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Aus der Neuen Solidarität Nr. 42/2007

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Lyndon LaRouche und die muslimische Welt

Von Ahmed Kedidi

Ahmed Kedidi war Parlamentsmitglied in seinem Heimatland Tunesien und Professor an der Doha-Universität in Katar, heute ist er Präsident der Europäischen Akademie für Internationale Beziehungen in Paris. Auf der Konferenz des Schiller-Instituts am 15.-16. September hielt er die folgende Rede.

Die arabisch-muslimische Welt erscheint heute wie der Gegensatz zum Projekt zur Einigung der Welt, das wir bei dieser Konferenz auf Anregung Lyndon LaRouches behandeln. Gegenwärtig ist die arabisch-muslimische Welt Schauplatz vieler Krisen von Spaltung und Krieg zwischen Völkern, ethnischen Gruppen, Gemeinschaften und Klassen. Während wir hier dazu aufrufen, Brücken und Korridore zu bauen, zerfällt die arabische Welt immer weiter, und neue Mauern werden zwischen den Völkern errichtet.

Genau aus diesem Grund ist der von Lyn (LaRouche) begonnene Kampf hier viel dringender als anderswo, und Lyns Wunsch ist es wohl, daß die Geographie die Fehler der Geschichte wettmacht. Die muslimische Welt ist durch mehrere historische Zyklen gegangen, die nicht nur ihre Zivilisation geprägt haben, sondern auch dafür sorgten, daß es nicht eine einheitliche, sondern mehrere unterschiedliche muslimische Welten gibt.

Die gegenwärtige Periode, die nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches begann, ist gekennzeichnet durch den Übergang vom Glauben zur Ideologie, von der Harmonie unter Kulturen zum Konflikt. Die Hoffnungen richten sich auf eine gerechte und dauerhafte Lösung des palästinensischen Dramas, eine Perspektive für Frieden und Freiheit im Irak, einen Ausgleich des Konflikts in Afghanistan, eine Rückkehr zur erprobten Allianz im Libanon und allgemein eine auf Staatskunst-Prinzipien gegründete Ordnung der arabisch-muslimischen Welt.

Eine 27jährige Freundschaft

Ich kenne Lyndon LaRouche jetzt seit einem Vierteljahrhundert. 27 Jahre, in denen sich ehrliches und tiefes Vertrauen gebildet hat, binden mich politisch und moralisch an diesen Mann. Ich erspare Ihnen eine ausführliche Analyse seines Denkens oder irgendwelche passenden diplomatischen Bemerkungen und Höflichkeiten, ich erzähle Ihnen lieber einige Anekdoten über Lyns und Helgas Beziehung zur muslimischen Welt, die mein spezielles Arbeitsgebiet und meine Kultur ist.

1985, als ich wichtige politische Ämter in meinem Heimatland Tunesien bekleidete, wurden wir von unserem Nachbarn Libyen angegriffen - das war damals ein anderes Libyen unter einem anderen Ghaddafi als heute. Aus einer Laune heraus warf der Oberst 32.000 tunesische Bürger, die legal in Libyen lebten, aus dem Land. Sie saßen plötzlich in der Wüste an der gemeinsamen Grenze, und diese Krise traf uns, ein Land ohne Rohstoffe, das schon unter hoher Arbeitslosigkeit litt, ganz plötzlich und unvorbereitet.

In dieser absurden Situation hat Lyndon LaRouche, ein Ehrenmann und erfahrener Visionär, die tunesische Regierung unter Bourguiba sofort durch Erklärungen und Veröffentlichungen in seinen Publikationen unterstützt. Als ich meinem Freund, dem tunesischen Premierminister Mzali vorschlug, Lyn als Geste der Dankbarkeit und der politischen Wirkung halber nach Tunis einzuladen, fragte er bei unserem Botschafter in Washington Habib Ben Yahia (dem späteren Außenminister) nach. Merkwürdigerweise riet unser Botschafter von einer solchen Einladung ab.

