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Aus der Neuen Solidarität Nr. 47/2008

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Ein neues finsteres Zeitalter zieht herauf
Der heutige britische Imperialismus

Von Lyndon LaRouche - Dritter Teil

Die folgende Schrift erschien im englischen Original am 18. Oktober 2008.

2. Wissenschaft und menschliche Ökologie

Nach einigen wichtigen einleitenden Bemerkungen ist dieser zweite Teil des Berichtes jener bestimmenden Instanz gewidmet, die mit der Ausweitung der menschlichen Fähigkeit zusammenhängt, nicht nur die produktive Arbeitskraft zu erhöhen, sondern auch einen sonst unweigerlichen Rückgang der Fähigkeit der Biosphäre zu überwinden, eine Steigerung der physischen Produktivität pro Kopf und km² zu tragen und die Tendenz zur Erschöpfung der Biosphäre durch Bevölkerungswachstum und menschlichen Verbrauch aufzuheben.

Vor der entscheidenden wissenschaftlichen Diskussion eröffne ich dieses Kapitel mit den folgenden Bemerkungen über jene Aspekte der Natur und der Wirkung des Imperialismus, die für diesen Teil des Berichtes relevant sind.

Zuallererst, wie ich bereits betonte, war der „Imperialismus“, Lenin und anderen zum Trotz, keine „Stufe des Kapitalismus“. Imperialismus, wie man ihn in Europa kennt, ist älter als Babylon. Der „Finanzkapitalismus“, wie die deutschen Sozialdemokraten und Lenin ihn nannten, ist viel älter als das, was Marx’ Anhänger als „Kapitalismus“ oder „Sozialismus“ bezeichneten. Er ist auch älter als die brutale Zerstörung der Lehensgebiete der einst stolzen Sumerer durch die Einführung der Wuchermethoden, die gegen die sumerischen Bauern eingesetzt wurden. Wieder und wieder sind mittelalterliche und moderne Zivilisationen durch dieselben Wucherpraktiken zugrunde gerichtet worden, die immer wieder benutzt wurden, die Zivilisationen Südwestasiens in die Selbstzerstörung zu treiben. Genau das ist seit dem Tode Franklin Roosevelts und besonders seit der Auflösung des damals bereits ausgeschlachteten Bretton-Woods-Systems 1971-72 durch den anglo-holländischen Liberalismus weltweit geschehen.

Die Kombination aus dem Untergang des Bretton-Woods-Systems 1971-72 und der räuberischen anglo-holländisch-saudischen Verschwörung 1973, welche die Herrschaft des „Öl-Spotmarktes“ über die Weltfinanz hervorbrachte, zerstörte auch die Kontrolle der USA über die eigene Währung, den Dollar, und machte aus der heutigen Welthandelswährung ein bloßes Spielzeug in den Händen des britischen Imperiums. Seit dieser Zeit ist der Einfluß des einst sogenannten britischen Imperialismus, im Gegensatz zum wahren Nationalstaat, bis heute eine zentrale Erscheinung in der weltweiten europäischen Geschichte.15 Wie Rosa Luxemburg und später auch Herbert Feis erklärten, ist Imperialismus damals wie heute schlicht eine Wiedergeburt der anglo-holländischen Tyrannei eines globalen Finanzsystems, welches auf dem anglo-holländischen liberalen System internationaler Wucherkredite aufbaut.

Wenn man eine Diskussion über die gegenwärtige globale Krisensituation eröffnen will, sollte man praktisch gesehen von der groben Arbeitshypothese ausgehen, daß es keinen wesentlichen Unterschied gibt zwischen den Ursachen der allgemeinen weltweiten Zusammenbruchskrise seit Ende Juli 2007 und den charakteristischen Ursachen des Kollapses des 14. Jh. in Europa, aus dem eine katastrophale Zusammenbruchskrise wurde, wie sie sich heute weltweit immer schneller abspielt - damit wir niemals jenes finstere Zeitalter des Mittelalters vergessen, in das wir durch dasselbe internationale venezianische Kreditsystem des 14. Jahrhunderts, heute in Gestalt der Finanzderivate, erneut abzustürzen drohen.

