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Aus der Neuen Solidarität Nr. 13/2007

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Der Tanz der Bio-Narren - Die verbreiteten Abgründe des heutigen Aberglaubens

Von Lyndon H. LaRouche Jr.
- Schlußteil -

Mit der folgenden Schrift reagierte Lyndon LaRouche auf den plötzlichen Ausbruch einer Manie für Biotreibstoffe in den amerikanischen Medien und unter den Politikern.

 3. Die Kraft, die Ideen innewohnt

Es war geradezu kriminell, was Clausius, Grassmann, Kelvin und andere Sadi Carnot antaten: sie stürzten sich auf das, was sich in der Eigenschaft des menschlichen Geistes ausdrückte, was aus der Entdeckung universeller physikalischer Prinzipien - von der gleichen Qualität wie Keplers Entdeckung der universellen Gravitation - folgte, und behandelten die Wirkungen solcher Prinzipien genauso, wie Galilei, der satanische Lakai Sarpis, das Kernstück von Keplers Entdeckungen zu vergewaltigen versuchte.

In diesem Zusammenhang sind, wie ich zeigen werde, die Entdeckungen W.I. Wernadskijs in Hinblick auf die Biosphäre wie auch auf die Noosphäre von entscheidender Bedeutung, um den Betrug offenzulegen, der die Biotreibstoff-Kampagne durchzieht.

Zuerst werde ich hier einige wesentliche Beobachtungen darüber anstellen, wie Politiker und andere Bürger über die „öffentliche Meinung“ in der Frage der Biotreibstoffe geradezu verdummt werden.

Mit meinen Darlegungen möchte ich, wie bei ähnlichen Gelegenheiten, dem Bürger helfen, sich von Anfälligkeiten für Betrügereien der hier behandelten Art zu befreien. Man darf wohl fairerweise sagen, daß die schlimmste Sünde, die der Bürger hierbei begeht, die Angewohnheit ist, auf die eigene Kleingeistigkeit auch noch stolz zu sein. Man denke zum Beispiel an Äußerungen wie: „Reden Sie bitte so, daß ich es verstehe; ich bin ein Mann der Praxis!“

Diese verbreitete, wirklich korrumpierende Gefühlsregung muß als jener klinische Fall erkannt werden, wie er in der berühmten Kurzgeschichte von Daniel Vincent Benet, The Devil and Daniel Webster, angesprochen wird (eine englische Version findet sich in http://www.gckschools.com/vhs/eng3/fall/romantic/danwebread.htm). Nach meinem Geschmack wahrhaftiger Geschichte zollt Benet Webster viel zuviel Anerkennung, aber die Schilderung ist gut, das gut erzählte Werk eines fähigen Künstlers seines Faches.

Sehr oft ist nämlich das kleingeistige und darum auch grundfalsche Verständnis vom Eigeninteresse des Individuums mit dem manchmal tödlichen Fehler des sogenannten „gesunden Menschenverstandes“ befallen, der jene unter uns bedrückt, die, so wie ich, wieder und wieder mit mitleidsvollem Grauen ansehen müssen, was die Mehrheit unserer Bürger sich selbst und auch unserer Zivilisation antun. Wie oft vergehen sie sich an ihren Familien und an unserer Republik, wenn sie ihrem selbstverdummenden Drang nachgeben, Diskussionen über wichtige wissenschaftliche Fragen und ähnliche Prinzipien „auf den Boden der Wirklichkeit“ herunterzuholen, jenen Boden, in dem der Betreffende und sogar unser Land insgesamt infolgedessen viel zu bald begraben sein könnten. Man kann dies nicht besser ­- und sehr bald wohl kaum dramatischer - darstellen als an der dümmlichen Verschlagenheit eines Zeitgenossen, der meint, aus der Förderung von Biotreibstoffen seinen eigenen Vorteil zu schlagen.

So akzeptiert der verschlagene Neuengländer in Benets Kurzgeschichte das moralische Äquivalent der Biodieselverlockungen, wie sie von dem noch verschlageneren „Mr. Scratch“ verkörpert werden, und überläßt es uns (oder in dem Fall mir), die wir weniger leicht von derartigen Rührseligkeiten übertölpelt werden, den armen Dummkopf vor dem Schicksal zu retten, welches ein Mr. Scratch für ihn von Anfang an vorgesehen hatte. Daher bitte ich Sie, seien Sie nicht auch ein dummköpfiger Bionarr.

