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Aus der Neuen Solidarität Nr. 21/2004

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Über Zölle und Handel

Von Lyndon LaRouche
- 3. Teil -

Am 12. Januar 2004 veröffentlichte der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler und Präsidentschaftskandidat die folgende grundlegende Schrift, die wir in mehreren Folgen abdrucken.


3. Das Konzept der Kraft
Ein tödlicher Mangel

Mars und mehr

In Mittel- und Nordasien

Wie die Wirtschaftswissenschaft arbeitet

3. Das Konzept der Kraft

An dieser Stelle muß ich nochmals betonen, daß sich das uns bekannte Konzept der "Kraft" explizit auf das Werk der Pythagoreer zurückführen läßt, implizit auch auf die Entwicklung der Prinzipien der Sphärik, wie sich das in den astronomischen Bezügen der ägyptischen Pyramiden ausdrückt. Weiter oben definierte ich den Wesensunterschied zwischen dem Menschen und den niederen Gattungen darin, daß der Mensch sich aus der naiven Sinnesgewißheit, die dem Beobachter nur die schattenhaften Wirkungen des Universums auf unsere Sinnesorgane zeigt, befreien kann. Deswegen besteht die Leistung des einzelnen darin, die universellen Naturprinzipien zu entdecken, die mit ihrem Wirken diese Schatten der Sinneswahrnehmungen hervorrufen.

Den Beweis, daß solche Entdeckungen unsichtbarer Kräfte keine Einbildung sind, liefern entsprechende sog. einzigartige Experimente.28 Aus Teilen des Aufbaus eines solchen einzigartigen Experiments läßt sich der Entwurf einer Maschine ableiten, mit der man das entdeckte Prinzip praktisch anwenden kann. Der so erworbene qualitative Anstieg unserer Einflußnahme auf das Universum entspricht funktionell dem schon erwähnten Begriff der Kraft (dynamis) im klassischen Griechisch. Den gleichen Begriff der Kraft verbinden wir mit den konstruierbaren Lösungen entscheidender ontologischer Paradoxa in einer pythagoreischen konstruktiven Geometrie.

Diese Aussagen der voreuklidischen, konstruktiven Geometrie bilden noch heute, zweieinhalbtausend Jahre danach, die unverzichtbare, prinzipielle Grundlage elementaren Sachverstands in der Wirtschaft.

Wie ich weiter oben und überhaupt häufig in den letzten fünfzig Jahren betont habe, liegt allen wirtschaftlichen Fragen das Grundprinzip zugrunde, daß sich die menschliche Gattung von allen anderen lebenden Vorgängen völlig unterscheidet und ihnen überlegen ist. Es ist in anderen Worten die gleiche Vorstellung der Einzigartigkeit des Menschen wie im ersten Buch der Genesis, in naturwissenschaftlichen Begriffen ausgedrückt.

Die folgenden zusammenhängenden Punkte sind, als einheitliches Prinzip aufgefaßt, für die sachverständige Behandlung von Fragen wirtschaftlicher Prinzipien von höchster Bedeutung. Wenn man Begriffe annimmt, die dem widersprechen, ist das grobes Unvermögen und führt, wenn man es über mehrere Generationen hinweg praktiziert, in eine offensichtliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Katastrophe - so wie die nun in ihre Endphase eingetretene allgemeine Zusammenbruchskrise des gegenwärtigen Weltwährungssystems. In der früheren Geschichte verliefen die entsprechenden Gegenreaktionen langsamer - die Verwandlung der USA von der größten produzierenden Gesellschaft der Welt in den zusammenbrechenden Schutthaufen von heute dauerte nicht einmal zwei volle Generationen.

Auf diesen Voraussetzungen beruht der folgende Gedankengang.

Wenn man eine Entdeckung eines universellen Naturprinzips in das Repertoire der gesellschaftlichen Praxis einführt, wirkt das wie ein genetischer Sprung zu einer höheren Gattung bei den Tieren. Darum, Menschheit, sei fruchtbar und mehre dich, und übernehme die Verantwortung für das Verwalten aller Geschöpfe und Dinge unter der Sonne! Man kann weder die menschliche Gesellschaft angemessen verstehen noch die Schwierigkeiten, für die sie sich anfällig gezeigt hat, wenn man nicht vom absoluten, "axiomartigen" Unterschied zwischen Mensch und Tier ausgeht. Das moralische und geistige Unvermögen der Reduktionisten - mit so traurigen, aber im modernen akademischen Leben einflußreichen Figuren wie Euler, Lagrange und Kant als beispielhaften Vertretern - ist nur eine Spielart der schlimmsten Unkenntnis, jener heute weitverbreiteten Unkenntnis des grundsätzlichen, wissenschaftlich definierbaren Unterschieds zwischen Mensch und Tier.

Leute mit so bedauernswerten Meinungen wie denen von Euler, Lagrange, Kant, Mach u.a. leugnen nicht nur die menschliche Natur, indem sie den Menschen zum Tier herabwürdigen. Hinter der sog. "Aufklärung" des 18. Jahrhunderts, wofür die genannten fanatischen Empiriker jener Zeit beispielhaft waren, steckten politische Motive: Es sollte verhindert werden, daß sich die Lebensbedingungen der Menschen so entwickeln, wie es den Anstößen und Absichten der Renaissance des 15. Jahrhunderts entsprochen hätte. Die Verbreitung axiomatisch falscher Vorstellungen über Mensch und Natur wie bei Euler usw. war ein Handlangerdienst für räuberische, oligarchische Eliten, wie das anglo-holländische liberale System, für das der Aufstieg der Britischen Ostindiengesellschaft zu einer Art neuem Römischen Reich im 18. Jahrhundert beispielhaft ist.

Erst wenn man begreift, daß hinter den geistigen Verbrechen in den mathematischen Lehrbüchern und im Mathematikunterricht politische Beweggründe stecken, entlarvt man die doktrinären Reduktionisten, so daß ihr latenter Haß auf die Menschheit offen sichtbar wird.

