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Aus der Neuen Solidarität Nr. 11/2007 |
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Von Lyndon H. LaRouche Jr.
- 2. Teil -
Mit der folgenden Schrift reagierte Lyndon LaRouche auf den plötzlichen Ausbruch einer Manie für Biotreibstoffe in den amerikanischen Medien und unter den Politikern.
Um die verbreitete Korruption in der heutigen Wissenschaftslehre zu verstehen und hoffentlich auch zu beheben, ist es sehr nützlich, die Rolle eines Mannes zu betrachten, der zu seiner Zeit ein ebenso widerlicher wie einflußreicher Schurke war: Galileo Galilei. Man muß verstehen, was an Galilei faul war, genauso wie an seinen Nachfolgern, René Descartes und der weitgehend fiktiven Figur des Sir Isaac Newton, und wie dasselbe im 18. Jh. an den schon erwähnten Fällen de Moivre, d’Alembert, Euler und Lagrange sowie Laplace, Augustin Cauchy usw. zum Ausdruck kam.
Über Keplers Briefwechsel mit Galileis Vater über Fragen der musikalischen Stimmung hatte Galileo Galilei Zugang zu einigen laufenden Arbeiten Keplers. Der erwachsene Galileo war ein Schwindler und der Hauslakai des berüchtigten Gründers der Neuen Venezianischen Partei, Paolo Sarpi, von welcher der heutige anglo-holländische Liberalismus ausging, der sich vom Ende des 16. bis zum Ende des 17. Jh. in entsprechenden Teilen Nordeuropas verbreitete. Sarpi selbst spielte eine entscheidende Rolle dabei, daß die Cecil-Fraktion in England den noch sehr schaffensreichen William Shakespeare in seinen letzten Lebensjahren praktisch kaltstellte. Dies war eine Folge davon, daß man Sir Francis Bacon unter König Jakob I. von England zum Machtfaktor gemacht hatte. Sarpis Lakai Galilei bildete Thomas Hobbes persönlich aus. Außerdem ergänzte Galilei in der damals laufenden Diffamierungskampagne gegen Kepler den skurrilen Robert Fludd. Galileis plumpe Verdrehungen von Keplers Werk spielten eine wichtige Rolle bei den falschen englischen Ansprüchen, die man auf die literarischen Produkte der künstlich aufgebauten Sekte der „Rechtgläubigen“ um den Spezialisten für schwarze Magie Isaac Newton stützte.18
Abgesehen von seinen diversen Betrügereien im Namen der Wissenschaft bestand Galileis eigentliche Leistung darin, chronische Spielernaturen mit beträchtlichen finanziellen Mitteln in der reduktionistischen Mathematik des Glücksspiels zu beraten. In der Hinsicht zieht sich eine Linie von diesen damaligen Tätigkeiten Galileis bis zu den Torheiten von Leuten wie Morton Scholes von LTCM oder Ben Bernanke und ihren leichtgläubigen Opfern heute. Die große Lüge bei Galileis Methode ist, daß Gott oder vielleicht irgendeiner seiner Widersacher das Schicksal der Menschheit auswürfeln würde. Tatsächlich besteht eine wesentliche Verbindung zwischen diesem Aspekt der Aktivitäten Galileis und den pseudowissenschaftlichen Apologien verwandter Lügner und Schwindler wie Bernard Mandeville, François Quesnay und dem Plagiator Adam Smith zur Frage der anglo-holländischen Sicht monetärer und finanzieller Abläufe. Diese spezifisch empiristische Ideologie, für die Galilei, Descartes und ihr Einfluß nur typische Beispiele sind, durchzieht nicht nur das ganze allgemein akzeptierte Denken in Finanz- und Währungsfragen, sondern auch die axiomatischen Annahmen, die noch heute fast überall der unterrichteten formalen Wissenschaftsmethode zugrunde liegen.
Deshalb müssen wir jetzt eine für die Zukunft höchst bedeutsame Frage behandeln, die ich zugegebenermaßen in früheren Veröffentlichungen schon häufiger angesprochen habe: die systematische Bedeutung des prägenden Einflusses von Paolo Sarpi auf die noch heute fortdauernde Erfahrung des neuzeitlichen Europa mit dem anglo-holländischen Liberalismus und dessen Ausdruck in Form eines neumittelalterlichen Imperialismus.