Daher muß zum generellen Thema Imperialismus folgendes gesagt werden: Seit dem Sturz der Achämenidendynastie und dem späteren Aufstieg des imperialen Rom nach dem zweiten Punischen Krieg stand Kontinentaleuropa selbst jenseits des Mittelmeerraums stets unter der Herrschaft politischer und finanzieller Institutionen, deren Tradition über die Rolle des Wuchers beim Zusammenbruch des Lehenssystems Sumers und Babylon letztlich - trotz des Aufstiegs des Kalifats von Bagdad in der dazwischen liegenden Periode - bis zum heutigen weltweiten Finanzkrach reicht.

Heute müssen wir erneut derselben moralischen Dekadenz entrinnen, die besonders seit dem Schock vom Februar 1763 so großen Einfluß auf die Zivilisation des europäischen Kontinentes gehabt hat - der parallelen, gegenläufigen Renaissanceperiode während der pro-amerikanischen, anti-britischen  Klassik 1763-1789 zum Trotz. Diese Zwischenzeit war geprägt von den bedeutenden Beiträgen deutscher Renaissance-Größen wie Abraham Kästner, seinem Studenten Gotthold Lessing, Moses Mendelssohn, Goethe, Schiller, Lazare Carnot und, für gewisse Zeit, von den Humboldt Brüdern, Johann Friedrich Herbart u.a.. Die pro-amerikanische Generation aus der Zeit vor dem einschneidenden Schock des Jakobinerterrors und von Robespierres zeitweiligem Schützling Napoleon Bonaparte war Ausdruck der notwendigen Parallelrolle der kolonialen Entwicklungen Nordamerikas im Kampf gegen die oligarchische moralische Korruption, die die Dekadenz hinter den modernen politischen und kulturellen Traditionen Europas schon seit langem durchzog.

Ich werde weiter unten an geeigneter Stelle dieses Berichtes kenntlich machen, was einigen fälschlicherweise als Verwirrung in meiner Darstellung der relevanten Geschichtsintervalle erscheinen könnte: Es liegt nicht an meiner Darstellung hier, sondern daran, daß ich es für eine angemessene Pädagogik halte, um wirklicher Klarheit willen die Erörterung gewisser Prinzipien der Dynamik auf einen angemessenen, späteren Zeitpunkt in der Entwicklung des Argumentes hier zu verschieben, wenn der Leser geistig besser auf diese Klärung vorbereitet sein wird, anstatt vorher auf ablenkende Nebenthemen einzugehen. Ich werde dieses Vorgehen im Laufe des hier vorliegenden Berichtes begründen.

Wie ich zeigen werde, steckt in diesem Kapitel bereits eine vollständigere Darstellung eines äußerst wichtigen Grundprinzips der Wissenschaft der physischen Ökonomie, das dargestellt werden muß, bevor eine direkte Behandlung der zugrundeliegenden Wirtschaftsprinzipien in die Diskussion eingeführt werden kann.

Meine stets „erfolgreichen“ Vorhersagen seit 1956 fußen alle auf diesen Prinzipien der Wirtschaftswissenschaft. Sie sind inzwischen durch eine atemberaubende Akkumulation meiner einzigartigen Erfolge bei Wirtschaftsprognosen bestätigt worden, so daß intelligente Menschen mit einer gewissen Erfahrung in einer Mischung aus Erstaunen und Verzweiflung auf ihre sonst gewohnten Ansichten zum Thema Wirtschaft zurückblicken und mich fragen: „Wie haben Sie das gemacht?“ Es gibt Menschen, die niemals wegen einer Krankheit zum Arzt gehen würden, bis sie nicht durch eine gewisse  Angst vor das Äquivalent einer Praxistür getrieben werden. Der Unterschied liegt wie bei meinen früheren sogenannten Kritiker darin, daß die Umstände sie jetzt soweit gebracht haben, daß, wie man sagt, die „geistig Gesunden mehr als bereit sind, zuzuhören“.

Trotz alledem gibt es über die Krankheit, die wir hier diskutieren wollen, bis auf die Tiefe und die Lösungen der gegenwärtigen Krise nichts furchtbar Neues, besonders nicht für mich.

Das imperiale Prinzip

Die jetzt überdeutlich zutage gekommene Absicht der anglo-holländischen Liberalen oder des sogenannten „Britischen“ Imperiums ist es, die Existenz des souveränen Nationalstaats so schnell wie möglich auszuradieren. Diese britische Kampagne trägt Namen wie „Globalisierung“, „Freihandel“ und neomalthusianischen „Umweltschutz“.