Ganz entgegen den unfruchtbaren mathematischen Elfenbeinturm-Behauptungen von Empirikern wie Euler, Lagrange und Kant bedeutet die Entdeckung eines universellen Prinzip nicht nur, daß man die bis dahin bekannten, für universell gehaltenen Prinzipien wirksamer anwenden kann. So wie Gauß darauf hingewiesen hat, daß die Pythagoreer die Verdoppelung von Linie, Quadrat und Würfel ausschließlich durch geometrische Konstruktion darlegten, wird damit auch eine Kraft entdeckt, die sich in dieser physischen Konstruktion auf einzigartige Weise ausdrückt. Keplers ureigenste Entdeckung der universellen Gravitation, wie 1609 in seiner Neuen Astronomie dargestellt, hat nicht nur die gleichen Eigenschaften wie der Schöpfungsakt der physischen Konstruktion in den elementaren Fällen der Verdoppelung. Seine Entdeckung stützt sich ganz unmittelbar darauf, daß durch die Konstruktion der platonischen Körper das Universum auch in zwei universelle Phasenräume, den abiotischen und den biotischen, unterteilt wird.

Jedesmal wenn die Gesellschaft ein solches wahres universelles Naturprinzip entdeckt und nutzt, steigert sie ihre Lebensqualität auf eine qualitativ höhere Ebene des Daseins. Dazu gehören offensichtlich wissenschaftlich-wirtschaftliche Revolutionen. Ein Beispiel dafür ist der Wandel der gesellschaftlichen Praxis vom niedrigsten physischen Zustand menschlichen Lebens, nämlich der Verwendung von Sonnenlicht als Brennstoff, über das Verbrennen von Holz und vergleichbaren Rohstoffen, abgebauter Kohle und abiotischen Fossilien wie Erdgas und Erdöl bis hin zur Kernspaltung, zur Kernfusion und wahrscheinlich irgendwann zur Beherrschung der Prinzipien von Materie-Antimaterie-Reaktionen.

Einer der wichtigsten und zerstörerischsten Gesichtspunkte bei der weitverbreiteten Unkenntnis von Naturwissenschaft und Wirtschaft ist eine falsche Behauptung, die unsere heutigen Schulen vom Einfluß des Aristoteles geerbt haben: die Behauptung der Reduktionisten, Kraft sei eine Folge von Wärme, während in Wirklichkeit Wärme nur eine von mehreren Möglichkeit ist, wie sich die Wirkung von Kraft äußern kann. Die Wärme an sich ist keine Ursache, sondern eine Wirkung, die wachsende Fähigkeit der Menschheit, kontrolliert Wärme zu erzeugen, ist eine Fußspur des Fortschritts, aber kein Fortschritt an sich. Sie taucht oft als Nebenprodukt von Kraft auf, aber das Wesen der Kraft selbst zeigt sich im wesentlichen in der Entwicklung der Wissenschaft, welche die Pythagoreer und Platon konstruktive oder physische Geometrie nannten.

Ein tödlicher Mangel

Befassen wir uns nun mit einem der wichtigsten der vielen Bereiche, in denen diese Frage praktisch zum Ausdruck kommt: dem beängstigenden Mangel an Kapazitäten zum Erzeugen und Verteilen von Strom in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern heute.

Die Entdeckungen universeller Naturprinzipien im Bereich der Mikrophysik (d.h. Atom- und Molekularphysik) sind Beispiele für entdeckte Kräfte, mit denen der Mensch Gegenstände außerhalb der Reichweite seiner unmittelbaren Sinneswahrnehmung als Kraft (Energie) nutzen kann, um dadurch seine Macht über das Universum qualitativ zu steigern. Um dies in Begriffen zu beschreiben, die unsere akademische Welt für konventionell hält: Der Aufstieg der Menschheit zur Ebene der Kernkraft und bald auch der Kernfusionsenergie als Hauptquellen nutzbarer Wärme zeigt den einfachsten meßbaren Effekt der Erhebung der menschlichen Lebensbedingungen über die tierische Ebene der Abhängigkeit von der Sonneneinstrahlung. Dies steht für einen Anstieg der Menge an Wärmewirkung pro Quadratkilometer. Man nennt dieses Maß die "Energieflußdichte" des Prozesses. An bestimmten kritischen Punkten im Prozeß des Anstiegs der Energieflußdichte der vom Menschen kontrollierten Prozesse kommt es zu einer qualitativen und nicht bloß quantitativen Veränderung.

Beispielhaft dafür war der sprunghafte Anstieg der produktiven Arbeitskraft und der Familieneinkommen des Durchschnittsamerikaners durch die Stromerzeugung, nicht nur zur Straßenbeleuchtung, sondern überhaupt als höhere Stufe der Energie (Kraft), die den Vereinigten Staaten zunächst zum Betrieb sich drehender Maschinen geliefert wurde - Entdeckungen, die durch die bahnbrechende Arbeit von Wissenschaftlern wie Benjamin Franklin, Ampère, Gauß, Wilhelm Weber u.a. möglich wurden.

Wer alt genug ist, sich noch an die Zeit zu erinnern, als die Fabriken noch durch ein Gewirr von Stäben und Riemen angetrieben wurden, das die Kraft einer Dampfmaschine aus dem Keller oder dem Nachbargebäude übertrug, der weiß, welcher Produktivitätssprung mit der Einführung von Elektromotoren kam, die den Funktionen der einzelnen Maschinen angeschlossen waren.

Aus den Arbeiten Rutherfords u.a. im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erkannte man, daß die Kernkraft, die sich in der Strahlung des Radiums zeigte, die künftige Energiequelle für die Weltwirtschaft darstellte. Es bedeutete eine Steigerung der verfügbaren Energieflußdichte auf ein Niveau, das bis dahin unmögliche Steigerungen der Macht der Menschheit in der Natur und über die Natur möglich machte.

