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Neue Solidarität
Nr. 19, 6. Mai 2009

Das Prinzip des menschlichen Geistes

Von Lyndon LaRouche
- 1. Teil -

Das folgende Papier hat LaRouche bei der Podolinski-Konferenz am 9. April in Kiew eingereicht.

SYNOPSE: Akademiemitglied Wladimir Iwanowitsch Wernadskij und sein Zeitgenosse Albert Einstein verstanden die Summe ihrer größten wissenschaftlichen Leistungen im Rahmen des Riemannschen Begriffs der Dynamik, der in der neuzeitlichen Wissenschaft formell darauf zurückgeht, daß Gottfried Wilhelm Leibniz in den 1690er Jahren das klassische griechische Dynamis-Konzept der Pythagoräer und Platons wiederbelebte. Wie Einstein betonte, zeigt sich die Bedeutung hiervon für die Grundlagen kompetenter neuzeitlicher Wissenschaft in Johannes Keplers ureigener Entdeckung des allgemeinen Gravitationsprinzips, wie er es in seiner Weltharmonik darstellt. Wenden wir unser Augenmerk zusätzlich bestimmten verwandten, tieferen Aspekten der Bedeutung des menschlichen Geistes zu, die sich aus Wernadskijs Behandlung der Noosphäre ergeben, so stellt sich eine bestimmte, sehr wichtige, wenn auch derzeit noch umstrittene Frage.

Dieser Gegenstand ist als Frage im Rahmen einer einheitlichen Feldtheorie aufzufassen. Albert Einstein warf diese Frage auf, und Wernadskij - gleichgültig, ob man annimmt, daß er es wußte oder nicht - lieferte einen entscheidenden Ansatzpunkt, der in Richtung einer Lösung weist. Das ist mein Thema hier.

Einführung

Wernadskij und Wirtschaftswissenschaft

Unser Thema in diesem Aufsatz ist die Menschheit als solche, also nicht der Mensch als Produkt eines unbelebten Prinzips, wie ihn die radikalsten zeitgenössischen Positivisten sehen, und auch nicht im Sinne derjenigen, die den Menschen und seine Entwicklung im wesentlichen als Unterabteilung tierischen Lebens einordnen. Die Noosphäre, so wie Akademiemitglied Wernadskij dieses Konzept auf wirklich neue und qualitativ einzigartige Weise entwickelt hat, ist so zu verstehen: Das unabhängige, höhere universelle physikalische Prinzip, das in den bewußt kognitiven, schöpferischen Fähigkeiten des gereiften menschlichen Geistes zum Ausdruck kommt, umfaßt das gesamte Universum, einschließlich dessen unbelebten Teiles und des „Tierreichs“.

Dieser Bericht ist zwar eine wissenschaftliche Abhandlung, man muß jedoch erkennen, daß das Handeln des Menschen zur Entwicklung des Planeten den Entwicklungsprozeß des unbelebten Bereichs wie auch der Biosphäre mit einschließt. Diese sind also, wie die Naturwissenschaft generell, als Bereiche zu behandeln, die dem Ausdruck oder Fehlen des Ausdrucks menschlichen Wirkens untergeordnet sind. Deshalb bedeutet unser Thema eine Abweichung von den Konventionen wissenschaftlicher Lehre, die den Menschen falsch auffassen - entweder aus einem methodischen Standpunkt, der den Menschen in seiner Entwicklung als Teil eines unbelebten Prozesses definiert, oder aus der armseligen Annahme, der Mensch sei bloß ein Produkt einer rein tierischen Natur.

Der Mensch lebt zwar im Bereich des unbelebten Sonnensystems und der Biosphäre, aber die Menschheit selbst verändert diese Systeme durch willentliche Entwicklung, weil die eigene Entwicklung der Menschheit diesen Systemen übergeordnet ist. Nicht die Umwelt, sondern die Menschheit bestimmt die Gesellschaft; die Menschheit bewirkt die Veränderungen, die - zum besseren wie zum schlechteren - das Schicksal des unbelebten Bereichs wie auch der Biosphäre definieren. In diesem speziellen Sinn ist das durch die Handlungen einzelner angetriebene menschliche soziale Verhalten beherrschend unter der Autorität des Schöpfers, der dem Menschen aufgetragen hat, als sein Ebenbild zu wirken.

