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Aus der Neuen Solidarität Nr. 48/2008

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Ein neues finsteres Zeitalter zieht herauf -
Der heutige britische Imperialismus

Von Lyndon LaRouche
- Fünfter und letzter Teil -

Die folgende Schrift erschien im englischen Original am 18. Oktober 2008.

3. Eine neue Welt entdecken

Unterteilen wir den Programmentwurf für die sofortige Einleitung eines globalen Aufschwungs der Realwirtschaft in folgende Hauptgruppen.

A. Ein neues, globales Bretton-Woods-System

Die heutigen Finanzsysteme der Welt sind mehr als hoffnungslos bankrott, wenn man die nominell ausstehenden Vermögenswerte und Zahlungsverpflichtungen jeder Nation oder Region der Welt betrachtet. Den legitimen Teil der ausstehenden finanziellen Forderungen müssen wir zwar aussortieren und sichern, aber alle bloß nominellen Ansprüche, von denen die meisten, wie die Finanzderivate, im wesentlichen nur Wettschulden sind, müssen schlicht als Abfall gestrichen werden. Das ist die unverzichtbare Voraussetzung dafür, daß die menschliche Zivilisation überleben kann.

Man erinnere sich: Obwohl [der Ramschanleihen-Spekulant] Michael Milken verurteilt worden war, überflutete der damalige US-Notenbankchef Alan Greenspan den Markt mit den Finanzderivaten, die das Weltfinanzsystem in die jetzt akute allgemeine Zusammenbruchskrise getrieben haben - inzwischen nicht weniger als mehrere Billiarden Dollar. Die ohnehin schon ungeheuerliche Krise wird verschärft durch die von der amerikanischen und britischen Regierung angeführten Versuche, die nur auf dem Papier stehenden Vermögenswerte auf Kosten vieler legitimer Werte und Forderungen des internationalen Finanzsystems zu subventionieren.

Obwohl ich noch bei einem Internetforum am 25. Juli 2007 vor dem kurz bevorstehenden Ausbruch einer allgemeinen, globalen Finanzzusammenbruchskrise warnte und Maßnahmen vorschlug, mit denen die US-Regierung die Krise unter Kontrolle bringen könnte, haben die zuständigen Parlaments- und Regierungskreise nicht nur nicht die notwendigen Maßnahmen ergriffen, sondern sie ergriffen direkt gegenteilige Maßnahmen, die nur dazu führen konnten, daß der Glauben an eine mögliche Erholung des bankrotten internationalen Finanzsystems vollends zerstört wurde.

Die Lage ist soweit gediehen, daß nur bestimmte drastische Notmaßnahmen seitens einer Kombination maßgeblicher Regierungen der Welt den Absturz der weltweiten Finanz- und Währungssysteme aufhalten können.

Wenn tatsächlich genügend führende Nationen die von mir vorgeschlagenen Notmaßnahmen beschließen, ist eine Rettung möglich. Dazu müssen einige Großmächte die Initiative ergreifen, mit der Autorität einer signifikanten Anzahl heute führender Nationen im Rücken ein Konkursverfahren des Weltfinanz- und Währungssystems einzuleiten.

Jegliche Verhandlungen, die nicht von diesem ersten Schritt ausgehen, müssen in einer noch weit schlimmeren Katastrophe enden als der, die jetzt schon über uns hereinbricht. Das Dümmste, was man jetzt tun könnte, wäre, eine improvisierte „Neue-Bretton-Woods“-Konferenz einzuberufen, die ein bloßes Sammelsurium diplomatischer Streitpunkte wäre. Wenn man sich auf ein solches von vornherein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen einließe, ruinierte das die Glaubwürdigkeit aller späteren kompetenten Bemühungen - und die ganze Welt müßte mit ziemlicher Sicherheit eine jahrhundertlange Wirtschaftshölle durchleben.

Meine Option beginnt mit Maßnahmen, die u.a. darauf abzielen, gewisse menschliche Abfallprodukte, nämlich den Finanzmüll, zu entsorgen. Das ist eine Vorsichtsmaßnahme zum Schutz anderer, moralisch berechtigter Geldansprüche wie Spareinlagen von Bürgern und nützliche Geldanlagen öffentlicher oder privater Einrichtungen. Die Teile des globalen Finanz- und Währungssystems, die für das wirtschaftliche Wohlergehen von Nationen legitim und notwendig sind, müssen abgesondert und von den Regierungen gesetzlich geschützt werden. Die übrigen, rein nominellen Ansprüche werden dann im Jenseits angemeldet, so wie in den USA noch heute die Währung der britischen Marionette aus den 1860er Jahren, der ehemaligen Konföderierten Staaten, in ewigem Frieden ruht.