Obwohl man die allgemeine Machbarkeit der kontrollierten Kernspaltung schon in den 20er Jahren erkannte, begann ihre Entwicklung erst in den 30er Jahren und leider nur wegen der Aussicht auf die Gewalt der Kernwaffen, die der Utopier H.G. Wells schon 1913 im Vorwort eines Romans erstmals öffentlich betont hatte. Die Väter des modernen Atomkriegs, die Utopier H.G. Wells und Bertrand Russell, forderten, die Kernspaltung sofort als Waffe einsetzen, weil diese Waffe so schrecklich sei, daß Länder sich freiwillig einer Weltregierung unterwerfen würden - andere dagegen, darunter ich selbst ab Anfang 1947, warben politisch dafür, die Kernkraft als Hauptenergiequelle für den Aufbau neuer Nationen wie insbesondere Indien zu entwickeln. Ab den frühen 70er Jahren drang ich dann darauf, die niedrigere Energieflußdichte der Kernspaltung durch die höhere Energieflußdichte der kontrollierten Kernfusion zu ersetzen.29

In der Zwischenzeit entfalteten die neomalthusianischen Lehren des von Thomas Huxley geförderten Wells sowie Bertrand Russells, des Enkels von Abraham Lincolns Feind Lord Russell, ihre Wirkung. Das Wichtigste an Russells Einfluß war, daß er nach Art der Synarchisten ganz bewußt als beastman auftrat. Er folgte darin dem berüchtigten Großinquisitors Torquemada, der einen Präzezenzfall zu Hitlers ungeheuren Verbrechen an den Juden u.a. lieferte.30 Aus Russells amerikanischem Projekt zur "Vereinigung der Wissenschaften" entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg der Vorstoß zur Verwirklichung des von Wells ausgemalten weltweiten Utopia - u.a. von Anhängern Russells wie den Brüdern Aldous und Julian Huxley sowie George Orwell, der ebenfalls in die psychotomimetischen Mysterien von Aleister Crowleys theosophischer "Goldenen Dämmerung" eingeführt war. Einer wie der andere wahre Musterbilder der Wissenschaft!31

Mit dem sinnlosen Abwurf der beiden Atombomben auf die Zivilbevölkerung in Hiroshima und Nagasaki im bereits besiegten Japan - als Fortsetzung der ebenfalls unnötigen, militärisch sogar kontraproduktiven Taktik der Feuerstürme über Hamburg, Dresden, Magdeburg und anderen deutschen Städten - wollten Russell und seine Gesinnungsgenossen nicht etwa den Krieg gegen Japan gewinnen, sondern sie wollten die Welt so einschüchtern, daß ein Abstieg der Menschheit in eine tierhafte Kultur, das "Zeitalter des Wassermanns", beginnen konnte.

Mit der "Kubakrise" 1962 erntete man die Wirkung der zunehmenden, paranoiden Angst vor dem Wort "Atom", welche der Terror gegen Hiroshima und Nagasaki ausgelöst und die Angst vor einem Atomkrieg immer mehr verstärkt hatte. Die von der Synarchistischen Internationale gelenkte Welle von Morden und Mordversuchen - wie dem Jacques Soustelles an Präsident Charles de Gaulle - und insbesondere das Verhalten des US-amerikanischen Establishments während und nach dem Mord an Präsident Kennedy machte aus vielen jungen Erwachsenen, die damals vor dem Studium standen, politische Angsthasen. Diese Entwicklungen führten zu einem vorsätzlich inszenierten kulturellen Paradigmawandel, der Mitte der 60er Jahre die in Gestalt der psychedelischen "Rock-Drogen-Sex-Gegenkultur" auftrat: das Schauspiel eines Schlangennests ineinander verworrener, sich windender nackter menschlicher Leiber in der Hölle, die unzusammenhängende Laute schreien und den modernen wissenschaftlich-technischen Fortschritt hassen, dem sie die Schuld an dem Unglück vorwerfen, geboren zu sein.

So kamen der "Tag der Sonne" und das feste Vorhaben, die Welt vom technischen Fortschritt zu befreien. Aus der Angst vor der Atombombe wurde die Angst vor dem verhaßten atomaren Feuer des Prometheus, wie bei den armen Geschöpfen des bösen olympischen Zeus. Seit den Anfängen des Nationalen Sicherheitsberaters Zbigniew Brzezinski, einer Ausgeburt der Nashville-Agrarier, schwoll der rituelle Chor des "Weg mit der Kernkraft!" bis vor kurzem immer weiter an.32

Weil diese Generation, die Anfang der 60er Jahre erwachsen wurde, nach und nach in die meisten führenden Positionen der Gesellschaft aufrückte, herrscht in unserer Gesellschaft der "Gruppeninstinkt", den diese in anderer Hinsicht uneinheitliche Generation angenommen hat: "mit dem Strom schwimmen, um weiterzukommen". Wer es nicht fanatisch ablehnt, das Wort "Kernkraft" auch nur in den Mund zu nehmen, der hat Angst, Ansichten zu äußern, die die fanatischen Gegner des technischen Fortschritts verärgern würden.

Infolge dieser und ähnlicher Faktoren haben wir den Punkt erreicht, wo die Fähigkeit der Vereinigten Staaten, auch nur ihre bestehenden Kapazitäten zur Stromerzeugung und -versorgung aufrechtzuerhalten, zusammenbricht, ohne daß irgendeine Abhilfe für diese trüben Aussichten auf den Tischen der Regierungen läge. Auch zur Lösung neuartiger Probleme, nämlich der Notwendigkeit mehr oder weniger revolutionärer technischer Fortschritte in der Grundinfrastruktur der Wirtschaft wie auch in der Produktion landwirtschaftlicher und industrieller Güter, brauchen wir Kraftquellen von verhältnismäßig höherer "Primärenergieflußdichte". Diese Notwendigkeit diktiert unter anderem, daß wir das Schwergewicht wieder auf eine schnelle Ausweitung der Nutzung der Kernspaltungskräfte legen und zielstrebig daran arbeiten, uns die Kernfusion als Hauptenergiequelle nutzbar zu machen.

Wenn die Unterdrückung der Kernkraft nicht rückgängig gemacht wird, gerät die ganze Zivilisation in Gefahr, und das ziemlich bald.