Die wesentlichen Elemente des historischen Prozesses, der zur Entstehung des anglo-holländischen Liberalismus führte, und die Entwicklung dieses Liberalismus zu der Form, die seit Londons Triumph über Kontinentaleuropa beim Pariser Frieden vom Februar 1763 zunehmend die Welt beherrscht, lassen sich folgendermaßen zusammenfassen. Auch wenn ich an verschiedenen anderen Stellen diese Entstehung der sogenannten „Geopolitik“ schon beschrieben habe, ist es um der Klarheit des vorliegenden Themas willen nötig, gerade an dieser Stelle die Geschichte dieser Entwicklungen noch einmal darzustellen.
Die Geschichte der heutigen, weltweit ausgedehnten Zivilisation seit dem selbstverschuldeten Niedergang Athens in dem törichten Peloponnesischen Krieg ist im wesentlichen eine Geschichte des europäischen Imperialismus. Unter „Imperialismus“ verstehe man hier den Triumph des sog. „oligarchischen Modells“ über den Republikanismus, wie man ihn historisch mit der Erinnerung an Solon von Athen verbindet.19 Dieser „Erbstamm“ des Imperialismus, der sich nach dem Sieg Alexanders des Großen auf der Ebene vor Arbela und seinem anschließenden, für die Menschheit tragischen Tod herausbildete, fand seinen deutlichsten Ausdruck im Römischen Reich, in Byzanz, im ultramontanen System der Kreuzfahrer des Mittelalters und im späteren Aufstieg der anglo-holländischen Liberalen, die eine Neuauflage der ultramontanen Kreuzfahrerordnung anstrebten und dies auch heutzutage noch tun. Man stößt heute auf die Folgen dieser Imperialismusgeschichte, wenn die Londoner City Leute wie Vizepräsident Dick Cheney oder andere für ihre geopolitischen Zwecke einsetzt. Die „Globalisierung“, wie sie heute betrieben wird, ist ein klarer Ausdruck des Strebens der anglo-holländischen Liberalen nach einer solchen neovenezianischen imperialen Weltherrschaft. Das ist der Schlüssel für den „geopolitischen Krieg“, in dem man sich der faktisch verräterischen Regierung Bush/Cheney und des internationalen neokonservativen Netzwerks als wichtigste Waffe bedient, um die Vereinigten Staaten zu zerstören.
Der Schlüssel zum Verständnis dieser gegenwärtigen anglo-holländischen Gefahr für die Zivilisation im allgemeinen und die USA im besonderen liegt für denjenigen, der sich in der Geschichte der europäischen Kultur auskennt, im Rückgriff auf den Grundgedanken des „persischen Modells“ oder allgemein des „oligarchischen Modells“, wie es im Zusammenhang mit dem Machtaufstieg Makedoniens in der Zeit nach dem Peloponnesischen Krieg aufkam. König Philipp von Makedonien war, anders als sein Verwandter und politischer Erzfeind Alexander der Große, ein Mitverschwörer des Perserreiches. Auch Aristoteles, der zu König Philipps Fraktion gehörte und auch ein Agent des Delphikultes und persönlicher Feind Alexanders des Großen war, war darin verwickelt.
Wie die Fachwelt weiß, errang Alexander einen großen Sieg über die diversen Verbündeten seines Vaters, starb aber wahrscheinlich an einer Vergiftung infolge eines Mordanschlages oder einer massiven Rufmordkampagne - ein Schicksal, das unbequemen Gegnern der Oligarchie offenbar bis auf den heutigen Tag droht.20 Der Plan, der während der Zeit König Philipps und des sehr erfolgreichen Alexander als Projekt der Feinde Alexanders zur Schaffung erst eines westlichen, dann eines östlichen Weltreiches bekannt war, war mit dem Begriff „persisches Modell“ oder allgemein „oligarchisches Modell“ verbunden. Das Persische Reich ging unter, aber das Modell lebt bis auf den heutigen Tag weiter.21
Zum Thema erfolgreicher Verschwörungen in der realen Geschichte: In gewöhnlichen Darstellungen solcher historischer Tatsachen steht meist fälschlich eine wirklich vorhandene oder bloß angenommene Verschwörung von Leuten im Mittelpunkt, die vermeintlich innerhalb einer kartesischen mechanistisch-statistischen Mannigfaltigkeit zusammenstoßen. Die wirklich wichtigen erfolgreichen Verschwörungen der Geschichte sind hingegen durch widerstreitende Prinzipien definiert - wie z.B. durch den organischen Unterschied zwischen der Tradition der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und Verfassung einerseits und der unter den anglo-holländischen Liberalen verbreiteten oligarchischen „Verfassung“ venezianischer Art andererseits. Widerstreitende Ideen, nicht bloße Komplotte, prägen das Wirkpotential, in dem die Hauptrichtung der Geschichte liegt.