Dergleichen gängige Torheit, wie sie sich bei Mr. Scratchs „Werde-doch-konkret“-Dummkopf zeigt, begegnet man auch auf etwas höherer intellektueller Ebene bei Examensstudenten, die es akzeptiert haben, mit den akademischen Ehrenbezeugungen eines „Professor Scratch“ zu graduieren, anstatt das Pulsieren in der fraktionellen Geschichte von Kulturen zu betrachten, das einige dazu bringt, diese oder jene spezielle Lehrmeinung anstelle einer anderen zu übernehmen, die genauso denkbar gewesen wäre. So wird „Wunschglauben“ zur Grundprämisse einer falschen Glaubenslehre, die oft als allgemein akzeptierte wissenschaftliche Weisheit hingestellt wird. Wie oft habe ich getäuschte Sophisten beteuern hören: „Aber ich muß glauben, daß...“

Wie aus dem bereits Gesagten deutlich geworden sein sollte, muß kompetentes wissenschaftliches und verwandtes Denken das Pulsieren zwischen widerstreitenden Epistemologien im Pulsschlag antiker bis zeitgenössischer europäischer Wissenschafts- und Kunsttraditionen erkennen und daraufhin einen höheren Standpunkt zur Beurteilung von oftmals als „autoritativen“, aber dennoch falschen Prämissen bestimmter Glaubenssysteme finden, mit anderen Worten, sokratisches Beurteilungsvermögen, wie die Methoden der Pythagoräer und Platons einen solch höheren Standpunkt bei der Suche nach Wahrheit im Glauben ausdrücken. Am besten erinnert einen heute der Titel von Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854, „Über die Hypothesen, die der Geometrie zugrunde liegen“, an diese essentielle Vorsichtsmaßregel, wie dies in den ersten drei Absätzen dieser Arbeit der Genauigkeit halber unterstrichen wird.

Es ist hierbei von bemerkenswerter praktischer politischer Bedeutung, daß ich die zweite Entwicklungsphase der inzwischen international bekannten „LaRouche-Jugendbewegung“ (LYM) mit der Feststellung begonnen habe, daß wissenschaftliche Ausbildung in ihrem beabsichtigten Dienst für die Staatskunst erfolglos sein wird, wenn nicht die Prinzipien des Kontrapunktes, wie sie beispielhaft an Johann Sebastian Bachs Motette Jesu, meine Freude zum Ausdruck kommen, als integrale Triebkraft von Bemühungen behandelt werden, bestimmte wesentliche Erfahrungen wissenschaftlicher Entdeckung nachzuerleben. Die Leidenschaft, die durch das pythagoräische Komma als kohärenter Ausdruck des wohltemperierten Kontrapunktes genährt wird, um dieses Bachwerk mit einem florentinischen Belcanto aufzuführen, verleiht dem Ringen um wissenschaftliche Wahrhaftigkeit ein leidenschaftliches Element. Ein passabler Wissenschaftler von heute wird eher in Schwarz und Weiß träumen; ein fähiger klassischer Künstler träumt in Farbe. An dem Punkt, wo sich beide decken, wird Glauben real, d.h. wirklich wahrhaftig.

Wahre Wissenschaft vereinigt wie die klassische Kunst im Sinne von Leonardo da Vinci, Raffael Sanzio, Rembrandt und Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Beethoven und anderer das Geistesleben mit den gemeinsamen Grundprinzipien, die alles in sich fassen, was wir wahrhaftig über die Entwicklungen der Kulturen wissen, die sich als Wissenschaft und klassische Kunst über die gesamte Zeitspanne der bekannten europäischen Zivilisation - und in Kulturen darüber hinaus - ausgedrückt haben. Dieses Prinzip trennt wahre Wissenschaft und wahre künstlerische Kultur von jenen Affentricks, die oftmals als Ersatz für Wissenschaft herhalten müssen.