Für den kurzfristigen Bedarf der Welt haben wir einen erprobten Kernkraftwerkstyp, den Hochtemperatur-Kugelhaufenreaktor, der vorzugsweise in der selbstregelnden Größe von 120-200 MW serienweise gebaut werden sollte. Diese kleine Größe erlaubt einen schnelleren und weiter verbreiteten Einsatz und bringt uns an den Punkt, wo wir vor Ort Brennstoffe auf Wasserstoffbasis erzeugen können und nicht mehr auf teuren Verkehr von Massengütern und anderen Gütern mit geringem Tonnagewert angewiesen sind, wo die Transport- und sonstigen Verteilungskosten gemessen am Wert des Produkts sehr hoch sind. Das Hauptabfallprodukt dieser synthetischen Treibstoffe ist Wasser.

Diese Nutzung der Kernkraft hilft uns auch, den Massenverkehr von Menschen und Gütern so auszuweiten, daß unsere Autobahnen in den Hauptverkehrszeiten nicht länger im Stau zu Parkplätzen werden. Sie erleichtert den Einsatz von Magnetschwebebahnen für den Massenverkehr mit Fracht und Menschen sowohl im innerstädtischen und Regionalverkehr, aber auch auf Hauptverkehrsstrecken bis zu 800 km Entfernung, wo der Flugverkehr (pro Tonne und Kilometer) weniger wirtschaftlich ist und großenteils auf Magnetbahnen verlagert werden sollte, damit auch die Luftfahrt effizienter und wirtschaftlicher wird.

Aber neben allen diesen Zielen, die sich in Kilowattstunden gelieferten Stroms ausdrücken lassen, muß hier noch ein weiterer, wesentlicher Gesichtspunkt erwähnt werden.

Mars und mehr

Betrachten wir nun beispielhaft zwei der zahlreichen Herausforderungen, denen sich die Menschheit in den beiden kommenden Generationen stellen muß: die Aufgaben bei der notwendigen Erforschung und Entwicklung des nahegelegenen Raums unseres Sonnensystems - sprich Mond und Mars - und die Probleme durch zunehmenden Verbrauch der Rohstoffe, die wir heute gewöhnlich den fossilen Teilen der Biosphäre unserer Erde entnehmen. Betrachten wir jedes für sich.

Die größte Gefahr für das amerikanische Raumfahrtprogramm - abgesehen von den Leuten, die überhaupt gegen die Raumfahrt sind - ist der Hang, zulasten der Sicherheit die Kosten zu senken, den wir seit der Zeit vor der Space-Shuttle-Katastrophe der 80er Jahre erleben. Man kann durchaus zutreffend sagen, daß die Vorstellung von der Raumfahrt, die gegenwärtig in Politik und Medien vertreten wird, auf törichte, ja gefährliche Weise einfältig ist. Für die Planung sind drei verschiedene, sich aber überlappende Dinge entscheidend: Sicherheit, Kapazitäten und Aufgabe.

Was die Sicherheit betrifft, sollte man auf keinen Fall ein einzelnes Fahrzeug mit Menschen von der Erdumlaufbahn auf eine Marsumlaufbahn schicken - ja man sollte nicht einmal eine Flottille von Raumschiffen, die sich im interplanetaren Raum gegenseitig beistehen können, auf die Reise schicken, die nicht während des größten Teils der Reise dauerhaft beschleunigen oder bremsen.33

Aus ähnlichen Gründen, die u.a. die Aufgaben bemannter und anderer Forschungsflüge betreffen, ist schon der Gedanke, ein einzelnes oder auch nur einige wenige abgestimmt fliegende Objekte von der Erdumlaufbahn in die Marsumlaufbahn zu schicken, ein Beweis für fachliches Unvermögen. Wir müssen eine Kapazität entwickeln, eine Infrastruktur für Raumfahrt und Weltraumforschung, die im Zuge verhältnismäßig häufiger Flüge zwischen Erde und Mars entsteht. Das bedeutet neue Kraftquellen, u.a. für den Antrieb der Raumschiffe. Der Bau dieser Infrastruktur wäre unmöglich ohne eine vorherige "Industrialisierung" des Mondes. Die Grundlage unserer Planungen für die Weltraumforschung muß also nichts weniger sein als der Aufbau der unterstützenden Infrastruktur im nahen Weltraum, die man für ein fortgesetztes, langfristiges Mars-Mond-Programm braucht.

"Billigflüge zum Mars" gibt es nur in der Einbildung einiger Narren.

Die dritte und ziemlich offensichtliche zu klärende Frage lautet: "Was sollen wir da überhaupt?" Dies führt uns zum zweiten Gegenstand, unserer ausreichenden Versorgung mit Rohstoffen hier der Erde. Dabei geht es nicht darum, Rohstoffe aus dem Weltraum zur Erde zu holen. Es geht darum, was wir physikalisch über die Sicherung des zukünftigen Lebens auf der Erde lernen müssen, und das werden wir zum größten Teil aus der Weltraumforschung lernen. Eine Stippvisite zum Mars, das ist nicht unsere Aufgabe. Unsere Berufung ist, das Sonnensystem zu erforschen, um notwendige Antworten für das Leben auf der Erde zu finden, die wir ohne die Raumfahrt nicht finden können.

Erinnern wir uns an die Studie, die ergab, daß die USA aus jedem Dollar, den sie in die Entwicklung der Techniken und Verfahren für die von Präsident Kennedy angeordnete bemannte Mondlandung steckten, mehr als zehn Dollar an Nutzen auf der Erde zogen. Das ist aber nur ein Vorgeschmack auf das, was man mit einem größeren, zielgerichteten Raumfahrtprogramm erreichen kann.

In Mittel- und Nordasien

Betrachten wir nun in diesem Licht das Problem der Rohstoffe. Bedenken wir die folgende Hypothese aus den frühen 80er Jahren, als ich an dem Plan für die Strategische Verteidigungsinitiative (SDI) arbeitete, wie Präsident Reagan sie später öffentlich nannte. Einige mögen einwenden, es sei nur eine Hypothese, aber es ist eine, mit der wir uns befassen müssen und die mehr oder weniger unmittelbar das langfristige Problem betrifft, wie wir uns die benötigten Rohstoffe in ausreichender Menge aus den fossilen Schichten der Biosphäre sichern können.