So sollte man z.B. alle Forderungen aus Finanzderivaten als Wettschulden aus Alan Greenspans erloschenem Derivatkasino schlicht der Vergessenheit preisgeben. Der Versuch, Regierungen und andere Institutionen in Panik zu versetzen, indem verlangt wird, alle finanziellen Ansprüche (außer denen von normalen Bürgern und produktiven Betrieben) gleichermaßen zu bedienen, sollte als albernes Geschwätz verworfen werden. Eine wirksam handelnde Regierung muß bei einem Konkursverfahren alle legitimen finanziellen Forderungen dem Gläubigerschutz unterstellen, solange diese aufrechterhalten werden können, ohne daß einem die Realwirtschaft sozusagen „um die Ohren fliegt“. Alle Unterstützungsgelder, die in letzter Zeit von den Regierungen wahrscheinlich rechtswidrig gewährt wurden, müssen von den illegalen Besitzern umgehend an den Geschädigten zurückbezahlt werden. Insbesondere sollte der Staat nach derselben Grundregel auch alle erreichbaren Gewinne aus Drogengeschäften beschlagnahmen und so schnell wie möglich einem besseren Zweck zuführen.

Die geschützten, privilegierten Teile, die im Zuge des Konkursverfahrens als legitime Ansprüche anerkannt werden, müssen nun im Laufe der Sanierung an einem sicheren Ort aufbewahrt werden. Im Normalfall sollte man diesen Ort schaffen, indem man ein neues Kreditsystem einrichtet. Dort werden die legitimen Schulden aus früheren monetären Systemen nun nach gesetzlich geregelten Bedingungen und in Übereinstimmung mit den nationalen Verfassungszielen (wie der US-Verfassung) honoriert und unter den gesetzlichen Bestimmungen eines neuen internationalen Kreditsystems geschützt.

Unter neuen Kreditsystemen

Die reziproke Beziehung zwischen den neu geschaffenen nationalen Kreditsystemen und der ununterbrochenen Erfüllung notwendiger Wirtschaftsfunktionen muß sozusagen „im Handumdrehen“ zustande kommen.

Auf diese Weise müssen die Scherben eines bereits zerrütteten, hochgradig bankrotten Weltfinanzsystems neu verarbeitet werden. Dieser glückliche Übergang sollte so gestaltet werden, daß ungenutzte menschliche und andere funktionell wertvolle Ressourcen möglichst rasch in die Ausweitung des produktiven Sektors gelenkt werden. Dies wird anfangs zum größten Teil durch notwendige, öffentlich finanzierte Bauvorhaben erfolgen.25 Zweck dieser ersten Übergangsphase wäre es, alle Volkswirtschaften der Welt so schnell wie möglich in einen Zustand zu versetzen, wo die realwirtschaftlichen Einnahmen die Produktionskosten übersteigen (wie dies der berühmte Kolonist Kapitän John Smith als Standard der Arbeitsleistung festsetzte), was hoffentlich so glatt verlaufen wird, als wenn es gar keinen zeitweiligen Systemzusammenbruch gegeben hätte.

Dazu muß man der Absicht folgen, die in der entsprechenden Bestimmung der amerikanischen Bundesverfassung in bezug auf die gesetzliche Kreditschöpfung der Bundesregierung ausgedrückt ist.

Wir müssen die Nationen dieser Welt vor dem drohenden wirtschaftlichen Tod bewahren und jedem Land, das dazu gewillt ist, sozusagen neues Leben einhauchen. Dieser Schutz sollte nach dem Vorbild des alten Bretton-Woods-Systems gestaltet werden, so wie sich Präsident Franklin D. Roosevelt 1944 ein solches Kreditsystem vorgestellt hatte - nicht wie der verderbliche („Keynesianische“) Kompromiß mit dem imperialen britischen Monetarismus, der dann unter Präsident Truman geschlossen wurde.