Ich habe es daher als meine Aufgabe angesehen, das Wesentliche aus der Geschichte des europäischen (und anderen) wissenschaftlichen und politisch-kulturellen Fortschritts der letzten ungefähr dreitausend Jahre sowie einige wesentliche Elemente früherer Zeiten zusammenzutragen. Die Herausforderung dabei war, die historischen Entwicklungen so zu betrachten, als seien sie von oben nach unten rückverfolgbar. Das Ziel war es, die Geschichte im Hinblick auf die wesentlichen Grundelemente als funktional einheitlich zu betrachten.

Hilfreich hierbei war die Zusammenarbeit mit meiner Frau und anderen in Europa, insbesondere ihr wichtiger eigener Beitrag zum Verständnis des großen ökumenischen Konzils von Florenz und der Rolle des Nikolaus von Kues im allgemeinen, der eine entscheidende, spezifische Rolle dabei spielte, transatlantische und andere Forschungsreisen in Gang zu setzen sowie unmittelbar, wenn auch posthum, die erste Reise von Christoph Columbus zu veranlassen. Daran schlossen sich auf ähnliche Weise ihre ausgedehnten Studien über das Werk Friedrich Schillers an, die eine wichtige Rolle dabei spielten, unser Verständnis der europäischen Wurzeln der Amerikanischen Revolution zu vertiefen.

Die Geschichte der europäischen Zivilisation und auch die Wurzeln der Zivilisation in breiter angelegten früheren Jahrtausenden haben mir in meiner persönlichen Erfahrung ein außerordentlich glückliches Leben beschert. Mein Glück gründete sich auf ein Verständnis menschlichen Daseins als einem nachvollziehbaren Prozeß im Kampf um die Aufwärtsentwicklung der menschlichen Lebensumstände. Die menschliche Gattung ist eine einheitliche Gattung ohne wesentliche Unterteilungen, lediglich mit unterschiedlichen historisch-kulturellen Erfahrungen, denen aber mit bestimmender Wirkung eine implizite Konvergenz auf ein gemeinsames zukünftiges Ziel zugrunde liegt, dem man sich auf oftmals unterschiedlichen Wegen angenähert hat. Deswegen stehen wir heute vor der Notwendigkeit, das Prinzip des souveränen Nationalstaates durchzusetzen, um uns gegen mannigfache vergangene und gegenwärtige Versuche zu wehren, die Menschheit durch den Abstieg in die Hölle eines neuen „globalisierten“ Turmbaus zu Babel zu ruinieren.

Insgesamt war für mich die wichtigste Überlegung, der verdammten Kleingeistigkeit zu entkommen, die heute als sogenannte „öffentliche Meinung“ toleriert wird, jener verdammten Engstirnigkeit, welche von Anfang bis Ende das Thema von Benets Kampf gegen den Teufel des Populismus in seinem Devil and Daniel Webster ist. Das umschreibt unsere Aufgabe, die Seelen der Bionarren vor jener Hölle zu bewahren, die sie mit ihren opportunistischen Torheiten über sich selbst, über unsere Nation und über die Menschheit als Ganze zu bringen drohen.

Zurück zur Dynamik

W.I. Wernadskij hat in seinen Schriften über Biogeochemie 1935-36 und später, mit denen er diesen Zweig der Naturwissenschaften begründete, betont, daß lebende Prozesse zwar offenbar aus den gleichen chemischen Elementen wie nichtlebende bestehen, doch die Organisation des Ablaufs lebender Prozesse spiegelte ein Prinzip wider, welches im Bereich nichtlebender Prozesse fehlt.27 Diese Feststellung Wernadskijs verlieh dem Begriff eines universellen physikalischen Prinzips des Lebens entscheidenden wissenschaftlich-experimentellen Gehalt, denn es umfaßt damit einen qualitativ anderen universellen Phasenraum als nichtlebende Prozesse. Dies war und ist die einzig kompetente Definition für die Biosphäre.

Mit vergleichbarer Bedeutung führte Wernadskij später das Konzept der Noosphäre ein - ein Bereich, in dem sich ein lebender Prozeß, die menschliche Gattung, qualitativ von den Begrenzungen der Biosphäre unterscheidet, vergleichbar mit dem Unterschied zwischen dem Bereich der Biosphäre und eindeutig nichtlebenden (d.h. subbiotischen) Prozessen. Dieses Verständnis der Noosphäre bietet uns eine physische Definition der noetischen Geistesprozesse des Menschen, der tatsächlich kreativen potentiellen Fähigkeiten des Individuums, welche die Mitglieder der menschlichen Gattung vollkommen von allen anderen bekannten lebenden Prozessen unterscheiden.