Aus den Erkundigungen bei entsprechenden Wissenschaftlern war klar, daß die Mendelejewschen Elemente, aus denen unser Sonnensystem zusammengesetzt ist, im Sonnensystem in der Zeit entstanden, als die Sonne sich viel schneller drehte als heute. Weiter war klar: Da die angenommene Kernfusion im Innern der Sonne nicht alle Elemente der Mendelejewschen "Tafel" selbst erzeugen konnte, mußten wir uns die "Materialscheibe" anschauen, welche die sich schnell drehende Sonne in ihrer Jugend beim "Abgeben von Bewegung" erschuf. Meine These war, daß die Elemente des Mendelejewschen Periodensystems durch "polarisierte Fusion" in der "Scheibe" entstanden, während die Sonne selbst ungefähr beim Eisen aufgehört hätte - das wäre eine unmittelbare Herausforderung für die Wissenschaft. Einige Forscher des Lawrence-Livermore-Laboratoriums stimmten mir damals zu, nach den vorhandenen Daten aus entsprechenden Kernfusionsexperimenten sei die Hypothese einleuchtend.

Wenn man Keplers Entdeckung der konstruktiv-geometrischen Komposition des Sonnensystems berücksichtigt, hieße dies, daß sich das durch polarisierte Fusion in der Scheibe entstandene Material durch "fraktionale Destillation" auf die harmonisch angeordneten möglichen Keplerschen Umlaufbahnen verteilt hätte. Gauß' entscheidender Beweis für Keplers These - u.a. bezüglich des Asteroiden Ceres - hatte mich ermutigt, mich auf Keplers geometrische Annahmen zu verlassen.

Die Forschungen verliefen im Sande, abgesehen von meinem Vorschlag Mitte der 80er Jahre, im Rahmen eines Mord-Mars-Projektes auf der Marsoberfläche "Wissenschaftsstädte" nach dem Vorbild von Los Alamos zu gründen, und meiner halbstündigen Fernsehsendung Die Frau auf dem Mars 1988. Unterdessen eröffnete sich eine neue, verwandte Forschungslinie. Teile meiner Arbeit veranlaßten für einen Mitarbeiter, Prof. Robert Moon aus Chikago, seine früheren Forschungen zur konstruktiven Geometrie des Mendelejewschen Periodensystems wieder aufzunehmen. Leider ist Prof. Moon dann plötzlich verstorben. Mit seinem Tod wanderte die Untersuchung des "Moon-Modells" für das Periodensystem der Elemente für ein Jahrzehnt in die Schublade.

Unterdessen tauchte ein weiterer Weg zu den Zielen der Arbeit am Moon-Modell auf. Im Februar 1983 hatte ich bei einem meiner Sondierungsgespräche mit sowjetischen Vertretern über die vorgeschlagene Strategische Verteidigungsinitiative Gelegenheit, die sowjetische Regierung zu warnen: Sollte Präsident Reagan die SDI anbieten - wie er es dann am 23. März 1983 tat - , und sollte die sowjetische Regierung dieses Angebot ablehnen - was, wie mir meine sowjetischen Gesprächspartner versicherten, so gut wie sicher war - , dann müsse man davon ausgehen, daß die sowjetische Wirtschaft innerhalb von ungefähr fünf Jahren aus wirtschaftlichen Gründen zusammenbrechen werde. Tatsächlich ist sie nach etwa sechs Jahren zusammengebrochen.

Später, nachdem der sowjetische Generalsekretär Andropow das Angebot des Präsidenten öffentlich abgelehnt hatte, wiederholte ich diese Warnung vor einem wahrscheinlichen Zusammenbruch nach "ungefähr fünf Jahren". Aus diesem Grunde hielt ich auch am 12. Oktober 1988 als US-Präsidentschaftskandidat eine Pressekonferenz in Westberlin ab und sagte dort voraus, unter den Bedingungen des unmittelbar bevorstehenden, kettenreaktionsartigen Zusammenbruchs der Volkswirtschaften Osteuropas und der Sowjetunion werde Deutschland bald wiedervereinigt und Berlin wieder Hauptstadt werden, und ich schlug vor, daß die USA am wirtschaftlichen Wiederaufbau der betroffenen Nationen mitarbeiten. Ausschnitte aus dieser Pressekonferenz vom Oktober 1988 wurden kurz danach, vor der Präsidentschaftswahl im November, in den USA landesweit im Fernsehen gesendet.

Diese Entwicklungen der 80er Jahre schufen die Grundlage für unseren Plan für das europäische "Produktive Dreieck Paris-Berlin-Wien" aus dem Jahr 1989, den Grundstein des späteren Vorschlags für die Eurasische Landbrücke, die den Vorschlag für das Produktive Dreieck Europas mit einem größeren Netz mit Rußland, China und Indien als Hauptbezugspunkten vereinte. Der Landbrückenvorschlag hat für biogeochemische Fragen im wesentlichen folgende Bedeutung.

Wenn man die dichtbesiedelten Nationen am östlichen, südöstlichen und südlichen Rande Asiens zielstrebig entwickelt, taucht langfristig die Frage auf: Bis wohin decken die fossilen Mineralvorkommen Mittel- und Nordasiens den Bedarf der wachsenden und sich entwickelnden Regionen der bevölkerungsreichsten Teile Asiens? An dem Punkt wird die Bedeutung der langfristigen Erforschung von Mond und Mars deutlich.