Der Ursprung närrischer tatsächlicher und bloß behaupteter Verschwörungen liegt gewöhnlich darin, daß es an der epistemologischen Kompetenz mangelt, die so ausgedrückten Meinungen richtig herauszubilden.
Dieser Punkt hinsichtlich der ontologischen Eigenschaften tatsächlicher Verschwörungen in einer Gesellschaft bezieht sich auf den Unterschied zwischen Mensch und Affe sowie zwischen der Gesellschaft als Prozeß und niederen Arten und Artengruppen allgemein. Die Verschwörung als funktionaler Ausdruck fundamentaler Ideen in der Geschichte ist die natürlichste Existenzform von und zwischen menschlichen Gesellschaften. Eine vernünftige Sicht der Rolle von Verschwörungen in der Gesellschaft gehört zu den Qualitäten eines entwickelten Geistes im erwachsenen Menschen und ist für erfolgreiche Naturwissenschaft und klassische Kunst unverzichtbar. Wer behauptet: „Ich glaube nicht an Verschwörungstheorien“, der verrät eine mangelnde Fähigkeit, rational an der Gesellschaft teilzuhaben.
Deshalb liegt der wahre Hintergrund der Verschwörung im Zusammenhang mit dem Geschehen im Jahrhundert nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges in den leitenden Ideen, wie sie auf der einen Seite mit den Entwicklungen im pro-oligarchischen delphischen Apollokult verbunden sind und auf der anderen Seite von Solon, Platon und dessen Vermächtnis verkörpert werden.
Die Idee des damaligen oligarchischen Prinzips ist als überlieferter Teil von Aischylos’ Der gefesselte Prometheus erhalten geblieben. Der olympische Zeus im Gefesselten Prometheus ist das Urbild der Gestalt des Tyrannen, ähnlich wie solche Ausgeburten Carl Schmitts wie die Hitlerdiktatur oder die dem „Führerprinzip“ entsprechende Theorie von der „Exekutivmacht“ in der Präsidentschaft George W. Bushs. In dieser Tradition, die auf den olympischen Zeus in Aischylos’ Drama zurückzuführen ist, droht der Masse der Menschen, als einzelne wie im ganzen, die Herabwürdigung auf den Zustand hirnlosen Viehs, wie bei den Aufmärschen der Nazis in Nürnberg. Die Bedrohung drückt sich darin aus, wie Zeus den Menschen verbietet, sich das Feuer (und die Kernkraft) allgemein zunutze zu machen. Dies ist - wie im System Bernard Mandevilles - die Vorstellung, damit wenige privilegierte Herrschende Erfolg haben, müsse man mit dem Rest der Gesellschaft nach dem Motto „den letzten beißen die Hunde“ verfahren.
Das gleiche pro-oligarchische Dogma ist die Hauptdoktrin des Existentialismus hinter dem System von 1933-45, zu dem der Nazi-Existentialist Martin Heidegger in Freiburg seinen Teil beitrug, indem er echte Ideen aus den Beratungen in der Gesellschaft verbannte. Genauso gingen Theodor Adorno und Hannah Arendt nach dem Krieg in ihrer Autoritären Persönlichkeit vor. Das Schlagwort „Ich glaube nicht an Verschwörungstheorien“ wurde zum Markenzeichen des hirngewaschenen Zombies, wie bei dem Monster aus dem Film „Schwarze Lagune“, das triefend mit ausgestreckten Armen aus dem Wasser hervorkommt.
Es ist die Fähigkeit zur Entwicklung und Umsetzung von Ideen der Art, wie sie in experimentell bestätigten Entdeckungen universeller physikalischer Prinzipien und in Ideen klassischer Kunstformen zum Ausdruck kommen (im Gegensatz zur humanoiden Nachahmung der „Kulturen“ von Menschenaffen oder Rhesusaffen im Käfig), was den Menschen und seine Kultur von den Gewohnheiten niederer Lebensformen unterscheidet. Unter dem Vorzeichen des oligarchischen Prinzips wird die Masse der menschlichen Gesellschaft im wesentlichen eingeteilt in „zahmes Vieh“, das man züchtet und später schlachtet, und „wildes Vieh“, das man zur sportlichen Ertüchtigung jagt, wie es die Allianz von Blair, Bush und Cheney gerade in Südwestasien vormacht.