Wenn solche brutalen Vorstöße nicht unterbunden werden, wird sich ein erheblich geschrumpfter Überrest der Menschheit inmitten einer Barbarei mit weit weniger als einer Milliarde menschlicher Bewohner wiederfinden. Vorausgesetzt, ein Atomkrieg ließe sich vermeiden, könnte das imperiale Ziel, das mehr oder weniger der von Prinz Philip mit großer Betonung öffentlich kundgetanen Absicht entspricht, in etwa ein bis zwei Generationen „erreicht“ sein. Bis die Nachkommen dieses Überrests der Menschheit auch nur annähernd wieder an den relativ zivilisierten Zustand vor den jetzt auf uns zukommenden schrecklichen Entwicklungen anknüpfen könnten, würden Jahrhunderte vergehen.

Das ist absolut entscheidend, um zu verstehen, warum die heutige globale strategische Lage so furchtbar gefährlich ist und warum die politischen Nachkommen Paolo Sarpis, die anglo-holländischen Kräfte, heute eine so ungeheure Gefahr für die Menschheit darstellen.

Um diese große, unmittelbare strategische Gefahr zu verstehen, muß man die Lektionen lernen, die in den Mustern menschlichen Verhaltens über lange Zeiten hinweg zutage treten, z.B. seit Zeiten vor der Gründung Sumers, Zeiten, die der bekannten Geschichte von Imperien der letzten mindestens siebentausend Jahre vorangingen.

Seit dem Fall des achämenidischen Reiches bis zur Rolle des wirklich barbarischen Britischen Imperiums heute basierten die ausschlaggebenden politischen Kräfte der weltweit ausgedehnten europäischen und benachbarten asiatischen Zivilisation auf einer endemischen Form des Wuchers, die manchmal in so extreme Formen imperialer Praxis wie im „neuen finsteren Zeitalter“ des 14. Jahrhunderts übergeht.

Die internationalen Drogenkartelle unter anglo-holländischer Kontrolle sind heute typisch für diese chronische und krankhafte Tendenz. Die Geldoperationen von George Soros, der selbst unter britischer Kontrolle steht, sind dafür ein ebenso gutes Beispiel wie seine Steuerparadiese in den niederländischen Antillen und seine völlige Kontrolle über Howard Deans Demokratische Partei in den USA. Oder man vergleiche den Preis einer Opiumernte für Bauern in südwestasiatischen Regionen wie Afghanistan mit dem zehntausendfach höheren Preis desselben Produktes, nachdem es über britisch organisierte Kanäle auf die europäischen oder US-amerikanischen Märkte gelandet ist, wo Leute wie George Soros ihr Unwesen treiben. Die heutige Hyperinflation, ein Widerhall der Entwicklungen in Deutschland 1923 und des sogenannten neuen dunklen Zeitalters des 14. Jahrhunderts, hängt eng mit dem Einfluß von Leuten wie dem bekannten Aufschneider und ehemaligen Federal-Reserve-Chef Alan Greenspan zusammen, die in Diensten des heutigen britischen Imperialismus stehen.

Jedoch gibt es eine viel grundlegendere, spezifisch und systemisch wissenschaftliche Bedeutung des Begriffes Imperialismus. Daher wenden wir uns jetzt der Definition dieser unverzichtbaren Konzepte zu und damit dem extrem wichtigen Thema wirklich „menschlicher Ökologie“, die sich absolut von den unmenschlichen Ansichten der Herzogs von Edinburgh und denen seines Lakaien, dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore, unterscheiden.

Die heutige Wirtschaftskrise ist weder eine um sich greifende „amerikanische Rezession“, noch überhaupt eine Rezession. Sie war auch keine „Hypothekenkrise“. Seit meiner deutlichen Warnung während einer öffentlichen Ansprache am 25. Juli 2007 hat es sich klar gezeigt: Es handelt sich um eine allgemeine finanziell-monetäre und physische Zusammenbruchskrise des gegenwärtigen Weltwirtschafts-, Finanz- und Geldsystems. Exakt davor hatte ich gewarnt. Eben weil ich wiederholt vor den zu erwartenden wirtschaftlichen Erscheinungsformen gewarnt hatte, die in diese Krise führen würden, hat die relevante Frage, die mir mittlerweile oft gestellt wird, zwei Teile. Erstens: Wie konnte ich das wissen? Zweitens: Warum erkannten die angeblichen Experten nicht, was ich bereits vorausgesehen und wiederholt mit bemerkenswerter Genauigkeit als einen langfristigen Trend beschrieben hatte - und das praktisch während der gesamten vergangenen fünf Jahrzehnte?