Der Großteil des unverzichtbaren Rohstoffreichtums in den fossilen Schichten Mittel- und Nordasiens (und anderswo) ist begrenzt - wie also lösen wir die Herausforderungen durch den zunehmenden Verbrauch dieser Rohstoffe, insbesondere durch die wachsende und sich entwickelnde Bevölkerung Ost- und Südasiens? Wir wissen, daß der Großteil dieser Rohstoffvorkommen teilweise über Milliarden Jahre als "skelettierte" Überreste von Lebewesen entstand. Wie ersetzen wir das, was die Gesellschaft verbraucht? Wie sollten wir die Zusammensetzung unseres Rohstoffverbrauchs ändern, um bedenkliche Engpässe zu verhindern? Was gibt es - abgesehen von brutaler Gewalt - für gesetzmäßige Methoden zur Transmutation von Elementen und ihren Isotopen?

Angesichts dieser auf uns zukommenden Herausforderungen brauchen wir eine physikalische Chemie, die sich nicht weiter blindlings auf "magische Zahlen" verläßt, um darüber hinwegzutäuschen, wie das Sonnensystem die Elemente des bereits bekannten natürlichen Periodensystems tatsächlich erzeugt hat. Was ist zu tun? Das notwendige Vorgehen hat viele Facetten - aber die offensichtlichste ist, die physikalische Chemie eines anderen Planeten, zusätzlich zur Erde, genau zu erforschen. Den Mond entsprechend zu erforschen, ist unverzichtbar, aber keineswegs ausreichend, weil er selbst ein Kind der Schöpfung unserer Erde ist. Wir müssen aus dem geistigen Gefängnis unserer heutigen Lehrbücher ausbrechen und zum Mars fliegen, in der Hoffnung, dort diese andere physikalische Chemie zu finden. Sie soll uns helfen, eine physikalische Chemie - einschließlich einer physikalischen Kernchemie - zu entwickeln, die über das aus unseren Forschungen auf der Erde Bekannte hinausreicht.

In diesem Zusammenhang haben Rußland und Kasachstan eine vielseitige Rolle, die für den ganzen Planeten außerordentlich wichtig ist. Rußland ist nicht nur das Land mit der größten wissenschaftlichen und sonstigen Erfahrung im Umgang mit den besonderen Schwierigkeiten beim Leben und Arbeiten in Mittel- und Nordasien. Die russische Wissenschaftstradition seit dem Besuch des Zaren Peter I. in der Freiberger Bergakademie in Sachsen ebenso wie Rußlands Errungenschaften in der Geologie und ähnlichen Bereichen haben eine außerordentliche Bedeutung für die ganze Erde. Den Mittelpunkt der entsprechenden russischen Wissenschaftstradition bildet heute das Erbe Mendelejews und Wernadskijs. Kasachstan hat einen entscheidenden Anteil an den Programmen der Infrastruktur, Biogeochemie und Astrophysik, die wir brauchen, um dieser Herausforderung gerecht zu werden.

In wissenschaftlicher Hinsicht ist diese Herausforderung folgende: Wir müssen die Wissenschaft vom verwirrenden Einfluß der reduktionistischen Vorstellung von "Energie" befreien und statt dessen zu demjenigen Standpunkt der Wissenschaft zurückkehren, der mit der Vorstellung der "Kräfte" verbunden ist, wie sie Keplers beispiellos erfolgreicher Definition unseres Sonnensystems zugrundeliegt. Die Existenz und fortgesetzte Entwicklung dieses Sonnensystems erfordert, daß wir das Prinzip der Hypothese in den Mittelpunkt stellen, ohne das es mindestens seit der Zeit des Pythagoras keine kompetente Wissenschaft gäbe.

Wir dürfen das Sonnensystem, in dem wir leben, nicht als etwas Unveränderliches auffassen. Es ist ein Prozeß fortgesetzter Entwicklung, in den wir in diesem ganzen Sonnensystem eingreifen müssen, so wie derartige Eingriffe sämtliche bisherigen Erfolge der Menschheit als Gattung auf einem einzigen Planeten, der Erde, herbeigeführt haben. Die entsprechende Beweisführung lautet wie folgt.

Wie die Wirtschaftswissenschaft arbeitet

Betrachten wir in diesem Zusammenhang, wie die Naturwissenschaft arbeitet. Denken Sie daran, wie man Linie, Quadrat und Würfel allein durch geometrische Konstruktion verdoppeln kann. Denken Sie an die Konstruktion der fünf platonischen Körper, ebenfalls rein geometrisch. Denken Sie an das von Kepler entdeckte Prinzip der universellen Gravitation. Betrachten wir allgemein, wie man universelle Naturprinzipien entdecken und diese Entdeckung beweisen kann.

Etwas, was uns einfach nur als statistisch gleichmäßige Regel entgegentritt, ist kein universelles Naturprinzip. Das Entdecken bzw. Erkennen eines Prinzips beginnt damit, daß man feststellt, daß mit sturer Regelmäßigkeit eine Erscheinung auftritt, die den aus der bloßen statistischen "Wiederholbarkeit" abgeleiteten Regeln widerspricht.

Keplers Entdeckung der universellen Gravitation ist dafür eines der wichtigsten Beispiele. Wenn man ein Prinzip wie die Gravitation entdeckt, hat man erkannt, daß eine Regel vorhanden ist, die aber viel höher steht als die Regeln der "wiederholbaren" beobachteten Erscheinung. Das sind die unsichtbaren, aber nachweisbar wirkenden Regeln hinter jenen Schatten der Wirklichkeit, die uns unsere Sinne mitteilen. Daher rührt die ontologische Bedeutung von Gaußens Begriff des komplexen Bereichs. Der schöpferische menschliche Geist erkennt diese höheren Regeln. Sie wirken außerhalb der Reichweite unserer Sinneswahrnehmung, aber - Carl Gauß zeigte es in seiner Schrift von 1799 am Beispiel der Fehler Eulers und Lagranges - sie steuern das, was wir wahrnehmen, weitaus wirksamer als irgendwelche einfachen arithmetisch-statistischen Regeln.