Trumans Absicht nach Roosevelts Tod war offensichtlich: Er wollte Roosevelts anti-monetaristisches und anti-imperialistisches Erbe so schnell wie möglich kaputtmachen. Statt dessen setzte man auf das monetaristische Übel. Diese Saat legte Präsident Harry S Truman zusammen mit jenen britischen und anderen Kolonialreichen, die Roosevelt beseitigen wollte, um so die Welt vom Übel des anglo-holländischen liberalen Imperialismus zu befreien. Roosevelts erklärte Absicht war, die Ursache der beiden Weltkriege, unter denen die Menschheit gelitten hatte, bei der Wurzel zu packen und auszurotten.

Die Reformmission

Präsident Franklin Roosevelts Absicht damals war im wesentlichen die gleiche wie meine heute. Wir müssen über die begrenzte allgemeine Absicht des Westfälischen Friedens von 1648, der seither jedes vernünftige Leben auf diesem Planeten gefolgt ist, hinausgehen. Wir müssen diese Absicht von 1648 wieder aufgreifen, aber auch weitere Regelungen hinzufügen, damit wir umgehend Schritte ergreifen können, um eine politische Weltordnung zu schaffen, in der nur vollkommen souveräne Nationalstaaten rechtliche Autorität besitzen.

Der rechtliche Zweck einer solchen Ordnung unter Nationalstaaten ist nicht, Vorschriften für die inneren Angelegenheiten von Nationen zu erlassen, wie es imperiale Systeme tun, sondern nur, die notwendigen Grundlagen für die Beziehungen zwischen den Mitgliedern dieser Gemeinschaft von Souveränen zu schaffen. Anders gesagt, alle Schreckensspuren des neuen Turmbaus zu Babel, der „Globalisierung“, müssen beseitigt werden.26

An die Stelle der so aufgehobenen früheren Regelungen müßte ein bestimmtes neues Prinzip treten.

Das Übel des Liberalismus beenden

Hinsichtlich der nötigen Reformen des gescheiterten alten Weltwährungssystems sollte man die Tatsache berücksichtigen, daß der europäische Liberalismus der Neuzeit ein Produkt der Initiativen von Paolo Sarpi ist, der den wilden mittelalterlichen Irrationalismus des Wilhelm von Ockham aufgriff und daraus das System des modernen Liberalismus schuf.

Es wurde oft fälschlich argumentiert, Sarpi hätte die unter seinem Einfluß stehenden Teile Europas vom barbarischen Einfluß fraktioneller Gegner des Konzils von Trient befreit. Ganz im Gegenteil. Sarpi änderte zwar die Methode, Angriffsziele auszuwählen, aber wie der Dreißigjährige Krieg von 1618-48 bezeugt, setzte Sarpis Liberalismus ein ebenso teuflisches Blutbad und Abschlachten in Gang wie die Tyrannei der Habsburger.

Der Kern der Sache ist, daß unter Sarpis Erbe Moral niemals angemessen zum Ausdruck kam oder kommen konnte. Es ist ein Axiom des Liberalismus Sarpis und seiner Ockhamschen ideologischen Anhänger, wirkliche Moral - nicht einmal ableitbare Naturgesetze des Universum - existiere auf dieser Welt nicht oder sie würde, wenn sie als naturwissenschaftliche Tatsache existiert, nicht geduldet. Für die Liberalen, die Sarpis ideologischem Schoße entsprangen, gibt es keine Wahrheit, bloß Zweckdienlichkeit.

Beim Liberalismus wird das, was gerade mehr oder weniger offiziell als die gängige Meinung gilt, über jede Vorstellung von moralischen Prinzipien erhoben. Jedermann darf sich das, was er zynisch „Moral“ nennt, selbst aussuchen und sogar gewaltsam durchsetzen, wenn er glaubt, über genug Macht zu verfügen. Das kann soweit gehen, daß er sich selbstgerecht einen Freibrief ausstellt, jeden, der vielleicht anderer Meinung ist, umzubringen, wie im Gefangenenlager von Guantanamo.

Diese moralische Störung von Sarpis Ockhamschem Liberalismus tritt am klarsten zutage, wenn es um naturwissenschaftliche Prinzipien geht. In praktischer Hinsicht hat das insbesondere die folgende Bedeutung.

