis zu einem halben Jahrhundert zu schließen. Das geht nur mit einem einheitlichen weltweiten Währungssystem mit festen Wechselkursen, das mit einem Basiszins von 1-2% auf langfristige nationale und internationale Handelskredite operiert.

Es gibt lautstarke Einwände gegen einen solchen Vorschlag. Wenn sich die Leute mit den Einwänden durchsetzen, würde die Zivilisation, wie wir sie kennen, schlicht und einfach nicht überleben. Sollte die umgehende Einführung von Reformen, wie ich sie hier beschrieben habe, verhindert werden, sänke die Weltbevölkerung in dem planetaren finsteren Zeitalter, das unter den gegebenen Umständen einträte, sehr schnell um mehrere Milliarden Menschen.

Die Mai-Juni-Ausgabe von Foreign Affairs enthält einen völlig entgegengesetzten Vorschlag, den Beitrag „Das Ende der nationalen Währungen“ des britischen Ideologen Benn Steil, einen besonders heruntergekommenen Ausdruck der typischen imperialen Tradition von Margaret Thatcher und Tony Blair. Er schlägt ein nur noch aus drei parallelen, semiglobalen Währungen zusammengesetztes Weltwährungssystem vor.

Der Vorschlag ist, praktisch gesehen, völlig verrückt; aber für Steil ist es ein aus der Verzweiflung geborener Vorschlag, weil man in London, auf den Kaiman-Inseln und auch an der Wall Street fürchtet, die Vereinigten Staaten könnten sich auf ihren erfolgreichen Aufschwung unter Präsident Franklin D. Roosevelt zurückbesinnen. Die London-Wallstreet-Bande, in deren Diensten Steil schreibt, greift in dieser Lage nach jedem Strohhalm, wenn etwas verhindern könnte, daß in den von einer schweren Depression erfaßten Vereinigten Staaten die Erinnerung an Franklin Roosevelt erwacht. Auch heute würden sie wieder einen Hitler einer Alternative wie Roosevelt vorziehen.

Was ich gerade gesagt habe, ist das einzige, worauf man setzen kann. Nur so können wir den Zustand kurz vor einer kettenreaktionsartigen Kernschmelze des Weltfinanzsystems, den wir mehr oder weniger genau in diesem Moment erreicht haben, heil überstehen. Um die Zivilisation vor dieser drohenden Gefahr eines weltweiten neuen finsteren Zeitalters zu retten, ist eine Reihe von Maßnahmen erforderlich, die an den Geniestreich des amerikanischen Präsidenten Franklin Roosevelt in den dreißiger Jahren erinnern - nur auf breiterer Grundlage. Die Mittel zur Überwindung der Gefahr existieren, solange man den Willen aufbringt, sie rechtzeitig einzusetzen.

In dieser Lage sollte offensichtlich sein, daß US-Vizepräsident Dick Cheney sofort seines Amtes enthoben werden muß, wenn es im Januar 2009 in den USA noch eine verfassungsmäßige Regierung geben soll. Wir müssen jetzt handeln: rechtzeitig, um zu verhindern, daß aus der neuen Weltdepression nicht innerhalb von Monaten oder etwas später eine kettenreaktionsartige Zusammenbruchskrise des ganzen Weltwirtschaftssystems und eine Auflösung der heute noch existierenden Regierungen wird.

Fortsetzung folgt


Anmerkungen

1. Bei dem „Peterloo“-Massaker auf dem St. Peter's Field bei Manchester am 16. August 1819 wurden elf Menschen getötet und über 400, davon viele Frauen und Kinder, verletzt. Es war das Ergebnis einer Kavallerieattacke auf eine Protestkundgebung gegen Getreidezölle mit 60.000-80.000 Teilnehmern. James Wroe vom Manchester Observer prägte dafür in Anlehnung an die Schlacht von Waterloo das Schlagwort „Peterloo-Massaker“.

2. Das sog. „Babyboomer-Syndrom“ der Nachkriegszeit durchlief zwei deutlich unterschiedene Frühphasen. Die erste Phase 1945-56 kann man am besten als die „triumphalistische Phase“ bezeichnen, die Zeit euphorischer Illusionen, „Leute wie wir“ seien auf dem Wege zu endlosen Triumphen über die anderen „Klassen“ im Land und der ganzen Welt. Diese Phase, die in den USA mit dem Begriff des „Organization Man“ verbunden ist, ging einher mit dem Aufstieg des „Militärisch-industriellen Komplexes“, wie ihn Präsident Eisenhower in seiner Abschiedsrede am Ende seiner zweiten Amtszeit bezeichnete. In der Zwischenzeit hatte allerdings 1957-61 eine tiefe Rezession die Haushalte der Familien der Babyboomer demoralisiert.

Das zyklische manisch-depressive Verhalten kehrte während der Amtszeit von Präsident Clinton wieder, als Federal-Reserve-Chef Alan Greenspan die wahnwitzige „Jahr 2000“- und Immobilienblase mit Geld versorgte und dies unter den Babyboomern, die nun die Regierungsmacht aus den Händen ihrer Elterngeneration übernommen hatten, wilde Euphorie auslöste („Wir sind die Größten“). Dem folgte wieder eine Welle des Kulturpessimismus, vergleichbar wie bei der Generation der typischen Eltern der Babyboomer 1957-61.

Es war aber nicht die legendäre Wirkung der Menopause bei alten 68ern, sondern die verheerende Wahlkampfstrategie von Gore und Lieberman im Jahr 2000, die das Verhaltensmuster der Jahre 2000-07 auslöste. Da ich damals u.a. aus beruflichen Gründen besondere Einsichten in die Umstände hatte, kann ich heute versichern, daß die Reaktionen auf die Illusionen der Zeit von 1993-99 und die Wende nach 2000 ziemlich genau dem Vorbild der Eltern der Babyboomer mit ähnlichen Erfahrungen während und nach der Zeit von 1957-61 folgen. Man fragt sich, ob die 68er überhaupt selbst denken können.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
LaRouche: Wir brauchen ein „Neues Washington“!
- Neue Solidarität Nr. 19/2007
„Londons Absicht war es, die USA wirtschaftlich zu zerstören“
- Neue Solidarität Nr. 19/2007
„Man muß die Menschen einbeziehen“
- Neue Solidarität Nr. 19/2007
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Die Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache

 

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