Dieser Vergleich lenkt unsere Aufmerksamkeit auf das Chlorophyll, welches eine Plaque kaulquappenförmiger Moleküle bildet. Diese absorbieren das Sonnenlicht durch die „antennenartigen“ Eigenschaften des Moleküls bei geringer Energieflußdichte und transformieren es in einen Puls relativ hoher Energiedichte, der vom zentralen Atom im „Kopf“ dieser Plaque emittiert wird. Dieser Puls hat eine relativ höhere Energieflußdichte als das einfallende Sonnenlicht, eine Dichte, die notwendig ist, um Sauerstoff und Kohlenstoff im Kohlendioxidmolekül voneinander zu trennen.

Je höher also die Konzentration von Kohlendioxid ist, die für diese Funktion des  Chlorophylls zur Verfügung steht, desto niedriger wird die relative mittlere Temperatur der Umgebung und um so größer wird auch das Recycling von Wasserdampf im Ökosystem sein. Gräser sind in dieser Hinsicht nützlich, aber Bäume entfalten für die Anwohner eine viel angenehmere Wirkung, wobei sich meine Ansichten  in Hinblick auf hybride Mangobäume in der Vergangenheit mit denen der indischen Premierministerin Indira Gandhi deckten.28

Soviel zu dem hirnverbrannten Kultglauben an das heidnische Dogma der „Treibhausgase“, die offenbar in großen Mengen zu unser aller Nutzen aus den Mündern sogenannter „Ökologen“ hervorströmen.

Allgemein gefaßt liegt die Funktion von Energie nicht unbedingt in der Anzahl zählbarer Kalorien, sondern in der relativen „Energieflußdichte“ der verwendeten Energie. Die geniale Funktion des niedrigen Chlorophylls zur Schaffung einer von Menschen bewohnbaren Umwelt, für seine Ernährung und andere Annehmlichkeiten illustriert nur ein generelles Prinzip, welches jede kompetente Lehre und Praxis der Wissenschaft der physischen Ökonomie und auch die politischen Entscheidungsprozesse jeder halbwegs vernünftigen Regierung durchzieht.

Abgesehen von lebenden Prozessen als solchen war die menschliche Überlebenskraft, wie sie pro Kopf und Quadratkilometer der Erdoberfläche meßbar ist, immer vom Fortschritt der eingesetzten Energieformen von relativ niedrigen zu qualitativ höheren „Energieflußdichten“ abhängig. So ist es zum Beispiel für die fortgesetzte menschliche Existenz auf diesem Planeten in vergleichbaren heutigen Trends erforderlich, die Verbrennung von Erdöl und Erdgas sofort auf den Einsatz der Kernspaltung und dann in einer weiteren Generation auf die Kernfusion als primärer Energiequelle umzustellen; wenn wir uns in der Zukunft im gesamten Sonnensystem bewegen wollen, müssen wir noch viel höhere Energiedichten beherrschen lernen, wie sie in sogenannten „Materie/Antimaterie-Reaktionen“ enthalten sind.

So wie das Chlorophyll lediglich einen verwandten, sehr bedeutsamen Punkt illustriert, läßt sich die Entwicklung des Sonnensystems, in dem wir heute leben, auf das Anfangsstadium einer einzelnen, sich schnell drehenden jungen Sonne zurückverfolgen (einer Sonne, deren Herkunft Gegenstand einer späteren Diskussion sein kann). Die Entstehung des Periodensystems der Elemente - wie die Entwicklung des Planetensystems selber - reflektiert den gleichen antientropischen Entwicklungsvektor, den wir in der Rolle des Chlorophylls zur Ermöglichung menschlichen Lebens kennengelernt haben.