„Die Zombies fressen unsere Babys auf!“ - das ist wohl die treffende Beschreibung des Schreckens aller wirklich moralischen Menschen, die heute entsetzt darüber sind, wie Kannibalentypen den panischen Massenwahn des neomalthusianischen „Umweltschutzes“ verbreiten. Die Flagellanten des finsteren Zeitalters im 14. Jahrhundert waren nicht verrückter als die heutigen Umweltsekten. Kurz gesagt, Liberalismus und wirkliche menschliche Moral sind natürliche Feinde.

Ehrliche Versuche, Moral und wahre Naturwissenschaft zu fördern, mögen oft aneinandergeraten, lassen sich aber durch geduldiges Streben nach Vernunft wieder vereinigen. Sie überbrücken ihre Unterschiede nicht durch Kompromisse, sondern sind vereint durch höhere Prinzipien, auf derselben Grundlage wie Johannes Keplers ureigenste Entdeckung der universalen Gravitation.

Der Geist der Reform an sich

Bei jeder großen klassischen Komposition, etwa einem Werk Ludwig van Beethovens oder einem großen klassischen Drama, beginnt ein wirklich gelungener Kompositionsplan stets damit, im Geist des angesprochenen Publikums gleich am Anfang ein wahrhaftiges Abbild eines eigenen Universums zu erzeugen. Die große klassische Komposition, sei es ein Gedicht, ein Lied, ein Drama oder auch ein Gemälde nach den Prinzipien der Spätwerke Leonardo da Vincis oder Rembrandts, bildet im Geist des Komponisten oder Darstellers eine Art Universum, d.h. die gesamte Entwicklung entfaltet sich für den Geist des Publikums als Evolution des menschlichen Raumes, der zu Beginn vorgestellt wurde.

Ein Beispiel dafür ist die erste Zeile und Strophe eines klassisch durchkomponierten Gedichts. Oder man betrachte Percy Shelleys ganz wesentliches Werk Verteidigung der Poesie oder John Keats’ Ode auf eine griechischen Urne, einen Geniestreich über die Entwicklung des Sehens und Hörens über eine gewaltige historische Zeitspanne.

Als Prosabeispiel möge eine außergewöhnlich eindrucksvolle Passage am Ende von Shelleys Verteidigung dienen: „Beim Erwachen eines großen Volkes, das auf eine wohltätige Wende in seinen Ansichten oder Institutionen hinarbeitet, ist die Poesie der zuverlässigste Vorbote, Begleiter und Nachfolger. In solchen Zeiten verdichtet sich die Fähigkeit, intensive und leidenschaftliche Gedanken über Mensch und Natur auszudrücken und weiterzugeben. Der Mensch, dem diese Fähigkeit innewohnt, mag oft mit dem Geist des Guten, dessen Verkünder er ist, in vieler Hinsicht seines Wesens scheinbar nicht übereinstimmen. Aber selbst wenn sie leugnen und abschwören, sie können nicht umhin, der Macht zu dienen, die in ihrer Seele thront...“ - und so weiter bis zum Schluß dieses Werks.

Der eben zitierte Auszug bereitet eine ganz bestimmte Theaterbühne vor, wie sie in einem Drama erscheinen müßte, wenn der Vorhang aufgeht. Was dann in Shelleys anschließenden (hier nicht zitierten) Sätzen folgt, definiert die Exposition des Dramas, wie es durch die zitierten Sätze umschrieben wurde.

Beim klassischen Drama - was es auch sei, was immer das Hauptthema von Anfang bis Ende sein mag - oder auch bei einem der großen klassischen Lieder geht die Entwicklung des Dramas innerhalb des Rahmens, der zu Beginn als Thema und Umfeld gesetzt wird, immer vom punctum saliens dieser Entwicklung aus.

In diesem Aufbau des klassischen Dramas sehen wir die Schöpfung, wie Albert Einstein das von Johannes Kepler entdeckte Universum beschrieben hat. Am Anfang steht die Schöpfung, dann folgt die Weiterentwicklung auf der inneren Bühne im Geiste des Publikums, so wie Einstein ein Keplersches Universum als endlich und unbegrenzt definierte. Dieser Ausdruck ist allen naturwissenschaftlichen und vergleichbaren Äußerungen wahrer menschlicher Kreativität gemeinsam.

Der eigentliche Gegenstand der Gesamtkomposition - das gilt auch für kompetentes Handeln in der Staatskunst - in ihrem Anfang, ihrer Entwicklung und ihrem Schluß ist eine leidenschaftliche Bewegung von Gedanken, die sämtlich in dem jeweiligen Universum des Kunstwerks definiert sind - ein Transformationsprozeß des intellektuellen Raumes, der durch den Anfang als Idee implizit eingegrenzt wurde.