In der Betätigung in allen Bereichen der Naturwissenschaft oder der klassischen Kunst treiben wir bei dem, was wir zutreffend mit dem Begriff des Genies verbinden, das vorhandene Wissen der Menschheit in einem bestimmten Erfahrungsbereich an einen Punkt jenseits aller bis dahin erforschten Grenzen. Wir suchen nach einer hartnäckig wiederkehrenden Anomalie, nach Umständen, unter denen die Wirklichkeit den wertvollsten bisher bekannten Regeln widerspricht. Dieses paradoxe Ereignis, diese Abweichung oder Mehrdeutigkeit ist eine Herausforderung an die Schöpferkraft des menschlichen Geistes: Welches unsichtbare Wesen, welches Prinzip der Natur bringt dieses ontologische Paradox hervor?34

Auf der Suche nach den spezifischen Gesetzen unseres Sonnensystems, die über, unter und jenseits unserer bisher bewiesenen wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen, müssen wir also die Ober- und Untergrenzen unserer bisherigen Forschung überschreiten. Wir suchen Gesetze unseres Sonnensystems, die Prinzipien heranziehen, deren Erscheinungsformen die Grenzen des bisher Entdeckten überschreiten. Dazu brauchen wir eine organisierte Infrastruktur für die wissenschaftliche Forschung auf dem Mond, dem Mars sowie dem Weg dorthin und zurück, als vorderste Front neuer Forschungsmaßstäbe auf der Suche nach neu zu entdeckenden Gesetzen unseres Sonnensystems und seiner Biogeochemie. Die gilt im astronomischen Maßstab, aber genauso für die Mikrophysik an den Grenzen der Kernphysik.

Was ich gerade beschrieben habe, folgt aus dem grundlegendsten, doch leider nur selten verstandenen Prinzip jeder sachgemäßen Wirtschaftswissenschaft. Der Fortschritt der Menschheit von einer anfänglichen potentiellen Bevölkerung von wenigen Millionen lebenden Menschen - wie bei den Affen - bis zu den mehr als sechs Milliarden Menschen, die man heute zählt, ist das Ergebnis der Anwendung der angesammelten Prinzipien, die entdeckt und zum großen Teil über mehrere Generationen und von einer Kultur zur anderen weitergegeben wurden. Das Entscheidende an diesem Prozeß der Steigerung der potentiellen, relativen Bevölkerungsdichte der menschlichen Gattung ist das Entdecken oder Nachvollziehen von Entdeckungen universeller Naturprinzipien der Art, die ich gerade nochmals kurz dargestellt habe.

Diese Entdeckungen wirken als Kräfte in dem Sinne, wie Platon als Nachfolger der Pythagoreer den altgriechischen Begriff dynamis verwendet und der Begründer der modernen Wirtschaftswissenschaft, Leibniz, "Kraft" als Synonym für dieses platonische dynamis verwendet. Diese Kräfte, die damit als Ausdruck experimentell bestätigter Entdeckungen universeller Naturprinzipien festgelegt sind, definieren zusätzliche Dimensionen wirksamen menschlichen Handelns.35 Diese Prinzipien, wie sie sich in der aus ihnen abgeleiteten Technik widerspiegeln, bilden die wichtigste Quelle des Anstiegs der produktiven Arbeitskraft. Die Angelegenheit wird um einiges komplizierter, wenn wir uns mit den Feinheiten der gesellschaftlichen Abläufe befassen, die damit zusammenhängen - aber das genannte Grundprinzip selbst bleibt bei allen diesen Überlegungen zu den zusätzlichen Gesichtspunkten unversehrt.

Diese entdeckten Geisteskräfte in ihre Kultur einzubinden, ist das wichtigste Kapital der Gesellschaft. Aber damit sich dieses Kapital wirksam entfalten kann, muß man in die physischen Tätigkeiten - u.a. in der Bildung - und Strukturen investieren, die es ermöglichen, daß sich diese Kräfte am sprichwörtlichen "Ort der Herstellung und Ort des Verbrauchs" entfalten können. Die Tätigkeiten auf den Ebenen, die einer Ansammlung von Kräften entsprechen, sind als Kapitalinvestitionen zu betrachten - wie die wirtschaftliche Grundinfrastruktur, Kapital zur Güterherstellung und das notwendige Kapital für produktive Unternehmen und Haushalte.

Die Preise, die man solchem Kapital beimißt, müssen zwei Dingen entsprechen: dem Erhalt des Vorhandenen, um die erreichte Höhe der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte zu halten, sowie einer bestimmten festgelegten Geschwindigkeit der Steigerung der potentiellen Bevölkerungsdichte dieser Gesellschaft. Diese letztere Verbesserung entspricht dem "gesellschaftlichen Gewinn", wie man es bequemerweise nennen kann.

Eine der Aufgaben der diversen protektionistischen Maßnahmen wie Festlegen von Zöllen und Handelsnormen, Steuerpolitik, Mindestlöhnen usw. besteht darin, Grenzen (Grenzbedingungen) zu setzen, innerhalb derer man mit einiger Sicherheit einen angemessenen derartigen "gesellschaftlichen Gewinn" erwarten kann. Abgesehen von außergewöhnlichen Umständen - wie z.B. im Zweiten Weltkrieg - handelt es sich dabei nicht um Preiskontrollen, aber die protektionistischen Maßnahmen schaffen praktisch einen Standard "fairen Handels".

Die allgemeine Absicht ist dabei, die Akkumulation wirksamen physischen Kapitals dort, wo es notwendig oder im Interesse des Landes besonders erwünscht ist, zu steigern, und gleichzeitig das vorhandene Kapital - auch die faktisch physischen Kapitalinvestitionen in die Lebensqualität der Haushalte und Arbeitskräfte - zu schützen.

Beispielhaft für die notwendigen Maßnahmen sind Regulierungen wie diejenigen, die zwischen 1969 und 1981 von Regierungen abgeschafft wurden, in denen William Yandell Elliotts Schützlinge Henry A. Kissinger und Zbigniew Brzezinski als Sicherheitsberater dienten. Wir müssen Abhilfe schaffen, indem wir z.B. die verheerenden Gesetze "Garn-St.Germain" und "Kemp-Roth" aufheben. Betrachten wir nun die Prinzipien hinter dem wertvollen protektionistischen Vermächtnis der amerikanischen Republik - ein Vermächtnis, das diese Übeltäter ruiniert haben.