Das innere Kennzeichen der weltweit ausgedehnten europäischen Zivilisation, wie wir sie auf den Aufstieg des antiken klassischen Griechenlands zurückführen, ist der noch anhaltende Konflikt zwischen denjenigen, die die Rechtsauffassung des Solon von Athen und der Präambel der amerikanischen Verfassung vertreten, und auf der gegnerischen Seite derjenigen, deren Vorstellung von der Organisation der Gesellschaftlich auf der willkürlichen Herrschaft irgendeines Gemischs oligarchischer Klassen beruht. Der heutige Imperialismus nennt sich „Globalisierung“ - ein Weltreich mit seinem Sitz am Standort der neovenezianischen Finanzoligarchie des anglo-holländischen Liberalismus.
Seit den frühesten Spuren der Einflüsse asiatischer Kulturen auf die entstehende antike europäische Zivilisation war „Imperialismus“ immer eine spezifische Bezeichnung für Entwicklungen innerhalb einer größeren Gesamtkategorie wie auch in der heutigen „Globalisierung“. Nach gängiger romantischer Auffassung versucht man ein Imperium immer als Werk eines Kaisers zu definieren, wohingegen in der wirklichen Geschichte die Institution des Kaisers Bestandteil eines Imperiums sein kann, aber nicht muß. Das ultramontane System der venezianischen Finanzoligarchie und ihres normannischen Anhangs ist dafür ein gutes Beispiel, ebenso wie heute die „Globalisierung“. Das eigentliche Merkmal eines Imperiums liegt nicht in den Institutionen, die die Oligarchie nach Bedarf benutzt oder verwirft, sondern in der Rolle der Oligarchie an sich.
Im antiken Griechenland war das „Imperium“ beispielsweise ein Ausdruck des Apollokults von Delphi.
Ein Blick auf die Ruinen dieser Kultstätte läßt noch heute die kennzeichnenden Bestandteile erkennen. Um den eigentlichen Tempel herum liegen kleine Gebäudestrukturen, die nominell jeweils für den Reichtum einer bestimmten griechischen Stadt standen. Praktisch waren es Schatzämter. Dann betrachte man die nahegelegene Küste, wo mit den Schiffen der delphischen Geldinteressen Handel getrieben wurde - in einer Form, die auch daran erinnert, wie die venezianische Finanzoligarchie im mittelalterlichen Europa im maritimen Herzen der ultramontanen Ordnung herrschte. Dazu gehörte u.a. eine frühere delphische Kolonie, die sich etwas aufwärts von der Tibermündung auf einer Bastion in den Hügeln von Rom entwickelte, ein Stück Land, das aus dem Territorium von Delphis Rivalen im westlichen Mittelmeer, den Etruskern, herausgeschnitten wurde.
Ein Beispiel: Nachdem der römische Kaiser Diokletian in weiser Voraussicht das dekadente Römische Reich in einen östlichen und einen westlichen Teil aufgeteilt hatte - eine Art Nachahmung des oligarchischen Projekts aus der Zeit Philipps von Makedonien -, wollte Diokletians Schützling Kaiser Konstantin die Christen als Anhängsel des römischen imperialen Pantheons vereinnahmen (indem er, wie in Nizäa, als Pontifex Maximus das Recht beanspruchte, Bischöfe zu ernennen und anzuleiten). Der byzantinische Kaiser war ständig bemüht, die Befehlsgewalt im Reich zu behaupten, was auch die den bloßen Königen verwehrte Machtbefugnis einschloß, allein die Rechtsgrundsätze zu definieren, und er wollte so die angestrebte Kontrolle über die christlichen Kirchen als Werkzeug imperialer Macht benutzen: ein System, das erst mit der Krise des Papsttums im Zuge des Zusammenbruchs des ultramontanen Systems im „neuen finsteren Zeitalter“ Mitte des 14. Jh. endete.
Ein Beispiel: Obwohl das venezianisch beherrschte ultramontane System nach der Vertreibung der Anjou aus Sizilien die Habsburger eingesetzt hatte, um das zerstörte europäische System Karls des Großen unter dem Hohenstaufenherrscher Friedrich II. und seinen unseligen Erben abzulösen, wurde das imperiale System Roms nach dem Aufstieg der venezianischen Finanzoligarchie zur mittelalterlichen Großmacht nie wieder in seiner cäsarischen Form wiederhergestellt. Nach dem Sieg Venedigs über Byzanz, das es plünderte und zerstörte, wurde das oligarchische System in der venezianischen Form des anglo-holländischen liberalen Systems der Finanztyrannei fortgeführt. Heute hat es die Form eines nachnationalstaatlichen Systems angenommen, das sich „Globalisierung“ nennt.