Wenn die Gesamtkomposition diese Absicht nicht erfüllt, haben entweder der Komponist oder die Interpreten versagt.

Dies ist bei der Staatskunst weitgehend genauso wie bei der klassischen Kunst und deren angemessener Aufführung. Ein Konflikt zwischen zwei Nationen ist an sich Chaos und Unvernunft. Man muß die Konflikte unter Nationen als übergreifende Vorstellung einer sich von diesem Anfang ausgehenden, notwendig entfaltenden Entwicklung definieren: die Entwicklung der Menschheit heraus aus dem Alptraum von Kriegen und ähnlicher Zwietracht, der die Zivilisation von Anbeginn der Menschheit bis heute zerrissen hat. Um diesen elenden Zustand zu überwinden, muß man den Konflikt der jeweiligen Kräfte als die Eröffnungsszene eines Dramas auf der Bühne des wirklichen Lebens auffassen. Nur auf diese Art - etwa bei der Gestaltung von Staatsverfassungen oder klassischer Kunst - kann sich der einzelne Zuschauer eines Dramas den Prozeß der Überwindung des Schrecklichen als ein einheitliches Bild, als einheitliche Idee der Transformation vorstellen.

Wir erleben heute eine solche Schrecklichkeit, die eine solche Perspektive erfordert; das ist die schöpferische Aufgabe, vor der wir alle stehen.

Die Aufgabenorientierung

In der Tat hängt die Weltzivilisation im Augenblick von einer Kombination bestimmter Handlungen ab, die von vier oder mehr der offensichtlich maßgeblichen Nationalstaaten dieses Planeten gemeinsam ergriffen werden müssen; anfänglich sollte keine andere Stelle mit diesen notwendigen Initiativen betraut werden. Die vier führenden Mächte unter diesen erforderlichen willigen Nationen sind die USA, Rußland, China und Indien. In ihrer Vielfältigkeit und insbesondere in dem großen Anteil asiatischer Mächte liegt ihre große Stärke und Autorität für ein entsprechendes Einverständnis in vertragliche Vereinbarungen. Ohne die genannten vier Mächte läßt sich derzeit keine wirksame Reform in Angriff nehmen; sollten diese Nationen diese Rolle nicht übernehmen, wäre ein langanhaltendes finsteres Zeitalter für den ganzen Planeten praktisch unaufhaltsam.

Die folgenden wichtigen Erwägungen mögen erklären, warum diese vier Mächte vereint ein solches initiierendes Gremium bilden sollten, das souveräne Staaten allgemein für eine gemeinsame Reformanstrengung zusammenbringt.

Die Vereinigten Staaten verfügen als einzige Großmacht unter den Nationen der Welt über eine Verfassung, die jetzt schon die notwendigen Mechanismen bietet, um ein neues Bretton-Woods-System zu schaffen, mit dem man die ungeheure weltweite finanzielle Zusammenbruchskrise, die sich jetzt entfaltet, überwinden kann.

Der wichtigste Mechanismus dafür liegt darin, daß die amerikanische Verfassung als einzige monetäre Weltwährungs- und Finanzsysteme der heute vorherrschenden Art indirekt verwirft und anstelle unabhängiger oder quasi unabhängiger Währungssysteme nationale Kreditsysteme vorsieht. Nach Maßgabe der US-Verfassung ist die Ausgabe von Zahlungsmitteln und verwandter öffentlicher Kredite ein Monopol der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika. Dieses Element in der Verfassung der USA als Weltmacht bietet die Möglichkeit, durch Staatsverträge der vier genannten und anderer Nationen die dringend notwendigen Mechanismen zum Aufbau eines neuen Weltkreditsystems zu schaffen.

Hieraus ergibt sich unmittelbar und dringlich die praktische Aufgabe, in großem Umfang staatlich regulierten Kredit unter den Nationen zu schöpfen, hauptsächlich für langfristige Investitionen zur Schaffung von Arbeitsplätzen beim Aufbau großer neuer Sachwerte in der privaten und öffentlichen Infrastruktur, u.a. Gesundheits- und Bildungswesen, in der Landwirtschaft und in der Industrie, um so die reale Arbeitsproduktivkraft aller Länder und ihrer gemeinsamen Vorhaben zu steigern und damit die Weltgemeinschaft möglichst schnell auf die Ebene der wirtschaftlich gesicherten Existenz vollkommen souveräner Nationalstaaten zu bringen.