Wie sollten eigentlich eine Wirtschaftswissenschaft und ihre Anwendung heute aussehen?

Was ist „menschliche Ökologie“?

Damit kommen wir nun zu den ausdrücklich naturwissenschaftlichen Aspekten der Frage, die sich uns hier stellt. Um das Kernargument dieses Kapitels zu verdeutlichen, betrachte man die ökologischen Unterschiede dreier verschiedener Ordnungen unter den Lebewesen: den Beuteltieren, den Säugetieren und den Menschen.16 Das bringt uns zum Wesen einer Wissenschaft der physischen Ökonomie.

Dynamik muß man als kohärenten Begriff in den aufeinanderfolgenden Entwicklungsphasen der Methode von Gottfried Leibniz, Carl Gauß, Lejeune Dirichlet und Bernhard Riemann verstehen. Diese hier benutzte Sicht hat ihren modernen Ursprung in der anti-cartesischen Dynamik und nicht in dem von den Empiristen benutzten cartesischen Reduktionismus. Beuteltiere wie auch Säugetiere haben eigene, qualitativ verschiedene, aber (dynamisch) relativ feste Variationsbreiten, was die relative potentielle Bevölkerungsdichte angeht, während die relative potentielle Bevölkerungsdichte des Menschen zwar auch dynamisch, aber nicht auf diese Weise begrenzt ist. Diese Frage sollte noch näher betrachtet werden, denn sie hat mit der globalen wirtschaftlichen Zusammenbruchskrise zu tun, in der wir uns befinden.17

Die Hauptinhalte dieses Themas darzustellen, ist derzeit von größter Wichtigkeit, um einige möglicherweise tödliche Fehler in der Praxis von Wirtschafts- und sogar einigen sehr ernsthaften Naturwissenschaftlern zu korrigieren. Im Grunde genommen dreht sich das ganze Thema um die einzigartige Natur unserer menschlichen Gattung, die allem kompetenten Wissen des Menschen über sich selbst und sein Universum zugrunde liegt.

Um diesen wichtigen Umstand zu verdeutlichen, blicken wir zuerst auf eine Kultur wie die Australiens vor der englischen Besiedelung, in der, dynamisch, die Beuteltiere dominierten. Dann betrachten wir die Folgen des Prozesses, als der Lebensraum der Beuteltiere von Säugetieren und auch Menschen übernommen wurde. Ganz allgemein führt das Eindringen von Säugetierarten in die Beuteltiergebiete zu einem Kollapsprozeß (d.h. Verdrängung) der potentiellen Artenvielfalt, aus der sich die Ordnung der Beuteltiere zusammensetzt. Infolgedessen tendieren die meisten Arten dieser Ordnung letztlich zum Aussterben (abgesehen z.B. von Müllsammlern wie dem Opossum).

Zwischen der jeweiligen ökologischen Dynamik der ersten beiden Gattungsordnungen auf der einen und der Existenz der Menschheit auf der anderen Seite besteht jedoch ein grundlegender Prinzipienunterschied. Die menschliche Ökologie ist nicht einfach auf dieselbe Art und Weise von der Umwelt begrenzt wie die der Tierordnungen - der Beuteltiere, der Säugetiere und anderer Lebewesen im allgemeinen. Die Menschen sind nicht einfach, oder jedenfalls nicht definitiv, durch erbliche genetische Festlegungen für die Art dynamisches Potential begrenzt, wie man es bei den niederen Arten, z.B. den Beutel- oder Säugetieren antrifft.