Wird fortgesetzt


Anmerkungen

28. Der von Riemann betonte Begriff "einzigartiges Experiment" umgeht die sophistische Nachlässigket des amerikanischen Ausdrucks crucial experiment.

29. Vor allem die politische und wirtschaftliche Tragweite dieser von mir vertretenen Ziele war der Grund dafür, daß ich persönlich und auch meine Mitarbeiter in den 70er Jahren und danach Opfer bösartiger Verleumdungen und politischer Angriffe von Kräften inner- und außerhalb der US-Regierung wurden.

30. Als in Christopher Marlowes Dr. Faustus Mephistopheles Faust erschien, trug er ein kirchliches Gewand, wie es Torquemada getan hatte. Die teuflischsten Kreaturen sind jene, die der Tradition des gefallenen Engels folgen, wie die Anhänger des Kultes um Figuren wie Torquemada oder Friedrich Nietzsche unter heutigen Geistlichen. Die Verwicklung von Torquemadas spanischer Inquisition in den Beginn des transatlantischen Sklavenhandels - eine Praxis, welche die spanische Monarchie im 19. Jahrhundert bis nach der Ermordung Abraham Lincolns fortsetzte - entstammt dem gleichen Übel, das auch ein ähnliches Monster in einem anderem Gewand hervorbrachte, Adolf Hitler. Deshalb kennen die Narren dieser Welt den Massenmörder Bertrand Russell als "großen Pazifisten" - eigentlich ein Totengräber auf einem erdumspannenden Friedhof der Menschheit. Man vergleiche die Schriften Joseph de Maistres - des führenden konterrevolutionär-synarchistischen (martinistischen) Ideologen zur Zeit der Französischen Revolution und der Tyrannei des Hitler-Vorbilds Napoleon - über die Inquisition als Vorbild für das, woraus später Hitlers faschistische Gewaltherrschaft wurde.

31. Der Begriff "psychedelisch" zur Beschreibung des synthetischen Ergotamins LSD der Londoner Tavistock-Klinik wurde als Propagandatrick erfunden, um die negativen Anklänge des ursprünglichen, den Sachverhalt klar beschreibenden Begriffs "psychotomimetisch" (eine Psychose nachahmend) zu vermeiden. Es handelt sich um psychotische Geisteszustände, die durch bestimmte Rauschgifte oder auch eine bestimmte monotone, affenartige Pseudomusik in der Tradition des antiken phrygischen Dionysos-Kultes hervorgerufen werden.

32. Die Karriere Zbigniew Brzezinskis, eines Zöglings der kanadischen McGill-Universität, begann in der politischen Abteilung der Universität Harvard unter dem berüchtigten Professor William Yandell Elliott, einem führenden Mitglied der "Nashville-Agrarier", einer Art Ku-Klux-Klan-Gedenkvereinigung. Elliott schickte Brzezinski weg aus Harvard, unter die Fittiche der Kreise um Averell Harriman, damit der Platz für seinen neuen Lieblingsschüler Henry Kissinger frei wurde, aber Brzezinskis Bündnis mit dem für seinen "Kampf der Kulturen" berüchtigten Samuel Huntington blieb bis heute bestehen - es begann schon, als Huntington in seinem Buch Der Soldat und der Staat eine Militärdoktrin nach dem Vorbild der Waffen-SS vertrat, die ihr Echo in Vizepräsident Cheneys Doktrin des "vorsorglichen Atomkriegs" findet. Besonders bedeutsam ist, daß der Vorschlag einer "technotronischen" Gesellschaft von Brzezinski stammt, weil er damit vorschlug, die Naturwissenschaft und die wirtschaftliche Praxis der ganzen Gesellschaft durch die Lehren Bertrand Russells, Norbert Wieners und John von Neumanns zu ersetzen.

33. Wernher von Braun empfahl, für eine Marsmission eine Flottille zu benutzen, und verglich dies mit Kolumbus' Expedition, als er Toscanellis Karte folgend das Land jenseits des Atlantischen Ozeans suchte.

34. Ich habe Gauß' Schrift über den Fundamentalsatz der Algebra von 1799 aus dem folgenden Grund als wichtigstes Bildungsmaterial für meine Jugendbewegung, das sind meist junge Erwachsene im Studentenalter von 18 bis 25 Jahren, ausgewählt: Die jungen Menschen - beispielsweise eine Gruppe von 15-25 Studenten, die einen sokratischen Dialog führen - bekommen durch Gaußens Angriff auf Euler, Lagrange u.a. in Verbindung mit seiner impliziten Wiederholung des Beweisführung der voreuklidischen Pythagoreer zu Linie, Quadrat und Würfel das unmittelbarste und verhältnismäßig einfachste Beispiel dafür, was der Begriff "universelles Naturprinzip" praktisch bedeutet. Es ist somit die einfachste Veranschaulichung der nachweisbaren Kräfte des menschlichen Geistes, die den Menschen vom Tier unterscheiden und über es erheben.

35. Wie immer schließt der Begriff "universelles Naturprinzip", wenn ich ihn verwende, die klassische Kunst stillschweigend mit ein. Der Unterschied ist der: Was wir gewöhnlich universelle Naturprinzipien nennen, bezieht sich darauf, wie der menschliche Geist mit seiner Erkenntniskraft den abiotischen und den biotischen Bereich als experimentellen Bereich sieht. Die klassische Komposition in der Kunst lenkt die Aufmerksamkeit der Erkenntniskraft des einzelnen dagegen auf die Art von universellen Naturprinzipien, die in den sozialen Prozessen selbst zum Ausdruck kommen. Beispielsweise ist die Beschäftigung mit der Geschichte als Studium der Erfahrungen beim Erzeugen, Vermitteln und Anwenden von Ideen, die der Entdeckung (oder Wiederentdeckung) universeller Naturprinzipien entsprechen, die Geschichte der sozialen Beziehungen als eine Form der Naturwissenschaft aufgefaßt.

 

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