Für eine solche Wiederbelebung der Weltwirtschaft, nachdem diese durch die verheerenden politischen Kursänderungen unter den Nationen seit August 1971 so gründlich ruiniert wurde, ist es aus praktischen Gründen erforderlich, sich anfänglich auf öffentliche Investitionen in die grundlegende Infrastruktur zu konzentrieren, die für ein reales Wachstum aller Nationen der Welt unabdingbar sind.

Ohne solche langfristigen „Dringlichkeitsprogramme“, wie sie zwischen 1933 und 1945 unter Franklin Roosevelt praktiziert wurden, wäre eine Rettung des Planeten vor der heutigen Gefahr eines neuen dunklen Zeitalters nicht möglich.

Deswegen muß das derzeitige Finanz- und Währungssystem unverzüglich durch ein neues weltweites Kreditsystem ersetzt werden, wie es die amerikanische Verfassung vorsieht.

B. Die dynamische Rolle der Infrastruktur

Es gäbe keine Grundlage für ein echtes Verständnis der entscheidenden Rolle der Infrastruktur in der Wissenschaft der physischen Ökonomie ohne Gottfried Leibniz’ Geniestreich, das alte Prinzip der Dynamik (dynamis) aus der klassischen griechischen Wissenschaftsmethode zu erneuern - so wie die moderne Dynamik später von den Nachfolgern des Nikolaus von Kues wie Bernhard Riemann, Max Planck und Albert Einstein weiterentwickelt wurde.

Unter der Überschrift „Wissenschaft und menschliche Ökologie“ behandelte ich bereits das Prinzip, unter dem die menschliche Gattung in einer Kategorie über den Säugetieren steht, so wie das Prinzip der Säugetiere über dem der Beuteltiere steht, sowie die Bedeutung von W.I. Wernadskijs physikalisch begründeter Unterscheidung zwischen Noosphäre und Biosphäre. In diesem Sinne ist auch die fortschreitende Entwicklung der grundlegenden ökonomischen Infrastruktur einer Gesellschaft von der gleichen Natur wie das Prinzip, das die Ordnung der Plazentatiere über die Ordnung der Beuteltiere stellt. So wie das vom Cusanus-Anhänger Johannes Kepler entdeckte Prinzip der allgemeinen Gravitation das Sonnensystem als Gesamtprozeß zusammenhält, so bilden auch die prinzipiellen Fortschritte in der Organisation der grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur eine übergreifende Einheit, die qualitative wie auch quantitative Verbesserungen der Arbeitsproduktivkraft im Wirkungsbereich dieser Infrastruktur bewirkt. Der Nutzen, der so entsteht, ist nicht auf die Tätigkeit des einzelnen Menschen oder Unternehmens beschränkt; er entsteht durch Veränderungen im Produktionsumfeld und im täglichen Leben der Mitglieder der Gesellschaft, nicht nur an der Produktionsstätte an sich, sondern in ihrem ganzen Umfeld.

Das einfachste Beispiel hierfür ist der Anstieg der potentiellen relativen Energieflußdichte der Kraft, die bei der Produktion verwendet wird, verglichen mit Verbesserungen, die nur den örtlichen Produktionsprozeß an sich betreffen. Mit anderen Worten: Nur ein Dummkopf mißt Kraft in Kalorien; kompetente Wirtschaftswissenschaft bestimmt Kraft in Kalorieneinheiten pro Quadratzentimeter (zum Beispiel Temperatur): je höher die in entsprechenden Schritten gemessene Temperatur, desto größer ist die Kraft, die in einer gleichen Anzahl von Kalorien zum Ausdruck kommt.27

Das ist der Grund dafür, daß Massentransport mit der Eisenbahn oder Magnetbahn dem Individualverkehr mit Straßenfahrzeugen, der die gleiche Zahl an Passagieren oder Menge an Fracht befördert, wirtschaftlich überlegen ist.