Es gab jedoch zwei verschiedene Spielarten venezianischer Herrschaft als eigentliches finanzoligarchisches Imperium - nicht die Herrschaft des Kaisers, sondern die des Stiletts.
Die erste endete mit den Erschütterungen nach dem Zusammenbruch des lombardischen Bankhauses der Bardi. Es wurde nach dem Fall Konstantinopels und dem Aufstieg der Institution des Großinquisitors unter Spaniens Tomás de Torquemada im Sinne von Bram Stokers Dracula noch einmal wiedergeboren, aber Torquemadas Absicht kam in zweckmäßigerer Weise zum Ausdruck, als sein System seinerseits unter der Führung der von Paolo Sarpi geführten Partei des „Neuen Venedig“ reformiert wurde.
Im Laufe des 17. Jh. durchlief Sarpis Neues Venedig die nächste Metamorphose und tauchte als innere Komponente des anglo-holländischen liberalen Systems finanzoligarchischer Herrschaft wieder auf. 1763, am Ende des sog. „Siebenjährigen Krieges“, den die anglo-holländischen Liberalen mit Erfolg orchestriert hatten, wurde das anglo-holländische liberale System der in London konzentrierten finanzoligarchischen Macht zum neuen Weltreich, dessen jüngste geopolitische Ausprägung in dem Ruin deutlich wird, in den sein Einfluß unsere Vereinigten Staaten in der beabsichtigten Form der „Globalisierung“ gestürzt hat.
In der modernen Geschichte Englands wurde nach dem Sturz Richards III. das französische Commonwealth-System Ludwigs XI. in ein plötzlich modernes England unter Heinrich VII. eingeführt. Der venezianischen Partei, die damals vom venezianischen Eheberater Heinrichs VIII., Zorzi (alias Giorgi), repräsentiert wurde, gelang es dann, den englischen Commonwealth von innen zu unterminieren. Unter James I. kam es zu einer zweiten Übernahme der britischen Monarchie durch die Partei des Neuen Venedig unter Paolo Sarpi.
Auch wenn Venedig vieles tat, um die Bemühungen zur Gründung eines neuen Systems souveräner Nationalstaaten in der Zeit zwischen 1492 und 1648 zu verhindern,22 gelang es trotz oft massiver Rückschläge, die die Inquisition und die Habsburger der Zivilisation zufügten, nicht, die Existenz und die beharrlich fortschreitende realwirtschaftliche und sonstige Entwicklung des jungen Systems der kontinentalen Nationalstaaten in Europa oder seiner Kolonien in Amerika zu unterdrücken. Vom Standpunkt Paolo Sarpis hatten sich die theologischen und philosophischen Dogmen der alten römischen, byzantinischen und mittelalterlichen Systeme als unfähig erwiesen, das neue System souveräner Nationalstaaten auszurotten, dessen Aufbau im Umfeld des großen ökumenischen Konzils von Florenz in der Mitte des 15. Jh. in Gang gekommen war. Für Sarpi bedeutete dies, daß der im Römischen Reich wiederbelebte Aristoteles ein ungeeignetes Instrument war, um mit der Herausforderung fertig zu werden, die das System der aufstrebenden souveränen Nationalstaaten zur Wiederbelebung des klassischen naturwissenschaftlichen und künstlerischen Denkens darstellte.
So, wie sich damals Paolo Sarpi dem mittelalterlichen Irrationalismus des William of Ockham zuwandte, übernahmen die britischen Gegner Präsident Franklin D. Roosevelts und ihre Verbündeten in den Vereinigten Staaten unmittelbar nach Roosevelts Tod den radikalen Irrationalismus der „Frankfurter Schule“ und ähnlicher Existentialisten.
Derartige existentialistische und verwandte Einflüsse dienten als Instrumente, um die Wissenschaft und Kunst in den USA und Europa mit tatkräftiger Hilfe der Babyboomer praktisch zu zerstören. Stattdessen wurde versucht, diese durch einen wilden dionysischen Irrationalismus (jenen Wahnsinn, den einige Insassen der Londoner Tavistock-Klinik als eine Form von Freiheit betrachten) zu ersetzen, wie ihn die Anhänger Voltaires, Marquis de Sades und Marats vertreten - jenes verrückten Franzosen aus dem Drama, der auch ein Agent des britischen „Geheimkomitees“ unter Jeremy Bentham war. Im übrigen wurzeln diese Einflüsse in den Dogmen Friedrich Nietzsches und anderer, die dazu benutzt wurden, um dem kriegszerstörten West- und Mitteleuropa nach 1945 den von den USA geschaffenen Kongreß für kulturelle Freiheit aufzuzwingen. Der gleichen Massengehirnwäsche wurde auch die neue Generation der amerikanischen Mittelschicht, die zwischen 1945 und 1956 geboren wurde, unterzogen.