Um diesen grundlegenden Unterschied der menschlichen Gattung von allen anderen systematisch zu verstehen, muß man sich auf den Standpunkt der modernen Dynamik stellen, wie sie von Leibniz definiert worden ist. Im Vergleich zu Leibniz’ gegen Descartes gerichteter Definition der Dynamik hat Riemann das gleiche in seiner Habilitationsschrift von 1854 implizit auf qualitativ noch fortgeschrittenere Weise ausgedrückt, wie ich oben bereits betont habe. Ohne diesen Leibniz-Riemannschen Zwischenschritt bei dem dynamischen Ansatz zur Definition der relativen potentiellen Bevölkerungsdichte einer Gesellschaft pro Kopf und km² wären die Ergebnisse jeder Untersuchung dieses Themas im Prinzip inkompetent. Im Rahmen von Riemanns Bewertung der anti-cartesischen Implikationen von Leibniz’ Specimen Dynamicum ergeben sich verläßliche Einsichten in die schlimmsten Fehlannahmen der heutigen politischen und anderweitigen Praxis ganzer Nationen.

In der akademischen Wissenschaftsgeschichte Rußlands kommt dieser Gegenstand auf relativ fortschrittliche Weise in der Methode zum Ausdruck, mit welcher der großartige Geobiochemiker W.I. Wernadskij die Biosphäre und auch die Noosphäre dynamisch definierte.

Kurz gesagt, anders als jede Tierart kann die menschliche Bevölkerung die unmittelbaren Grenzen ihres Lebensraumes überwinden. Diese qualitative Fortentwicklung des menschlichen Bevölkerungspotentials kommt dadurch zustande, daß das Gattungsverhaltens eines deutlichen Teils der Gesellschaft auf einen höheren physischen Zustand dynamischer Potenz gehoben wird. Ein solcher Fortschritt läßt sich annäherungsweise als Anstieg der Netto-Energieflußdichte innerhalb des von der menschlichen Gesellschaft bewohnten Raumes definieren.

Der Übergang einer sich fortschrittlich entwickelnden Gesellschaft in einen höher entwickelten physischen Zustand potentieller relativer Bevölkerungsdichte erfordert die willentliche und bewußte Entdeckung neuer physikalischer Prinzipien oder deren Entsprechung in der Kunst, so wie Leibniz Bernhard Riemanns Sichtweise bereits in seinem Specimen Dynamicum darstellte. Leibniz zeichnete bereits vor, wie Riemann in seiner Habilitationsschrift von 1854 alle aprioristischen Definitionen, Axiome und Postulate der verschiedenen Geometrien von Euklid bis zu den Nachläufern des geradezu satanischen Bertrand Russell radikal ausmerzte. Riemann präsentiert sein wesentliches Argument in zusammengefaßter Form auf den ersten Seiten und dem abschließenden Satz seiner großartigen Habilitationsschrift von 1854. Ich möchte, wie Albert Einstein, betonen, daß es sich in allen diesen Fällen um eine Weiterentwicklung von Johannes Keplers einzigartiger Entdeckung des Prinzips universeller Harmonie handelt, welches Keplers einzigartiger Methode bei der Entdeckung des Prinzips universeller Gravitation zugrunde liegt.

Warum Kepler entscheidend ist

Am wichtigsten ist hier, Keplers Entdeckung der universellen Gravitation zu verdeutlichen, so wie auch Albert Einstein die Einzigartigkeit dieser Errungenschaft Keplers betonte. Was Kepler über sein Prinzip universeller Gravitation hinaus tatsächlich beweist, ist, daß mit jeder solchen Entdeckung eines universellen physikalischen oder vergleichbaren Wirkprinzips, wie Einstein betonte, ein grundsätzlich begrenztes, also kein unendlich ausgedehntes euklidisches oder cartesisches Universum definiert wird. Das bedeutet ein Kepler-Riemann-Einstein-Universum, das durch universelle Prinzipien selbstbegrenzt ist und deshalb ein Universum ohne äußere Grenzen definiert (und damit in Einsteins Sinne endlich ist).18 

Dieser Standpunkt der Wissenschaftsmethode ist für jeden Historiker, der rückblickend oder aktuell kompetente naturwissenschaftliche Erkenntnisse über die Weltwirtschaft erhalten will, absolut unverzichtbar.

Die dem menschlichen Individuum eigene Fähigkeit, so bedeutende prinzipielle Entdeckungen zu machen, unterscheidet den einzelnen Menschen, aber auch die Menschheit insgesamt als eigene Seinskategorie von allen niederen Lebensformen. Dieser Unterschied, dessen Funktion sich wissenschaftlich definieren läßt, ist ein absoluter Unterschied zwischen dem menschlichen Individuum und dem Beuteltier bzw. den Säugetieren insgesamt.