Wir brauchen Trinkwasser, verfügbar pro Kopf und pro Quadratkilometer; Kraft, in Quantität und Energieflußdichte gemessen; Massentransport für Personen und Güter; medizinische Versorgung und öffentliche Gesundheitsvorsorge; Bildungsqualität und Vorrang der Klassik in Unterhaltung und Bildung allgemein; eine hohe Dichte naturwissenschaftlicher Forschung und einen hohen Wissensfortschritt bei physikalischen und verwandten Prinzipien. Allgemein sollte bei diesen Überlegungen hervorgehoben werden, daß wir die geistigen Fähigkeiten des einzelnen als solche entwickeln müssen, statt auf sogenannte „praktische Erziehung“ für bestimmte begrenzte Aufgaben zu setzen.

C. Internationale Kreditschöpfung

Man nenne dies alternativ auch „Energie- bzw. Kapitalflußdichte“.

Sinnvollerweise überträgt sich dies in eine gezielte Erhöhung des Anteils der Beschäftigten in der Entwicklung und Steigerung der Kapitalintensität der Produktion und der Steigerung des relativen physischen Ertrags pro Kopf und pro Quadratkilometer, im Gegensatz zum rein linearen Zuwachs. Kurz, die Rate der Nettoproduktivität pro Kopf und pro Quadratkilometer darf nicht einfach nur ansteigen, sondern muß sich beschleunigen - das hätte Gottfried Leibniz Descartes mitgeteilt, wenn ihm eine Unterhaltung mit Descartes irgendwie nützlich erschienen wäre.

Den Geldaspekt oder verwandte Seiten dieser Funktion sollte man nicht in den heute üblichen linearen Parametern, sondern nach dem Gesichtspunkt der Menschen betrachten. Die Zahlenverhältnisse von Säugetieren zu Beuteltieren bzw. von Menschen zu Säugetieren sind als weitere Reflexion desselben Prinzips der physischen Ökonomie anzusehen.

All das weitgehend auf den Spuren von Gottfried Leibniz.

D. Eine globale eurasisch-afrikanische Perspektive

Spätestens seit Aischylos es in seiner Prometheus-Triologie darstellte, besteht das typische soziale Problem aller uns bekannten menschlichen Gesellschaften in der Vorschrift, die der olympische Zeus in diesem Drama erlassen hat: Der gewöhnliche Mensch dürfe keinen Zugang zu Wissen über das „Feuer“ haben - heute würde man vom Wissen um Dinge wie die Kernenergie sprechen.

Geht man zurück zum frühesten Zeitpunkt in der Vergangenheit der Menschheit, über den wir nicht nur archäologisches, sondern wirklich historisches Wissen davon haben, wie Menschen der Vergangenheit dachten, so war das entscheidende Problem der Gesellschaft immer diese bestialische Unterdrückung, die der große klassische Dramatiker Aischylos in seiner Prometheus-Triologie, speziell dem Teil Der gefesselte Prometheus, identifiziert hat. Man muß erkennen, daß der Großteil der Menschheit so praktisch auf den Zustand von Vieh herabgewürdigt wird, wenn nicht die uns angeborene Kraft des menschlichen Geistes geweckt und beflügelt wird, der Tyrannei ein Ende zu setzen. Die Revolte der amerikanischen Patrioten gegen das menschenverachtende britische Kolonialsystem, das die Britische Ostindiengesellschaft durch den Pariser Frieden vom Februar 1763 gegründet hatte, steht beispielhaft dafür, daß die Menschheit nun von solcher bösartiger Unterdrückung endgültig befreit werden muß, so wie es die amerikanischen Gründerväter mit ihrem großen Kampf schon beabsichtigt hatten.

Es sollte unser Grundsatz sein, daß die Freiheit jedes Menschen auf diesem Planeten in Frage gestellt bleibt, solange es Unterdrückung in der von Aischylos beschriebenen Art des olympischen Zeus gibt. Für ein System der Selbstregierung, das dem Freiheitsverständnis der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung gerecht wird, muß auf der ganzen Welt das Recht garantiert sein, wahre menschliche Freiheit zu erlangen - nicht bloß die Freiheit, sich zu verhalten wie niedere Lebensformen. Der einzige Richtwert für wahre Freiheit ist die Macht der Vernunft, die leider dem Großteil der Welt, auch an vielen unserer Universitäten, heute immer noch vorenthalten wird.