Der Premierminister übermittelte mir diese Meinung und bat mich, mit dem Botschafter selbst Kontakt aufzunehmen, um seine Gründe zu erfahren. Ich rief Herrn Ben Yahia an, und dieser gab mir einen erhellenden Bericht über Lyns Image und die Bedeutung seines Kampfes für die arabisch-muslimische Welt. Seine Exzellenz sagte mir von seinem Büro in der amerikanischen Hauptstadt aus: „Wissen Sie, Ahmed,  Lyn ist ein großartiger Wirtschaftswissenschaftler und ein angesehener Präsidentschaftskandidat; seine Analysen werden immer wieder durch die Ereignisse und die Geschichte bestätigt, aber“ - es mußte ja ein aber geben - „er ist bei der amerikanischen Regierung nicht beliebt!“

Ich bestand darauf, zu erfahren, warum es zu dem Mann, der selbst unseren Botschafter so sehr beeindruckte, keine Sympathien von offizieller Seite gab. Hörbar verlegen fuhr der Botschafter fort, Lyn sei nicht zimperlich in Bezug auf die gewaltsamen Exzesse der israelischen Politik, die fatalen Fehler des Weltwirtschaftssystems, das Krisenmanagement der USA in der Welt und die wirtschaftlichen und finanzpolitischen Entscheidungen des Westens.

Nachdem ich so viel Lob gehört hatte, antwortete ich, meiner Meinung nach solle Bourgiba diesen Mann unbedingt einladen und ehren. Der Botschafter antwortete, zu meiner großen Überraschung: Gerade wegen seiner Qualitäten sollten wir vorsichtig und realistisch sein, damit wir uns nicht den Zorn des Weißen Hauses oder des Pentagons zuziehen!

Eine andere Anekdote.

Während der 90er Jahre, als ich Professor an der Universität in Katar und als politischer Analyst für Al-Jazeera und andere arabischen Fernsehsender tätig war, verbreitete ich Lyns Analysen, und mein Freund Jacques Cheminade kam an den Golf, um Lyns Ideen zu erklären.

Eines Tages bekam ich eine freundliche Einladung zu einem Essen mit dem französischen Botschafter in Katar. Zwischen dem Käse und dem Apfelstrudel sagte ich ihm: Exzellenz, ich weiß, wenn ein Botschafter jemanden zum Essen einlädt, dann tut er das, um nützliche Informationen zu erhalten. Was also wollen Sie von mir wissen? Er antwortete: „Ich will etwas über ihre Unterstützung für LaRouche wissen.“ Ich fragte ihn, was er persönlich über LaRouche denke. Er antwortete, LaRouche scheine sehr auf sich allein gestellt zu sein. Da sagte ich: „Exzellenz, André Malroux schrieb einmal, als es um de Gaulle ging: Es gibt zwei Formen der Einsamkeit - die Einsamkeit eines Mannes, der von anderen verlassen wurde, und die Einsamkeit des Mannes, der allen anderen weit voraus ist.“ Den Rest des Essens über sprachen wir von anderen Dingen.

Wenn ich an diese beiden Episoden denke, gehen mir all die Absurditäten der arabisch-muslimischen und europäischen Diplomatie bezüglich Lyn, den Gerechten und Visionär,  durch den Kopf. Ich habe mehr als ein Vierteljahrhundert lang gegen diesen Unsinn angekämpft, nicht für meinen Freund und Lehrer Lyn, sondern vor allem für die Ideen und Ideale des „LaRouchismus“, der im Grunde ein Humanismus ist, den die Gegenwartsgeschichte ein für alle mal zu einem Triumph von Vernunft, Frieden und Kultur über Fanatismus, Rassismus erhob, und über all das Unrecht, das heute unsere Welt bedroht und die Zukunft bindet.

Heute erleben erfreulicherweise 1,2 Milliarden Muslime in der Welt, von Jakarta bis Tanger, das Abenteuer von Wiederaufbau und Entwicklung, aber die arabisch-muslimische Elite kennt und respektiert den entschlossenen Kampf, den Lyn und Helga Tag für Tag für die Neue Seidenstraße und für den Eintritt des Islam in die Geschichte führen.

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