Der strategische Vorläufer dieses existentialistischen Massenwahns, der nach 1945 die Mittelschicht in Europa und den USA erfaßte, verfolgt die gleiche strategische Absicht wie der Liberalismus, den die Anhänger von Paolo Sarpis Politik des „Neuen Venedig“ als „Empirismus“ bezeichneten.
Paolo Sarpis Sieg führt unseren Bericht in ein Intermezzo: Schauen wir aus dem späten 16. Jh. auf die zukünftige Geschichtsepoche nach 1688, als das britische Empire, auch bekannt als das anglo-holländische liberale System, entstand. Um die Gegenwart zu verstehen, muß man zunächst einen Standpunkt in der noch zu erlebenden Zukunft einnehmen und von diesem Standpunkt aus auf die Gegenwart zurückschauen, um die bevorstehende Zukunft zu betrachten. Für die Methode, die man bei solchen Prognosen braucht, muß man den von der Gegenwart definierten Standpunkt der mechanistisch-statistischen Vorhersage verlassen und die in der bevorstehenden Zukunft liegenden Grenzbedingungen betrachten, die die zur Auswahl stehenden Ergebnisse der Gegenwart enthalten. Das ist die Methode langfristiger realwirtschaftlicher Prognosen, wie sie zur Aufstellung kompetenter Investitionshaushalte erforderlich sind; mit der gleichen Methode entdeckte Kepler die Gravitation und andere universelle Naturprinzipien.
Das ist die spezifisch dynamische Methode jeder kompetenten Wissenschaft und jeder kompetenten Geschichtsprognose.
Das Konzept der „Geopolitik“ entstand unter Edward Albert, dem britischen Prinzen von Wales, im Vorfeld dessen, was man später den „Ersten Weltkrieg“ nannte. Die Funktion, die dieser Begriff bezeichnet, entstand als Reaktion des Britischen Empire auf das Scheitern der Pläne Lord Palmerstons gegenüber den USA und gegenüber dem Mexiko des Präsidenten Benito Juárez. Die USA unter Präsident Lincoln waren in den Jahren 1863-1865 zu einer Kontinentalmacht vom Atlantik bis zum Pazifik aufgestiegen, die mit militärischen Mitteln nicht mehr zu besiegen war, sondern nur noch durch jene Art Korruption, wie sie in extremer Form die heutige Regierung Bush/Cheney charakterisiert.
Die treibende strategische Frage für Großbritannien unter Prinz Edward Albert war der Umstand, daß sich das Amerikanische System der Politischen Ökonomie insbesondere nach der Jahrhundertausstellung in Philadelphia 1876 in den wichtigsten Nationen Mittel- und Südamerikas und vieler Nationen Eurasiens wie in Bismarcks Deutschland, in Rußland unter Zar Alexander III, in Japan nach der Meiji-Restoration und anderen rapide verbreitete. Das Britische Empire reagierte auf diese Entwicklungen ganz in der Tradition der herrschenden imperialen Fraktion Englands - jener anglo-holländischen liberalen Finanzinteressen, die mit der britischen Ostindiengesellschaft und der Baringsbank verbunden waren und durch den Pariser Frieden von 1763 ihre Position als imperiale Seemacht etabliert hatten.
Der bösartige Bertrand Russell formuliert dies so: „Als ich erstmals politisches Bewußtsein entwickelte, standen sich Gladstone und Disraeli noch inmitten viktorianischer Beständigkeit gegenüber, das Britische Empire schien unumstößlich, eine Bedrohung der britischen maritimen Überlegenheit war undenkbar... Für einen alten Mann mit einer solchen Vergangenheit ist es schwer, sich in einer Welt... des amerikanischen Supremats zuhause zu fühlen.“23
Das in England unter dem Räuber Wilhelm von Oranien errichtete anglo-holländische liberale System hatte sich im Februar 1763 als imperiale Privatmacht etabliert, indem es eine Reihe ruinöser Kriege auf dem europäischen Kontinent orchestrierte, die im sog. „Siebenjährigen Krieg“ kulminierte, durch den Lord Shelburnes Ostindiengesellschaft zur imperialen Macht wurde. Trotz der zeitweiligen Niederlagen, die das Britische Empire bei seinen Versuchen erlitt, die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika zu vernichten, gelang es ihm mit der entscheidenden Hilfe der martinistischen Freimaurerei, sich nach dem 14. Juli 1789 wieder zu erholen und zu triumphieren, indem es zunächst die Französische Revolution orchestrierte und dann sämtliche Rivalen Englands auf dem europäischen Kontinent durch die Napoleonischen Kriege ausschaltete.