Für alle Männer und Frauen gilt: Menschliche Freiheit ist nicht das Nichtvorhandensein von Fesseln, sondern die Befreiung der schöpferischen Fähigkeiten, die den Menschen vom Tier unterscheiden, von den geistigen Fesseln, die Reiche und andere Oligarchen dem einfachen Volk anlegen, weil sie es als ihr Vieh, als ihre Untertanen betrachten.

Ab Mitte der siebziger Jahre beschlossen damals sehr einflußreiche Leute in den USA, daß unser Land die britisch imperiale Politik verfolgen sollte, die Bodenschätze Afrikas, besonders in der Region südlich der Sahara, als sein Eigentum zu betrachten, welches man gegen die Afrikaner verteidigen und als Rohstofflager zugunsten der herrschenden anglo-amerikanischen Finanzinteressen erhalten müßte. Der üble Gestank dieser immer noch nicht entsorgten Altlast des britischen Imperialismus und seiner heutigen Komplizen ist eine tödliche Bedrohung für die Freiheit aller Nationen und Völker dieser Welt.

Wenn es nicht zu einer plötzlichen Wendung kommt, wenn nicht die Ablehnung solcher britischer und ähnlicher Bösartigkeit gegenüber den Völkern Afrikas mit Macht demonstriert wird, dann wird es in der näheren oder ferneren Zukunft nirgends auf diesem Planeten mehr für irgendeinen Menschen ein wirksames Engagement geben.

Das gemeinsame Anliegen aller Nationen und Menschen der Welt, die dem Potential der schöpferischen Geisteskraft, das unter allen lebenden Arten nur dem Menschen eigen ist, Gerechtigkeit widerfahren lassen wollen, ist die Grundlage für allen zwischenmenschlichen Anstand. Deshalb ist ein besserer Zugang zur Selbstentwicklung der schöpferischen Geisteskräfte der Menschheit, wie sie Keplers Entdeckung des universellen Prinzips der Gravitation verkörpert, ein praktischer Richtwert, an dem gemessen werden kann, zu welchem Grad Regierungen und andere Institutionen fähig sind zu erkennen, was menschliche Freiheit wirklich ist.

Der Einsatz für das Schicksal der ärmsten, am wenigsten geschützten Völker der Welt - für ihren Zugang zu wirksamen Mitteln einer Selbstregierung, die Fortschritte in den Verhältnissen für Menschen und nicht bloß bessere „Haustiere“ schafft - macht es deshalb erforderlich, die Ziele der ganzen Menschheit auf den Prüfstand zu stellen: Ein wahrhaft menschliches Leben, in der vollen Bedeutung der schöpferischen Fähigkeiten, über die einzig der Mensch verfügt, muß das Ziel und der Maßstab für eine zukünftige neue Ordnung der Menschheit sein. Bringen wir die Herrschaft sämtlicher Oligarchien nach Art des anglo-holländischen Liberalismus oder noch schlimmerem jetzt an ihr Ende.


Anmerkungen

25. Was dies für das Recht und andere Fragen des Staates praktisch bedeutet, wird im nächsten Abschnitt dieses Kapitels angesprochen.

26. Wie ich schon in einem vorherigen Kapitel angedeutet habe, ist die Methode, Nationen mit Hilfe der Macht supranationaler Institutionen einen Verhaltenskodex für ihre finanziellen und anderen inneren Angelegenheiten aufzuzwingen - wie dies besonders seit dem 15. August 1971 praktiziert wird - ein typisches Merkmal des Imperialismus, und das schon seit der Zeit vor dem Fall des Königs von Babylon. Eine Nation, die in diesen Angelegenheiten nicht souverän ist, ist überhaupt nicht souverän.

27. Man betrachte, wie die Wall Street in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg den Straßenverkehr förderte, um die mit effektivem Nahverkehr erreichte Wirtschaftsproduktivität der USA zu ruinieren, und ein Übermaß an Lufttransport durchsetzte, das verglichen mit einem dichten Netz von Hochgeschwindigkeits- oder Magnetbahnen Verschwendung war; das Bahnnetz wurde zugunsten der weit weniger effizienten Konkurrenzsysteme abgebaut. Man vergleiche z.B. den Zeitaufwand für Pendler von der Wohnung zum Arbeitsplatz sowie die Kosten dieses Transports mit der Bahn einerseits und mit Auto- und Luftverkehr andererseits.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Ein neues finsteres Zeitalter zieht herauf: Der heutige britische Imperialismus - Vierter Teil
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