Wir Menschen sind zugegebenermaßen der äußeren Form nach Säugetiere, und haben auch keinen Grund, uns für unsere sterbliche, rein biologische Existenz eine andere Form als diese zu wünschen, doch sind wir auch keine reinen Säugetiere. Wir sterben wie die Säugetiere, aber wir leben als bewußter Teil der Geschichte, die unserer Lebenszeit vorausgeht, sie einschließt und ihr folgt. Als Männer und Frauen können wir diese quasi-lebende Unsterblichkeit des bewußten Verstandes begreifen, aber kein bloßes Säugetier wird dazu angehalten werden können, nach solchen historischen Überlegungen zu handeln.

Wir leben, wenn wir können, mit dem praktischen Zugang zu einer besonderen Art der Unsterblichkeit, als praktisch unvergeßliche Persönlichkeiten einer historischen, sich aufwärts entwickelnden Gattung, als explizit kreative Wesen, die sich nicht biologisch, sondern über Generationen hinweg geistig entwickelt - wie es geschrieben steht: als Abbild des Schöpfers. Diese Tatsache über das Menschsein ist praktisch das wesentlichste, das man wissen muß, um das Hauptthema dieses Berichtes zu verstehen.19

Diese Besonderheit des menschlichen Individuums findet einen äußerst wichtigen, physikalisch wirksamen Ausdruck in der Art und Weise, wie die Vorstellung universeller physikalischer Prinzipien den individuellen menschlichen Geist über die erblichen Gattungseigenschaften hinaus führt, die allen niederen Lebensformen gemein sind. Dieser Unterschied läßt sich nur bei den kreativen Geisteskräften des menschlichen Individuums, nicht aber bei niederen Lebensformen außer der Menschheit feststellen. Kompetentes wissenschaftliches und daher auch politisches Denken über Wirtschaftsfragen hängt absolut davon ab, die Implikationen dieses einzigartigen Unterschiedes in den fortschreitenden potentiellen Entwicklungsfähigkeiten des menschlichen Geistes zu ergründen.

Das entscheidende Prinzip, das bereits in den antiken klassisch-griechischen Entdeckungen der Sphärik enthalten war, ist in der modernen europäischen mathematischen Physik als ontologisches Infinitesimal von Leibniz, Riemann, Einstein et al. bekannt. Es ist auch das ontologische Infinitesimal der Leibnizschen Integralrechnung, die von jenem mythischen, falschen, rein mathematischen Infinitesimal unterschieden werden muß, das mit dem Euler-Lagrange-Cauchy-Kalkulus zusammenhängt, der wiederum auf den falschen Apriori-Annahmen eines Euklid aufbaut.

Der Begriff eines solchen ontologischen Infinitesimals (anders als Leonhard Eulers schlichtweg alberner und absichtlicher Betrug eines linear-geometrischen, euklidischen oder cartesischen Begriffs eines Infinitesimals) repräsentiert die Existenz eines wahren universellen Prinzips wie Keplers Entdeckung des Prinzips universeller Gravitation in seiner Weltharmonik. Solch ein Prinzip entspricht einem Prinzip des Universums, wie Einstein es für die Bedeutung Keplers in dem von mir unterstrichenen Zusammenhang betonte.20