Wenn das Thema hier also das Dasein der Menschheit ist, wie sie wirklich existiert, müssen wir schon um der Sachkompetenz willen Untersuchungsmethoden und Argumente verwenden, die von dem tatsächlichen Unterschied der menschlichen Gattung zu allen anderen ausgehen. Gemeint sind die bewußten schöpferischen Fähigkeiten, die nur der Menschheit eigen sind, jenseits und über allem, was unbelebt oder bloß tierisch ist.

Insofern ist die naturwissenschaftliche Praxis im wesentlichen ein Gegenstand der Wissenschaft der physischen Ökonomie, deren wesentliche Aspekte ich auf den folgenden Seiten darstelle.

Also die Methode

Johannes Kepler hat nicht übertrieben, als er betonte, er stehe in der Schuld der philosophischen Grundlagen der neuzeitlichen Wissenschaft, die Kardinal Nikolaus von Kues und wichtige Anhänger von Kues wie Leonardo da Vinci geliefert hatten. Die grundlegende Bedeutung des Nikolaus von Kues für die gesamte neuzeitliche Naturwissenschaft1 tritt besonders deutlich hervor, wenn man sich mit der Kombination der beiden Eröffnungsparagraphen und des unerbittlich ironischen Schlußsatzes von Bernhard Riemanns revolutionärer Habilitationsschrift von 1854 befaßt.

Die Bedeutung dieser grundlegenden Fragen für die gesamte moderne Wissenschaft wurde oft bewußt oder unbewußt ignoriert; schuld daran war der überwältigende Einfluß des Empirismus der Anhänger Paolo Sarpis auf fast die gesamte neuzeitliche europäische Wissenschaftslehre, angefangen mit den meist völlig verlogenen Angriffen auf die Arbeiten von Gottfried Leibniz. Diese Angriffe verdichteten sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts und halten bis auf den heutigen Tag an. Die Bedeutung dieser Tatsache wird klarer, wenn man die entsprechenden Einzelheiten des manchmal erbarmungslosen Systemkonflikts zwischen den gegnerischen Fraktionen betrachtet.

Beispielsweise liegt hier die Wurzel der Auseinandersetzung Albert Einsteins mit seinen Widersachern unter den logischen Positivisten, seit die deutschsprachigen Anhänger von Ernst Machs mechanistischen Verirrungen 1914-17 während des Weltkriegs in Europa ihre Attacken auf Max Planck lancierten. Dieser Konflikt fand ein noch verschärftes Echo in Kampagnen unter dem Druck der noch radikaleren Verirrungen der Fraktion Bertrand Russells, die seit den Solvay-Konferenzen der zwanziger Jahre die allgemeine akademische Debatte um die Wissenschaftsmethode beherrscht.

Alle diese Erwägungen laufen auf ein gemeinsames Thema im Rahmen meines Fachgebietes zusammen, der leider fast unbekannten Wissenschaft der physischen Ökonomie, deren Hauptzüge und wichtigste Querverbindungen ich in diesem Aufsatz darstelle.

Die pädagogisch beste Darstellung der entsprechenden Gesichtspunkte von Wernadskijs Weltanschauung in Fragen der Wissenschaftsmethode bietet sein experimenteller Ansatz zur ontologischen Definition der Biosphäre, den er seit Mitte der dreißiger Jahre mit seinen Definitionen in wichtigen Fragen der physikalischen Chemie lieferte. So ist Wernadskijs präzise, ontologische Unterscheidung lebender Materie von präbiotischen Zuständen als Ausdruck eines universellen physikalischen Lebensprinzips zugänglich für Fachleute, die mit der entsprechenden Methode Bernhard Riemanns vertraut sind.

Hierin liegt der Ansatzpunkt zumindest für einen ersten Teilschritt, um eine Antwort auf die Frage nach einer einheitlichen Feldtheorie zu finden.

Die von Wernadskij angesprochene verwandte Frage, die ich hier vorstelle, betrifft die vergleichbare, qualitativ anspruchsvollere, aber weniger ausgearbeitete Unterscheidung des menschlichen Lebens - die qualitative, funktionelle Besonderheit der Kultur der Noosphäre - vom bloßen Lebenszustand. Ich behandele diese Unterscheidung hier vom Standpunkt eines Riemannschen, dynamischen Verständnisses dieser spezifisch menschlichen schöpferischen Kräfte, die sich in qualitativ fortschreitender Entwicklung im Bereich bestimmter praktisch umgesetzter Entdeckungen auf dem Gebiet der physischen Ökonomie ausdrücken. Es sind auch diese letzteren Entdeckungen, die das Potential für die beabsichtigte Zunahme der Arbeitsproduktivkraft in der Gesellschaft pro Kopf und pro Quadratkilometer definieren. Diese Kraft steht qualitativ weit über jener der Biosphäre.