Klären wir zunächst einige Abstammungen. Jeremy Bentham wurde von Lord Shelburne kontrolliert, er selbst war der Kontrolleur der Haileybury-Schule, die nicht nur die antiamerikanischen Wirtschaftslehren des britischen Systems hervorbrachte, sondern auch die Karriere von Karl Marx als Ökonom lenkte. Bentham steuerte den Geheimdienst des britischen Außenministeriums und überließ diesen dann seinem Nachfolger Lord Palmerston. Abgesehen davon, daß ihm der Verräter Aaron Burr praktisch gehörte, verfolgte Bentham seine Ziele auf dem amerikanischen Kontinent hauptsächlich in Südamerika, wo er die Grundlage für die vollständige Kontrolle Palmerstons über die subversiven Netzwerke des Jungen Europa und des Jungen Amerika durch eben jenen Mazzini legte, der auch Karl Marx aufbaute und praktisch übernahm. Auf diese Weise entstand durch Palmerston die Südstaatenkonföderation, und er beeinflußte seine Marionette Napoleon III. von Frankreich, einen blutrünstigen habsburgischen Diktator in Mexiko einzusetzen.
Palmerstons Operationen scheiterten vor allem an der Rolle Präsident Abraham Lincolns, was weltweit das Blatt gegen die imperialen Ambitionen Großbritanniens wendete.
London unter Prinz Edward Albert reagierte auf diese Entwicklung mit der Entscheidung, auf dem eurasischen Kontinent einen mörderischen Konflikt auszulösen, um so das politische und wirtschaftliche System der Vereinigten Staaten zu isolieren und letztlich zerstören zu können. Das Entwicklungspotential Eurasiens sollte zerstört werden, damit kein Land mehr dem amerikanischen Vorbild folgen könnte, das von außen betrachtet im Sieg Präsident Lincolns bestand. In den ersten Schritten, die London zur Einleitung des „Zweiten Weltkriegs“ ergriff, kam seit Anfang der 30er Jahre die gleiche zugrundeliegende Absicht zum Ausdruck, wie sie Eduard VII. bei der Einfädelung des Ersten Weltkriegs benutzte: Die „unerledigte Aufgabe“ sollte sozusagen zu Ende geführt werden
Tatsächlich wurde der Krieg aufgrund des Eingreifens von US-Präsident Franklin Roosevelt gewonnen, und deshalb setzte das Empire nach dem Tod des Präsidenten seine Leute in den USA dazu ein, den amerikanischen Sieg so schnell wie möglich zunichte zu machen. London brauchte mehr als zwei weitere Jahrzehnte, um Roosevelts Bretton-Woods-System der festen Wechselkurse zu zerschlagen.
In der plötzlichen Wende gegen die Politik von Präsident Franklin Roosevelt unter der Regierung Truman zeigten sich die von New York aus operierenden anglo-holländischen imperialen Interessen, die entschlossen waren, über die Vereinigten Staaten zu triumphieren.
Alle diese Fakten sind wahr, aber für sich betrachtet sind sie zu simpel und können vom Standpunkt jener naiven Kreaturen zu leicht mißverstanden werden, welche die Welt als ein mechanistisch-statistisches System stoßweiser Wechselwirkungen zwischen Individuen betrachten und deshalb die wirksame Rolle wahrer Ideen, die qualitativ mit denen der kompetenten Naturwissenschaft verglichen werden können, außer Betracht lassen. Die Beziehungen zwischen Menschen sind nicht wie der Zusammenstoß von Billardkugeln - jedenfalls sollten sie keine solchen erbärmlichen Spielzeuge sein.
Diese Überlegungen über die jüngere Geschichte bringen uns zum Thema der empiristischen Revolution Paolo Sarpis zurück. Was war die Vergangenheit, aus der heraus die Zukunft des Paolo Sarpi entstand?