Fortsetzung folgt


Anmerkungen

15. Aus der Beschäftigung mit Marx’ Abituraufsatz „Betrachtungen eines Jünglings bei der Wahl seines Berufes“, den er am Trierer Gymnasium unter dem legendären Wyttenbach geschrieben hatte, schließe ich, daß es Marx nicht an kreativem Potential fehlte. Ein Teil der Korrespondenz zwischen Karl Marx und seinem Vater während Karls Studium in Bonn zeigt jedoch, daß es seither in Marx’ Persönlichkeit einige unangenehme Veränderungen gegeben hatte. Später, während seines Jurastudiums in Berlin unter Carl Schmitts Vorgänger Karl von Savigny, geriet Marx in schlimmste Gesellschaft; Heinrich Heine, der mit Marx bekannt war, spürte damals bereits, daß etwas mit ihm nicht stimmte. Kreativitätsverlust bereits nach den Jugendjahren ist zwar ein typisches Phänomen, doch kommt es besonders bei Universitätsstudenten in fortgeschrittenen Studienjahren Ende zwanzig zu einem häufigen Verlust kreativer Kräfte, wie Dr. Lawrence Kubie betont. In meiner Erfahrung taucht das oft bei jungen Erwachsenen auf, die von Anfang bis Mitte zwanzig kreatives Potential zeigten, vor allem bei Anwärtern auf den Doktorgrad. Sehr bedeutend ist die Tatsache, daß Karl Marx geradezu ein „geborener 68er“ war. Der Vater repräsentierte die pro-amerikanische Generation und stand, genau wie Wyttenbach, mit der Lesegesellschaft von Unterstützern der Amerikanischen Revolution in Kontakt. Der Konflikt meiner eigenen Generation, die gegen Hitler in den Krieg gezogen war, mit der Dekadenz ihrer Kinder, den typischen 68ern während der Unruhen 1968 in Chicago, ist eine wichtige Parallele dazu. Zwischen gewissen Amerikanern, die zwischen 1945 und 1958 geboren wurden, und den Europäern, die während der Restauration unter Führung von Prinz Metternich und seinem Werkzeug G.W.F. Hegel aufwuchsen, gibt es gewisse ähnliche Faktoren. Hegels rechtsgerichteter Kollege an der Berliner Universität, Karl von Savigny, war damals ein prominenter Vertreter der damals rechtsgerichteten Rechtswissenschaft und stand der Fakultät vor, in der Marx studierte.

16. Ich habe dieses entscheidend wichtige Argument vor einigen Wochen bei einer Besprechung mit meinen Mitarbeitern vorgestellt, die einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe in Loudoun County angehören und sich zu dieser Zeit an einem Projekt über Riemann beschäftigten. Mein mündlicher Bericht wurde für das interne Tagesbriefing transkribiert und einige Tage später als Teil einer Antwort an einen Korrespondenten zum großen Teil noch einmal veröffentlicht. Wenn man die Natur des Menschen als reines Säugetier definieren will, hat man den ersten Schritt getan, seinen Nachbarn als Nahrung zu betrachten.

17. Ich verwende hier den Begriff „Dynamik“ unter Bezug auf das antike, klassisch griechische dynamis, ein Konzept, das mit der Sphärik der Pythagoräer und Platon zusammenhängt und von Leibniz explizit als modernes Konzept der Dynamik wieder aufgegriffen wurde (wie z.B. beim Hinweis auf Descartes’ Inkompetenz 1692 und dann erneut in seinem Specimen Dynamicum 1695). Das Konzept steckt auch in den Arbeiten von Carl F. Gauß und anderen Vorgängern Riemanns, wird aber in allgemeinerer Form, z.B. in seiner Habilitationsschrift 1854, von Riemann rekapituliert. Seit den entsprechenden Kommentaren, die Albert Einstein über Keplers Entdeckungen veröffentlichte, ist somit Riemanns Verständnis die allgemeine Definition der Dynamik.

18. Siehe Kepler, Weltharmonik .Vgl. auch Animating Creativity, www.wlym.com/~animations. Ich werde auf die tiefergehenden Implikationen dessen, was ich bis zu diesem Punkt meines Berichtes gesagt habe, weiter unten zurückkommen.

19. Diese Fähigkeit der Seele findet sich nur in der tatsächlich kreativen Einwirkung des menschlichen Geistes auf das Universum, nicht in Parolen oder Zauberformeln. Sie ruht in unseren wirklich kreativen Absichten.

20. Siehe meinen Verweis auf Albert Einstein bezüglich Keplers einzigartigen, originalen Entdeckung des Prinzips universeller Gravitation. Oder wie Riemann im abschließenden Satz seiner Habilitationsschrift 1854 die reinen Mathematiker warnt, daß die wirkliche Physik jenseits rein mathematischer Formen liegt, die nur als Schatten wirksamer universeller materieller Realität existieren.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Ein neues finsteres Zeitalter zieht herauf: Der heutige britische Imperialismus - Zweiter Teil
- Neue Solidarität 46/2008
Ein neues finsteres Zeitalter zieht herauf: Der heutige britische Imperialismus - Erster Teil
- Neue Solidarität 45/2008
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts

Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache

 

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