Daher sollte aus diesen und verwandten Gründen implizit klar sein, daß das sogenannte „Zweite Gesetz der Thermodynamik“ ein kompletter Betrug ist, wenn man es als ein Grundprinzip physikalischer Prozesse darstellt. Wäre es wirklich ein physikalisches Prinzip, dann hätte das Universum mit der Existenz der Menschheit angefangen und wäre dann rückwärts weitergelaufen, so daß jetzt vielleicht die Ebene der Herrschaft der Würmer erreicht wäre, um von da aus zur Herrschaft nichtlebender Prozesse fortzuschreiten. Irgendwann würde das mißmutige Universum dann den passiven „Wärmetod“ sterben.

Die Rolle der sogenannten „Energieflußdichte“, so wie sich dieser Begriff in den 70er und 80er Jahren unter Kernforschern einbürgerte, sollte, kurz gesagt, der Leitfaden in allen politischen Betrachtungen über das Thema Energie sein.

Die Themen, die wir hier betrachten müssen, hören aber damit nicht auf.

Womit wir uns erneut mit dem Thema Dynamik beschäftigen sollten.

Wie bereits betont, erscheint das Prinzip der Dynamik in der europäischen Wissenschaftsgeschichte als dynamis, dem zentralen Prinzip der Pythagoräer und der mit ihnen verbundenen Kreise von Sokrates und Platon.29 Es wurde erneut von Leibniz aufgegriffen, um die mechanistischen Methoden von René Descartes und von Descartes’ und Newtons Gefolgsleuten auszumerzen. Genauso wie Leibniz machte davon später auch explizit Riemann Gebrauch, als er die Gaußschen Hypergeometrien in ihre physikalische hypergeometrische Form weiterentwickelte30, welche bereits in Riemanns Habilitationsschrift von 1854 implizit enthalten ist. Ein solches Verständnis von Dynamik in physikalischen (anstatt lediglich mathematisch formalen) Hypergeometrien ist der Kern kompetenter Methoden für langfristige, dynamische Wirtschaftsprognosen heute.

Wie die einleitenden Absätze in Riemanns Habilitationsschrift von 1854 bereits implizieren, entspricht der Begriff universeller physikalischer Prinzipien, wie er an Keplers Entdeckung des universellen  Prinzips der Gravitation deutlich wird, den Hypothesen, die in der Arbeit von 1854 behandelt werden.

Um diesen Punkt vorläufig zusammenzufassen: jedes universelle physikalische Prinzip, so wie das ursprünglich von Kepler entdeckte Prinzip der universellen Gravitation, definiert ein Objekt, welches so groß wie das unbegrenzte Universum (nach Albert Einstein) selber, gleichzeitig aber ein so feines Wirkprinzip ist, daß es wie ein absolutes Infinitesimal erscheint. Keplers Erkenntnis, daß die Wirksamkeit dieses universellen Prinzips in den Grenzen eines Infinitesimales liegen müsse, brachte ihn dazu, zukünftige Mathematiker mit der Entwicklung eines spezifischen Infinitesimalkalküls zu beauftragen, woraufhin Leibniz genau eine solche Lösung entwickelte - zunächst in einer Abhandlung über dieses Thema, das 1676 einen Pariser Verleger erreichte, bis hin zu seinem Konzept eines auf der Kettenlinie basierenden universellen Dynamikprinzips der geringsten Wirkung, das er gegen Ende des 17. und Anfang des 18. Jh. entwickelte.

Für die Fragen der Naturwissenschaften heute, die der physikalischen Ökonomie eingeschlossen, ergibt sich daraus die Sicht, daß die reale Welt unserer Erfahrung durch universelle physikalische Prinzipien, vergleichbar mit Keplers Entdeckung der universellen Gravitation, gewissermaßen „von außen“ begrenzt ist. Implizit ist dieser Bereich somit ein endliches Universum ohne äußere Begrenzungen, das aber innen durch die Reichweite universeller physikalischer Prinzipien begrenzt ist. Also ein endliches, aber nicht äußerlich begrenztes Universum.

Biotische und kognitive Kräfte

Insoweit, wie sich unser Argument in erster Annäherung darauf beschränkt hat, das Universum nur als einen einfachen unbelebten Phasenraum zu behandeln, müssen wir uns nun einigen kurzen, aber entscheidend wichtigen Beobachtungen über die Biosphäre bzw. die Noosphäre zuwenden.

Der Mensch konnte bisher nie aufzeigen, daß Leben aus unbelebten Prozessen entstünde oder daß die kognitiven Fähigkeiten des Menschen aus irgendwelchen anderen Lebensformen als denen menschlicher Individuen entstünden. Leben ist somit ein universelles Prinzip, dessen Kraft außerhalb des unbelebten Bereiches liegt, welche aber fähig ist, den unbelebten Bereich zu organisieren. Und somit liegen die kognitiven Kräfte des menschlichen Individuums, die mit validierbaren Entdeckungen wirksamer Prinzipien in Wissenschaft und klassischer Kunst verbunden sind, zwar außerhalb des biotischen und abiotischen Bereichs, haben aber auf beide wirksamen Einfluß.

Die „Geschichte“ unseres Planeten besteht so gesehen in einer fortschreitenden Transformation seiner gesamten Masse, bei der die Biosphäre überwiegt. Ähnlich zeigt die Geschichte, daß die Noosphäre im Verhältnis zur Biosphäre wie auch zum Planeten als Ganzem immer schneller an Masse zunimmt.

Leben und Kognition sind relativ ausgeprägte universelle physikalische Prinzipien, wobei die Kognition die entsprechenden biologischen Schichten der Biosphäre infiziert und der Planet als Ganzer immer mehr zum Ausdruck eines lebenden Prozesses wird.

In dieser Hinsicht wäre der Versuch, Nahrungsmittel (ein Element der Biosphäre) als unbelebte Energiequelle zu verwenden, in den Annalen der Wissenschaft oder der Moral nicht allzuweit davon entfernt, zur laufenden Lebensmittelproduktion seine eigenen Kinder groß zu ziehen und aufzuessen.

Vor weiteren Betrachtungen dieser Aufgabe besteht das nächstinteressante Thema dieser Gliederung darin, daß jede Entdeckung eines weiteren universellen physikalischen Prinzips ein Universum definiert, das zwar immer noch endlich, aber unbegrenzt ist, aber durch den menschlichen Willen in dem Maße geändert wird, daß der Mensch dieses entdeckte Prinzip im Universum durchsetzt. In diesem spezifischen Sinne verleihen solche Prinzipien dem realen Universum somit einen neuen selbstbegrenzten Charakter, wenn sich die Menschheit anschickt, mit diesen Prinzipien das Universum, wie es noch einen Moment zuvor existierte, zu verändern. Die physikalische Geometrie, die diese Anordnung impliziert, definiert ein im Prinzip antientropisches Universum. In einem solchen Universum erzeugt die Sonne ein Planetensystem, und die Entstehung des Planetensystems schafft eine Grundlage, auf der sich lebende Prozesse ausdrücken können, welche wiederum die Voraussetzung dafür sind, daß die kreativen Kräfte des individuellen Menschen als eine zunehmend mächtige Kraft zur Veränderung - letztlich - innerhalb des gesamten Sonnensystems ins Spiel kommen.

Diese Eigenschaft des Universums entspricht der Dynamik willentlicher Handlungen des menschlichen Geistes innerhalb der Grenzen von Wernadskijs Noosphäre.

Die Existenz der Gesellschaft ist daher durch die Kraft begrenzt, die der Menschheit durch von ihr entdeckte und angewandte Prinzipien gemessen pro Kopf und Quadratkilometer Oberfläche des Planeten als Ganzem und so auch für jede größere Region des Planeten zuwächst. Die Möglichkeit fortgesetzter menschlicher Existenz hängt daher von der Entdeckung und Anwendung neuer physikalischer Prinzipien ab, Prinzipien, welche, zumindest maßgeblich, entsprechend einem Prinzip universeller Antientropie in einem antieuklidischen physikalischen Universum geordnet sind.

Jederzeit und überall in diesem Prozeß ist das ausgedrückte erforderliche Wirkprinzip von einer Form, die Reduktionisten wie die Kartesianer und die Schule der Clausius-Kelvinschen Thermodynamik samt ihrer radikal positivistischen Nachfolger wie die Ideologen Ernst Mach (d.h. Ludwig Boltzmann) und ganz ausdrücklich Bertrand Russell (d.h. Norbert Wiener und John von Neumann) axiomatisch ausschließen.

In dieser Ordnung universeller Angelegenheiten herrscht durchgängig das Prinzip der Antientropie.

In diesem Universum ist der radikal reduktionistische Malthusianer, der Kult des „Klimawandels“, d.h. der Kult der Gefolgsleute Kelvins u.a., mit nichts anderem als Satan selber vergleichbar.

Jeder Daseinszustand einer Gesellschaft ist durch die notwendige Entwicklung des physischen Vermögens der Menschheit antientropisch begrenzt, so wie diese in pädagogischer Annäherung als „Energieflußdichte“ pro Kopf und Quadratkilometer meßbar ist. Wird die augenblicklich existierende Grenze erreicht, wirkt dieser Zustand auf den Prozeß innerhalb dieser Grenzen zurück. Dann muß sich das Verhalten der Gesellschaft in Richtung einer zunehmenden „Energieflußdichte“ pro Kopf und Quadratkilometer ändern. Das bedeutet eine neue Kategorie technologisch revolutionärer Fortschritte und einen steigenden Anteil der Gesamtbevölkerung, die sich darum kümmert, daß dieser charakteristisch antientropische Prozeß des wissenschaftlichen und entsprechenden kulturellen Fortschritts - im Unterschied zu anderen Funktionen - vorangetrieben wird.

Dieser Fortschritt wäre undenkbar ohne ein Menschenbild, das nicht mit der eben beschriebenen Sicht antientropischer Eigenschaften und einem ständig selbstbewußten Selbstverständnis der erwachsenen Mitglieder der Gesellschaft übereinstimmte.

Das ist die praktische Bedeutung von Dynamik, wie sie für die politische Planung der USA und anderer Nationen heute erforderlich ist.

Abschließend ist somit die Förderung von Biotreibstoffen nicht nur dumm, sondern in den Augen des Schöpfers auch böse.


Anmerkungen

27. Er zählte die Überreste lebender Prozesse zu dem Bereich der Biogeochemie der Biosphäre. Siehe auch Lyndon H. LaRouche jr. „Vernadsky & Dirichlet's Principle“, Executive Intelligence Review (EIR), June 3, 2005. Auf deutsch: „Wernadskij und das Dirichlet-Prinzip“, Fusion, 2/2005.

28. Bei einem früheren Besuch in Indien war ich Gast des Landwirtschaftsinstitutes in Delhi, wo mir die Hybridart eines Mangobaumes gezeigt wurde, der jedes Jahr reichliche Früchte trägt. Wegen einer früheren politischen Wende waren die Bauern Südindiens dazu gezwungen worden, ihre Bäume als Brennstoff niederzuhauen, wodurch es dort zu einem unerträglichen Anstieg der mittleren Temperatur gekommen war. Für mich unterstrich dies erneut die dringende Notwendigkeit, die Kernenergie zu entwickeln, um das Eisenbahnsystem von der ruinösen Belastung mit dem Kohletransport zu befreien. Und es zeigte auch den Nutzen des verbesserten Mangobaumes, den kein Bauer als Brennstoff niederzuhauen wünschte, um den Temperaturanstieg in dieser südlichen Region wieder rückgängig zu machen. Ich teilte meine Ansicht darüber einem Mitarbeiter von Frau Gandhi mit, der mir zu meiner Freude berichtete, daß sie ähnlicher Ansicht sei.

[29] Theätet, dessen wichtige Rolle hier schon früher angemerkt wurde, erscheint als ein Schüler des Sokrates, als eine führende Figur bei Platons eigenen Kreisen und Anhängern.

[30] Gauß, Werke, Bd. VIII, S. 99-117, in den ersten beiden Anmerkungen von Fricke.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Der Tanz der Bio-Narren - 1. Teil
- Neue Solidarität Nr. 10/2007
Der Tanz der Bio-Narren - 2. Teil
- Neue Solidarität Nr. 11/2007
Der Tanz der Bio-Narren - 3. Teil
- Neue Solidarität Nr. 11/2007
Klimakampagne soll von Crash und Kriegsgefahr ablenken
- Neue Solidarität Nr. 12/2007
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LaRouche-Bewegung durchbricht Klima-Hysterie
- Neue Solidarität Nr. 10/2007
Der Betrug des Klimawandels
- Neue Solidarität Nr. 10/2007
Die wirklichen Ursachen des Klimawandels
- Neue Solidarität Nr. 10/2007
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)

 

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