Fortsetzung folgt
Anmerkungen:
18. Der „Isaac-Newton“-Schwindel, der die Wissenschaft bis heute verpestet, ging eigentlich von Venedig aus (siehe Lyndon H. LaRouche, Jr. „How Bertrand Russell Became an Evil Man“, Fidelio, Herbst 1994). Im Mittelpunkt dieser Operation, die vom letzten Viertel des 17. Jh. bis zum Ende des 18. Jh. andauerte und sich gegen die zentrale Figur des Gottfried Wilhelm Leibniz richtete, stand eine Studie, die Leibniz im Auftrag der feudalen Interessen des Hauses Hannover durchzuführen hatte, in dessen Dienst er in den letzten Jahrzehnten seines Lebens stand. In diesem Zusammenhang wurden alle möglichen venezianischen Agenten nach Italien, Deutschland und Frankreich entsandt; einer der wichtigsten davon war ein gewisser Abt Antonio Conti, der den größten Teil seines Lebens bis zu seinem Tode 1749 in Frankreich verbrachte. Conti wurde in Paris bekannt als treuer Anhänger René Descartes’ und später, in der ersten Hälfte des 18. Jh., als Koordinator eines europaweiten Netzwerks leibnizfeindlicher Salons, in denen sich seine Komplizen wie Voltaire, d’Alembert, Leonhard Euler, Maupertuis, Joseph Lagrange u.a. herumtrieben, aber auch als Anhänger der Londoner Operation, welche die synthetische Persönlichkeit des Spezialisten für „schwarze Magie“ Sir Isaac Newton schuf.
Contis wesentlicher Beitrag zu diesem schmutzigen Geschäft war, daß er sich in Paris den Plan ausdachte, in England einen „synthetischen Descartes“ zu schaffen, ein Schwindel, an dem Rev. Samuel Clarke beteiligt war (siehe Loemker, op.cit., S. 675-721). Da in England zur damaligen Zeit eine starke antifranzösische Stimmung herrschte (siehe H. Graham Lowry, How the Nation Was Won, Executive Intelligence Review, Washington D.C., 1988), wurde mit Hilfe wirklicher englischer Wissenschaftler wie Hooke und unter Rückgriff auf das intellektuelle Erbe des Betrügers Galileo Galilei ein synthetischer Descartes, Newton, geschaffen. Die Namen, die Carl F. Gauß in seiner Dissertation von 1799 nannte, waren typische Agenten der britischen „Neokartesianer“, die im Rahmen des Netzwerks der Contischen Salons geschaffen wurden.
19. Siehe Friedrich Schillers Jenaer Antrittsvorlesung über das republikanische System des Solon und das oligarchische System des Lykurg.
20. Ihren verängstigten Gegnern sagt die Oligarchie ganz nach ihrer Art: „Seid impotent, spielt den Narren, dann foltern und töten wir euch vielleicht nicht als Exempel für andere, so wie wir so viele andere unserer fähigen Gegner ermordet oder auf anderer Weise ruiniert haben. Ihr könnt gerne etwas Opposition spielen, solange ihr närrisch und impotent seid!“
21. Es ist historisch von Belang, daß Alexander mütterlicherseits cyrenaisch war; wie sein strategisch wichtiger Besuch des Ammon-Tempels in der Cyrenaika beweist, teilte er außerdem die Überzeugungen der späteren Anhänger Platons und des berühmten cyrenaischen Mitglieds der platonischen Akademie in Athen, Eratosthenes. Die Cyrenaika war schon vor Platons Zeiten ein Zentrum der maritimen Kultur und Navigationstechnik, die von den Ägyptern für ihre hochseetauglichen großen Holzschiffe verwendet wurde. Ungefähr seit dem 7.Jh. v.Chr. war die ägyptische Seefahrerkultur, für die die Rolle der Cyrenaika typisch ist, mit den Seefahrerkulturen der Etrusker und der Ionier gegen die feindlich gesinnten Kräfte von Tyros verbündet. Das Bündnis der cyrenaischen Priesterschaft mit Alexander setzte in Ägypten und anderswo eine Reihe von Entwicklungen in Gang, die zur Niederlage von Tyros und zum späteren Untergang des Persischen Reichs führten.
22. Seit der naziähnliche Großinquisitor Tomás de Torquemada 1492 Pogrome gegen die Juden in Gang gesetzt hatte, bis zum Westfälischen Frieden von 1648.
23. Zitiert nach: Carol White et al., The New Dark Ages Conspiracy, New Benjamin Franklin House, New York, 1980, S. 77.
Lesen Sie hierzu bitte auch:
Der Tanz der Bio-Narren - 1. Teil - Neue Solidarität Nr. 10/2007 LaRouche-Bewegung durchbricht Klima-Hysterie - Neue Solidarität Nr. 10/2007 Der Betrug des Klimawandels - Neue Solidarität Nr. 10/2007 Die wirklichen Ursachen des Klimawandels - Neue Solidarität Nr. 10/2007 Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006 - Internetseite des Schiller-Instituts Was Lyndon LaRouche wirklich sagt - Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo) |
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