Das aktuelle Fallbeispiel wirtschaftswissenschaftlicher Arbeit, auf das ich hier zu diesem Zweck verweise, ist mein eigener, bis heute einzigartiger Erfolg bei der Vorhersage des Zeitpunkts und der besonderen Natur der laufenden weltweiten wirtschaftlichen Zusammenbruchskrise, die in den letzten Julitagen 2007 ausbrach.2

Ich betone hier besonders die Frage des Prinzips, die durch die Wissenschaft der physischen Ökonomie veranschaulicht wird: daß das Unbelebte, die Biosphäre und die Noosphäre jeweils als ontologisch verschiedene Kategorien aufgefaßt werden müssen, jedoch - wie ein Mensch und sein Hund - systemisch wechselwirkende physische Phasenräume sind. Wie Wernadskij muß man hervorheben, daß es eine scharfe Trennung zwischen den Produkten des unbelebten Bereichs und denen des Lebensbereichs und eine vergleichbare scharfe, unüberbrückbare Trennung zwischen der Menschheit allgemein und dem bloß Tierischen gibt. Vom Standpunkt der Wissenschaft der physischen Ökonomie - meinem Standpunkt - koexistieren alle diese drei Phasenräume als qualitativ unterschiedliche, aber kohärent wechselwirkende Phasenräume eines einzigen Universums. Daher ist der Gegenstand dieses Aufsatzes im Rahmen der Vorstellung eines Prinzips universeller Harmonie aufzufassen, nicht als kinematisch wechselwirkende Teilchen im Sinne der falschen reduktionistischen und aprioristischen Vorstellungen der modernen Reduktionisten von Raum und Zeit als leer, aprioristisch, kartesisch oder ähnlich.

Der hier vorgelegte Beitrag ist auch Ausdruck des wiederholt bewiesenen, einzigartigen Erfolgs meiner Methode langfristiger realwirtschaftlicher Vorhersage. Dies hat sich jetzt in ganz besonderer Weise bestätigt, da alle meine vermeintlichen Rivalen auf diesem Gebiet und maßgebliche Regierungen die jetzigen Entwicklungen nicht vorhersahen oder eine entgegengesetzte Politik vorschlugen, die nicht nur inkompetent war, sondern deren Folgen sich auch verheerend für sämtliche Nationen auf diesem Planeten erweisen. Selbst heute noch wollen die meisten führenden Persönlichkeiten in Politik und Ökonomie nicht die klaren, schlüssigen Beweise dafür erkennen, daß wir uns in einer weltweiten physischen Zusammenbruchskrise befinden (keiner bloßen „Rezession“ oder „Depression“ wie der von 1929 oder Oktober 1987). Diese Krise bedroht unmittelbar die Zukunft der heutigen realwirtschaftlichen Systems der Welt, wenn die gegenwärtigen monetaristischen Systeme nicht abgeschafft und sehr bald entsprechend ersetzt werden.

Ich beginne deshalb den Hauptteil meiner Darstellung mit einem Kapitel, das eine entscheidend wichtige Aussage zu der Methode enthält, die Kepler bei seiner Entdeckung des allgemeinen Gravitationsprinzips unseres Sonnensystems verwendete. Dies bildet den Anfang der Fragen, die sich uns stellen; die Antwort, die sich auf die einheitliche Feldtheorie bezieht, erscheint weiter unten in diesem Bericht, wenn am Ende den Boden dafür bereitet ist.

wird fortgesetzt


Anmerkungen

1. siehe De Docta Ignorantia.

2. siehe das internationale LPAC-Internetforum vom 25. Juli 2007, auf dem diese außergewöhnlich treffende Vorhersage der sich jetzt vollziehenden Zusammenbruchskrise des Weltfinanz- und -währungssystems einem internationalen Publikum vorgestellt wurde.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Die neue Weltwährung - ein ausgemachter Betrug - Teil 2
- Neue Solidarität Nr. 17/2009
Die neue Weltwährung - ein ausgemachter Betrug - Teil 1
- Neue Solidarität Nr. 16/2009
Um das Empire zu besiegen, müssen wir umdenken - Teil 2
- Neue Solidarität Nr. 15/2009
Um das Empire zu besiegen, müssen wir umdenken - Teil 1
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LaRouche erklärt dem „Empire“ den Krieg
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LaRouche: Obama muß die Banken unter Konkursverwaltung stellen!
- Neue Solidarität 8/2009
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache